Wie definiert Ihr Realität bzw. Wirklichkeit?

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15 Antworten

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Die Wörter „Realität“ und „Wirklichkeit“ werden zum Teil für das Gleiche verwendet, zum Teil wird die Bezeichnung „Realität“ auf eine bestimmte Art der Wirklichkeit eingeschränkt (materielle oder physische Wirklichkeit; objektive Wirklichkeit; Fakten als gegenwärtig gegebene Sachverhalte). Realität kann als das augenblicklich Vorhandene verstanden werden, in Abgrenzung zu nicht weiterwirkender Vergangenheit, zu Idealen, zu Plänen, zu einer möglichen Zukunft. Die Einschränkung der Wirklichkeit auf das durch Sinnesorgane Wahrnehmbare ist nach meiner Auffassung nicht einleuchtend. Die Lebewesen haben unterschiedliche Sinnesorgane, die nicht für alle Erscheinungen leistungsfähig sind. Dennoch können von den Erscheinungen Wirkungen auf sie ausgehen. Außerdem gibt es Ideen, Gedanken, Gefühle, Vorstellungen, Bewußtsein, Geist, Vernunft. Mathematik und Logik beruhen nicht auf Sinneswahrnehmungen. Wie immer diese Sachen erklärt werden, unberücksichtigt sollten sie nicht gelassen werden.

Realität definiere ich lieber in einem Zusammenhang, aus dem der Sprachgebrach hervorgeht. Wirklichkeit ist für mich alles, das ein echtes Sein hat Wahrheit erhebt einen Geltungsanspruch und dieser ist einzulösen. Die Kriterien sind von einer Wahrheitstheorie abhängig. Ich persönlich neige der Korrespondenztheorie zu. Wahrheit ist die Übereinstimmung von einer Vorstellung (geistigen Repräsentation) über einen Sachverhalt und dem Sachverhalt selbst. Klassisch ist die lateinische Formulierung „Veritas est adaequatio rei et intellectus“ (Wahrheit ist die Übereinstimmung von Sache/Gegenstand und Geist/Verstand) bei Thomas von Aquin. Mit dem Begriff „wahr“ wird etwas in Bezug zueinander gesetzt. Die Übereinstimmung kann auf verschiedene Art ausgedrückt werden: Denken und Sein, Behauptung (Satz; Proposition) und Tatsache, Sprache und Welt, subjektives Bewußtsein und objektiver Gegenstand.

Faktoren für eine eindeutige Akzeptanz:

  • Klarheit

  • Evidenz (Offensichtlichkeit)

  • wiederholbare Erfahrung (Beobachtung, Messungen, Experimente)

  • gründliche Untersuchung mit Nachweis aller Quellen und Einschätzung ihrer Zuverlässigkeit

  • Köhärenz (Schlüssigkeit: widerspruchsfrei einzuordnen und abzuleiten; umfassende Erklärung, zusammenhängend)

Hinzukommen können (ohne zwingend verlangt zu sein):

  • allgemeine Zustimmung (Konsens)

  • Bewährung in der Praxis (darauf beruhendes Verhalten führt zu nützlichen Ergebnissen; es funktioniert)

LiloB  09.07.2009, 21:26

Vorsicht, lieber Albrecht, nicht zu kompliziert werden. Hier sind Laien , die Dir folgen möchten- und ich, z.B. beginne, meine Grenzen zu erkennen. Geht es einfacher,- oder ist es Dir dann zu einfach? Darum heute keinen DH, aber das ist eine Bitte´um Hilfe, keine Kritik!

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aurata  09.07.2009, 21:44
@LiloB

Ach Lilo, sei nicht so hart zu unserer Koryphäe! Albrecht hat das richtig gut und interessant beschrieben. Und wenn man es aufmerksam liest, dann versteht man es schon, du sicherlich auch! ;-) Gruß, A.

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Razon  10.07.2009, 13:38

Mal wieder Top erklärt. Nur für Nichtphilosophen wirklich etwas dicht gepackt. Und ich hab meinen leichten Hader mit der Korrespondenztheorie. Aber trotzdem wie immer absolut vernünftig. Wie machst du das nur?

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Realität ist "das, was ist".
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"Das, was ist", ist weitaus mehr und umfassender als das, was wir als real (sinnlich erfahrbar, wirklich oder vorstellbar) beschreiben. Wir unterliegen einfach einmal den Beschränkungen unserer Sinnesorgane, unseres Verstandes, gebunden an Zeit und Raum und zusätzlich den vielen Wahrnehmungsfiltern in unserem Schädel.
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Sprich, wir nehmen nicht wahr, was real da draußen ist, sondern wir nehmen unser Bild von der Welt, unsere interne Repräsentation, die innere Landkarte wahr. All dies wird im Laufe unserer Erziehung durch gesellschaftliche, sprachliche und persönliche Faktoren herausgebildet. Allein Sprache hat ungeheure, unterschätzte Auswirkungen auf die Realität, die wir wahrnehmen; so kennt z.B. der Eskimo über 30 verschiedene Wörter für Schnee, der durchschnittliche Mitteleuropäer 8, wenn's hoch kommt. Dies weist außerdem darauf hin, dass Sprache und Unterscheidungsvermögen konstruktive sowie unverzichtbare Elemente der Konstruktion einer gemeinsamen sozialen Realität sind.
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Dies vorausgeschickt ist Realität das Ergebnis eines kommunikativen Prozesses und einer Realitätskonstruktion ... eine Gruppe von Beobachtern hat sich auf "eine Realität" von vielen möglichen "Realitäten" geeinigt und hält diese fortan für die Wirklichkeit.
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Nachdem wir so festgestellt haben, dass Realität eine subjektive bzw. soziale Realität ist, stellt sich die Frage, ob es denn auch eine absolute Realität gibt. Ganz sicher sogar, nur ... wir können darüber nichts sagen, nichts wissen. Insofern ist die Frage nach real/irreal im absoluten Sinne für uns nicht zu beantworten. Wir könnten uns jedoch darüber verständigen "welche Realitätskonstruktionen sind nützlich, welche weniger nützlich" und hier ganz klar nach Werten, pro's und contra's unterscheiden.

Der Solipsismus würde sagen, nur das eigene Ich ist existent und damit real, alles andere um uns ist lediglich in unserem Bewusstsein, unserem Geist präsent. So könnte man auch z.B. (wohlgemerkt hypothetisch!) einem isolierten, in einem Gefäß von Nährlösung umspülten Gehirn mit der entsprechenden Technik, d.h. Einspeisung von elektrischen Impulsen an den entsprechenden Nerven, eine real erscheinende „Außenwelt“ vorspiegeln. Diese extreme Überlegung zeigt auf jeden Fall, dass unsere Sinnesorgane und unser Gehirn uns nur eine sehr subjektive Wirklichkeit vorspiegeln, die sich auf jeden Fall von der anderer Lebewesen unterscheidet und die auch von unseren angeborenen Denkstrukturen bestimmt wird. Es gibt wohl eine absolute Realität, die wir aber nie mit Sicherheit werden erkennen können. So wie sich niemand wirklich den gekrümmten Raum der Einsteinschen Relativitätstheorie vorstellen kann oder das wirkliche Wesen eines Elektrons oder eines Quarks, so wenig können wir die absolute Realität definieren. Aber wir können ja mal definieren, dass es da etwas gibt, das real ist…..ansonsten könnten wir auch fragen: Warum ist nicht nichts?

Was wir "Wahrnehmung" nennen, ist ein vielschichtiger und ineinander verwobener Prozeß der Auswahl u Deutung von Sinneseindrücken im Gehirn. So erscheint er uns aber nicht. Wir haben vielmehr den Eindruck, daß unsere Wahrnehmung in direktem Kontakt mit der "Wirklichkeit" steht. Das, was wir sehen,scheint uns unmittelbar gegeben zu sein, Töne und Geräusche dringen unvermittelt an unser Ohr, und das, was wir betasten und begreifen, erfahren wir unmittelbar als Gegenstände unserer "Wirklichkeit". Wenn wir wahrnehmen, empfinden wir nichts Vermittelndes zwischen uns und der mit den Sinnen erfahrenen Welt.

Ganz anders sieht es aus, wenn wir "Wahrnehmung" nicht von den Sinneseindrücken herbetrachten, sondern aus der Perspektive der Gehirntätigkeit. Aufgrund sensorischen Reizung in den Sinnesorganen entsteht eine neuronale Erregung, die zum Gehirn geleitet wird. Diese Nervenimpulse sind sensorisch unspezifische Signale. Die spezifische Modalität, auf der unsere Sinneswelt zu beruhen scheint, ist 'hinter' den Sinnesorganen offenbar verschwunden. Die Sinnesorgane übersetzen die ungeheure Vielfalt der Welt in die 'Einheitssprache' der bioelektrischen Ereignisse (Nervenpotentiale), denn nur diese Sprache kann das Gehirn verstehen.Man kann leicht einsehen, daß diese Übersetzung in die neuronale Einheitssprache etwas für die Funktion von Nervensystemen unerläßliches ist,denn wie könnten sonst im Dienste der sensorischen Verhaltenssteuerung Auge und Muskeln, aber auch Auge und Ohr, Gedächtnis und Geruch miteinander kommunizieren, Instanzen die sehr unterschiedlich gebaut sind und ebenso unterschiedlich funktionieren. Die neuronale Einheitssprache ist die Grundlage der Integrationsleistung von Nervensystem und Gehirn.

Welche Bedeutung hat dies für unsere Wahrnehmung? Unsere Sinnesempfindungen entstehen nicht in den Sinnesorganen, sondern im Gehirn und zwar als Ergebnis eines internen Verarbeitungsprozesses. Das menschliche Gehirn ist nicht "weltoffen", sondern ein kognitiv in sich abgeschlossenes System. Es deutet und bewertet nach eigenentwickelten Kriterien neuronale Signale, von deren "wahrer" Herkunft und Bedeutung es im absoluten Sinne nichts weiß. Die von uns durch die Wahrnehmung erschlossene sinnliche Welt ist demnach ein Konstrukt des Gehirns. Die uns zugängliche Welt erscheint uns so, weil das Gehirn seine "Elemente" zu "unserer" Realität zusammengefügt hat. Wir nehmen "wahr", weil wir gelernt haben, diese Konstrukte, in Übereinstimmung mit anderen Menschen, als "wahr" zu nehmen.

In diesem Prozeß der Realitätsbildung besteht die Funktion der Sinnesorgane darin, das Gehirn (das nur die "Sprache" der Nervenimpulse "versteht"), für die unterschiedlichen Umweltereignisse, ihre Modalitäten, Qualitäten und Intensitäten empfänglich zu machen, nicht aber Wirklichkeit abzubilden".

Alle "Erzeugnisse" des menschlichen Gehirns sind hergestellt. Alle Eigenschaftsunterschiede der Wahrnehmungsinhalte, sei es nun Hören, Sehen, Fühlen, seien es nun bestimmte Qualitäten wie Farben, Bewegungen, Tonhöhen oder auch Intensitäten, sind nicht direkt mit den Eigenschaften der Umweltereignisse verbunden.

beemaya  27.10.2012, 20:01

Auf der Ebene der Rezeptoren existiert keinerlei Abbildung der Welt, sondern ein Mosaik elementarer Erregungszustände. bsweise repräsentieren die Erregungszustände der Photorezeptoren weder Gestalten noch Bilder und Szenen, nicht einmal Konturen, Linien oder Kontraste, die im allgemeinen als einfache Komponenten des Sehens angesehen werden. Selbst Bewegung und (relative) Größe eines visuellen Reizes als scheinbar einfachste Bausteine visueller Wahrnehmung existieren nicht auf dieser Ebene. Alle diese Komponenten werden in nachgeschalteten visuellen Zentren aus der Aktivität der Rezeptoren mithilfe zentraler Erregung errechnet u erzeugt

Dazu sind Lernprozesse notwendig. Das menschliche Gehirn muß erfahren, welcheMerkmalskombinationen in der Umwelt regelmäßig auftreten, was wahrscheinlich zu erwarten ist und was nicht. Treten Kombinationen bestimmter Merkmale zur selben Zeit und am selben Ort immer wieder auf, so verstärken sich bestimmte Verknüpfungen. Das visuelle System lernt auf diese Weise die Strukturierung der visuellen Welt in Objekte und "sinnvolle" Prozesse. Es entsteht dann eine erhöhte Bereitschaft, auf Strukturen und Ereignisfolgen, die sich in früheren Erlebnissen als geordnet und "sinnvoll" erwiesen haben, zu reagieren. Das Gedächtnis ergänzt die sensorischen Fragmente zur kompletten Wahrnehmung. Dazu verwendet es "Regeln", die sich im Laufe der menschlichen Entwicklung als sinnvoll (für das Überleben) erwiesen haben. Damit ist das Gedächtnis das wichtigste "Sinnesorgan": "Das meiste, was wir wahrnehmen, stammt aus dem Gedächtnis. Wir nehmen stets durch die 'Brille' unseres Gedächtnisses wahr denn das was wir wahrnehmen, ist durch frühere Wahrnehmungen entscheidend mitbestimmt. Eine solche Sichtweise von Wahrnehmung hat Auswirkungen auf unser Verständnis von "Wirklichkeit". Über "die Wirklichkeit als solche" – also unabhängig vom Menschen – sind keine Aussagen möglich. In bezug auf das Konzept von Wahrnehmung und Konstruktion der Welt im menschlichen Gehirn kann man WIRKLICHKEIT als eine ungeschiedene, nicht bestimmbare Kraft verstehen, die unspezifisch und ungeordnet, weil grundsätzlich offen für alle Sichtweisen wirkt. Eine solche begriffliche Bestimmung von WIRKLICHKEIT folgt den mystischen Vorstellungen eines Niklaus von Kues, der 1453 in seiner Schrift "De visione Dei" ("Vom Sehen Gottes") Gedanken zur Wahrnehmung der WIRKLICHKEIT entwickelt hat. Er bezeichnet das "Sehen Gottes" als das absolute Sehen, "von dem jedes Sehen der Sehenden herstammt, alle Schärfe, Schnelligkeit und Kraft aller tatsächlich Sehenden und aller, die zu Sehenden werden können, übertrifft." Dieses Sehen ist absolut, weil es als losgelöstes Sehen begriffen wird, als eine von den Sinnesorganen abgelöste Wahrnehmung.

Dahinter steht die Erkenntnis, daß das menschliche Sehen, "während es das eine betrachtet, nicht das andere oder alles in absoluter Weise betrachten kann."

Die Wahrnehmung der WIRKLICHKEIT ist ein "von aller Verschränkung losgelöstes Sehen"; es "umfaßt zugleich und auf einmal alle und jede einzelne Weise des Sehens." Damit ist es dem Menschen verwehrt, die WIRKLICHKEIT wahrzunehmen. Sein Sehen umfaßt nicht in sich "alle Maßweisen des Sehens, und zwar so, daß es alle wie jede einzelne in sich begreift." Wirklichkeit, so verstanden, ist ungeschieden, ungeordnet, unverschränkt und daher für den Menschen nicht wahrnehmbar. Erst indem der Mensch ans seinen Reizeindrücken seine Lebenswelt konstruiert: ein für sein Überleben notwendiges Ordnungsgefüge entwickelt, findet er einen ihm angemessenen Zugang zur Wirklichkeit: Sie erscheint ihm als seine Welt. Sie wird für ihn zu seiner "Wirklichkeit", dies umso mehr, als er sie in wesentlichen Aspekten mit anderen Menschen teilen kann. Wirkl. ist der "Grundstoff", aus dem Menschen ihre Welten bauen, auf daß sie wirke, wie Menschen wollen, daß sie wirkt. WIRKLICHKEIT ist also eine "eingefaltete" Wirkkraft, die sich in Welten wirkungsvoll entfalten kann. Ein möglicher Aspekt der Wirklichkeit wird nur erkennbar, wenn er in Welten wirkt: als Auswirkung der Wirkkraft, nicht als Wirklkichkeit selbst. Sie ist zwar in Weiten eingebunden, wird jedoch nie zu diesen Welten, weil die Eigenart von WIRKLICHKEIT ihre prinzipielle Offenheit für alle möglichen Welten ist.

Damit wird eine Beziehung des Menschen zur Wirkl.nicht bestritten. Der Mensch könnte ohne eine solche WIRKLICHKEIT nicht existieren und nichts erkennen. Die Wirkl.ist den Menschen also nur kognitiv unzugänglich. Sie ist eine prinzipiell offene Schöpfung, die sich durch das menschliche Gehirn gesellschaftlich und durch Kommunikation in eine "sinnvolle" Welt verwandelt.

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beemaya  27.10.2012, 20:05
@beemaya

Nur in Form einer Welt, also gesellschaftlich abgeändert können wir mit der Wirkl. umgehen und sie dabei so (und so "real existierend") wahrnehmen, wie es der gesellschaftliche Transformationsprozeß vorsieht. Oder um es wieder in den Worten des Niklaus von Kues zu sagen: "Ohne Verschränkung aber wird nichts verschränkt. So ist die absolute Schau in jedem Sehen, weil durch sie jede verschränkte Schau ist und ohne sie in keiner Weise sein kann."

Die Konstruktionsleistung des Menschen, die Wirkl.in Welten zu fassen, ist nicht statisch sondern dynamisch. Mit der Entwicklung und Ausfaltung von Welten wächst auch das Ausmaß an Anteilnahme an der Wirkl. Ohne sie je wahrnehmen zu können, tragen Menschen doch dazu bei, daß sich diese bei sich aufhält durch neue Sichtweisen und neue Welten im Bewußtsein weiter entfaltet kann.

Das Entwickeln von Toleranz und Verständnis für andere Welten und unterschiedliche Wahrnehmungen sind Möglichkeiten des Menschen, Schritte auf den Horizont dieser Wirkl. zuzugehen, ohne ihn je erreichen zu können, weil er für Menschen immer unerreichbar bleiben wird. In diesem Prozeß der Ausfaltung von Wirkl.kommt der Lebenswelt des Menschen, also dem Netzwerk seiner Welten das entscheidende Gewicht zu. Die Wirkl.ist für den Menschen unerreichbar. Er hat deshalb keine andere Möglichkeit, als "seine" Realität zu konstruieren. Und das geschieht, indem er seine Reizeindrücke seiner Lebenswelt zuordnet.

Roth, Gerhard: Das konstruktive Gehirn: Neurobiologische Grundlagen von Wahrnehmung und Erkenntnis

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Ich hab es im Zuge einer Hausarbeit aus der Phänomenologie heraus definiert: Wirklichkeit ist, was Phänomen ist. Phänomen ist, was unter der größtmöglichen Variation der Annahmen guten Gewissens ncht abgestritten werden kann. Nicht abgestritten werden kann ein Phänomen dann, wenn es wirksam ist. Wirksam ist es, wenn es in die intime Lebnsrealität des einzelnen eindringt und dort Wirkung entfaltet. Dazu muss keine physikalische Existenz nachgewiesen werden. Gestützt wird ein Phänomen durch logische Theorie oder durch Massenbeschluss. Gott als Phänomen existiert demnach, solange eine Wirkung des Glaubens bei einer hinrichenden Masse nachgewiesen ist - wäre damit aber gleichsam nicht definiert, d.h. Es wäre damit nicht bestimmt, was er ist - nur seine phänomenale Wirkung auf Menschen wäre festgestellt. Wirklichkeit ist somit ein Resiuduum wirksamer Ereignisse, die dem Einzelnen verschieden erscheinen können - der eine findet blau schön, der andere nicht - blau ist aber dennoch Phänomen.

In einem Satz also: Wirklichkeit ist, was wirksam ist.

Wie jede Definition der Wirklichkeit hat auch diese Schwächen. Mir hat sie nur gefallen, weil sie

  1. Teilweise meine Idee war
  2. Weil sie flexibler ist als physikalische Theorien und eben auch Dingen wie einer räumlichen Atmosphäre, die nicht messbar ist, gerecht werden kann.
Razon  10.07.2009, 13:34

Im Wesentlichen beruht sie aber auf der Phänomenologie von Hermann Schmitz, auf der Sprachkritik des alten Wittgenstein und auf dem Buddhismus.

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