Wie lange lebten die Menschen im Mittelalter?

8 Antworten

  • So wird für den Großteil des Mittelalters eine Gesamtlebenserwartung der Bevölkerung von 30 Jahren und weniger angenommen. Dabei ist zu beachten, dass die Lebenserwartung aufgrund von Seuchen, Kriegen und
    Katastrophen keineswegs konstant verlief. Die Lebenserwartung der Frauen lag bei 24 bis 25 Jahren, die der Männer bei 28 bis 32 Jahren. Betrachtet man jedoch die Lebenserwartung derer, die das erste Lebensjahr überlebt haben, steigt diese sprunghaft an. Wenn die Kindheit überlebt wurde, konnte man durchschnittlich über 40 Jahre alt werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Lebenserwartung#Geschichtliche_Entwicklung

Viele Charts und Tabellen findest du auch unter 'Our world in data':


http://ourworldindata.org/data/population-growth-vital-statistics/life-expectancy/


Das durchschnittliche Alter für Männer und Frauen lag im europäischen Mittelalter bei gerade einmal 20 bis 25 jahren! Was jedoch auf die hohe Sterberate im Kindesalter zurückzuführen ist. Hinzu kamen immer wieder Hungersnöte, Seuchen und natürlich die mangelhafte medizinische Versorgung bei Krankheiten oder Verletzungen. Außerdem waren ca. 80 Prozent der Bevölkerung Leibeigene Bauern. Daher hat auch die schwere körperliche Arbeit sicher ihren Teil zu der kurzen Lebenserwartung beigetragen.

(Erst als die revolutionäre Methode der 2 Ackerwirtschaft und später sogar 3 Ackerwirtschaft eingeführt wurde, konnten die Erträge um bis zu 16 % gesteigert werden. Was zumindest die Hungersnöte etwas minimierte.)

Wer das Kindesalter überlebte, wurde im Schnitt um die 40 jahre alt. Ca. 10 Prozent der europäischen Bevölkerung wurden 50 bis 60 Jahre alt. 

peace1287  07.04.2016, 15:14

Ps. 

Nur so als Tipp am Rande. Wenn es dich interessiert wie einfache Menschen im Mittelalter gelebt haben, dann Empfehle ich dir das Tagebuch des Peter Hagendorf. - Ein einfacher Söldner aus dem dreißigjährigen Krieg. Welcher über die Erlebnisse in seiner Zeit als Söldner, Tagebuch führte.

Das Tagebuch selbst ist in altdeutscher Sprache und verschiedenen gängigen Dialekten dieser Zeit, geschrieben. Also so wie es Hagendorf geschrieben hat. Aber auch in die moderne Deutsche Sprache übersetzt. 

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Die Frage nach der Lebenszeit wurde schon mehrfach beantwortet. Die durchschnittliche Lebenszeit wird i. d. R. nach (grob geschätzten) Statistiken berechnet.

Ich möchte aber zu bedenken geben: jeder Mensch auch im Mittelalter konnte alt werden! Aber er brauchte dazu Glück. Im Vergleich zu heute erklärt sich die höhere Sterblichkeit insbesondere durch:

- mangelhafte medizinische Kenntnisse: z. B. eine Infektion oder eine Blinddarmentzündung bedeuteten das Ende;

- mangelhafte Kenntnisse über Hygiene förderten Infektionen, Seuchen, (Lebensmittel-)Vergiftungen;

- mangelhafte Ernährung mit Hungerzeiten, bedingt durch viele Missernten, beeinträchtigte die körperliche Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten;

- den schlechten Wohnkomfort könnte man noch nennen, der in kalten Wintern zum Problem wurde (reiche Leute leisteten sich allerdings schon im Hochmittelalter einen Kachelofen).

Wer diesen Gefahren entging, konnte alt werden. Der frühmittelalterliche Karolinger Ludwig "der Deutsche" wurde 70 Jahre alt; Kaiser Friedrich Barbarossa im Hochmittelalter war immerhin mit 68 Jahren noch so rüstig, dass er sich die Teilnahme an einem Kreuzzug zutraute - auch damals schon ein "junger" Alter  ;-); der erste Habsburger auf dem Thron des Reiches im 13. Jh., Rudolf I., wurde 73 Jahre; sein spätmittelalterlicher Nachfolger Friedrich III. brachte es auf 78 Jahre; im ausgehenden Spätmittelalter erreichte der Reichsritter Götz von Berlichingen ein Alter von rund 82 Jahren.

Wenn du dich über das Leben im Mittelalter allgemein informieren willst, dann empfehle ich dir diese Bücher:

Robert Fossier: Das Leben im Mittelalter. 2. Aufl. 2009.

Otto Borst: Alltagsleben im Mittelalter. 15. Aufl. 1983

MfG

Arnold     







Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

Hildegard von Bingen ist über 80 Jahre geworden.

Könige wurden auch sehr alt (über 50). Vermutlich auf die bessere Ernährung zurückzuführen.

Kindersterblichkeit enorm hoch durch mangelnde Hygiene oder auch Abtreibungen von Mädchen. Demzufolge auch Frauensterblichkeit sehr hoch.

Man aß Käse und Mandeln, Suppe in Mus-Form, Brot, Wein und Bier (eher in Klöstern), Wurzelgemüse, getrocknete Früchte im Winter der Haltbarkeit wegen, viel Hirse, Erben, Zwiebel, Buchweizen und ähnliche Körner.

Lebensbedingungen schlecht: harte Arbeit der Bauern, auch für Frauen. Wobei Frauen es nicht unbedingt so schlecht hatten, wie Mittelalter-Experten munkeln, denn diese wurden durchaus oft Burgherrinnen, wenn der Mann abwesend war. Außerdem waren sie wertvoll in der Kindererziehung. Hygiene eher mangelhaft: Häuser hatten noch kein Abwasserkanal. Alles wurde aus dem Fenster gekippt und damit verbreiteten sich Seuchen. Trotz dessen genießten die einfachen Leute einen hohen Schutz. Z.B. Bauern durch Ritter vor Räubern, Zuflucht in Burgen, junge Mädchen konnten auch ins Kloster gehen und hatten damit ausgesorgt und ein gutes Leben, wo man auf sie aufpasste.