Wie hängen Freiheit und Gleichheit zusammen?

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Wo keine Gleichheit herrscht, gibt es logischerweise auch keine Freiheit, weil die Ungleichheit verteidigt werden muss.

Freiheit und Gleichheit sind zwei Grundwerte.

Freiheit und Gleichheit stehen einerseits zueinander in Spannung, andererseits bedingen sie einander, weil sie sich stützen, fördern und verstärken.

In einem verwickelten Wechselverhältnis können sie in einen Gegensatz zueinander treten oder sich ergänzen. Sie stehen beide in einem Zusammenhang mit der Menschenwürde, die für alle Menschen gleichermaßen gilt.

Freiheit und Gleichheit sind keineswegs unvereinbar, allerdings auch nicht gleichlaufend.

Ohne gleiche Freiheit für alle ist die allgemeine Freiheit gering. Weitgehende Gleichmacherei, Herstellung einer ganz gleichförmigen und gleichgeschalteten Gesellschaft, würde zu starkem Abbau von Freiheit, zu Unterdrückung und Diktatur führen. Freiheit ohne Gleichheit behindert die Freiheit aller, die nicht über viel Macht, Reichtum, Privilegien oder andere Ressourcen verfügen. Ein Mangel an rechtlicher Gleichheit (Gleichheit vor dem Gesetz) würde für zu Unfreiheit für viele, Bevormundung und Machtmissbrauch führen.

 

 

Freiheit enthält Selbstbestimmung, Autonomie, Unabhängigkeit, die Möglichkeit einer Selbstentfaltung und der Wahl einer individuellen Gestaltung des Lebens. Eine bloße uneingeschränkte Offenhaltung aller Möglichkeiten könnte allerdings auch Willkür und Beliebigkeit sein. Daher ist Freiheit auch nicht der oberste Wert, sondern nur ein hoher. Bei einem richtig verstandenen Freiheitsbegriff vollziehen sich das Treffen einer eigenen Wahl und ihre Verwirklichung nicht ohne freiwillige Bindung. Dabei verwenden Menschen die Vernunft und zielen (mehr oder weniger treffsicher) auf etwas Gutes (entsprechend ihrer eigenen Erkenntnis). Der Weg zur Wahrheitsfindung wird offen gehalten und geschützt.

Gleichheit hat immer einen Bezugspunkt. Sachen oder Personen haben gleiche Eigenschaften/Merkmale in Bezug auf einen bestimmten Gesichtspunkt, unter dem sie übereinstimmen (unter anderen dagegen möglicherweise nicht). Gleichheit kann insgesamt in einem geringeren oder größeren Grade bestehen bzw. hergestellt werden. Im Zusammenhang mit Freiheit ist wohl vor allem rechtliche, politische, soziale und wirtschaftliche Gleichheit gemeint.

Die einzelnen Menschen sind natürlich nicht völlig gleich und ein solcher Angleichungsversuch wäre auch nicht erstrebenswert. Eine grundsätzliche Gleichheit ist dagegen vorhanden (z. B. allgemeine menschliche Bedürfnisse, Vernunftbegabung, Wesen als Person mit Willen, Interessen und Empfindungen). Insofern können Menschen als Gleiche behandelt werden (was etwas anderes ist als sie ganz gleichzumachen oder sie in Verteilungsfragen genau gleichzustellen). Gleichheit ist eine unentbehrliche Grundlage von Gerechtigkeit, allerdings als das proportional Gleiche (es gibt auch Differenz, Gleiches wird gleich behandelt, Ungleiches ungleich).

Die Französische Revolution mit den Schlagworten liberté, égalité, fraternité (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – wäre folgerichtig zu Geschwisterlichkeit zu erweitern und wird moderner als Solidarität bezeichnet- ) zeigt sowohl, wie mehr Gleichheit zu mehr Freiheit führt (z. B. gleiche Freiheitsrechte für alle, auch bisher Ausgeschlossene und Benachteiligte) , als auch, wie Reglementierung und Kontrolle aufgrund von Gleichheitsvorstellungen Freiheit vermindern. Die Einführung des Kommunismus hat in geschichtlichen Fällen wie der Russischen Revolution keine Gesellschaft mit sehr großer Freiheit herbeigeführt (wobei die praktische Politik oft von der eigentlichen Idee stark abwich und auch Gleichheit in vielen Hinsichten nicht verwirklicht war).

Ohne Chancengleichheit ist allgemeine Freiheit undenkbar. Alle Menschen sollten seine eigene Persönlichkeit entwickeln und die Fähigkeiten und Begabungen, die sie besitzen, ungehindert entfalten können.

Aus dem Slogan "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" aus der französischen Revolution nennst du die ersten beiden Begriffe. Damals ist damit die Freiheit von der Herrschaft des Adels und der Geistlichkeit gemeint und die Gleichheit bezog sich auf das Überwinden und die Unabhängigkeit von der damaligen Standeseinteilung. Alle sollte nur noch Bürger sein.

Daraus wird ersichtlich, dass die Begriffe zeitbedingt sind und unterschiedliche Inhalte annehmen können.

Allein der Begriff "Freiheit" hat heute unglaublich viele Facetten. Er kann die Freiheit von etwas sein und zu etwas sein. Jedenfalls kann es keine grenzenlose Freiheit geben, weil wir immer in irgendeiner Bedingtheit leben.

Gesellschaftlich bedeutet "Gleichheit" nicht grenzenlose Gleichheit. Wir sind alle Individuen und haben charakteristische individuelle Eigenschaften. Gleichheit wird meist im Sinne von Chancengleichheit verwendet.

 Freiheit und Gleichheit bezeichnen einfach unterschiedliche Sachverhalte.