Wie fit muss man für einen 8000er sein?

3 Antworten

Für mich fangen die Schwierigkeiten jenseits von 3500 m an. Dann merke ich den Unter­druck, den Sauerstoff­mangel, die Trocken­heit — kurz und gut, dann wird mir sterbens­elend. Und solche Höhen gelten für die Śerpā als „Tiefland“.

Die Höhenkrankheit darf man wirklich nicht unterschätzen. Man kann sich zwar akklimatisieren, aber das dauert, und ab ca. 8000 m ist Schluß, daran kann sich ein Mensch nie gewöhnen. Deshalb ist das Klettern in diesen Höhen immer lebens­gefährlich, man befindet sich in feindlichem Territorium und kann nur hoffen, heraus­zukommen, bevor man stirbt.

Daß man zusätzlich noch mit Stürmen, Lawinen, Steil­hängen, Tief­schnee, Eis­panzern, Fels­überhän­gen und dem ganzen anderen Instrumentarium alpinisti­scher Grau­sam­keit zu kämpfen hat, erwähne ich nur der Voll­ständig­keit halber. Diese Gefahren sind im tropischen Hoch­gebirge wesentlich schlimmer als in in einer netten Hügel­kette wie den Alpen, aber als erfahrener Alpenkraxler kannst Du das zumindest sehr ungefähr einschätzen. Bei der dünnen Luft ist das anders, das ist eine neue Dimension des Schreckens.

8000er kann man in Nepāl wirklich besteigen — wenn Du willst, sogar im Allein­gang. Das sollten aber wirklich nur die versuchen, die wissen, was sie tun. Wenn Du bereits bist, so ca. 50000 € auszugeben, läßt sich auch eine Expedition für Dich zu­­sammen­stellen, da gibt es wirklich spezialisierte Agen­turen.

Als einfachster Achttausender gilt der Coyu, allerdings von der chinesischen Seite aus. Auch der Śiśāpāṅmāoll relativ einfach sein (er liegt ein paar Stein­würfe jenseits der Grenze zu China). Von der nepālischen Seite sind die Sachen meist schwerer zu besteigen, weil die Süd­seiten steiler sind als die Nord­seiten. Die drei innerhalb Nepāls sind auch nicht einfach.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich reise gerne und habe viel Zeit in Südasien verbracht.
JackTheTrickser 
Fragesteller
 05.02.2016, 14:19

So zwischen den Zeilen entnehme ich Deiner Antwort, dass die Hauptschwierigkeiten von der Höhe und der dünnen Luft ausgehen und vergleichsweise weniger technischer Natur sind. Ich schätze, wer mit Steigeisen und Pickel technische solide im Eisgelände unterwegs ist, sollte von der technischen Seite her klarkommen. Wenn diese Grundlagen da sind, ist es dann hauptsächlich eine Frage der Kondition, der körperlichen Belastbarkeit und der individuellen Fähigkeit, sich an die Höhe anpassen zu können - richtig?

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indiachinacook  06.02.2016, 11:49
@JackTheTrickser

Ich bin kein Bergsteiger, aber ich schätze, daß die technischen Schwierig­keiten im Himālaya nicht drastisch anders als in den Alpen sind, quantitativ wahrscheinlich schlimmer,qualitativ aber nichts Neues.

Deshalb habe ich mich in meiner Antwort auf die Höhe konzentriert, denn die IST etwas Neues. Und etwas extrem Tödliches. Der Sauer­stoff­mangel greift Dich systemisch an, Du wirst rund­herum schwächer und fehler­anfäl­iger, und das kannst Du Dir auf Höhen von 6000+ definitiv nicht leisten. Und bei 8000+ stirbst Du, wenn Du nicht recht­zeitig wieder runter­kommst.

Ich hätte auch über die tiefen Temperaturen oder die Jetstream-Winde schreiben  können, auch das sind neue Phänomene, an denen eine Expedition scheitern kann. Von den Aus­wirkungen her lassen sie sich aber leichter intuitiv erfassen als die Höhen­krankheit, die man in den Alpen einfach nicht in dieser Form bekommen kann (weil Du nicht mal eine Woche auf 4000 m campieren mußt).

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Hallo,

so wie Du das schreibst, fehlt Dir im wesentlichen als Baustein des alpinen Know-Hows die Ausbildung im Eis und auf Gletschern. Technisch gesehen sind die leichten 8000er wie der Cho Oyu nach dem Hörensagen nicht extrem anspruchsvoll. Auch der Hillarystep, der als Schlüsselstelle auf dem Everestaufstieg gilt, ist angeblich nur ein IIIer - in der Höhe ist das aber nunmal anders als bei uns in den Alpen.

Wenn Du DIch ernsthaft dafür interessierts, musst Du Erfahrung auf Gletschern und auf Hochtouren sammeln. Dazu gehört das Gehen auf Steigeisen und die Bergung von Gestürzten aus Gletschspalten. So was lernt man üblicherweise auf einem Hochtourenkurs.

Konditionell bist Du, so wie Du es beschreibst außerordentlich fit. Ich gehe davon aus, dass Du auch 600 oder 800 Hm pro Stunde im Aufstieg schaffst? Ich kann mir gut vorstellen, dass Dein konditionelles Polster gut genug ist. Ich kenne einige Leute, die schon 6000er oder 7000er gemacht haben, die sind meistens schon konditionell sehr gut beinander, da kannst Du aber ganz gut mithalten.

Zu den 8000ern selber: Die Schwierigkeiten liegen nach m.E. zunächst im Kleingeld. Allein die Kleidung und Ausrüstung wird einige 1000€verschlingen, denn Deine normale Bergkleidung kannst Du ruhig daheim lassen. Irgendwo und irgendwie wirst Du ein Expeditionspaket buchen müssen, denn im Alleingang kannst Du nicht Essen für 4 Wochen ins Basislager mitschleppen (Zum Vergleich: Pik Lenin in Kirgistan kostet bei örtlichen Veranstaltern um die 1000$)
Was ich auch gehört habe, ist das mitunter auch eine ganz schöne Geduldsprobe - warten im Hochlager, bis endlich ein Zeitfenster mit gutem Wetter kommt.

Hoffe, das hilft weiter, Viel Erfolg!

Und zur Statistik:
http://archiv-blog.alpenverein-erding.de/2007/01/03/unfall-statistik-der-achttausender/
Viel Spaß beim Lesen....

Ich vermute mal, dass du schon mehr Ahnung hast als der Großteil der Community. Vermutlich kann dir in einem Fachforum besser geholfen werden, wo andere Bergsteiger unterwegs sind :)