Wie sah der Nachthimmel zur Zeit der Dinosaurier aus?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

In erdgeschichtlichen Maßstäben gesehen ändert sich der Nachthimmel sehr schnell. Die Unterschiede bemerkt man schon bei Darstellungen aus der Antike, also wird nach Jahrmillionen nicht viel von den uns bekannten Bildern übrigbleiben.

Ein Blick hierher dürfte sich für dich lohnen:

http://www.avgoe.de/astro/Teil04/EB.html

Diese Verschiebungen betreffen übrigens nicht nur die gewöhnlichen Sternbilder, sondern auch Sachen wie Polarsterne. Es reicht ja nicht, dass die Sterne alle wie bekloppt in unterschiedliche Richtungen davonschwirren, die Parameter der Erdumlaufbahn ändern sich auch, und deswegen zeigt in einem oder zwei Jahrtausenden die Erdachse nicht mehr auf den Nordstern, sondern auf einen Stern mit dem wunderschönen Namen γ Cephei.

Die Positionen von Sternbildern haben die Astronomen für die vergangenen und kommenden Jahrtausende berechnet, aber bis ins Mesozoikum ist meines Wissens keiner zurückgegangen. Ich habe auch versucht, in meinem Stellariumsprogramm den Zeitpunkt "23:00 Uhr, 19. Mai 65.998.000 v. Chr." einzugeben, aber da ist es bloß abgestürzt. Mit einer Sternkarte kann ich dir also nicht dienen.

Die etwas geringere Entfernung des Mondes spielt kaum eine Rolle, denke ich. Bei 3,8 cm pro Jahr, die der mittlere Bahnabstand wächst, wäre der Mond am Ende der Kreidezeit durchschnittlich etwa 2.500 km näher an der Erde gewesen. Der tatsächliche Abstand des Mondes zur Erde und damit sein scheinbarer Durchmesser am Himmel schwankt aber innerhalb eines Umlaufs um mehr als 40.000km. Der Mond müsste also durchschnittlich ein bisschen größer erschienen sein als heute, aber eben nur durchschnittlich. Vielleicht findest du hier noch ein paar Infos:

https://de.wikipedia.org/wiki/Monddurchmesser

DiegoderAeltere  19.05.2016, 23:40

Du hast zwar nicht ausdrücklich danach gefragt, aber es ist für dich bestimmt auch interessant, dass die Erde immer langsamer rotiert und deshalb die Tageslänge um 1 Sekunde/100.000 Jahre zunimmt. Wenn ich mich nicht vertan habe, bedeutet das, dass ein Tag in der ausgehenden Kreide 11 Minuten kürzer war als ein heutiger Tag, was wiederum bedeutet, dass ein Jahr damals 2,8 Tage mehr hatte.

3
MarkusKapunkt 
Fragesteller
 20.05.2016, 00:16
@DiegoderAeltere

Ich bin sogar auf eine Kürzung um etwas mehr als 29 Minuten gekommen. Die stetige Verlangsamung der Erdrotation verläuft nämlich nicht konstant, sondern ist von vielen Faktoren abhängig, wie z.B. der Lage der Kontinente.

Durch Untersuchungen an fosilen Korallen wurde die Jahreslänge an unterschiedlichen Punkten der Erdgeschichte gemessen. Da Korallen nur tagsüber bei Sonnenlicht wachsen und das Wachstum in den lichtärmeren Wintermonaten somit langsamer verläuft, konnte man für die ausgehende Kreidezeit eine Jahresdauer von 373 Tagen ermitteln. Da die Erde sich aber mit einer in etwa konstant bleibenden Geschwindigkeit um die Sonne bewegt, muss einTag damals ca. 23 und eine halbe Stunde gedauert haben.

Ich hoffe, dein Sternkartenprogramm erholt sich wieder von dem Schock. :-)

2
DiegoderAeltere  21.05.2016, 11:01
@MarkusKapunkt

Das kann durchaus sein. Genau deshalb benutze ich nach 23 Uhr keine Taschenrechner mehr, dann fangen die immer an zu lügen. Jedenfalls danke für den Stern!

1

Auch wenn der Mond näher an der Erde war, glaube ich nicht, dass der Unterschied mit bloßem Auge erkennbar wäre. Der Mond ist 384 400 km entfernt, jedes Jahr entfernt er sich ca. 3,8 cm. Bei einer konstanten Rate wären dies bei 66 Millionen Jahre knapp 250 km, aus astronomischer Perspektive eine sehr kleine Distanz. 

Die Sternbilder wären allerdings wirklich nicht wieder zu erkennen, schon in wenigen hunderttausend Jahren verändern sich die Konstellationen teils deutlich. Hier ein kleiner Artikel dazu: 

http://spaceplace.nasa.gov/review/dr-marc-space/constellations.html


Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Wissenschaftler/Molekularbiologe
MarkusKapunkt 
Fragesteller
 19.05.2016, 22:59

Hast du dich da nicht etwas verrechnet? Ich komme auf 2.244km. So eine Distanz würde doch wohl schon ein wenig auffallen, oder? :-)

1
MarkusKapunkt 
Fragesteller
 19.05.2016, 23:08
@MarkusKapunkt

Vielleicht dann ja sogar beim Gezeitenwechsel und den Mondphasen? Wenn der Mond näher dran ist, braucht er ja weniger Tage, um die Erde zu umkreisen (sofern seine Geschwindigkeit konstant bleibt, was ich wiederum nicht weiß). Und Ebbe und Flut müssten in den vielen Flachmeeren am Ende der Kreidezeit sicher auch deutlich spürbar gewesen sein, oder nicht?

0
dadita  19.05.2016, 23:49
@MarkusKapunkt

Ja richtig, habe mich um ein paar Kommastellen vertippt ^^ Ja das war dann sicherlich sichtbar...und hatte wohl auch Auswirkungen! 

1
TomRichter  05.07.2016, 00:09
@MarkusKapunkt

Ist aber immer noch weniger als 1% der Entfernung - das sieht man nicht, das misst man höchstens.

0

das ist relativ leicht zu beantworten, denn die sterne, die wir heute sehen sind ja auch nur eine momentaufnahme des lichts, das der stern vor unendlich langer zeit losgeschickt hat. deshalb war der Sternenhimmel damals anders als heutzutage. 

ein Beispiel dafür wäre zum Beispiel die Supernova von 1051 n.Chr., die chinesische Astronomen beobachten konnten. Das Stern war damals aber schon 600.000 Jahre explodiert. Heute sieht ,man diese aber nicht mehr

Der Sternenhimmel sah desshalb wahrscheinlich ähnlich, aber nicht gleich aus

hoffe ich konnte dir die Veränderungen des Himmels verdeutlichen

LG Josi

MarkusKapunkt 
Fragesteller
 19.05.2016, 22:19

Dass sich der Himmel verändert hat, wusste ich bereits, sonst hätte ich die Frage ja nicht gestellt. :-)

Kannst du zu den Detailfragen etwas sagen? Hätte man die Sternbilder von heute schon sehen können? Oder gab es die noch gar nicht bzw. hatten eine ganz andere Position? Und was ist mit dem Mond? Würde man da einen Unterschied in der Größe merken?

0
Jodelhoden77  19.05.2016, 22:25
@MarkusKapunkt

Na klar,

also die Sternbilder haben sich in dieser Zeit nicht groß verändert. 66 Millionen Jahre sind im Vergleich zu dem Alter unseres Universums (14 Milliarden Jahre) bzw. dem Alter eines Sternes (ca. 6 Milliarden Jahre) ein Katzensprung. Dadurch können in der Zwischenzeit manche Sterne ausgebrannt sein (statistisch 1/100 wenn man die Zeitabstände anschaut). Durch die Ausbreitung des Universums wird die relative Position der Sterne damals etwas anders gewesen sein.

Der Mond kann nicht viel näher gewesen sein, da er sich ja schon damals in einer stabilen Umlaufbahn befunden haben muss. 

Hoffe ich konnte helfen ;)

1
MarkusKapunkt 
Fragesteller
 19.05.2016, 22:52
@Jodelhoden77

Konntest du. Danke!

Nur mit dem Mond bin ich noch etwas skeptisch. Seine Umlaufbahn ist alles andere als stabil, wenn man auf die enormen Zeiträume blickt. Er entfernt sich jedes Jahr um etwas mehr als 3 Zentimeter, also muss er damals der Erde doch noch näher gewesen sein, oder nicht? Ich habe es mal selbst ausgerechnet und bin dabei auf einen Abstand von 359.700km gekommen (heute sind es 384.000km). Kann diese Zahl stimmen?

0
Jodelhoden77  19.05.2016, 22:58
@MarkusKapunkt

Ja, diese Zahl kann durchaus stimmen. Früher war der Mond näher und hatte eine kürzere Umlaufzeit. Mit der Zeit entfernt sich der Mond und die Umlaufbahn verlängert sich damit. Irgendwann wird sich der Mond immer weiter entfernen, das wird allerdings noch dauern, davor wird die Sonne ausbrennen und unser Sonnensystem zerstören ;)

1

Der Himmel sah mit Sicherheit völlig anders aus.

Veranschaulichen kann man sich das, indem man das galaktische Jahr (ca. 250 Millionen Jahre) als Referenz nimmt und die Zeit von heute bis damals in Relation setzt. Ein galaktisches Jahr ist die Dauer, die das Sonnensystem braucht, um einmal den Kern der Galaxis zu umrunden.

66 Millionen Jahre sind folglich etwas mehr als eine Viertel Umrundung. Von den mit bloßem Auge sichtbaren Sternen ist keiner (von den mir bekannten) weiter entfernt als 10 000 Lichtjahre. Die meisten (sprich: fast alle) befinden sich sogar innerhalb von 1000 Lichtjahren.

Die logische Konsequenz ist also, dass der Himmel zwangsläufig  nicht so ausgesehen haben kann wie heute, da Sterne nicht gemeinsam im Gleichtakt um das Zentrum laufen.

Noch interessanter wird es, wenn man die Zeitspanne an sich miteinbezieht. Die Lebensdauer der Sterne verkürzt sich umso mehr, je schwerer sie sind. Die Konsequenz ist, dass die schwersten Sterne nur wenige Millionen Jahre Lebenszeit besitzen.

Im Prinzip ist alles, was zum damaligen Zeitpunkt schwerer als 5 Sonnenmassen war, heute tot. Umgekehrt heißt das natürlich auch, dass sämtlich Sterne, die heute schwerer als 5 Sonnenmassen sind, damals noch nicht existiert haben.

Deine Frage also, ob man den Polarstern mittels des großen Wagens hätte finden können erübrigt sich also weil

a) die Sterne des großen Bären ganz woanders waren sofern sie denn

b) überhaupt am Himmel sichtbar waren und

c) Polaris zu jenem Zeitpunkt noch nicht existierte.

Dasselbe gilt natürlich auch für alle anderen massiven Sterne. Beispielsweise existierte keiner der Sterne des Orion, ebensowenig wie bespielsweise Deneb oder Canopus. Tatsächlich existierte rund die Hälfte der 100 hellsten Sterne damals noch nicht.

Sterne die bereits existierten, waren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht von der Erde aus zu sehen, da sie weit jenseits der Sichtbarkeitsgrenze lagen. Andererseits muss es viele helle Sterne gegeben haben, die heute bereits erloschen sind.

Was den Mond angeht, so war er nicht wesentlich näher oder ferner als heute. Allerdings muss man , wie du selbst schon festgestellt hast, beachten, dass die Entfernung des Mondes früher größer war als heute, aufgrund der stärkeren Gezeiten. Jedoch ist die Zeitspanne von 66 Millionen Jahren über geologische Zeiträume hinweig sehr gering.

LG, NA

MarkusKapunkt 
Fragesteller
 20.05.2016, 05:28

Ich danke dir für deine sehr ausführliche Antwort! Das hat mir sehr geholfen.

0
NutzlosAlpha  20.05.2016, 14:57
@NutzlosAlpha

Ich habe übrigens Unsinn geschrieben. Nicht die Entfernung war größer, sondern die Zunahme derselben.

1
MarkusKapunkt 
Fragesteller
 20.05.2016, 22:52
@NutzlosAlpha

Hab mich schon gewundert, aber es einfach für einen Verschreiber gehalten. :-)

1
rumar  20.01.2019, 19:51

"Was den Mond angeht, so war er nicht wesentlich näher oder ferner als heute. Allerdings muss man , wie du selbst schon festgestellt hast, beachten, dass die Entfernung des Mondes früher größer war als heute, aufgrund der stärkeren Gezeiten."

Für die, die hier noch reingucken: Das ist doch so ziemlich umgekehrt: Zur Zeit der Dinos waren die Gezeiten der Meere auf der Erde stärker als heute, weil damals der Mond noch näher an der Erde stand als heute.

1

Hallo, Es hat damals größere und hellere Sterne gegeben. Sie sind in der Zwischenzeit erloschen, da sie ihren Wasserstoffvorrat aufgebraucht haben. Die Sterne waren damals größer und heller und hatten dadurch eine kürzere Lebensdauer als die Sonne. Die Sternbilder waren den heutigen gegenüber stark verzerrt.