Wie oft und wie meditiert man richtig?

3 Antworten

Ich meditieren seit gut 40 Jahren. Und, meine Erfahrung ist: Wenn du 10 Leute fragst, was Meditation ist, wie man meditiert, oder was das Ziel von Meditation sei, bekommst du 10 verschiedene Antworten ;-)

Lass dich davon nicht verwirren. Die Frage ist vielmehr: Was erwartest DU davon, zu meditieren !?! Was verstehst du unter "das soll gut sein" ? Möchtest du dich "nur etwas besser entspannen" können ? Oder, mehr über dich, deine Gedanken-Muster, deine Gefühle und Reaktionen darauf herausfinden ? Bist du auf der Suche nach einem "Sinn" im Leben ? usw....

Wenn du meditieren willst, dann solltest du das auf jeden Fall täglich üben ! Das funktioniert erst mal auch alleine, mit einer guten Anleitung ( von qualifizierten Lehrer/Innen, die genau wissen, was sie lehren ! ).

Regelmäßige Zeiten sind unabdingbar. Schau, wann am Tag du dir ( anfangs ) 10, später auch 15, 20 oder mehr Minuten Zeit nehmen kannst ! Der Abend ist dafür geeignet. Aber, ich würde sagen: der frühe Morgen, gleich nach dem Aufstehen ist besser. Dann ist dein Geist noch nicht so "überflutet" von Eindrücken, Gedanken und Ablenkungen, und es fällt in der Regel leichter, sich zu konzentrieren...

Die Sitzhaltung ist nicht ganz so wichtig, wie oft behauptet. Aber: sie sollte möglichst aufrecht und entspannt sein. Vom Meditieren im Liegen würde ich allerdings - zumindest am Anfang ( und das kann dauern, bis man kein "Anfänger" mehr ist ) abraten ! Einschlafen ist nämlich nicht das Ziel in der Meditation ;-)

Viele verwechseln da Meditation mit einer simplen "Entspannungs-Technik". Doch, Meditation ist sehr viel mehr, bewirkt sehr viel mehr, und sollte, wenn sie "gut" sein/wirken soll, auch in einen größeren Kontext gestellt/verstanden werden !

Natürlich kann es immer wieder mal passieren, dass man dabei kurz einnickt. Doch, gerade dafür ist die aufrechte Haltung ja gedacht: dass man nicht unbemerkt in Tiefschlaf fällt ;-)

Das Gleiche gilt für die Frage: "Augen auf, oder Augen zu ?" Neigst du eher dazu, dich leicht ablenken zu lassen, dann lasse die Augen geschlossen. Wirst du eher schläfrig, dann lass sie offen !

Ich könnte dir 100 Links zum Hören oder Lesen geben ( mache ich gerne, wenn du mehr Infos brauchst - ich habe auch ganze Kurse, natürlich kostenlos, von erfahrenen Meditations-Lehrern ! )

Ich gebe dir aber nur ein paar Wenige ( die auch nicht all zu lang oder zu kompliziert sind:

Was ist Meditation ? Ein Beitrag bei Scobel:

https://www.youtube.com/watch?v=KlsFesPGkgU

6 Kurze Beiträge von Peter Riedl, der seit 30 Jahren Meditation lehrt:

https://www.youtube.com/watch?v=7MpMJvlwVRA

Eine sehr gute Einführung ( 2 angeleitete Übungen zur Atem-Achtsamkeit = die einfachste/grundlegende Übung folgen darauf ):

https://www.youtube.com/watch?v=-LMml8MoyoU

Vielleicht bekommst du hier ja schon ein paar Antworten ?! Falls nicht, frage bitte nach ! Ansonsten: Ausprobieren, neugierig sein/bleiben und Geduld investieren. Dann lohnt sich die Mühe ganz sicher !

Liebe Grüße: Manu

RelaxingEnd 
Fragesteller
 27.02.2018, 12:33

danke:D dachte nicht das man au so gute antworten bekommen kann:) ich wünsche dir noch weiterhin viel erfolg mit dem meditieren!

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RelaxingEnd 
Fragesteller
 27.02.2018, 22:20

noch so als frage... zur zeit meditier ich aber komme nie richtig von gedanken weg... kommt das nach ner zeit lang das ich dann ohne gedanken bin? hab ja relativ neu angefangen.

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Buddhismus  01.03.2018, 09:15
@RelaxingEnd

So jetzt endlich meine Antwort: Dieses "ohne Gedanken sein" stellen sich viele als Sinn der Meditation vor. So, als müsse man zuerst seinen Kopf "leer kriegen", und dann erst könnten sie "richtig meditieren"...

Das ist aber ein Irrtum ! Nicht zu denken ist eine Fähigkeit, die nur ganz wenige tatsächlich schaffen - nach Jahrzehnten der Übung ( mehrere Stunden Meditation am Tag ), und dann auch nur für wenige Minuten...

Wozu soll das aber auch gut sein - zumindest für einen Anfänger ?

Tatsächlich liegt der Trick darin, die Gedanken, die permanent auftauchen, zu erkennen. Wie sie kommen, wie sie vergehen. Einer nach dem anderen. Ohne Ende! Und dann: NICHT DARAUF ZU REAGIEREN ! Nur: bemerken "Aha" ein Gedanke, oder auch ein Gefühl... Ganz entspannt und ohne Ärger oder Frust. Und dann sofort wieder zurück zum Konzentrationsobjekt - z.B. dem Atem !

Dadurch lernst du viel mehr als nur ein wenig Entspannung !!! Du lernst, dass du "nicht deine Gedanken bist". Du lernst, dich nicht mit ihnen zu identifizieren. Nicht automatisch darauf zu reagieren - z.B. mit Wut, Traurigkeit, Sorge oder Gier. Du lernst, dass Gedanken und Gefühle sich ständig verändern. Dass sie aus ganz bestimmten Ursachen entstehen, und auch "Folgen" nach sich ziehen.

Letztlich lernst du eine Menge über DICH selbst, und damit auch über andere Menschen ( denn, die Mechanismen sind bei allen gleich. Es ist nur der "Grad der "Bewusstheit", der uns letztlich voneinander unterscheidet ! )

Das kennst du sicher selbst: du siehst oder hörst oder riechst etwas - das erinnert sich an etwas - dann kommen Gedanken auf - und gleich darauf Gefühle, entweder positive oder negative - dann denkst du noch mehr, steigerst dich in Vorstellungen und Emotionen hinein... Und, nicht zuletzt sagst und/oder tust du darauf etwas, was nicht selten ziemlich "unüberlegt" = schädlich ist.

Wenn du aber in der Meditation - durch die regelmäßige Übung des bloßen Wahrnehmens, Nicht-Reagierens und das geduldige Trainieren der Achtsamkeit - ist NICHT "Nicht-Denken", sondern "Nicht-GEFANGEN-sein-im Denken" !!!

Du kannst dir dieses Training tatsächlich wie der Versuch vorstellen, bestimmte Muskeln aufzubauen :-) Wenn du Muskeln gegen einen Widerstand ( z.B. ein Gewicht ) bewegst, und das immer wieder und wieder, werden sie stärker werden.

Diese "Muskeln" sind deine geistigen Fähigkeiten ! Dazu musst du eben trainieren, Geduld und Willenskraft mitbringen. Mit drei mal eine Hantel stemmen, wirst du ja auch nicht "Mister Universum", oder ?!

Innere Ruhe, Entspannung usw. stellen sich dann "wie von selbst" ein. Sie sind aber nicht das Ergebnis von "Nicht-Denken", sondern von der eingeübten Fähigkeit, diese Gedanken "nicht so ernst zu nehmen", frei zu sein vom Zwang, auf sie reagieren zu MÜSSEN !

Wenn dich deine Gedanken all zu sehr nerven, versuch mal in der Meditation folgenden Trick: Stell dir einen laaaangen Güterzug vor, der an dir vorbei fährt ! Jeder Gedanke ist ein Waggon. Schau dir die Waggons einfach nur an ! Du kannst dir auch "Beschriftungen" darauf vorstellen. Auf einem Waggon steht: "Erinnerung", auf dem nächsten "Ärger", auf dem nächsten "....?"

Du wirst selbst sehen, was da alles an dir vorbei fährt ! Versuche nur nicht, den Zug anzuhalten, oder gar aufzuspringen ! Dieser Zug "geht dich gar nichts an". Er fährt nirgendwo hin, hat keinerlei "Zweck". Er fährt nur durch die Gegend, seit Urzeiten schon... Und, wenn dir das dann langweilig wird, kehre zum Atem zurück und entspanne dich !

Liebe Grüße: Manu

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RelaxingEnd 
Fragesteller
 07.03.2018, 23:08

danke dir manu:) ich denke die antwort hilft mir weiter') liebe grüsse auch von mir^×^

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serina43  01.02.2020, 23:12

Hallo Manu, das ist wahrlich eine tolle Erklärung und Tipps für einen Beginner der Meditation. Ich habe 1986 im Herbst das erste Mal Meditation kennengelernt. Es gab und gibt Auf und Abs und meine Kenntnisse bzw. Vorstellung von Meditation war eher die eines Kindes. Ich ließ mich darauf ein, fand das Sitzen im Schneidersitz relativ anstrengend. Die gerade Haltung des Rückens und die Bewegungslosigkeit für längere Zeit brachten mich doch an die innere Grenze. Gedanken und Gefühle steigen auf. Was wichtig ist, lass diese wie Wolken vorüber ziehen. Keine aktive Beteiligung, keinen inneren Widerstand leisten. Dann vergehen diese unangenehmen Empfindungen. Meditation ist meiner Meinung nach gerade bei den meisten Anfänger noch keine tiefe Entspannung, sondern eher etwas ungewohnt, gar anstrengend. Doch es lohnt sich auf jeden Fall. Du erfährst dich ganz anders, richtest deine Aufmerksamkeit nach innen, zunächst am besten auf die Beobachtung deines Atems. Lasse unangenehmes mit dem Ausatmen los und stelle dir vor, dass beim Einatmen Licht und Kraft in dich einströmt. Konzentriere dich auf die Atmung und mit zunehmender Übungsdauer beruhigt sich der Geist und die Gefühle. Anfangs reicht es, wenn Du täglich 2 x 5 bis 10 Minuten übst. Suche dir einen Ort auf, der dir angenehm ist. Er sollte ruhig sein und du solltest nicht gestört werden. Eine entspannende Musik im Hintergrund kann hilfreich sein. Wichtig ist, dass du körperlich eher schon entspannt bist, wenn du dich zum Meditieren zurückziehst. Als Empfehlung lockere dich zuvor etwas, atme schon einmal tief ein und aus, lächle dich an und entspanne dich. Sei geduldig mit dir, denn alles braucht seine Zeit. Kläre für dich, warum du meditieren willst. Es gibt unzählige Bücher, CD's, Videos, Kurse usw., die du zu Rate ziehen kannst. Das wichtigste jedoch ist: praktiziere es einfach, lass dich darauf ein ohne bestimmte Erwartungen oder Vorstellungen einzubringen. Es ist auf jeden Fall eine spannende, interessante und lehrreiche Reise auf die du dich begibst. Ich wünsche allen, die es probieren möchten, lichtvolle und neue innere Erfahrungen.

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Das ist eine gute Idee. :) Das Ziel ist, zu entspannen und diese Entspannung auch in den Alltag mitzunehmen bzw immer wieder abrufen zu können und währrendessen am Besten an garnichts zu denken. Du solltest das schon regelmäßig machen, tatsächlich muss man das auch erst mal "üben", den Kopf zu entspannen. Ich meditiere zum Beispiel jeden Tag vor dem Schlafengehen auf dem Rücken liegend für mindestens eine halbe Stunde bzw. solange, bis ich irgendwann einschlafe. Deine Position ist nicht so wichtig, du solltest dich nur wohlfühlen. Würde mit so 10 Minuten anfangen, vielleicht mit Atemübungen. Aber schau einfach selbst, wie es bei dir am besten funktioniert :)

Der Sinn ist es zur Ruhe zu kommen und seine innere Welt kennen zu lernen. Dauert aber etwas, bis da was passiert und man richtig abschalten kann.