Erfolgte die Zuweisung von Rängen im Militär nach Position im Zivilleben?

13 Antworten

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Hallo Vielfragerich!

Deine Beobachtung ist nicht falsch: in der Tat bekleideten viele Wehrmachtsangehörige in der Streitkraft einen mit der Stellung im Zivilleben ungefähr vergleichbaren Rang. Allerdings wurde keineswegs schlicht eine grobe und automatische Ummünzung dieser zivilen Position ins Militärische vorgenommen. Die Gründe liegen anderes:

  • zum einen wurde durch den Schulabschluss bereits eine Selektion getroffen, die sowohl für das Militär als auch für das Zivilleben gleich bedeutsam war. Wer einen mittelmäßigen Volksschulabschluss vorweisen konnte, hatte vergleichsweise schlechte Chancen, über die Mannschaftsdienstgrade hinauszukommen, Abitur eröffnete ferner grundsätzlich alle Offiziersdienstränge bis zum Generalfeldmarschall. In gleicher Weise eröffneten die Schulabschlüsse Möglichkeiten im Zivilleben, was Kongruenzen erklärt.

  • ein zweiter Aspekt erklärt zusätzlich vor allem die von dir bereits angesprochene Repräsentanz der Akademiker in entsprechenden Offiziersrängen: über die damals existierende Reserveoffizierslaufbahn ließen sich in Verbindung mit dem damals hohen gesellschaftlichen Prestige des Militärs viele qualifizierte (das bedeutete schonmal Abitur, und die meisten, die Abi hatten, studierten auch und wahren damit im Zivilleben bereits Führungspersonen) Zivilisten zu Reserveoffizieren ausbilden, die dann im Kriegsfall sofort im entsprechenden Rang zur Verfügung standen.

  • drittens waren jene Menschen, die sich im Zivilleben durchbissen und ehrgeiz an den Tag legten innerhalb der Wehrmacht keine grundlegend anderen Persönlichkeiten. Wer sich also im Frieden hochkämpfte, der konnte dies auch im Krieg tendenziell besser, als andere...

Allerdings ist zu bemerken, dass es durchaus auch viele Soldaten gab, die trotz höherer Stellung im Zivlleben im Krieg nur Mannschafter blieben, gerade weil sie sich im Frieden nicht fortbilden ließen. Das kommt daher, dass die höheren militärischen Stellungen ab einem gewissen Niveu eine besondere Professionalität vorraussetzen, die nicht erreicht werden kann, wenn man nicht öfters bzw. ausschließlich, d. h. auch im Frieden Soldat ist. Daher finden sich vor allem in Feldwebel-, Stabsoffiziers- und Generalsrängen i. d. R. fast ausschließlich Berufssoldaten (nicht jedoch in den subalternen (= bis Stabshauptmann) Offiziersdienstgraden, da hier die Einstiegsmöglichkeit über den Reserveoffiziersdienst gegeben war / ist).

Heute wäre das im Übrigen noch exakt genauso, da dieses Phänomen seit der Koexistenz von Wehrpflicht und stehendem Heer nahezu zwingend in Erscheinung tritt. Die Bundeswehr transferiert im Übrigen z. B. bei Auslandseinsätzen von Mitgliedern ihrer Zivilverwaltung ganz direkt deren Amtsbezeichnung (z. B. Regierungsinspektor) in einen mil. Dienstgrad (z. B. Leutnant).

Ich hoffe, weitergeholfen zu haben!!

Vielfragerich 
Fragesteller
 23.08.2012, 01:22

Noch eine richtig engagierte Antwort. Hier werde ich es sehr schwer haben, eine Antwort für den Stern auszuwählen.

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Nein . Bei der Bundeswehr heute erfolgt die Rag Zuweisung nach der zivilen Ausbildung und Vorkenntnisse, nach der eingeschlagen Laufbahn und der Militärischen Ausbildung. Im Verteidigungsfall kommen noch die Reservisten mit Ihren Resevdienstgrand dazu z. B. kann man sich auf 2 Jahre Verpflichten und eine Ausbildung zum Reserveoffizier zu machen . Nimmt man an sog. Reserveübungen teil wird man befördert und ereicht einen Reserve Dienstgrad und Beförderungen , welche in Verteidigungsfall aktiviert werden. Lediglich im II. Weltkrieg wurde Leute nur wegen der Parteizugehörigekit in der Waffen- SS ( Paramilitärische Truppe , aber nicht in der Wehrmacht in Offiziersrang eingestellt. In England wurden Wissenschaftler um die Militärische Geheimhaltung zu gewährleisten im Offiziersrang eingestellt, was heute nicht mehr üblich ist. Allerdings ist Verteidigungsfall immer eine Ausnahme möglich, so könnte z. B. wenn der Bedarf durch Reservisten nicht gedeckt ist z. B. ein Berufspilot als Luftwaffenoffizier ohne Militärausbildung od, ein Ziviler Kapitän als Kapitän in die Marine als Kapitän eingestellt werden . Jedoch wird zuerst der Bedarf aus der regulären Truppe gedeckt , dann aus den Resevedienstgrande der Reservierten und dann erst Durch Zivilisten mit Speziellen vorkenntnissen . Außer der Verteidigungsminister , dieser wird Demokratisch gewählt und kann auch wie es mit " Scharping " schon vorgekommen ist ien Zivildienstleistender gewesen sien . KT war zumindest Uffz. der Reserve. Würde jetzt eine Krieg ausbrechen hätte er sicher daran zu knapper mit sei Reservedeisntgrad einberufen zu werden ....

Vielfragerich 
Fragesteller
 22.08.2012, 03:18

LOL. Das ist eine Menge zusätzliche Wissen.

Das mit den zivilen Vorkenntnissen leuchtet mir sofort ein. Ich erinnere mich, mal gelesen zu haben, dass man als Rettungsassistent im Wehrdienst auf Feldwebelrang in den Sanitätsdienst kommt und als Rettungssanitäter als Unteroffizier (nachdem man eine Grundausbildung an Waffen mitgemacht hat). Was mir auch so einleuchtete.

Ich hatte das schon wieder vergessen, bis Du eben daran erinnertest.

Schön, dass Du mit etwas Witz auflockerst. Aber so neu ist das mit dem Unteroffizier ganz oben doch nicht. Es gab doch mal einen Oberbefehlshaber und Führer, der nur gelernter Unteroffizier war :)

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Schlauerfuchs  22.08.2012, 03:29
@Vielfragerich

Nicht mal das, der Östereicher , welchen Du wahrscheinlich meinst , war nur Hauptgefreiter , galt als sehr tapfer und hatte das EK I , aber eine Beförderung zum Uffz. bekam er nie, wegen angeblicher fehlender Führungsqualitäten. Auch ist es schon kurios was in der Historie ging, heute in der EU hätte ein Östereicher nur das Wahlrecht in der BRD für Kommunal- und Europawahlen, aber nicht in den Bundestag und zur Bundeswehr dürfte er auch nicht, weil man DT im Sinne des Grundgesetzes sein muss , lediglich Beamter od. auch Polizeibeamter , könnte der Mann nach heutigen Maßstäben hier jetzt werden . Die Wirren der Geschichte sind schon kurios. Allerdings kann ein KFZ - Mechatroniker heute wenn er eine Wehreignugsprüfung besteht als Uffz eingestellt werden , ein Krankenpfleger als Feldwebel und ein Bachelor wenn er unter 26 Jahre alt ist, sogar als Leutnant , vorausgesetzt die Planstelle ist frei und er " überlebt " die 4 Monate Wehreignungsübung. Aber wenn sich heute jemand für 2 Jahre verpflichtet und eine Ausbildung zum Reserveoffizier macht , dann Lehramt studiert und fleißig an Reserveübungen teilnimmt , wäre das Szenario der Brücke von Remagen heute noch möglich .

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Bei einer Mobilmachung muss mit der Vergrößerung der Personalstärke auch die Führungsmannschaft vergrößert werden. Diese Führungsmannschaft wurde und wird in der Regel nicht aus "Ungedienten" rekrutiert, sondern aus Reservisten, also aus Zivilisten, die schon einmal gedient hatten und dabei schon entsprechende Führungsqualifikationen erworben hatten. Ein Reservist hat einen entsprechenden Dienstgrad (z. B. Hauptmann der Reserve) und wird mit diesem Dienstgrad auch einberufen. Je nach Verwendungszweck und Notwendigkeit wurden/werden die auch mal schnell befördert.

Dabei gab/gibt es eine eindeutige Korrelation zwischen sozialer Herkunft, Bildung, Position im Zivilleben und Position im Militär. Das Militär ist und war immer Abbild der Gesellschaft und seiner Herrschaftsstrukturen.

Vielfragerich 
Fragesteller
 20.08.2012, 23:29

Also Du meinst: ein Offizier, der selber Akademiker ist, befördert natürlich auch lieber einen Akademiker in den Offiziersrang als einen Arbeiter?

Im Wehrdienst können die ja gar nicht die entsprechenden Ränge erreicht haben. Der ist doch zu kurz.

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PeVau  20.08.2012, 23:54
@Vielfragerich

Reserveoffiziere und -unteroffiziere werden durch verschiedene Weiterbildungen und Reserveübungen qualifiziert. Nach diesen Qualifizierungen erfolgt dann auch oft eine Beförderung. So kann man auch als Reservist in Friedenszeiten eine Dienstgradkarriere machen.

Bei Menschen mit akademischer Bildung kann man davon ausgehen, dass diese auch das Zeug haben Zusammenhänge zu erfassen und Menschen zu führen. Wir alle wissen, dass das nicht immer auch der Fall ist. Das ändert am Prinzip aber gar nichts.

Du kannst also davon ausgehen, dass unter den Zivilisten, die Reservisten sind, die Unteroffiziere und Offiziere für eine eventuelle Mobilmachung schon vorhanden sind.

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Vielfragerich 
Fragesteller
 21.08.2012, 00:28
@PeVau

Ah, ok. Diese Reservequalifizierungen schliessen bei mir eine Verständnislücke. Dann kann ich mir z.B, denken, dass der Grundschullehrer aus der Brücke von Remagen sowas mitgemacht haben könnte.

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Zumindest bei den Offizieren war es so, dass diese oft aus alten Offiziersfamilien stammten, die oft auch adelig waren.

Vielfragerich 
Fragesteller
 20.08.2012, 23:21

Ich denke jetzt bspw. an den Hauptmann in "die Brücke von Remagen", der im Zivilleben vorher "Lehrer hier in Remagen" war, wie er am Ende sagt, als er einem Grundschulkind liebevoll über den Kopf streicht.

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Hi militärische Ränge sind handwerklichen und akademischen Graden gleichzusetzen. Handwerk: untere Dienstgrade bis Portopee Unteroffiziere. FDazu gibts/gabs Tapferkeitsoffiziere. Ab Offizierslaufbahn (zumindest die höhere) ist ein Studium unumgänglich (Generalsstab). Der Einsatz, die Logistik, Führung von Großkampfgruppen braucht tiefes Verständnis. Ein Divisionsführer ist mit einem Vorsitzenden bspw. von VW oder DB durchaus vergleichbar. Dies bedenke bitte. Im letzten Krieg wurden viele Talente geförsert. Bspw. Fabrikarbeitersohn Kurt Meyer - Panzermeyer (12. SS HitIerjugend). Führungsqualitäten wurden zumidest vor 1945 deutlich berücksichtigt. Gruß Osmond http://www.ritterkreuztraeger-1939-45.de/Waffen-SS/SS-Startseite.htm