Wehrmacht und SS?

7 Antworten

n einem Spielfilm und in einem Märchenbuch kann man alles Mögliche behaupten. Daß sich Wehrmacht und SS wegen eines Judentransportes derart mit Waffen bedroht hätten, darf man wohl getrost ins Reich der Fabel verweisen. Die Realität sah anders aus. Antisemitismus war in der deutschen Gesellschaft fest verwurzelt - natürlich und gerade auch beim Militär.

Tatsächlich hat die Wehrmacht der SS regelmäßig logistische Unterstützung geleistet, wenn's ans Massenmorden ging. Babyn Jar war da nur ein Fall von vielen. Man hat hat sich teils auch selbst an den Massenerschiessungen beteiligt:

»In den Ostgebieten gab es einen regelrechten "Erschießungstourismus": "Die SS hat eingeladen zum Judenschießen"«

https://www.n-tv.de/leute/buecher/Die-Plaudereien-der-Wehrmachtssoldaten-article3624951.html

Die Wehrmacht war auch nicht zimperlich, wenn's an's Verreckenlassen von "Untermenschen" im eigenen Verantwortungsbereich ging. In den Dulags und Stalags der Wehrmacht ließ man 3,3 Millionen von 5,6 Millionen gefangenen Rotarmisten planvoll und vorsätzlich verhungern. Das stand dem Holocaust nicht wesentlich nach. Dieses Massenmorden geschah eben nur nicht industriell. Es war ein "leiseres", weniger spektakuläres Massenmorden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hungerplan

Die dümmlich-plumpe Behauptung, die Verbrechen hätte nur die SS begangen, und die Wehrmacht hätte immer sauber und ritterlich gekämpft, ist eine Schutzbehauptung. Sie ist genauso durchschaubar, wie die dumme Behauptung, Hitler sei allein Schuld gewesen.

14 Millionen der 27 Millionen toten Sowjets waren Zivilisten. Glaubst Du, die sind alle von den paar Hanseln der SS umgebracht worden?

Auch Rommel war kein "perfektes Beispiel". Der Mann hat in diesem verbrecherischen System bedenkenlos mitgemacht. Ihn derart zu glorifizieren, sagt mehr über Dich aus, als Dir lieb sein dürfte.

Ich war Soldat bei der Wehrmacht. Das Verhältnis zur SS, besonders zur Waffen SS war frostig.

Unbekannt217 
Fragesteller
 21.11.2017, 21:32

Hat es auch Mal Schusswechsel oder beschränkten sich solche Auseinandersetzungen nur auf den Faustkampf?

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wolfgangniem11  21.11.2017, 23:03
@Unbekannt217

Gemeinsamkeiten gab es kaum. Gemeinsame Aktionen sind mir nicht bekannt geworden. 

Ich war Gefreiter und Anhängsel bei einem Oberleutnant, der in der Normandie das Gelände für Auffangstellungen erkundete. Wenn wir auf einen Kommandostand der Waffen SS stießen, ließ sich der Oberleutnant bei einem SS Befehlsstand die Lage erklären. Das war es aber auch schon.

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Mein Vater erzählte, als Hitler eine Wehrmachtsparade abnahm, hatten er und alle anderen Wehrmachtssoldaten Platzpatronen in ihren Gewehren.

HALO77HALO  21.12.2017, 09:21

Wenn man Angst vor einen Anschlag hat, dann gibt man gar keine Munition aus. wozu also Platzpatronen ausgeben?

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tachyonbaby  21.12.2017, 12:00
@HALO77HALO

Salutschießen? Keine Ahnung. Kann nur das wiedergeben, was mein Vater mir erzählt hat.

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Natürlich war nicht jeder der 18 Mio. Wehrmachtssoldaten ein Nazi. Verglichen mit der großen Anzahl war der militärische Widerstand aber übersichtlich. 

Insbesondere in den höchsten Dienstgraden, dort wo man wirklich etwas hätte bewirken können, fehlte der Mut oder die Erkenntnis. Rommel ist dafür auch ein Beispiel. Natürlich wussten Generäle über die Verbrechen Bescheid. Sie haben sich aber meist auf ihren Eid zurückgezogen, was ehrlos und oft auch feige war.

Weisst, es haben auch viele Deutsche, die keine überzeugten Nazis waren in der Nazi-Zeit Schweinereien gemacht, einfach weil sie dazu Gelegenheit hatten.

Es gab also keine 100%-Korrelation zwischen Verbrechen und Nazi oder zwischen Nazi und Verbrechen.

Nimm z.B. Ernst von Weizsäcker (Vater des späteren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker), den stellvertretenden Aussenminister, Nr. 2 hinter Ribbentropp.

Der war angeblich kein Nazi. Der war angeblich gegen Krieg. Er hat das Münchener Abkommen ausgehandelt und sozusagen mit seinem Namen für Frieden gebürgt.

Als die anderen Nazis ihn dann sozusagen "betrogen" haben und am 1.9.1939 doch einen Angriffskrieg gegen Polen begonnen haben, ist er aber nicht zurückgetreten, hat seine Empörung nicht kundgetan...

Und so kam es dann, dass er später in Paris Deportationslisten parafierte und damit dazu beitrug, zigtausend Juden in den Tod zu schicken.

Als man ihm dann dafür den Prozess gemacht hat, fand er (und auch sein Sohn Richard) das alles äusserst unfair, denn er hatte das Gefühl, er habe ja gar nichts gemacht.

Und so hatte am Schluss jeder das Gefühl, er habe ja gar nichts gemacht. Auch der, der die Gaskammern mit Zyklon B erfunden hat ("ging so viel schneller") auch der, der das Zyklon B in die Gaskammer eingefüllt hat (war halt ein Befehl, musste ich halt machen), auch der, der Tausende Menschen eigenhändig erschossen hat (habe immer ganz gut gezielt, dann mussten die Menschen nicht lange leiden)...