Wie funktionierte die Planwirtschaft in der DDR?

6 Antworten

Leute in den Ministerien, die null Ahnung von der Materie hatten, bestimmten, was wo und wann in welcher Menge produziert werden sollte. Das Ergebnis war dann das Warenangebot für die Bevölkerung.

Hab mal einen ziemlich wahren Witz darüber gelesen. Ein Betrieb meldet eine Planerfüllung von 70%. Die SED-Kreisleitung konnte diese Untererfüllung natürlich nicht so weitergeben. Also wurde an die nächst höhere Stelle eine Planerfüllung von 100% gemeldet. Diese meldete ans Ministrium nach Ostberlin eine Planübererfüllung von insgesamt 125%. Der Genosse Honecker sagte erfreut: "Prima, wir exportieren davon 70%, der Rest ist für die Bevölkerung.

Was jetzt kein Witz ist, sondern mal ein wahres Beispiel, das mir wirklich aus erster Hand der Betroffene sagte, der eine kleine Bäckerei zwischen Naumburg und Merseburg privat betrieb: Für die Stollen zu Weihnachten stand ihm ein bestimmtes Kontingent an süßen Mandeln zur Verfügunf (das ist z.B. Planwirtschaft, er konnte nicht selbst die menge aussuchen, Andere wussten es besser). Klar, braucht man ja auch, wenn die Bevölkerung versorgt werden soll. Das Traurige daran war aber, er musste die selbe Menge bittere Mandeln einkaufen, wie süße. Nun fragt man sich, was soll denn ein Bäcker mit so vielen bitteren Mandeln anfangen. Vielleicht hätte er mal ein Spezialgebäck an die Bonzen schicken sollen, damit sie zu sich kommen.

Sonnenstern811  31.03.2014, 01:13

Noch ein sehr schönes Beispiel. Auf dem Land hielten sich viele Menschen ein paar Hühner. Frische Eier aus dem Laden waren nämlich eher die Ausnahme.Nun wurden aber nicht etwa Körner verfüttert, sondern deren Endprodukt. Nämlich Brot. Das hätte ja durch die Weiterverarbeitung eigentlich teurer sein müssen als das Getreide. Wurde aber subventioniert, deshalb billiger. Meiner Großtante hat man übrigens (vor 1961) in der Ackerhalle in Ostberlin mal die Butter in Zeitungspapier eingewickelt verkauft. Lecker. Der Plan sah wohl gerade kein Pergamentpapier vor.

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Jedenfalls gab es in jedem Dorf einen Konsum. Da gab es nicht nur Schnaps. Heute kommt einmal die Woche ein Transporter durchs Dorf für eine halbe Stunde und die alten Leute müssen sich eindecken. Sparkasse und Post gab es da meist auch noch. Auch in großen Städten machen heute die Discounter und Märkte neu auf und wenn nicht genug Umsatz erzielt wird, bald wieder zu. In Regionen janz weit draußen (jwd) machen die Sparkassen zu und die Leute kommen nicht an ihre Kohle. Buslinien werden eingestellt und Eisenbahnstrecken, weil sie nicht lukrativ sind. Alles wird nach Gewinn beurteilt und nicht nach den wirklichen Bedürfnissen. Das ist auch Marktwirtschaft heute, die nicht so funktioniert, wie sich das einige vorstellen. Wer nur darauf aus ist bestimmte Kuriositäten und Widersprüche der Planwirtschaft zu suchen, wird sie vom Wesen her nicht verstehen. Übrigens gab es die Planwirtschaft auch nach dem 1.Weltkrieg und in der Nazizeit auch-nur um den Krieg besser vorzubereiten.

earnest  31.03.2014, 09:07

Wer die Planwirtschaft nach den heutigen Maßstäben des "entfesselten Kapitalismus" in deutschen Kleindörfern - keinerlei Versorgung mehr! - beurteilt, wird die Planwirtschaft vom Wesen her auch nicht verstehen.

So richtig deine Beobachtungen aus dem kleindörflichen deutschen Alltag im Jahr 2014 auch sind: Es geht hier nicht um einen "Systemvergleich". Schon gar nicht um einen Systemvergleich "DDR damals - Deutschland heute".

Gruß, earnest

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Die Planwirtschaft der DDR war eine sog. Zentralverwaltungswirtschaft. D. h., dass alle wirtschaftlichen Aktionen zentral entschieden wurden. Begründet wurde dies durch die kommunistische Ideologie der DDR (auch wenn man damit viele Aspekte des Kommunismus unterschlägt, wie zum Beispiel dass die Arbeiter ihre Betriebe eigentlich selbst verwalten sollten).

Im Kommunismus versucht man, statt dem kapitalistischen System von Angebot und Nachfrage zu folgen, eher den Bedarf zu erfüllen. Es wird z. B. nicht danach geguckt, wieviel Geld jemand hat, um sich Kleidung zu kaufen, sondern welche Kleidung er braucht.

In der DDR (und in der UdSSR, in China, Polen, Kuba, Korea usw.) hat man dies durch sog. Pläne zu verwirklichen versucht (daher auch Planwirtschaft). Dies waren meist Fünfjahrespläne. Alle fünf Jahre gab man einen neuen Plan heraus, nach dem die Wirtschaft dann fünf Jahre lang zu arbeiten hatte.

Die Pläne wurden zentral durch die Staatliche Plankommission/das Planministerium ausgearbeitet und herausgegeben. Dabei hatte in der DDR wie in allen anderen Ländern des Ostblocks die jeweilige Kommunistische Partei (wie zum Beispiel die SED) die Macht in der Hand.

Die Wirtschaft war industriell organisiert; alles war auf die städtische Industrie, das Proletariat, abgerichtet. In der Landwirtschaft gab es große Genossenschaft, die LPGs. Der einzelne Angestellte war dort nicht Bauer, sondern eben Arbeiter und kümmerte sich genau um eine Sache.

Unternehmen waren Staatseigentum und hießen "VEB" (Volkseigene Betriebe). Große Unternehmen, die eng zusammenarbeiten, wurden zu Kombinaten zusammengefasst; die Leiter aller Unternehmer wurden von oben herab bestimmt, so wie auch der Plan von oben kam. Lokal hatte man nur wenige Möglichkeiten etwas selbst zu gestalten.

Bei allen vermeintlichen Stärken hatte das System einige große Schwachpunkte.

  • Alles wurde von oben herab entschieden. Die Selbstverwaltung der Arbeit, die Diktatur des Proletariats, die der Kommunismus verbreitet hatte, wurde nicht umgesetzt. Man hatte keine Möglichkeit, die Entscheidungen zu beeinflussen.
  • Deshalb war es oft auch so, dass sich der einzene nicht um das Ganze kümmerte. Betriebe verfielen, man arbeitete nicht viel, eben weil man es nicht als sein eigenes empfand.
  • Die Pläne ware nicht flexibel. Kam es plötzlich zu einer Wirtschaftskrise oder zu einem Ausfall von bestimmten Gütern kommte man sich nicht anpassen. Dies führte zu Versorgungsengpässen.
  • Das System war auf Hilfen von Außen, zum Beispiel billiges Öl und Gas aus der UdSSR angewiesen. Als dieses Ende der 80er wegfiel, geriet auch die Wirtschaft in der DDR in eine Krise.

Der Westen beutete zwar die Dritte Welt aus und unterdrückte seine eigenen Arbeiter (Lohnkürzungen, Mehrwert nach Marx usw.), war aber letzlich konkurrenzfähiger, während die Planwirtschaft des Ostblocks zusammenbrach, und damit das ganze politische System des Osten.

Ich hoffe ich konnte dir helfen:)

Eine Planwirtschaft kann nie funktionieren, da es mit ihr unmöglich ist, daß sich ein Preis für irgendein Produkt entwickeln kann. Eine rechnerische Ermittlung von Preisen für irgendeine Ware ist nie möglich. Wie aber soll etwas funktionieren, wo der Preis von Waren und Dienstleistungen nicht bekannt ist? Eine Leistung bestimmt sich immer aus Wert * Menge. Aber welche Menge brauche ich um alle nachgefragten Leistungen befriedigen zu können? Wer weiß es? Keiner, denn keiner ist ein Wahrsager, Niemand kann die Zukunft vorhersehen..

Was bleibt ist als Steuerungsfunktionen der Preis. Wenn dieser aber ebenfalls unbekannt ist oder staatlich verordnet wird, wie es in einer Planwirtschaft der Fall ist, kann doch die Gleichung nie aufgehen. Für mich eine einfache, aber fundamentale Rechnung, die nicht nur für eine DDR galt.

Aufgrund von Statistiken der letzten Jahre wurde errechnet, was in den folgenden Jahren benötigt wird. Die Arbeit wurde auf die Betriebe aufgeteilt, die immer soviel Rohstoffe bekommen haben, damit sie die geforderte Menge an Produkten herstellen können. Zudem durften immer nur Wahren eines Typs hergestellt werden (den, den der Staat vorgibt) --> keine Variation bei Wahren; kaum Fortschritt

Nicht planbate Ereignisse wurden nicht einberechnet ( Missernten, Brände, höhere Geburtenrate, ...) --> Teilweise zu wenig vorhanden