Welches war das beste Flugzeug des 2. Weltkriegs?

12 Antworten

Antwort Teil 2:

Die Amerikaner beobachteten den Luftkrieg in Europa sehr aufmerksam und ließen ihre Erkenntnisse sehr schnell in ihre Jagdflugzeuge einfließen. Ihre P-38, P-51 und P-47 waren sauber auf ihre Einsatzbereiche zugeschnitten, aus hochwertigen Materialien hergestellt und mit den modernsten (britischen) Motoren angetrieben. Anders als die Russen setzten die Amerikaner weniger auf Gewichtsreduktion, sondern eher auf Langstreckentauglichkeit und qualitativ hochwertige Verarbeitung und Ausstattung.

Die Italiener fallen bei solchen vergleichen gerne unter den Tisch, bauten jedoch nicht minder leistungsfähige Maschinen als andere Nationen. Insbesondere die späten Modelle wie die MC.205 waren ihren alliierten Gegnern ebenbürtig, Maschinen wie die Fiat G.55 sogar teilweise überlegen.

Die Briten waren, wie oben bereits genannt, führend in der Motorentechnik. Während die deutschen Motoren immer größer, schwerer und durstiger wurden, bauten die Briten kompakte und technisch fortgeschrittene Aggregate. Deutlich wird die britische Überlegenheit beim Vergleich zweier sehr gängiger Motoren, und zwar des deutschen DB605 und des britischen Merlin 61. Der DB605 erzeugt aus rund 36 Litern Hubraum etwa 1475PS, während der Merlin mit seinen im Vergleich "mickrigen" 27 Litern rund 1565PS lieferte. Die Briten verfügten zudem über wesentlich höherwertigen Treibstoff, welcher wiederum höhere Ladedrücke und somit mehr Leistung zuließ. Fortschrittliche Mehrstufen-Lader und verschiedene Kraftstoffadditive trugen ebenfalls zur technischen Überlegenheit bei. Dass auch die Briten ihre Jagdflugzeuge stetig anpassten und weiterentwickelten, zeigt sich an der Spitfire. Die Hurricane war ausgereizt, also wurde sie konsequent ausgemustert und die Spitfire weiterentwickelt. Vergleicht man eine Spitfire Mk.I und eine Bf109 E-4 vom Anfang des Krieges mit ihren späteren Entwicklungsstufen des Jahres 1944/45 (also beispielsweise der Bf109 K4 und der Spitfire Mk.XIV, ist der Unterschied unübersehbar. Die Bf109 hat sich nur wenig verändert, die Spitfire hingegen wirkt nahezu "futuristisch" und hat sich weit von ihrer ursprünglichen Form entfernt.

Der deutsche Anschluss an die Spitzenklasse der Jagdflugzeuge erfolgte erst wieder 1944, als die Subtypen der Fw190, die D-9 und D-13, mit ihren alliierten Gegnern gleichzogen oder sie übertrafen. Die Zeit der Bf109 und Fw190 A als gleichwertiges Jagdflugzeug war zu diesem Zeitpunkt abgelaufen. Es folgte die Einführung der enorm Leistungsfähigen Hawker Tempest bei den Briten, welche dann wiederum von der Ta-152 H an der Spitze abgelöst wurde. Die deutsche Ta-152 war das leistungsfähigste propellergetriebene Flugzeug des Krieges, wurde jedoch nur in verschwindend geringer Stückzahl eingesetzt. Hätte der Krieg noch einige Monate länger gedauert, so wäre auch sie wiederum durch leistungsfähigere alliierte Modelle ersetzt worden.

Die Me262 pauschal als bestes Jagdflugzeug des Krieges darzustellen ist leider völlig falsch. Taktisch und wirtschaftlich gesehen war sie sogar ein totaler Flopp. Die Me262 verschlang Unmengen an Entwicklungsgeldern und hochwertigen Materialien, war aber trotzdem extrem unzuverlässig (so gab es mehr Verluste durch techn. Defekte als durch Feindeinwirkung) und verfolgte, gemessen an der herrschenden taktischen Lage ab 1944, eine völlig falsche Strategie. Aufgrund ihrer technischen Eigenschaften war sie als Luftüberlegenheitsjäger völlig unbrauchbar und konnte nur als Abfangjäger eingesetzt werden, und auch hier hatte sie als unkonventionelles Flugzeug ob ihrer konventionellen Bewaffnung gewisse Schwierigkeiten. Des weiteren war die Me262 in niedrigen Höhen und bei niedrigen Geschwindigkeiten so leistungsschwach, dass andere, propellergetriebene Jagdflugzeuge zu ihrem Schutz abgestellt werden musste. Das wiederum spielte den Alliierten in die Hände, da die Me262 ironischer Weise in ihren eigenen Reihen "feindbindend" wirkte (ein deutsches Flugzeug, welches eine Me262 beschützt, konnte nicht losfliegen und Bomber angreifen).

Die Me262 stellte ohne Zweifel den Einstieg in das Jet-Zeitalter dar, aber eine kriegswendende Wunderwaffe ist und wäre sie nie gewesen, auch nicht während der Luftschlacht um England.

Nauticus  24.11.2012, 14:30

Also hier kann ich nur sagen: Schade, dass ich nur jeweils einen DH habe!

Die Antwort ist eine extrem gute Zusammenfassung auf diese, nun ja, "problematische" Frage. Sie legt das Problem des Vergleichs dar und gibt trotzdem eine gute Beantwortung - selbst wenn sie irgendwo kopiert wäre, passt sie hier trotzdem perfekt, und wenn du hier wirklich zweimal das Zeichenlimit ausgeschöpft hast, ist mein Respekt noch größer!

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Laufvogel  24.11.2012, 17:40
@Nauticus

Danke, das Kompliment nehme ich gerne an. Und ja, der Text ist kopiert- von meiner eigenen Homepage. ;-)

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Nauticus  24.11.2012, 19:06
@Laufvogel

Obwohl ich da mit der 262 ein bisschen anders denke - in der Tat waren die "Kinderkrankheiten", Probleme wegen schlechter Materialverarbeitung und der Neuheit des Jägers die eine Sache.

Aber diese Maschinen hätten richtig und früh genug eingesetzt den Luftkrieg geändert. Abertausende Menschen wären gerettet worden, wenn die alliierten Bomber effektiv hätten zurückgeschlagen werden können. Als Abfangjäger wären sie unschlagbar gewesen, das haben sie Ende des Krieges auch bewiesen - allerdings wollte sie der bärtige Österreicher ja unbedingt als Bomber...

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shockproof  29.11.2012, 17:51

Sehr schöne Darstellung! DH! Wenn ich dazu noch was beitragen darf:

Die Briten verfügten zudem über wesentlich höherwertigen Treibstoff

Nicht nur das. Die Kühl- und Schmiermittel der Briten - wie auch der USA - waren sehr viel besser als die der Deutschen. Dadurch wurden diese wirklich hervorragenden Motorkonstruktionen erst möglich und auch sehr zuverlässig und dauerhaft. Ein DB 605 musste spätestens nach 100 Flugstunden ausgetauscht werden und verlor davor schon an Leistung. Der deutsche Flugmotorenverschleiß war enorm.

Auch was die Me 262 betrifft, kann ich dir nur voll und ganz zustimmen.

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Antwort Teil 1:

Bewertet man ein historisches Jagdflugzeug, muss man sich zunächst entscheiden, ob man sich einzig auf die Luftkampfeigenschaften beschränkt (also Steigleistung, Wendigkeit, Höchstgeschwindigkeit, etc.) oder ob man auch wirtschaftliche und taktische Eigenschaften mit einfließen lässt (Reichweite, Wartungsfreundlichkeit, Produktionsaufwand, produzierte Anzahl, etc.).

Die Frage nach dem besten Jagdflugzeug des Weltkrieges sollte man also mit Vorsicht genießen, da das Ergebnis je nach Gewichtung der Kriterien völlig unterschiedlich ausfallen kann. Beispiel wäre die Me262- gemessen an ihrer Zuverlässigkeit und dem Betriebsaufwand wäre sie nämlich eines der schlechtesten Jagdflugzeuge, die jemals gebaut wurden, während ihre Flugleistungen auf Einsatzhöhe überrangend waren.

Ansonsten ist es immer eine Frage des Schauplatzes, des Kriegsjahres und der jeweiligen Kontrahenten. 1940 waren sich Spitfire und Bf109 ebenbürtig, im Frühjahr 1941 gelangte die überlegene F-Variante der 109 an die Front und wurde kurze Zeit später von der Fw190 als leistungsstärkstes Flugzeug abgelöst. Ab 1942 entwickelten die Briten immer bessere Motoren und übernahmen langsam aber sicher die Führung. Die Russen hingegen brauchten bis etwa 1943 um die ersten gleichwertigen Flugzeuge zu bauen, so z.B. die Lavochkin La-5. Ab 1944 konnten die Russen gänzlich in der breiten Masse die technische Ebenbürtigkeit durch Flugzeuge wie der La-5FN, La-7 und Yak-3 erreichen.

Die Bf109 litt ab Ende 1942 darunter, dass sie für alle möglichen Aufgaben einsetzbar sein sollte (Jagdbomber, Abfangjäger gegen Bomber, etc.) und somit vieles konnte, aber nichts richtig gut. Zudem litten Bf109 und Fw190 schwer darunter, dass das Reichsluftfahrtministerium lieber in "Wundermotoren" investierte als die bereits bestehende und zuverlässige Technik vollkommen auszureizen, so wie die Briten es taten. Ständig wurden neue Anforderungen gestellt: Die Bombenzuladung sollte erhöht werden, also verstärkte man den Rumpf und die Tragflächen. Um Bomber angreifen zu können, mussten Motor und Pilot besser geschützt werden, also verstärkte man die Panzerung. Immer mehr technisches Gerät (Funkgeräte, schwerere Waffen) sollten aufgenommen werden, sodass schlussendlich ein stärkerer Motor nötig wurde. Dieser Motor war dann (aufgrund der zu geringen Optimierung und Weiterentwicklung) schwerer und verbrauchte mehr Treibstoff, sodass wiederum größere Tanks eingebaut werden mussten und so erneut das Fluggewicht stieg. So kam es dazu, dass eine Bf109 G-2 mit einem Fluggewicht von 3200kg rund 250kg mehr Gewicht zu tragen hatte als eine Bf109 F-4 mit nur 2950kg Startgewicht. Trotz dieses enormen Gewichtszuwachses lieferte der neue Motor jedoch nur rund 125PS mehr Leistung und machte obendrein noch zahlreiche Veränderungen an der Motorhaube, den Kühlern und den Lufteinlässen notwendig, welche der Aerodynamik nicht immer zuträglich waren. Unterm Strich blieb also durch das zusätzliche (meist sehr ungünstig verteilte) Gewicht und durch aerodynamische Mängel nicht mehr viel von den Leistungssteigerungen übrig. Noch deutlicher wird der Unterschied bei den K-Varianten, welche ein Startgewicht von rund 3400kg aufwiesen. Ebenso eindrucksvoll zeigt sich die Gewichtszunahme bei der Fw190, welche von der A-3 bis zur A-8 satte 550kg Gewicht zunahm, ohne dass der Motor eine nennenswerte Leistungssteigerung erhielt.

Insbesondere bei den deutschen Jagdflugzeugen darf man nie vergessen, wie schnell die Leistungsanforderungen stiegen und wie alt doch gleichzeitig die Bf109 und die Fw190 waren. Die Bf109 wurde 1934 und die Fw190 im Jahre 1938 entwickelt, entsprechend schnell waren ihre konstruktionellen Möglichkeiten und Grenzen ausgereizt. Das Fehlen von leistungsstarken, hochentwickelten und vor allem kompakten Motoren tat das Übrige.

Auf der russischen Seite wurde ein anderer Weg gewählt. Die russischen Entwickler bei Yakovlev und Lavochkin verstanden sehr früh, dass man ein Jagdflugzeug möglichst leicht und vor allem einfach konstruieren muss. Auch war ihnen klar, dass ein Jagdflugzeug nicht unbegrenzt viele Aufgaben wahrnehmen kann, ohne dass darunter die Leistungsfähigkeit leidet. Als Yakovlev die berühmte Yak-3 konstruierte, wurde dazu die Yak-1 als Ausgangsmodell benutzt und massiv auf Gewichtsreduktion und Aerodynamik umgestaltet. So entstand ein enorm leistungsfähiges und leichtes Jagdflugzeug, welches sich nach wie vor problemlos in Massenproduktion herstellen ließ. Besonders beeindruckend ist ihr niedriges Gewicht- während die Bf109 des Jahres 1944/45 wie oben beschreiben etwa 3.400kg wogen, brachte es eine Yak-3 auf "federleichte" 2.600kg. Die Konzeption der Yak-3 war klar und zielgerichtet. Sie sollte tieffliegende Schlachtflugzeuge gegen feindliche Jäger abschirmen können, entsprechend ausgeprägt waren ihre Leistungen als "Dogfighter".

Es gab und gibt kein bestes Flugzeug. Es gab unterschiedliche Flugzeuge mit unterschiedlichen Eigenschaften, die für verschiedene Zwecke unterschiedlich gut geeignet waren. Die einen waren schnell, die anderen wendig, wieder andere hatten eine große Reichweite, starke Bewaffnung usw. Und einen viermotorigen Bomber kann man kaum mit einem Jagdflieger vergleichen. Ist eine B-17 oder eine P-51 besser? Es macht einfach keinen Sinn, das zu vergleichen.

Ich tippe auf die Me262 Schwalbe (etwa 200 Km/h schneller als alle Propellerflugzeuge damals). Es lässt sich aber schwer sagen, welches das Beste war. Es gibt verschiedene Flugzeugkategorien und kommt auf die Witterung an. Dann gibt es auch noch verschiedene Kampftaktiken.

Messerschmitt Me 262, "Schwalbe" das erste einsatzfähiges Militärflugzeug mit Düsenantrieb . LG Sola22

Noobratwurst  07.03.2024, 00:15

Es ist warscheinlich das der Gloster Meteor Funktionsfähig war for der Me262

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