Wie kann es sein, dass so viele über Personen Urteilen obwohl sie deren Geschichte nicht kennen?
Beispiel:
Person 1: Ist depressiv, magersüchtig.. Alle sagen sie soll sich nicht so anstellen. Dabei wissen sie nicht dass sie jahrelang vergewaltigt wurde und deshalb so ist
Person 2: hat täglich Schmerzen aufgrund eines Autounfalls und kann deshalb nicht mehr arbeiten gehen. Alle sagen sie solle nicht so faul sein und Mal arbeiten.
Usw.
Warum urteilt man dann, wie soll man damit umgehen. Das muss doch für so Personen grausam sein Verurteilt zu werden, obwohl sie dafür nichts können?
10 Antworten
Weil sie sich damit besser fühlen, wenn sie über andere urteilen können!
Oder sie haben überhaupt keine Empathie!
Dieser Text kann es verdeutlichen!
„GroßerGeist, bewahre mich davor über einen Menschen zu urteilen, ehe ich nicht tausend Meilen in seinen Mokassins gelaufen bin.“ Ehe ich nicht seine Wege kenne, was ihm bedeutsam ist, was ihn freut
und wo ihn der Schuh drückt. Ehe ich nicht seine Perspektive eingenommen habe.
Diese Voraussetzung der Urteils- und der Vorurteilsenthaltsamkeit ist der Schuhlöffel, um im Bild zu bleiben,
um gemeinsam mit einem anderen in dessen Mokassins schlüpfen zu können und ihn und das, was ihm bedeutsam ist in seinem Leben, kennen zu lernen.
Und dazu braucht es die Fähigkeit, sich als Mensch in den anderen Menschen einfühlen zu können – und nicht
den eigenen Standpunkt mit dessen Standpunkt zu verwechseln. Es braucht die Bereitschaft, seine Welt
kennenzulernen. Wer weiss von uns beiden, wessen Weltsicht der Wahrheit näherkommt?
Sich einlassen auf den anderen. Die eigenen Schuhe, die eigenen Wege, die eigenen Ziele zugunsten des
Anderen zurückzustellen. Theologisch gesprochen: Nicht Selbstaufgabe. Sondern Hingabe.
Empathisch sein. Zu wissen, dass dieser Weg nicht den eigenen Überzeugungen und Vorstellungen folgt, sondern ganz und gar der des Anderen ist.
Weil Menschen dazu neigen, sich ein "Vorurteil" zu bilden. Das mag, evolutionär gesehen, vielleicht sogar vorteilhaft gewesen sein, vernünftig ist das nicht. Und keiner kann sich auch ganz davon befreien, man kann es sich nur bewusst machen.
Vielen ist eben nicht klar, daß wir im Grunde ein Gehirn haben, dessen Betriebssystem eigentlich auf die Verhältnisse der Steinzeit programmiert ist. Man kann es zwar updaten, aber nicht völlig neu aufsetzen. ;-)
Viele fühlen sich einfach besser, wenn sie versuchen, sich über andere zu stellen. Gerade wenn man sich nicht gut kennt, ist es leicht, da man noch keine persönliche Bindung mit der Person hat und es einem wohl "egal".
Es liegt in der Natur des Menschen, zu versuchen, Dinge einzuschätzen und sich eine Meinung über alles zu bilden. Dass man zu schnell über etwas urteilt, ohne alle relevanten Aspekte zu kennen, kommt eben oft vor. Umso wichtiger ist es, sich auch wirklich mit einem Thema oder Person auseinander zu setzen, bevor man sich zu dieser äußert.
Oft gehen Menschen nur von den eigenen Erfahrungen aus und schaffen sich so ein eigenes Wertesystem. Alles was ihnen selber nicht passiert ist, wird angezweifelt, in Frage oder Abrede gestellt.
Die eigenen Erfahrungen stehen dann über allem anderen und was einem selber nicht passiert ist, kann einfach nicht sein, da muss dann irgendetwas nicht stimmen. Da wird eine traumatisierte Person schnell zur faulen Person erklärt oder die depressive Person soll einfach mal einen Spaziergang an der frischen Luft machen und sich nicht so anstellen.
Für mich liegt da ein Mangel an Empathie und an emotionaler Intelligenz vor.