Wie können deutsch und persisch mit einandervereandt sein?

3 Antworten

Da ich bereits auf eine ähnliche Frage sehr ausführlich geantwortet habe, übernehme ich hier einfach meine Antwort:

–––––

Das Deutsche ist mit dem Persischen (Farsi) verwandt, da sich beide Sprachen auf denselben Vorfahren bzw. dieselbe Ursprache zurückverfolgen lassen, nämlich das Urindogermanische (im Englischen Proto-Indo-European oder kurz PIE).

Es handelt sich dabei nicht um den nicht direkt nachgewiesenen Vorläufer aller indogermanischen Sprachen, der – einfach gesagt – anhand gemeinsamer regelmäßiger Entwicklungen und Entsprechungen von Lauten und Formen rekonstruiert werden konnte. Dazu gehören z. B. das Deutsche (germanischer Zweig), das Spanische (italischer Zweig), das Russische (slawischer Zweig), das Irische (keltischer Zweig), das Griechische und das Persische (indo-iranischer Zweig).

Es wird davon ausgegangen, dass das Urindogermanische (auch Urindoeuropäisch genannt) etwa im Zeitraum von 4500 bis 2500 v. Chr. in der pontisch-kaspischen Steppe im Gebiet der heutigen Ukraine gesprochen wurde (→ Kurgan-Hypothese). Möglicherweise stellt die zu der Zeit dort lebende Jamnaja-Kultur die indogermanische Urheimat dar. Das Urindogermanische darf jedoch nicht als einheitliche Sprache angesehen werden, da sie sich über eine große Region erstreckt und sich über viele Jahrhunderte entwickelt hat. Aus sich herausbildenden Dialekten sind letztlich die verschiedenen Sprachzweige schrittweise entstanden.

Das Deutsche gehört innerhalb des germanischen Zweiges zu den westgermanischen Sprachen wie das Englische, Niederländische und Friesische. Zu den nordgermanischen Sprachen gehören u. a. Schwedisch, Norwegisch, Dänisch und Isländisch, die vom Altnordischen (ca. 8. Jh. bis 15. Jh.) abstammen. Das Ostgermanische, wovon nur das Gotische ausreichend überliefert ist, ist ausgestorben. Diese Sprachen gehen auf das Urgermanische bzw. Proto-Germanische als gemeinsamen Vorläufer zurück.

Das Persische zählt innerhalb des iranischen Zweiges zu den westiranischen Sprachen, worunter auch beispielsweise Kurmandschi (Nordkurdisch), Lurisch, Talisch, Gilaki, Mazandaranisch, Zazaisch und Belutschisch eingeordnet werden. Im ostiranischen Sprachzweig befinden sich u. a. Paschtu und Ossetisch. Avestisch ist ein seit etwa 400 v. Chr. ausgestorbener Zweig der iranischen Sprachen. Der gemeinsame Vorläufer dieser Sprachen ist das Proto-Iranische. Weiter zurück liegt das Proto-Indo-Iranische, das als ältere Urspache auch die indoarischen Sprachen einschließt, zu denen u. a. Hindi, Urdu, Bengalisch, Panjabi, Marathi, Gujarati, Bhojpuri und Sanskrit gehören.

Diese Verwandtschaft lässt sich z. B. am deutschen Wort Vater und dem persischen Wort پِدَر (pedar) gut erkennen. Ersteres stammt von mittelhochdeutschem vater (ca. 1050–1350 n. Chr.) und althochdeutschem fater (ca. 750–1050 n. Chr.), welches auf protowestgermanisch *fader (ca. 2. bis 7. Jh. n. Chr.) und gemeingermanisch *fadēr (ca. 500 v. Chr. bis 200 n. Chr.) zurückgeht. Letzteres kommt von mittelpersisch 𐭓‎𐭐𐭃‎ (pidar) (ca. 300 v. Chr. bis 800 n. Chr.), altpersisch 𐎱𐎡𐎫𐎠 (pitā) (ca. 525 v. Chr. bis 300 v. Chr.), proto-iranisch *pHtā́ (2. Jahrtausend v. Chr.) und proto-indo-iranisch *pHtā́ (spätes 3. Jahrtausend v. Chr.).

Gemeingermanisch *fadēr und proto-indo-iranisch *pHtā́ gehen auf das gemeinsame indogermanische Urwort *ph₂tḗr zurück. Davon abstammend sind beispielsweise auch lateinisch pater und altgriechisch πατήρ (patḗr). Wie man sieht, entwickelte sich im Germanischen das indogermanische *p zu *f.

Weitere Beispiele urverwandter Wörter im Deutschen und Persischen sind:

  • Mutter und مادر‎ (mâdar), von indogermanisch *méh₂tēr
  • Bruder und برادر‎ (barādar), idg. *bʰréh₂tēr
  • Tochter und دُخْتَر (doxtar), idg. *dʰugh₂tḗr (das x wird etwa wie ein ch ausgesprochen)
  • Maus und موش‎ (mūš), idg. *múh₂s
  • rechts und راست (râst), idg. *h₃reǵtós
  • Name und نام (nâm), idg. *h₁nómn̥
  • Stern und سِتارِه (setâre), idg. *h₂stḗr
  • Lippe und لب (lab), idg. *leb-

Die Sternchen (*) kennzeichnen rekonstruierte und damit nicht schriftlich bezeugte Formen. Die frühesten Überlieferungen des Deutschen sind auf das 8. Jh. zu datieren (→ lateinisch-althochdeutsches Glossar Codex Abrogans). Die ältesten Zeugnisse des Persischen stammen aus dem 5. Jh. v. Chr. (→ Behistun-Inschrift).

Je weiter zwei verschiedene Sprachen sprachgeschichtlich auseinanderliegen, desto größer sind tendenziell die Unterschiede in Vokabular und Grammatik. So lässt sich bspw. die Verwandtschaft des Deutschen mit dem Schwedischen noch gut erkennen, aber die mit dem Persischen deutlich weniger.

Nicht zur indogermanischen Sprachfamilie gehören Finnisch, Estnisch und Ungarisch, die Teil des finno-ugrischen Zweiges der uralischen Sprachfamilie sind. Das Baskische gilt als isolierte Sprache, da keine Verwandtschaft mit irgendeiner anderen Sprache festgestellt wurde, und stellt wohl die letzte verbleibende Sprache aus vorindogermanischer Zeit dar.

Hier zur Veranschaulichung zwei Grafiken zu den unterschiedlichen indogermanischen Sprachzweigen:

Bild zum Beitrag

Quelle: https://www.christianlehmann.eu/ling/sprachen/indogermania/RomGesch/idg.php

Bild zum Beitrag

Quelle: https://flic.kr/p/8Xug8m

 - (Deutsch, Lernen, Arabisch)  - (Deutsch, Lernen, Arabisch)

Eben genau der Ursprung vom Indogermanischen.

Dazu die Wikipedia: "Innerhalb der indogermanischen Sprachfamilie stehen die indoarischen Sprachen den iranischen Sprachen, zu denen unter anderem PersischKurdisch und Paschtunisch gehören, nahe, welche von einigen Linguisten auch als iranoarische Sprachen bezeichnet werden. Auch hier zeigt sich die Verwandtschaft bei den ältesten Sprachformen am deutlichsten: Im Altpersischen, der Sprache der achämenidischen Großkönige, und dem Sanskrit sind viele Wörter wie daiva und deva „Gott“, būmi und bhūmi „Erde“ oder aspa und aśva „Pferd“ nahezu formengleich, während die modernen Sprachen sich auseinanderentwickelt haben. Man fasst die indoarischen und iranischen Sprachen unter dem Zweig der indoiranischen Sprachen zusammen"

Dass Latein zu den indogermanischen Sprachen gehört, ist dir sicher geläufig. Da siehst du bei deus die Ähnlichkeit zu den indoiranischen Sprachen.

Aber man muss schon sehr viele Sprachen gut kennen, um Vorstellungen darüber entwickln zu können, von welchem gemeinsamen Ursprung alle indogermanischen Sprachen ausgegangen sein könnten.

Heir ein Beispiel aus der Wikipdia:

"Ein typisches indogermanisches Wort hat einen Aufbau, der in der traditionellen Beschreibung in „Wurzel“, „Suffix“ und „Endung“ zerlegt wird; Wurzel und Suffix gemeinsam heißen Stamm (der traditionell hier verwendete Begriff des Suffixes steht also in einem engeren Sinn als sonst nur für Derivations-Suffixe). „Endungen“ sind mit anderen Worten also Flexionsaffixe, und dementsprechend nur bei flektierbaren Wortarten wie zum Beispiel Substantiven, Verben oder Adjektiven einschlägig.

Eine vergleichbare Bildung im Deutschen ist zum Beispiel in les-bar-e (Texte) zu finden: Die Wurzel „les“, die auch in Lesung, Lese, lesen, leserlich vorkommt, das Suffix „-bar-“, das dem Verbstamm nachfolgt und die Möglichkeit zur Ausführung der jeweiligen Handlung bezeichnet, sowie die Endung „-e“, die hier für den Nominativ Plural steht.

  • In der Wurzel ist der lexikalische Bedeutungsgehalt kodiert; sie ist aber nicht auf eine Wortart festgelegt. Wurzeln sind fast immer einsilbig und besitzen in aller Regel den Aufbau Plosiv / Resonant / Frikativ – (± Resonant) – Vokal – (± Resonant) – Plosiv / Resonant / Frikativ. Die „±-Resonanten“ dürfen dabei wegfallen. Bei einer kleineren Anzahl rekonstruierter Wurzeln wird vielleicht Lautsymbolik erkennbar, also die Nachahmung der Handlung mit einer Lautgeste, wie *kap oder *pak̑ ‚ergreifen, schnappen‘, *ses 'schlafen‚ oder *h₁eh₁ ‘hauchen'." (Wikipedia)
Woher ich das weiß:Recherche

Einige Worte sind wie damals, als die Indogermanen sich in alle Welt verzogen haben. Das Wort "Tochter" z. B.