Weshalb verwenden Schweizer kein ß (Scharfes S / Doppel-S)?

5 Antworten

Die Schreibung mit "ß" wurde, wie im einkopierten Wikipedia-Artikel ersichtlich ist, Anfang des 20. Jahrhunderts aufgegeben. Sehr wahrscheinlich hat dies etwas mit der viersprachigen Schweiz zu tun, die Tastaturbelegungen mit è, é, à und ç waren für uns wichtiger. Auch erscheint der Buchstabe ß nur im Deutschen und in keiner anderen Sprache. Das hätte das Lernen des Deutschen für unsere anderssprachigen Miteidgenossen nur unnötig erschwert.

Und so werden uns die Regeln, die der Gebrauch des "ß" mit sich bringt, nicht beigebracht. Und der Gebrauch des "ß" im Schulunterricht gilt als Schreibfehler.

Natürlich haben wir alle Reformen der Rechtschreibung mitgemacht, Deutsch ist immerhin unsere wichtigste Landessprache. Aber wir haben einige eigenen Worte im Duden stehen, die sogenannten "Helvetismen". Und dazu gehört eben, im weitesten Sinne, auch das Fehlen des "ß".

Besonders interessant ist immer, dass uns vorgehalten wird, dass wir nicht zwischen "Massen" und “Maßen" oder zwischen "Busse" und "Buße" unterscheiden können. Aber aus dem Zusammenhang geht es meist hervor und wenn es Zweifel geben könnte, dann formulieren wir den Satz anders. Es ist wirklich kein Problem und das schon seit vielen Jahrzehnten. 

Es gibt im Deutschen übrigens einige Worte, die gleich geschrieben aber je nach Sinn anders ausgesprochen werden. "Weg" und "Weg", "modern" und "modern", so als Beispiel. Es ist nie ein Problem.

Senay76  28.04.2016, 14:28

Aber warum schreiben die Schweizer Schriftsteller dann mit der deutschen Rechtschreibung? (In den Büchern von Max Frisch gibt es auf jeden Fall "ß". Er hat mit Fehlern geschrieben?) Oder sie schreiben zuerst auf Schweizer Deutsch und dann werden ihre Texte ins "Deutsche übersetzt"? Von wem?

0
plato  29.04.2016, 07:36
@Senay76

Alle Bücher und Zeitschriften, die international vertrieben werden, werden selbstverständlich in der Standardsprache gedruckt. Dort werden auch für andere unverständliche Helvetismen, also nur in der Schweiz gebräuchliche Worte, vom Korrektor abgeändert. Wird das Presseerzugnis nur in der Schweiz vertrieben, dann wird auf das "ß“ verzichtet, da es nicht gebräuchlich ist.

0
mein wikipedia geht noch... In der Schweiz und in Liechtenstein

Anstelle von ß wird in der Schweiz und in Liechtenstein immer ss geschrieben. In diesen Ländern steht ss – im Gegensatz zu anderen Doppelkonsonantenbuchstaben – nicht nur nach Kurz-, sondern auch nach Langvokalen undDiphthongen. Wie bei anderen Digraphen (z. B. ch) ist die Länge oder Kürze des vorangehenden Vokals nicht erkennbar (Masse steht sowohl für Maße wie für Masse, Busse steht sowohl für Buße wie für Busse; vgl. hoch und Hochzeit, Wegund weg).

Die frühen Antiquadrucke kannten in der Schweiz wie auch in Deutschland kein ß. Im Bundesblatt der Schweizerischen Eidgenossenschaft fehlte nach der Umstellung von Fraktur auf Antiqua 1873 das ß zuerst, wurde aber bald darauf eingeführt, doch schon 1906 wieder aufgegeben. Der Beschluss der Zweiten Orthographischen Konferenz von 1901, ß auch für die Antiqua zwingend vorzuschreiben, fand in der Schweiz keine durchgängige Beachtung. In der Folge beschloss die Erziehungsdirektion (Kultusministerium) des Kantons Zürich in den Dreißigerjahren, das ß vom 1. Januar 1938 an in den kantonalen Volksschulen nicht mehr zu lehren; die anderen Kantone folgten. Als letzte schweizerische Tageszeitung entschied die Neue Zürcher Zeitung, die am 1. August 1946 von Fraktur auf Antiqua umgestellt hatte, ab dem 4. November 1974 auf das ß zu verzichten. Mit der Reform von 2006 wurde es auch offiziell für den amtlichen Schriftverkehr abgeschafft. Schweizer Verlage, die für den gesamten deutschsprachigen Markt produzieren, verwenden das ß jedoch weiterhin.

In der Schweiz war es in der Antiqua seit jeher üblich, ss in s-s aufzutrennen, auch wenn es für ein ß steht. Beispielsweise wird das Wort Strasse (für Straße) in Stras-se getrennt. Diese schweizerische Trennung wurde mit der Rechtschreibreform von 1996 als allgemeine Regel übernommen (§ 108 (1996) bzw. § 110 (2006)).

http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9F#In_der_Schweiz_und_in_Liechtenstein

Die Schweizer schreiben wie sie wollen außerhalb des Schuldeutsch. Außerdem gelten für die nicht unsere Rechtschreibreformen.

littlebonsai  25.05.2015, 14:55

Wir schreiben nicht wie wir wollen, sondern wie es unser Dialekt vorgibt ;) Aber es stimmt, wir haben eine andere Grammatik. Z. B. gibt es den Genitiv bei uns nicht

0
plato  25.05.2015, 19:20

Quatsch.

Natürlich haben wir alle Reformen der Rechtschreibung mitgemacht, Deutsch ist immerhin unsere wichtigste Landessprache. Aber wir haben einige eigenen Worte im Duden stehen, die sogenannten "Helvetismen". Und dazu gehört eben, im weitesten Sinne, auch das Fehlen des "ß".

Aber Du hast insofern recht, dass wir im Privaten oft im Dialekt schreiben. Und da wird eben geschrieben, wie's gesprochen wird. Das Alemannische kennt zum Beispiel nur zwei Zeiten (Präsens und Perfekt). Aber alle Geschäftsbriefe, Zeitungen und Bücher sind in Schriftsprache gehalten.

1

Ganz einfach: Weil "SS" bei uns nicht negativ belegt ist.

Weil es das in der Schweizer Schriftsprache nicht gibt, Auch unsere PC Tastatur hat dieses Zeichen nicht.

chnoxis  25.05.2015, 15:52

Es ist zwar nicht direkt auf der Tastatur eingezeichnet, aber doch schnell eingetippt. Zumindest unter Mac OS X muss man nur Alt + s drücken. Wie es unter Windows und Linux ist, weiss ich gerade nicht. Aber es wird vermutlich auch da mit AltGr + s funktionieren.

Allerdings benutze ich es auch nie, da ich es auch nie gelernt hatte.

0