Wie funktionierte organisatorisch die Zensur der Medien in der DDR, waren ausschließlich Stasi-Offiziere dafür zuständig oder gab es auch interne Selbstzensur?

2 Antworten

In den Medien haben nur handverlesene Mitarbeiter gearbeitet. Jeder wusste ganz genau, was er sagen durfte und was nicht. Trotzdem mussten Manuskripte, Filme und Sendungen vor der Veröffentlichung von der Zensurbehörde genehmigt werden. Verstöße zogen empfindliche Strafen nach sich, von Geldbußen bis hin zu Gefängnisstrafen.

Die Zensoren prüften jede einzelne Ausgabe der Zeitung, bevor sie gedruckt wurde. Die haben alle Artikel gestrichen, die der Partei nicht in den Kram passte.

Drehbücher mussten vor der Produktion ebenfalls von der Zensurbehörde genehmigt werden. Das hat aber nicht gereicht. Der fertige Film musste auch vorgelegt werden, denn oft haben die Regisseure sich nicht an das Drehbuch gehalten.

Auch Bücher, die in der DDR veröffentlicht werden sollten, mussten genehmigt werden. Die haben jede Seite gelesen und oft gab es Änderungswünsche.

Musiker waren kreativ. Die haben "weiße Elefanten" in ihre neuen Lieder eingebaut, die dann gestrichen wurden. So blieben manchmal die Stellen drin, auf die es ihnen ankam.

Die ständige Bedrohung durch die Stasi spielte eine wichtige Rolle bei der Durchsetzung der Zensur. Die meisten Journalisten und Redakteure verinnerlichten diese Vorgaben so sehr, dass denen nie etwas gestrichen wurde. Bei ihnen funktionierte die Selbstzensur hervorragend. Die haben sich nie etwas zu Schulden kommen lassen, um Repressalien zu vermeiden, auch wenn sie vielleicht ganz anders gedacht haben. Aber es ist eben ein Unterschied, anderes zu denken oder zu handeln.

Parralelwelt 
Fragesteller
 27.03.2024, 23:39

Also dieses Prinzip der "weißen Elefanten" wie hier beschrieben:

https://www.berliner-kurier.de/berlin/tv-star-peter-kurth-wie-weisse-elefanten-die-stasi-austricksten-li.358256

"Um die Zensur teilweise zu umgehen, hätten die Theater Wege entwickelt, etwa den sogenannten weißen Elefanten. „Wenn es eine Stelle im Stück gab, die uns besonders wichtig war, die wir unbedingt dem Publikum zeigen wollten“, so schilderte es Kurth, „dann haben wir an einer anderen Stelle so offensichtlich gegen die Regeln verstoßen, dass es für die Staatssicherheit nicht zu übersehen war - in der Hoffnung, dass diese Stelle gestrichen würde und die andere, uns wichtige, übersehen. Das war der weiße Elefant, eine Art Falle für die Zensur.“

0
Parralelwelt 
Fragesteller
 27.03.2024, 23:42

Nur zum besseren Verständnis: die fertige Zeitung oder Fernsehsendung musste doch stofflich irgendwie zur Stasi kommen, E-mail gab es ja noch nicht.

Fuhr dann eigens ein spezieller Bote mit dem Zeitungs-Manuskript oder Videocassette zur nächsten Stasi-Dienststelle und holte sie nach erfolgter Genehmigung wieder dort ab oder wie lief das??

0
Fuchssprung  28.03.2024, 06:37
@Parralelwelt

Gerade bei Zeitungen, die sehr schnell sein mussten, wäre das nicht gegangen. Da saß der Zensor im Gebäude. Oft war es einer der Redakteure, der selbst daran mitgearbeitet hat. Aber es war nicht überall gleich. Man musste sich also von Fall zu Fall darauf einstellen.

0

Da saßen jede Menge Stasi-Mitarbeiter und -Zuträger (IM) in den Redaktionen.

Parralelwelt 
Fragesteller
 27.03.2024, 22:40

Ja schon aber waren das offiziell Bedienstete der Stasi oder Redaktions-Mitarbeiter?

0