Sechs Wochen sind ne Menge Zeit, die einem natürlich sehr kurz vorkommen kann, wenn man sich in etwas hinein gesteigert hat.

Ich rate dir also als Erstes, ein oder zwei Tage Abstand von der Arbeit zu nehmen. Treibe ausdauernd Sport, feiere bis spät in die Nacht (Wenn möglich ohne zu großen Konsum von Drogen jedweder Art, Alkohol mit eingeschlossen). Der Hintergrund dieses Ratschlages ist, dass Angst auf physischen Vorgängen in deinem Körper basiert und somit nicht mit Gedankenkraft "weggedacht" werden kann. Wohl aber kann körperliche Anstrengung dem Angstgefühl entgegen wirken.

Als nächstes rate ich dir dazu, dich eines Rückhaltes zu versichern, was geschieht, wenn du durchfällst. Wie würden deine Verwandten und Freunde reagieren? Was würden sie von dir halten? Wichtig ist, dass du sie das beantworten lässt und es dir nicht selbst im stillen Kämmerlein denkst, was sie antworten würden, wenn sie genauso wären, wie du sie dir in deiner Angst ausgedacht hast. Rede also mit Freunden und Familie über deine Angst.

Falls du das aus welchen Gründen immer nicht kannst, sprich mit einem Psychologen darüber. Dafür sind diese Menschen da.

Zu deiner Arbeit schlage ich vor, zunächst einmal zu überprüfen, ob das Desinteresse deines Profs echt ist, oder ob deine Angst dich das glauben macht. Angst ist ja ein fieses Flittchen. Wenn sie einmal da ist, manipuliert sie alles und jeden, um stärker zu werden. Angst schafft Angst!

Ist dein Prof wirklich desinteressiert, sprich mit seinen studentischen Aushilfen und bitte diese um Hilfe oder tritt ihm in seine unapetitliche Körperöffnung, damit er seinen Job macht ;-)

Falls du deine Arbeit wirklich in den Sand gesetzt hast, mache dir einen Leitfaden. Auch griechische Helden haben sich ohne Wollknäuel verloren. Den Minotaurus erschlagen kann jeder. Zurück finden ist das Geheimnis - will heißen: jeder Student KANN eine Abschlussarbeit bestehen. Ob er sie besteht, hängt davon ab, ob er sich von der eigenen Angst und dem inneren Schweinehund leiten lässt oder Herr der Lage bleibt.

Mach dir einen Arbeitsplan! Beginne bei Null und schreibe die wichtigsten Thesen in logisch zwingender Reihenfolge auf. Arbeite sie ab, beginnend mit dem Wichtigsten. So stellst du sicher, dass dir nicht mitten in der Arbeit aufgeht, dass du morgen abgibst und das Hauptkapitel noch fehlt, du anstelle aber 6 Wochen lang eine wundervolle EInleitung geschrieben hast.

Bestehen ist alles! Deswegen ist es das erste Ziel, die Mindestanforderung zum Bestehen so schnell als möglich zu erreichen. Wenn du einmal sicher bist, die knappe 4 in der Tasche zu haben, kannst du dich zur 1 hoch arbeiten! Wenn du nur bis zur 2 kommst, wurscht. Aber wenn du einen Teil auf 2 hast und den Rest auf 6 weil nicht vorhanden, dann ist es wieder die knappe vier :-)

Halte beim Arbeiten Pausen ein. Arbeite keine 14 Stunden am Tag! Das überanstrengt und macht psychisch labil. Esse regelmäßig. Wenn möglich, ritualisiere das Arbeiten, indem du immer auf dem selben Platz sitzt, immer mit demselben Füller schreibst oder so. Rituale geben Sicherheit. Du musst allerdings darauf achten, nicht zu sehr daran fest zu halten. Wenn du den Füller verlierst/der Platz besetzt ist, darf das keine Katastrophe sein!

Ach, und lasse dir einen Ausweg offen!

"Brian: Ich bin nicht der Messias!

Gläubiger1: Ich sage, du bist es Herr, und ich muss es wissen, denn ich bin schon einigen gefolgt!

Brian: Aber ich sage es euch doch, ich bin nicht der Messias!

Gläubiger 2: Nur der wahre Messias leugnet seine Göttlichkeit!

Brian: Was? Das ist unfair. Ihr müsst mir doch einen Ausweg lassen! Also gut, ich bin der Messias!

Gläubige: Er ist es! Er ist es! Heil dir Messias!"

  • Monty Python, Life of Brian

Hoffe, irgendwas davon hilft dir.

Viel Glück!

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Nein, ganz sicher nicht!

Antwort Teil 2:

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Ich gehe davon aus, dass die Ursprünge des Veda in Stammeskulturen, bzw. in deren Sesshaftwerdung zu finden sind. So spricht das erste Lied des ersten Liederkreises davon, dass Agni, der Gott des Feuers, zum Mittler zwischen Mensch und den Göttern wurde, als das Feuer in allen Häusern heimisch wurde. Ich lese das so: Agni als Residuum aller Feuergottheiten verschiedener, durch Sesshaftwerdung versippter Stämme, konnte in seiner heutigen Form erst entstehen, nachdem die Menschen sesshaft wurden. Aber für diesen Gott muss es eine Wurzel gegeben haben, und die ist im Gebrauch des Feuers zu suchen. Das Feuer wurde sicherlich verwendet, bevor der Mensch dazu in der Lage war, es selbst zu entfachen – und als er es vollbrachte, war es eine gewaltige Tat, deren Großartigkeit in der Legende des Prometeus treffend beschrieben wird – er brachte den Menschen das Feuer und muss für diesen Diebstahl ewig leiden. Die Beherrschung dieses mächtigen Elements, dass der Mensch vorher nur durch Naturgewalten fürchten gelernt hatte, musste ein großartiges Ereignis gewesen sein. Er begann, Fleisch zu braten und in das Feuer zu starren jetzt, da es ungefährlich geworden war. Weiterhin erfand der Mensch die Sprache und mit der Sprache das „Ich“ als innersprachlichen Verweis – diese selbstreflektive Distanz, geboren aus einem unbewussten „Einssein“ mit der Natur, die ihn umgab, kann treffend durch das Ritual und das Feuer wieder aufgehoben werden – der Mensch, der sich von seinem Umfeld auf einmal in dem Maße entfernte, indem er lernte, Sprache zu gebrauchen, glich diese Entfernung dadurch aus, dass er sich der Welt auf eine andere Art und Weise annäherte – nämlich um sie bewusst zu erkunden. Wenn wir also in den Veda blicken und von Agni lesen, so schauen wir nicht nur durch Jahrhunderte oder Jahrtausende – wir schauen durch zehntausende von Jahren, wir sehen das Feuer vom ersten Augenblick an, an dem der Mensch seiner bewusst angesichtig wurde. Wir stehen auf einmal an der Seite übel riechender Gestalten, in Felle und Leder gekleidet, mit Steinketten und geschnitztem Schmuck behängt, vielleicht die Gesichter bemalt, die gerade in Chauvet Felswände für ein Ritual vorbereiten. Wir sehen zurück dahin, wo wir herkommen und wer wir sind – nicht nur in die Anfänge von Religion, sondern in die Anfänge des Bewusstseins an sich.

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Aus diesem Grunde glaubten die Inder auch, dass die Welt untergeht, wenn der Veda nicht mehr befolgt wird – gewissermaßen war das ja auch so – durch das Ritual wurde Sprache und Wissen tradiert – würde das Ritual vergessen, so sank die Sippe wieder in die Monade des Unbewusstseins zurück. Der Veda als magisches Ritual zur Beeinflussung der Welt hat wahrscheinlich mittlerweile ausgedient – aber als Brücke zu unserem Ursprung und zur erneuten aber diesmal bewussten Einheit mit der Welt, die uns umgibt ist er so aktuell wie eh und je. Insofern haben die Brahmanen Recht, wenn sie sagen, der Veda enthielte die Geheimnisse der Welt – was man in ihm finden kann, findet man nirgendwo anders.

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In Indien entwickelte sich aus den Wurzeln des Veda etwas, was mit diesem auf den ersten Blick gar nichts mehr zu tun hatte: Der Buddhismus. Die Lehre Buddhas kann als fundamentale Revolution verstanden werden oder als ursprüngliche Wiederherstellung des Status quo, je nachdem. Als fundamentale Revolution erscheint er in seiner Terminologie, die jeden Schöpfergott negiert und den Menschen selbst als einzige Quelle seiner Erlösung durch das Beenden des Daseinskreislaufes darstellt. In seinen Belehrungen tauchen die Götter zwar noch auf, aber auch sie haben eine Lebenszeit und sterben irgendwann – die Götter werden zu einer Daseinsform unter vielen, die irgendwann sterben und dann als Menschen oder was auch immer erneut geboren werden und somit von Leiden nicht frei sind. Aber auch nach der indischen Vorstellung ist Brahma nicht die Quelle des Universums, sondern lediglich der Gestalter – der Ursprung ist Parabrahman – das höchste Brahman, von dem im Veda zweierlei ausgesagt wird: Erstens, dass unser Vermögen an es nicht reicht und zweitens, dass es sich in seiner ursprünglichen Gestalt opferte, um die Welt erschaffen zu lassen. Es ist also nicht in der Welt, sondern die Welt ist in ihm. In der buddhistischen Lehre des Mahayana ist die Welt eine Illusion vor dem Hintergrund der absoluten Konzeptlosigkeit, die in einer Erfahrung mündet, die Shunyata, Leerheit genannt wird. Vergleicht man die Vorstellungen auf diese Weise, so hat Buddha nicht ein Wort neues gesagt, sondern Altes neu formuliert, um wieder einen Weg zu öffnen, der durch Altes verbaut war – denn der Mensch hatte aus sich heraus keine Möglichkeit, aus diesem Kreislauf auszubrechen – er musste warten, bis er Brahmane wurde, denn nur Brahmanen konnten nach ihrem Tod mit Parabrahman eins werden. Und wie die Baghavad Gita lehrt, ist dieses Einswerden bereits alle Belohnung, die erwartet werden kann – darüber hinaus gibt es nichts. Buddha öffnet diesen Weg wieder für alle und jedermann, indem er die Erlösung aus eigener Kraft proklamiert und sich konsequent weigert, etwas zu benennen, dass die Welt geschaffen haben soll. Es ist logisch gedacht: Denn wenn dieses Absolute unergründlich und nicht in der Welt ist und als einziges nicht leidet, so muss es konzeptlos sein, denn alles in der Welt hat ein Konzept. Wenn es aber konzeptlos ist, so kann kein Ritual helfen, es zu erreichen, sondern lediglich das Ablegen aller Konzepte. Wenn aber alle Konzepte abgelegt werden müssen, um es zu erreichen, so benötigt man eine neue Terminologie, die sich bekannter Methoden bedient, um dieses zu erreichen. Genau das lehrte er dann auch 40 Jahre lang.

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Wir haben uns die ersten Götter, die Bildnisse und Namen haben also als Residuuen von sich miteinander vermengenden Stammesgöttern zu verstehen, darauf weisen auch die Unterschiede in den Liederkreisen hin, die jeweils verschiedene Aspekte der Gottheiten betonen. Die aus diesen Residuuen entstandenen Gottheiten wurden durch spätere Revisionen wie der Baghavad Gita folgerichtig als abhängige erkannt – das, wovon sie abhingen, nannte man das Ungreifbare, das außerhalb dieser Welt liegt. Dieses Ungreifbare, das in sich alles birgt, was ist, kann als Vorstufe zu dem aufgefasst werden, was einmal der mosaische Gott werden sollte. Dieser Gott wird erst erkannt, nachdem durch die Synthese der einzelnen Ansichten ein Abhängigkeitsverhältnis der Gottheiten zu den kulturellen Besonderheiten wie dem Ritual oder der Sprache erkannt wurde – notwendig wurde die Ungewissheit des Veda über den Ursprung der Welt (10.129.7: Woraus sich diese Welt entwickelt hat, ob er sie gemacht hat oder nicht – der der Aufseher dieser Welt im höchsten Himmel ist, der allein weiß es, es sei denn, dass auch er es nicht weiß.) als das wahre Unendliche erkannt, da die Götter innerhalb dieses Universums an die Zeit dieses Universums gebunden waren.

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Gehen wir nun rückwärts zu jenen Stammesgottheiten und bleiben wir beim Feuer: Der Mensch muss der Sprache mächtig sein, um die Erkenntnis eines Gottes erfassen zu können, ansonsten verbliebe sie als nicht versprachlichter Eindruck auf einer vorbewussten Ebene. Der Mensch muss also bereits über Begriffe verfügen, um eine Erkenntnis von Gott zu haben. Die Begriffe selbst sind hierbei arbiträr – hierbei scheint mir Kant den entscheidenden Gedanken gedacht zu haben:

„Das Schöne kommt darin mit dem Erhabenen überein, dass beides für sich selbst gefällt. Ferner darin, daß beides kein Sinnes- noch ein logisch-bestimmendes, sondern ein Reflexionsurteil voraussetzt: folglich das Wohlgefallen nicht an einer Empfindung wie die des Angenehmen, noch an einem bestimmten Begriffe wie das Wohlgefallen am Guten hängt, gleichwohl aber doch auf Begriffe, obzwar unbestimmt welche, bezogen wird;“

Das Erhabene, so Kant, wird also zum Erhabenen erst durch Reflexion auf die eigentliche Erfahrung, das heißt, es wird im Nachhinein als Erhabenes erkannt im Bezug auf Begriffe, mit denen man es beschreibt, wobei nicht durch Begriffe definiert wird, worin das Erhabene besteht, sondern der Begriff erst hinterher mit einem Eindruck identifiziert wird und somit arbiträr ist: Jeder erlebt etwas anderes als erhaben. Das Wohlgefallen, das sich aus dem Erlebnis des Erhabenen entwickelt, ist demnach an die Fähigkeit geknüpft, dass, was wir erlebten, darzustellen. Das Erhabene ist somit etwas, was kohärent ist dahingehend, dass ein zunächst atavistischer Eindruck versprachlicht wird oder besser: das wir die Fähigkeit dazu haben, uns einen Begriff dazu zu denken, woraus sich ergibt, dass, ohne das wir das emotionale Moment schon tiefer untersucht hätten, das Erhabene uns als Ganzes berührt und unsere Potenz dadurch ausdrückt, dass wir ein atavistisches Erleben in kultivierte Formen bringen können: Begriffe.

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Nein, ganz sicher nicht!

Mir scheint, dass es unumgänglich ist für das historische Verständnis der mosaischen Offenbarung und damit für das Verständnis von Christus, der diese reformiert, sich einmal die babylonische und die ägyptische Religion zu betrachten. Hinsichtlich der babylonischen Religion ist die Erzählung der Sintflut ein starker Hinweis auf eine zumindest literarische Verwandtschaft – sie wird nämlich im Gilgameshepos ebenfalls erzählt, dass deutlich älter ist als die Thora, und sie ist im Ursprung ein sumerischer Mythos. Gilgamesh, König von Ur, hat vermutlich etwa 500 Jahre und mehr vor dem Auszug Abrahams aus Mesopotamien gelebt. Es war nicht nur möglich sondern sogar wahrscheinlich, das Abraham diesen Mythos kannte. In Mesopotamien herrschte zu dieser Zeit ein polytheistischer Kult, der zwar drei oberste Gottheiten aber viele Nebengötter kannte, die Söhne und Töchter der Hauptgottheiten waren. Dieses System war mehr oder weniger kompatibel zu Fremdreligionen, da Gottheiten Bereichen vorstanden, die zumeist in jeder Kultur eine Rolle spielten. So gab es einen Sonnengott nicht nur in Babylon, sondern auch in Ägypten. Die Griechen hatten einen usw… So konnte man gesagt werden, dass auch die anderen an den und den Gott glaubten, ihn nur anders nannten, da rituelle Feinheiten durch die Schwierigkeit der Distanz und der Überlieferung ohnehin nur einem winzigen Personenkreis überhaupt aufgefallen sein dürften. Mit der Offenbarung Gottes vor Abraham war es hingegen vollkommen anders. Wenn die Überlieferung korrekt ist, so war Abraham der Erste, dem ein einziger Gott erschien und seinen Ausschließlichkeitsanspruch geltend machte. Monotheismus und Polytheismus lassen sich eben nicht oberflächlich einen, da ihre Terminologie dies von vorn herein nicht zulässt – wenn ich nur einen einzigen unbenannten Gott habe, dann muss dein Glaube an viele Götter falsch sein und umgekehrt. Abraham blieben also nur zwei Möglichkeiten: Entweder seinen Glauben geheim zu halten und auch seine nicht geringe Gefolgschaft nicht einzuweihen, oder mit seiner Sippe das Land zu verlassen. Wenn wir bedenken, dass Gott nur Abraham erschien, seinen Knechten und Mägden hingegen nicht, diese aber auch Mesopotamier waren und das Epos des Gilgamesh samt Sintflut aber kannten, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Teile, die eben nicht mit der Ein-Gott-Auffassung im direkten Widerspruch standen, nach dem Tode Abrahams weiter überliefert wurden und sich bis hin zu Mose erhalten haben. Kommen wir zu den Ägyptern. Etwa 100 Jahre vor Moses Geburt „reformierte“ Pharao Echnaton die ägyptische Religion – de facto schaffte er sie ab und entmachtete somit die Priesterschaft, setzte einen Sonnengott namens Aton als einzigen Gott ein, und ernannte sich selbst zu dessen erstem Priester – im Grunde tat er das, was Christus getan hatte, allerdings vollbrachte er 300 Jahre Geschichte von Christus zum Papsttum mehr oder weniger an einem einzigen Tag – er scheiterte aus drei Gründen: Er tat es aus machtpolitischen und weniger aus religiösen Gründen. Anstatt sich um das Volk zu kümmern, baute er sich eine eigene Stadt. Er tat, was er tat, viel zu schnell, als dass sich irgendjemand daran hätte gewöhnen können. Er wurde entmachtet und aus den Analen getilgt, was bei den Ägyptern soviel hieß wie – als hätte es ihn niemals gegeben. Wenn nun aber die hebräische Überlieferung zutrifft, dann muss der Stamm Abrahams zu dieser Zeit schon in Ägypten gewesen sein. Hundert Jahre sind zwar genug, damit sich das alte System wieder etablieren konnte, aber es sind nicht genug Jahre, als dass sich eine mündliche Überlieferung verliert.

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Die alte ägyptische Religion, die sich wieder etablierte, konzentrierte sich unter vielen Gottheiten mittlerweile auf den Gott Amun – dies ging soweit, als dass von vielen nur noch Amun angebetet wurde – die ägyptische Religion bewegte sich von einem exoterischen Polytheismus bereits hin zu einem esoterischen Monotheismus. Dieser Monotheismus ist aber immer noch mit Bildern, Namen und Ritualen übersäht und vollständig statisch – ein unbewegliches und fertiges Bild – für alles eine Regel auf der Basis, das Ägypten in seinem Aufbau selbst ein heiliges Land ist, für das ein heiliges Gesetz besteht, über das die Götter in Ritualen befragt werden.

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Es sind also drei Quellen präsent: Der Polytheismus Mesopotamiens, der exoterische Polytheismus und der esoterische Monotheismus Ägyptens sowie die Aton-Episode der ägyptischen Geschichte. Es scheint vor diesem Hintergrund fast, als könne Mose, der mit der ägyptischen Kultur bestens vertraut war, als Außenstehender endlich formulieren, was gewissermaßen schon durch die Risse der ägyptischen Kultur schien. Somit sind auch die Fragen des Mose nach dem Namen Gottes zu verstehen – sie sind eine Prüfung, eine Falle, in die Gott nicht geht, die Mose ihm aber stellen muss: „Bist du einer der ägyptischen Götter, die ein Bildnis und einen Namen haben?“ Und Gott sagt – „nein, bin ich nicht. Ich bin, der ich bin.“ Mose fragt abermals dasselbe. Gott antwortet: „Sein, was war, ist und sein wird“ (das bedeutet „Jahwe“) – er verneint und zerstreut Moses Bedenken. Dies ist das erste Fundament der mosaischen Religion.

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Was tut Mose nun, was die Ägypter nicht getan haben? Oder besser umgekehrt: Was tut er nicht, was die Ägypter getan haben? Er verbietet das Bildnis, die Vorstellung von Gott. Er macht aus einer greifbaren Person einen ungreifbaren Herrn, der alles Sein umschließt und dessen Wege unergründlich sind, weswegen er nicht gerecht sein muss, sondern einen Plan haben kann, der den Menschen verborgen ist. Es ist nun nicht mehr möglich, den Menschen mit sogenannten Ritualen zum Narren zu halten, indem vorgegaukelt wird, Gott sage zu etwas ja oder nein. Man konnte sich zwar im Gebet an ihn richten, aber man hatte kein greifbares Bildnis vor Augen. Das Bildnis an sich ist nicht verkehrt – aber sein Zenit war längst überschritten. Man machte sich früher Bilder von den Göttern, weil man mit Bildern und Sprache mehr sagen konnte als mit Sprache allein, weil Sprache ein zu junges Medium war, um alles übermitteln zu können, was man zeichnen und malen konnte. Bilder fungierten wie Bücher und dienten als Gedächtnisstütze – man war darauf angewiesen, das Wissen zur Überlieferung bildlich darzustellen, wenn das Wissen dahinter geheim bleiben sollte, bzw. Schrift noch nicht entwickelt. Aber mit Mose sollte die Offenbarung weder geheim bleiben, noch war es unmöglich, sie aufzuschreiben. Mose schneidet also das Bildnis ab, behält aber das Gesetz bei. Anders wäre es auch nicht möglich gewesen. Mose zieht mit seinem Stamm aus Ägypten aus und verlässt bewusst die ägyptische Gerichtsbarkeit. Somit entstehen zwei Notwendigkeiten – erstens: Es muss ein Codex gefunden werden, nachdem agiert wird – dieser Codex muss die Strapazen legitimieren, die die Menschen auf sich nehmen. Beides wird dadurch erfüllt, indem das Gesetz von Gott und durch Gott legitimiert wurde. Die mosaische Religion ist ja nicht nur glaubensstiftend, sie ist völkerbegründend – ein Gesetz und eine Auszeichnung für das auserwählte Volk Gottes, dass seit seiner Verheißung nunmehr 500 Jahre ohne Heimat ist. Ein kurzer Blick in die Geschichte genügt, um sich zu vergewissern, dass es ihnen nicht lange vergönnt war, sich selbst zu regieren. Es ist gewissermaßen ein Zeichen Gottes, ob es einen Staat Israel gibt oder nicht. Wenn es ihn gibt, dann ist das Volk Israel auf dem richtigen Weg, gibt es ihn nicht, haben sie schlecht gehandelt – denn von Gott auserwählt zu sein, bedeutet zweierlei: Durch ihn höher gehoben zu werden als alle andern, oder tiefer erniedrigt zu werden, als je ein Volk erniedrigt wurde. Man darf sich deshalb nicht wundern, wenn der Tanach zuweilen eine blutige Angelegenheit ist: Nicht Gott ist grausam, sondern er hat beschlossen, der Welt durch die Juden ein Beispiel zu geben – und damit dieses Beispiel überhaupt entstehen kann, muss sich ein heimatloses Volk eine Heimat erkämpfen. Nicht umsonst landen sie in Jericho, der ältesten Siedlung der Erde – seid 12000 Jahren siedeln in Jericho Menschen und glauben an ihre Götter.

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Natürlich ist es umso schlimmer, nach der mosaischen Offenbarung fremdregiert zu werden, denn nun kennt man Gottes Wort und seinen offenbarten Willen und hat trotzdem gefrevelt. Es ist offensichtlich, warum die jüdischen Propheten so ausführlich mit dem Gericht drohen, zumal der Tanach überwiegend in babylonischer Gefangenschaft schriftlich fixiert wurde. Streng genommen kennt der Jude Gottes Gesetz und Wille, wie er sich auf Erden zu verhalten hat. Wenn er dem also frevelt, hat er Strafe zu erwarten, die aber nicht immer eintreffen muss. Wenn er wohl handelt, darf er hingegen nicht zwingend erwarten, dass Gott ihm hilft – der unoffenbarte Plan Gottes mag sein Leiden notwendig machen, ohne dass er das Warum begreift – das macht Ijob deutlich. Wenn er aber nach dem Gesetz lebt, so ist ihm Gottes Gnade gewiss, selbst wenn er auf Erden zu leiden hat. Aus diesen genannten Gründen ist es sehr verständlich, dass es nicht einfach ist, zum Judentum zu konvertieren – denn ein jeder Konvertit, der nicht nach dem Gesetz handelt, schafft Leiden für das gesamte Volk. Da ein Jude ein Beispiel sein soll für alle Völker ist es ebenfalls verständlich, dass eine Kenntnis der jüdischen Schriften vorausgesetzt wird.

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Kabbala ist jüdische Mystik. Es ist eine esotherisch-orthodoxe Interpretation des Judentums, die ungefähr im neunten Jahrhundert als solche begann. Hauptwerk ist das "rückdatierte" etwa im 13 Jh. abgefasste Werk "Sefer ha Sohar", das Buch des Glanzes. Es stellt die Welt dar als Schöpfung Gottes aus der Potenz von 10 Emanationen, die in gradueller Verdichtung unsere Wirklichkeit schaffen. Der heute bekannteste kabbalistische Rabbi ist der im 16. Jh in Safed lebende Isaak Luria, dessen lurianische Kabbala in jüdischen Kreisen de weiteste Verbreitung fand. Hauptelement seiner Lehre ist die Kontaktion (Zimzum) des unendlichen Gottes (En Sof), um so durch eine Ausströmung seiner Glorie die Schöpfung möglich zu machen. Diese sich in zehn Instanzen und sieben Schritten sich ereignende Schöpfung wird Durch den sogenannten Baum des Lebens (Etz Chajim) abgebildet, der zugleich Meditationsobjekt und Weg zur Erlösung darstellt. Die zehn Emanationen werden Sefira (Zahlen) genannt und sind mit 22 Wegen verbunden, denen jeweils ein Buchstabe des hebräischen Alphabets zugeordnet wurde. Diese Zuordnung ist selbst nicht kabbalistisch sondern weit älter (das nich kabbalistische Sefer Jezirah aus dem 6Jh beschreibt sie).

Die Kabbala teilt sich in zwei mögliche Teile: Nämlich einmal in die Beschreibung der Schöpfung und seiner Glorie (nach der Vision des Ezechiel Merkava genannt) und zum anderen in die Erkundung seines Willens, festgehalten in der Thora (in Anlehnung an den ersten Schöpfungsbericht bereschit genannt). Da jeder hebräische Buchstabe von Alters her zugleich Zahl und Symbol ist, kann die hebräische Thora "durchgerechnet" werden. Genauso kann man, da das Hebräische keine Vokale kennt, diese verschieden substituieren, wodurch sich der Sinn ändert. Ebenso kann aus einem Wort ein Satz emacht werden und umgekehrt. Zum Beispiel ergeben sich die 72 Nmane Gottes dadurch, dass man 3 bestimmte Verse so liest, dass man ihre Buchstaben nach festen Regeln miteinander kombiniert. Und ich vermute, du meinst das mit Wissenschaft. Aber das ist keine Wissenschaft sondern mystisch angewandte Mathematik. Die Kabbala ist als Ganzes Mystik - aber wie ich finde äußerst lohnenswert.

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Dies war eine Stelle, mit der ich auch so meine Probleme hatte. Denn hier hat Christus das mosaische Gesetz noch verschärft, um deutlich zu machen, dass es sich bei der Ehe NICHT in erster Linie um eine wirtschaftliche oder rein sexuelle Zusammenkunft handelt - sondern dass die Liebe zwischen Mann und Frau, die Leben hervor bringt, eben analog ist zur Liebe Gottes mit seiner Schöpfung, aus der ebenfalls das Leben entstand.

Im Grunde wird die Ehe emotionalisiert. Bei Moses macht es noch Sinn, aus wirtschaftlichen Gründen zu heiraten, denn, wenn einem die Frau irgendwann nicht mehr gefällt, kann man sich scheiden lassen (Dtn. 24,1f). Dem wirkt Jesus entgegen, sicherlich aus dem Bewusstsein einer idealen Liebe heraus, von de ich zwar glaube, dass es sie gibt, von der ich aber nicht glaube, dass sie die Regel ist. Eine solche Liebe würde aber, Gebot hin oder her ohnehin nicht enden, weswegen also das Gebot so gesehen sinnlos wäre - aber wie Evangelista sagte, sprach er zu hinterlistigen Phariäern, unemotionalen Menschen, Schriftgelehrten, denen der Wortlaut des Gesetzes wichtiger war als das Leben.

Darüber hinaus muss diese Stelle im Zusammenhang mit dem gesehen werden, was über den Ehebruch ausgesagt wird. Bei Moses (Dtn. 22,13ff) steht auf jede Form des Ehebruchs der Tod. Jesus relativiert das bei Joh 7,53ff. Der Ehebruch bleibt zwar Sünde, ist aber nicht mehr Mt dem Tode zu ahnden.

Unter der Vorraussetzung, dass der Ehebruch weltlich nicht geahndet wird und vorehelicher Verkehr ebensowenig, kann ich die Stelle um des Ideals der Liebe Willen akzeptieren. Wenn sie allerdings dahingehend ausgelegt wird, dass der Mensch bei jedem Fehltritt aus der Gesellschaft ausgestoßen wird, halte ich sie für hoch problematisch.

Ich hatte einmal den Wunsch, niemals wieder von einer Person getrennt zu sein. Und das es nicht funktionierte, empfinde ich heute noch als unendlichen Verlust. Dahin gehend verstehe ich Christus.

Ich hatte allerdings auch wunderbare Augenblicke mit Menschen, bei denen eine solche Verbundenheit nicht da war - also muss ich ihm auch widersprechen - denn es gelang mit erst, das eine vom anderen zu unterscheiden, nachdem ich beides erlebt hatte.

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Also das entsprechende Referenzbuch scheint mir vorrangig Exodus und Deuteronimium zu sein - dort wird das mosaische Gesetz dargelegt, und dort steht:

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Ex 22,15-16 Wenn jemand ein noch nicht verlobtes Mädchen verführt und bei ihm schläft, dann soll er das Brautgeld zahlen und sie zur Frau nehmen. Weigert sich aber ihr Vater, sie ihm zu geben, so soll er ihm soviel zahlen, wie der Brautpreis für eine Jungfrau beträgt.

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Daraus erfahren wir, dass die Bibel vorehelichen Sex seit jeher kennt, ihn zwar nicht gut heißt, aber ihn auch nicht bestraft, insofern die Erwischten sich dem Gesetz gegenüber demütig verhalten.

Also es ist nicht verboten, nur unschicklich - es entsteht ein Ehrverlust und ein Gesetzesbruch, wenn der Mann danach nicht zur Hochzeit bereit ist. Wenn der Vater Einwände hat, so soll er zumindest die "Wertminderung" wieder gut machen.

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Das mosaische Gesetz gilt im Christentum immer noch - streng genommen, auch wenn Paulus das relativiert hat (Röm 7,1-6 sich beziehend auf Joh 3,3). Dagegen steht jedoch, das Christust das mosaische Gesetz nicht abgeschafft sondern nur erfüllt hat - wer also das Gesetz erfüllt und aus ihm erwächst, der kann Christ werden. So wird das Gesetz an manchen Stellen großzügig ausgelegt (zum Beispiel in Lk 6,1-5, wo es um das Einhalten des Sabbat geht.)Christus sagt jedoch an anderer Stelle (Mk 10.4-): "Da kamen die Pharisäer zu ihm und fragten: Darf ein Mann seine Frau aus der Ehe entlassen? Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben? Sie sagten: Mose hat erlaubt, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen (Dtn. 24,1-4). Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben. Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen, und sie werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen."

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Es besteht also die Tendenz, die Gebote zu verschärfen. Wo der Sabbat verhindert, dass Menschen essen oder das Menschen gerettet werden, muss er eingeschränkt werden. Wo aber Gesetze "Unzucht" und "Triebhaftigkeit" fördern, müssen sie verschärft werden.

Folglich findest du deine Antwort im Buch Deuteronomium weiter ausgelegt. Kapitel Dtn22,13 - Dtn32,1 fächert Ex 22,15-16 weiter auf. Ich zähle hier nur auf (wird mir zuviel), nachschlagen kannst du ja selbst:

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Dtn. 22.13: Die Beschuldigung der Ehefrau wegen vorehelichen Verkehrs - Strafe - wenn es stimmt, den Tod für die Frau, wenn es nicht stimmt, Geldbuße und Züchtigung für den Mann.

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Dtn. 22,22: Der Ehebruch mit einer verheirateten Frau - Strafe - Tod für beide durch Steinigung - hier greift Joh8,7 "Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie."

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Die Strafe ist also verworfen - die Sünde aber bleibt Sünde nach Joh 8,11 "Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr." Es bleibt also Sünde - allerdings hat man dafür den Tod nicht verdient, wenn man bereut und Gnade erbittet. Das Gesetz wurde also entradikalisiert, nicht aufgehoben.

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Dtn. 22,23-27: Der Beischlaf mit der Verlobten eines anderen - Strafe - Tod für beide durch Steinigung. Auch hier greift Joh8,7

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22,28-29: Der Beischlaf mit einer noch nicht Verlobten - identisch mit Ex 22,15-16

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23,1: Blutschande - verboten - Strafe - nicht angegeben, aber vermutlich Tod durch Steinigung.

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Aus historischer Sicht ist dieses Gesetz verständlich - ob es heute noch zur Anwendung kommen sollte: Ich finde nein - auf keinen Fall.

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Ich hab es im Zuge einer Hausarbeit aus der Phänomenologie heraus definiert: Wirklichkeit ist, was Phänomen ist. Phänomen ist, was unter der größtmöglichen Variation der Annahmen guten Gewissens ncht abgestritten werden kann. Nicht abgestritten werden kann ein Phänomen dann, wenn es wirksam ist. Wirksam ist es, wenn es in die intime Lebnsrealität des einzelnen eindringt und dort Wirkung entfaltet. Dazu muss keine physikalische Existenz nachgewiesen werden. Gestützt wird ein Phänomen durch logische Theorie oder durch Massenbeschluss. Gott als Phänomen existiert demnach, solange eine Wirkung des Glaubens bei einer hinrichenden Masse nachgewiesen ist - wäre damit aber gleichsam nicht definiert, d.h. Es wäre damit nicht bestimmt, was er ist - nur seine phänomenale Wirkung auf Menschen wäre festgestellt. Wirklichkeit ist somit ein Resiuduum wirksamer Ereignisse, die dem Einzelnen verschieden erscheinen können - der eine findet blau schön, der andere nicht - blau ist aber dennoch Phänomen.

In einem Satz also: Wirklichkeit ist, was wirksam ist.

Wie jede Definition der Wirklichkeit hat auch diese Schwächen. Mir hat sie nur gefallen, weil sie

  1. Teilweise meine Idee war
  2. Weil sie flexibler ist als physikalische Theorien und eben auch Dingen wie einer räumlichen Atmosphäre, die nicht messbar ist, gerecht werden kann.
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Die Frage danach, wie Gott geschaffen wurde, ist ob seiner Definition als "causa prima" nicht zu beantworten. Für den Atheisten stellt sie sich nicht, da sie aus seiner Sicht rein hypotetischen Charakter hat, und für den Gläubigen stellt sie sich nicht, da dieser eben glaubt, dass Gott der unbeschreibliche Urgrund ist, für den die Gesetze von Ursache und Wirkung nicht gelten. 

Über die Frage, wann der Mensch zu Gott kam, ließe sich hingegen spekulieren. Der Begriff "Gott" (wohlgemerkt das Wort und nicht dessen Gegenstand, bzw. Gebrauchsregel) ist ein rein abstrakter Begriff, da er etwas bezeichnet, was, wenn überhaupt, durch das innere Erleben des Einzelnen erfahren werden kann. Um also eine Vorstellung respektive eine Ansicht von dem zu entwickeln, was einem Menschen bei einer eintretenden mystischen Schau widerfahren ist, muss Sprache und bildliche Darstellungsfähigkeit einen gewissen Grad erreicht haben, sonst kann Gott zwar erlebt aber weder gedacht noch kommuniziert werden. 

Notwendig ist auch die Unterscheidung zwischen Innenwelt und Außenwelt in sprachlicher Hinsicht - lapidar gesagt - der Mensch muss bereits ein "Ich" als Moment der Selbsterfahrung und als sprachlichen Verweis erzeugt haben. Dies sind zwei der (rudimentären weil notwendigen) Vorraussetzungen des Verständnisses und der Kommunizierbarkeit von Offbarungen.

Bevor der Mensch also einen Begriff von Gott haben konnte, musste er fähig sein, das Potential bereit stellen, einen solche zu entwickeln. Ein großer Hemmschuh für das Entwickepn von Sprachen sind kleine Gruppen, in denen jeder jeden kennt - wie bei vielen alten Ehepaaren aufgrund gegenseitiger Kenntnis weniger Notwendigkeit entsteht, sprachlich zu kommunizieren, so entwickelt eine kleine Gruppe weit weniger Notwendigkeit für komplexe Begrifflichkeiten - und damit weniger neue Worte. Darüber hinaus muss eine Lautfolge, um zum Wort zu werden, von mehreren Personen verstanden werden und es muss überliefert werden, indem es im Sprachgebrauch verbleibt.

Wir haben also von den ersten kulturellen Leistungen des Menschen (Faustkeile vor ca. 1,5 Mio Jahren) eine lange Phase anzunehmen, in der er zwar zu ersten Kulturleistungen aber noch nicht zur Religion fähig war. 

Die ältesten gefundenen Gräber haben ein Alter von ca. 100 000 Jahren, jedoch wissen wir nicht, ob die gefundenen Blütenpollen durch Zufall (an Kleidung und Fußsohlen) oder als Grabbeigaben in die Höhle gebracht wurden, in die man die Toten gebracht hatte. Es könnte sich in diesem Fall wahrscheinlicher um einen Ahnenkult handeln, indem die ehrwürdigen Toten, um nicht von Tieren zerrissen zu werden, in eine leerstehende Höhle gebracht wurden. Etwa zur gleichen Zeit lernte der Mensch die Himmelsrichtungen als solche bewusst zu unterscheiden, wie wir aus Funden von Nummuliten wissen. 

Um etwa 32 000 in Europa findet man zahlreiche Frauenstatuen, die im allgemeinen in der heutigen Literatur immer den Beinamen Venus tragen. Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten Malereien, die in Frankreichs Höhlen zu finden sind. 

Wenn du also fragst, wann der Mensch Gott entdeckte oder zum Verständnis einer (gleich welcher) Offenbarung fähig war, dann würde ich antworten: Vermutlich irgendwann zwischen 100 000 und 30 000 Jahren vor Christi Geburt.

Religionen im heutigen Sinn setzen eine so große Population vorraus, dass sie sich erst nach der Sesshaftwerdung des Menschen ab 12000 vor Christus haben entwickeln können. Jericho hat von allen Orten der Welt als einziges dieses Alter.  Es ist die älteste Stadt der Erde - vor Jericho gab es vermutlich Sippenkulte - also im Prinzip genau wie Abraham, dem ein Gott erschien, der nur zu seiner Sippe sprach. Durch die Verschmelzung dieser Sippengottheiten enstanden die ersten Religionen als sippenübergreifender Codex und mit ihnen die Völker als soziologische Einheit.   

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Ich fände es gut, wenn das Shinto wahr wäre. Ein schöner Kirschbaum wäre ein Gott - ein berauschender Hain wäre ein Gott - ein Weiser Mann wäre von einem Gott berührt. Es enstünde ein Gott, wo auch immer die Menschen der Welt sich hingeben.

Ich wünschte, der Veda wäre wahr - Der Seher wäre als Gleicher unter Gleichen mit den Göttern geschaffen - als Diener zwar, aber als ein Diener dem die Macht über sein Bestehen in die eigenen Hände gelegt wäre.

Ich wünschte, die Gita wäre wahr - unsere Fehler würden nicht mehr so schwer wiegen.

Tja - vielleicht ist aber auch das Gilgameschepos wahr, und dann seid ihr alle dran, weil ihr es vermutlich gar nicht kennt. Oder meine Oma hat recht, und der Menschensohn wartet zur Rechten des Vaters. Ich bin sicher, sie wird ein gutes Wort für mich einlegen, wenn dem so ist. Und meiner Oma kann niemand was abschlagen.

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Lieber Primavera,

du hast mich um eine Antwort gebeten, und ich will mein möglichstes tun, mich klar auszudrücken. Ich werde zunächst auf den Kommentar von 2beers antworten, danach auf deine Antwort.

Nach christlicher Vorstellung wird der Mensch nach seinem Tod nicht mehr in das Paradies zurück kehren, da ihm jener Garten Eden auf immer verloren ist. Die zum Jenseits gehörende Vorstellung der Christen findet sich demnach in der Apokalypse in der Vision des "neuen Jerusalem". Im Gegensatz zu der Vorstellung des Paradieses, die höchst konkret ist, ist dieses neue Jerusalem ein Konstrukt aus Zahlen - diese Zahlen machen solange keinen Sinn, solange man keine esoterische Bedeutung annimmt. Ich will ein Beispiel geben:

Offb 21,12 Die Stadt hat eine große und hohe Mauer mit zwölf Toren und zwölf Engeln darauf. Auf die Tore sind Namen geschrieben: die Namen der zwölf Stämme der Söhne Israels.
Offb 21,13 Im Osten hat die Stadt drei Tore und im Norden drei Tore und im Süden drei Tore und im Westen drei Tore.
Offb 21,14 Die Mauer der Stadt hat zwölf Grundsteine; auf ihnen stehen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes.
Offb 21,15 Und der Engel, der zu mir sprach, hatte einen goldenen Messstab, mit dem die Stadt, ihre Tore und ihre Mauer gemessen wurden.
Offb 21,16 Die Stadt war viereckig angelegt und ebenso lang wie breit. Er maß die Stadt mit dem Messstab; ihre Länge, Breite und Höhe sind gleich: zwölftausend Stadien.
Offb 21,17 Und er maß ihre Mauer; sie ist hundertvierundvierzig Ellen hoch nach Menschenmaß, das der Engel benutzt hatte.
Offb 21,18 Ihre Mauer ist aus Jaspis gebaut und die Stadt ist aus reinem Gold, wie aus reinem Glas.
Offb 21,19 Die Grundsteine der Stadtmauer sind mit edlen Steinen aller Art geschmückt; der erste Grundstein ist ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalzedon, der vierte ein Smaragd,
Offb 21,20 der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sardion, der siebte ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst. Offb 21,21 Die zwölf Tore sind zwölf Perlen; jedes der Tore besteht aus einer einzigen Perle. Die Straße der Stadt ist aus reinem Gold, wie aus klarem Glas.
Offb 21,22 Einen Tempel sah ich nicht in der Stadt. Denn der Herr, ihr Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung, ist ihr Tempel, er und das Lamm.
Offb 21,23 Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond, die ihr leuchten. Denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie und ihre Leuchte ist das Lamm.
Offb 21,24 Die Völker werden in diesem Licht einhergehen und die Könige der Erde werden ihre Pracht in die Stadt bringen.
Offb 21,25 Ihre Tore werden den ganzen Tag nicht geschlossen - Nacht wird es dort nicht mehr geben.
Offb 21,26 Und man wird die Pracht und die Kostbarkeiten der Völker in die Stadt bringen. Offb 21,27 Aber nichts Unreines wird hineinkommen, keiner, der Gräuel verübt und lügt. Nur die, die im Lebensbuch des Lammes eingetragen sind, werden eingelassen.

Es ist offensichtlich, dass hier keine Stadt im herkömmlichen Sinne gemeint ist. Alle Zahlen sind entweder ein Divisor oder ein Vielfaches der Zwölf - 3,4,12,144. Die verwendeten Elemente sollten, will man Gott nicht als sonderbaren Architekten sehen, ebenfalls für allegorisch genommen werden. Im Grunde soll, so verstehe ich es, der ich die Bibel nicht orthodox auslege, gezeigt werden, dass Gott die Grundlage der Welt ist, und auf den Gesetzmäßigkeiten der Zahlen, die in der esoterischen Strömung einer jeden Religion große Bedeutung haben, gewissermaßen eine Ordnung in die Welt getragen wird, die sich im Paradies fort setzen wird.

Mt 16,18 Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Mt 16,19 Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.

Insofern stimme ich dir voll und ganz zu: Nach christlicher Lehre kann nur ins Paradies eingehen, wer sich der göttlichen Ordnung schon auf Erden hingibt.

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Also ich hab da einige gewagte Deutungen von "Ehih asher Ehih" - Ich bin, der ich bin:

Ich zitiere die ganze Stelle Ex. 3,13-15:

13 Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen darauf sagen? 14 Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der «Ich-bin-da». Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der «Ich-bin-da» hat mich zu euch gesandt. 15 Weiter sprach Gott zu Mose: So sag zu den Israeliten: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer und so wird man mich nennen in allen Generationen.

  1. Situativ: Mose kommt daher, und auf einmal spricht ein Dornbusch zu ihm. Es könnte ja auch ein Dämon sein oder einer der ägyptischen Götzen, die alle einen Namen haben. Dieser Gott aber stellt sich vor einmal als "Ich bin, der ich bin" und gleich darauf als Jahwe (JHVH), was soviel bedeutet wie: "Das, was war, das, was ist und das, was sein wird" - im engeren Sinne also auch kein Name. Es kann also so verstanden werden: Ich bin kein ägyptischer Götze, ich bin kein Abbild von irgendetwas, ich bin, der ich bin und als solcher offenbare ich mich dir. Da ist nichts, was ich vor dir verberge, denn sieh, ich bin alles, was ist.

  2. psychologisch: Welche bessere Definition kann es für den Inbegriff dessen geben, was wir sind? Undefinierbar, es sei denn durch uns selbst, ausgedrückt in dem Paradoxon "Ich bin, der ich bin". Und dieses Paradoxon, dieser Regressus in infinitum wird mit Sein gefüllt, in all seinen Facetten. Denn alle Augenblicke, in denen ich bisher ein Mensch war und alle, in denen ich es in meinem Leben noch sein werde, verschmelzen in dem Moment einer Begegnung mit einem anderen Menschen. Dieser Moment liegt außerhalb der Zeit, weil in ihm per Definition keine vergeht. Insofern heisst es, dass ich der Ewigkeit anteilig werde in jedem Moment, indem es mir gelingt, einem anderen Menschen oder der Welt zur Gänze in einem Augenblick zu begegnen. Was könnte edler und reiner sein?

  3. Kabbalistisch: In der Kabbala werden die verschiedenen Namen Gottes den einzelnen Emanationen des Unendlichen (Ajin Sof) zugeordnet, von denen die erste, Keter Elion, die höchste Krone, eben mit dem Namen Ehih asher Ehih versehen wird. Der Name Jahwe als Inbegriff alles Gewordenen (siehe 1.) wird der dritten Emanation, der Imma, der göttlichen Mutter bzw. der Intelligenz (Chokmah) zugeordnet. Somit beschreibt der erste Name Gott in seiner Eigenschaft als alles überströmende Glorie als Keim dieses Universums, sowie der zweite Name als tätige Kraft, die durch das permamente Ausschütten dieser Kraft die Welt in jedem Augenblick neu erschafft (dieser Punkt vor allem in der lurianischen Kabbala).

Über christliche Ausdeutungen weiß ich leider nicht so gut Bescheid.

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Gibt es nicht

Ich sage mal:

  1. Nichts ist per Definition nichts. Also kann Nichts nicht etwas sein. Etwas muss es aber sein, damit es existiert. Also existiert Nichts nicht.

  2. Etwas macht nur Sinn, wenn diesem Etwas etwas gegenübersteht, das nicht dieses Etwas ist. Insofern ist "etwas nicht sein" wesenhaft und damit Eigenschaft. Eigenschaft kann substantiviert werden, wie zum Beispiel "die Freundlichkeit". Also ist Nichts in seiner Eigenschaft als Wort existent.

  3. Wenn nun Nichts als Wort existierte aber nicht in Wirklichkeit, so wäre es Unsinn, von Nichts zu sprechen. Damit also Etwas einen Sinn hat, muss es Nichts geben.

  4. Wenn Es Nichts gibt, so widerspricht sich Nichts dadurch selbst, dass es existiert, weil es ja dann gleichsam etwas wäre. Nichts ist aber das Gegenteil von Etwas. Vielleicht so: Das Wort "Nichts" ist ein Wort, dass auf nichts verweist. Es ist also, an der Existenzfrage gemessen, ein sinnloses Wort. Nichts desto trotz hat Nichts aber einen Sinn, sonst würden wir von Nichts nicht sprechen.

  5. Nichts hat Sinn. Da Nichts auf nichts verweist, kann es seinen Sinn nur durch den Verbund von Worten erhalten, mit denen es innerhalb eines Satzes in Zusammenhang steht. Der Sinn von Nichts hängt also vom Etwas ab, das nicht Nichts ist. Dies ist ein weiteres Indiz dafür, dass Nichts nicht existiert, weil seine Natur, also sein Wesen nicht von ihm abhinge, sondern von einem Etwas, das von diesem Nichts verschieden ist.

  6. Man kann es also dergestalt formulieren, dass Nichts die Abwesenheit von Etwas markiert, also automatisch mit dem Etwas in die Welt tritt und von diesem Etwas abhängt. Dies gilt aber für jenes etwas genauso. Denn ich bin nur ich, so lange ich nicht auch noch jemand anders bin. Meine Identität wird dadurch mitbestimmt, dass ich sie mit niemandem teilen muss. Das ist ihr wesenhaft. Das Nichts gehört also zum Wesen des Etwas, wenngleich sich beide ausschließen. Da wir gesagt haben, dass das Nichts nicht existiert, und wir aus diesem Grunde darauf verweisen, so müssen wir von Etwas, dass wir ja von diesem Nichts nicht unterscheiden können, weil es nicht existiert, dasselbe sagen. Wenn Nichts und Etwas auf dasselbe verweisen, so ist die einzig sinnvolle Aussage das Paradoxon:

  7. Weder das Nichts existiert, noch dass Nichts nicht existiert. Weder das Etwas existiert, noch das Etwas nicht existiert. Aber dadurch ist ja nichts ausgesagt, eigentlich nur, dass wir nicht sagen können, wie es sich verhält. Also bleibt mir zum Schluss nur, die Worte eines großen Mystikers zu wiederholen, der da sagte:

"Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen."

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