Welche Sprache sprachen die Germanen zur römischen Kaiserzeit?

3 Antworten

Es gibt keine Zeugnisse des Urgermanischen, das von den germanischen Völkern (in verschiedenen Dialekten) gesprochen wurde. Man kann dieses Urgermanische nur aus den frühestbezeugten altgermanischen Einzelsprachen Gotisch (4. Jahrhundert, westgotisch, Wulfilabibel), Althochdeutsch und Altenglisch (7. Jh.), Altsächsisch (9. Jh.) u.a. durch Vergleich erschließen. Man spricht deshalb vom Urgermanischen auch von einer Rekonstruktionssprache.

Haldor  30.12.2014, 14:56

Eine Ergänzung: Das Gotische war z.Z. der (spät-) römischen Kaiser die Sprache der Ostgermanen. Von dem Westgoten Wulfila wurde es in der „Silbernen Bibel“ niedergeschrieben. Zu der Zeit (um 350 n. Chr.) war Constantius II. Kaiser des (gesamten) römischen Reiches (Sohn Konstantins des Großen). Das Westgermanische, aus dem später das Althochdeutsche hervorging, ist nur noch durch sprachwissenschaftliche Vergleiche zu rekonstruieren. Das Gotische ist später mit den Völkern Ost- / Westgoten untergegangen.

'Das Vater unser' auf Althochdeutsch und auf Gotisch:

Althochdeutsch: Fater unsêr, thû pist in himile, uuîhi namun dînan, qhueme rîhhi dîn, uuerde uuillo diin, sô in himile sôsa in erdu. Prooth unsêr emezzihic kip uns hiutu, oblâz uns sculdi unsêro, sô uuir oblâzêm uns sculdîkêm, enti ni unsih firleiti in khorunka, ûzzer lôsi unsih fona ubile. Gotisch: Atta unsar, þu in himinam, weihnai namo þein. Qimai þiudinassus þeins. Wairþai wilja þeins, swe in himina jah ana airþai. Hlaif unsarana þana sinteinan gif uns himma daga. Jah aflet uns þatei skulans sijaima, swaswe jah weis afletam þaim skulam unsaraim. Jah ni briggais uns in fraistubnjai, ak lausei uns af þamma ubilin. Unte þeina ist þiudangardi jah mahts jah wulþus in aiwins.

1

Altgermanische Dialekte und Sprachen. Wenn man bdenkt wie wenig Einheitlichkeit in der modernen deutsche Sprache herrscht kann man sich gut vorstellen, dass damals jeder Stamm einen Dialekt hatte. Nichtdestotrotz waren es schon germanische Dialekte.

Im ersten Jahrhundert sollen sich die ostgermanischen Dialekte vom Urgermanischen abgespalten haben. Nach der Zeitenwende haben sich dann die westgermanischen Dialekte vom Rest getrennt, den man ab da nordgermanisch nennt. Der Zeitansatz für diese endgültige Aufspaltung des Urgermanischen ist etwa das 1. Jh. n.Chr.

Die Sprache der Germanen, die Tacitus beschreibt, würde ich also um die Zeitenwende noch als westliches Urgermanisch, zur Zeit des Tacitus schon als Westgermanisch bezeichnen. Das waren vermutlich keine fest umgrenzten Einzelsprachen, sondern Dialektgruppen, in denen sich mehr und mehr separate Merkmale herausgebildet haben.

Zum Westgermanischen siehe: http://www.ask-alamannen.de/sprache-schrift