Wo gab es mehr militärischen Drill und die qualitativ bessere Ausbildung?

Das Ergebnis basiert auf 17 Abstimmungen

Wehrmacht 65%
NVA (DDR) 18%
Bundeswehr (BRD) 18%

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
NVA (DDR)

ich würde tatsächlich sagen die NVA.

bei der wehrmacht vielleicht die truppe der reichswehr bis 1936. Danach wurde sie zu sehr aufgebläht.

bundeswehr war halt schon im kalten krieg etwas lascher was kampfbereitschaft angeht.
allerdings nehmen sich bundeswehr und NVA in sachen qualität der ausbildung nicht viel.

Wo gab es mehr militärischen Drill

In der NVA und der Wehrmacht

die qualitativ bessere Ausbildung?

In der Bundeswehr

Bei der Bundeswehr wurden schon bei ihrer Gründung Konsequenzen aus den Erfahrungen mit der Wehrmacht gezogen. Im Gegensatz zur Wehrmacht, der NVA und den meisten heutigen Armeen wurde von der Befehlstaktik auf die Auftragstaktik umgestellt.

Bei der Befehlstaktik haben Soldaten das eigene Denken einzustellen und grundsätzlich auf Befehle von oben zu warten und die 1:1 auszuführen. Treten unerwartete Situationen auf, sind diese nach oben zur Kommandoeben zu melden, dort wird entschieden, wie zu verfahren ist, entsprechende Befehle ausgearbeitet und diese nach unten weitergegeben, wo sie auszuführen sind. Zu dieser Befehlstaktik gehört Drill. Derr Drill soll dazu führen, dass die einfachen Soldaten widerspruchsfrei "funktionieren".

Bei der Auftragstaktik der Bundeswehr ist das anders. Da bekommen die unteren Einheiten keine konkreten Befehle, sondern Aufträge, die sie zu erledigen haben. Die Details, wie die Aufträge erfüllt werden können, müssen vor Ort von den Einheitsführern entschieden werden. Das erfordert Mitdenken sowie die Fähigkeit, die Situation selber zu verstehen, einzuschätzen und selbständig Entscheidungen treffen zu können. Dazu ist jedoch kein Drill erforderlich, sondern eine sehr gute Ausbildung und die gibt es dann auch entsprechend bei der Bundeswehr.

Wootbuerger  15.10.2021, 10:06

Die Wehrmacht hatte bereits Auftragstaktik und selbst weit davor war die Auftragstaktik in den deutschen Armeen weiter verbreitet als in anderen Armeen.

https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-3990

"Bei der Auftragstaktik handelt es sich um eine in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im preußisch-deutschen Heer entwickelte Führungskonzeption, deren Entstehung eng mit der Ablösung der traditionellen Treffentaktik durch das Gefecht der Kommandoeinheiten verbunden ist. Ihre wesentlichen Elemente sind zum einen die „Freiheit der Form“, also die Freiheit in der Wahl der Mittel zur Erreichung des taktischen Zwecks, und die Selbsttätigkeit als taktisches Prinzip zur „Ausfüllung“ gewährter Freiräume."

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Hamburger02  15.10.2021, 10:49
@Wootbuerger

Aus dem Artikel geht zwar hervor, dass die Idee der Auftragstatktik schon ziemllich alt ist, gleichzeitig wird aber auch festgestellt, dass es immer wieder Gegener davon gab sowie: "Darüber hinaus stellt sich die Frage, in welchem Maße die Auftragstaktik tatsächlich in der Truppe praktiziert wurde."

Ebenso wird festgestellt, dass: "1873, als die Kompaniekolonne zur Normalformation erklärt wurde, ging es eben noch nicht um die Selbsttätigkeit von Zug- oder Gruppenführern, geschweige denn einfachen Soldaten, sondern zunächst einmal um erweiterte Entscheidungsspielräume für die Kommandeure vom Kompaniechef aufwärts."

Jedenfalls fiel die Wehrmacht wieder deutlich zurück, was beim Oberbefehlshaber, "dem Größten Feldherrn aller Zeiten", seinen Anfang nahm, der die Befehlsgewalt an sich riss und selbständiges Handeln seiner Generäle unterband, was sich dann bis unten hin durchschlug. Es gab nur wenige führende Generäle, die sich dieser wiederbelebten Befehlstaktik widersetzten wie z.B. Rommel.

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Bundeswehr (BRD)

Die hatte jedenfalls, was den stehenden Teil des Heeres angeht, mit anspruchsvollerer Technik zu tun, als die NVA, benötigte eintsprechend etwas andere Ausbildungen.

Die Wehrmacht war demgegenüber eine seit 1935 mehr oder minder notdürftig zusammengeschusterte Armee, die in einer Geschwindigkeit aufgebaut wurde, dass eine vernünftige, längerfristige Ausbildung überhaupt nicht möglich war, wesentlich schlimmer noch wurde es dann während des Weltkrieges ab 1941, als man dann mehr oder minder Zivilisten aushob, in eine uniform steckte und nach ein paar Wochen Grundausbildung, wenn überhaupt quer durch Europa an die Front schickte. Entsprechend bescheiden dann auch die eher bescheidene Lebenserwartung dieser eilig ausgehobenen Kader.

Im Allgemeinen wird man festhalten können, je größer ein Massenheer ist auch im Verhältnis zur Bevölkerung, desto weniger Ressourcen stehen für die Ausbildung des einzelnen Soldaten zur Verfügung um so weniger gründlich kann diese sein.

DerRoll  15.10.2021, 08:25

Danke, das erspart mir eine ausführliche Antwort.

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Pantauals  15.10.2021, 09:04

Ihre Darstellung widerspricht jedenfalls komplett dem israelischen Militärhistoriker Martin van Creveld und seinem Standardwerk "Kampfkraft", sowie dem französischen Militärhistoriker Prof. Philippe Masson und dessen Werk "Die Deutsche Armee: Geschichte der Wehrmacht 1935-1945". In beiden Werken wird die Wehrmacht als in Professionalität und Disziplin herausragend dargestellt, TROTZ der Masse an eingezogenen Soldaten und der in immer angespannteren Personalsituation. Dass sie entsprechend hochwertig war ergibt sich zudem aus den Analysen der verschiedenen Schlachten und deren Ergebnisse auf der Grundlage von Modellen basierend auf Lanchester-Differentialgleichungen. Die Wehrmacht hatte selbst bei großer Unterlegenheit ein erstaunlich gutes Verlustverhältnis, und zwar noch bis 1945.

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Otaku19995  15.10.2021, 11:35
@Pantauals
Ihre Darstellung widerspricht jedenfalls komplett dem israelischen Militärhistoriker Martin van Creveld und seinem Standardwerk "Kampfkraft", sowie dem französischen Militärhistoriker Prof. Philippe Masson und dessen Werk "Die Deutsche Armee: Geschichte der Wehrmacht 1935-1945"

Das tut sie in keiner weise, denn keiner von beiden hat die Wehrmacht jemals mit der NVA oder der Bundeswehr vergleichen.

Sondern wenn in diesem Rahmen überhaupt Vergleiche stattfanden, dann mit den anderen zeitgenössischen Armeen, sprich der französischen Armee, mit ihrer überalterten Generalität, die geistig noch im 1. Weltkrieg fest hing, mit der italienischen Armee, der es grundsätzlich an schwerem Material fehlte, mit der sowjetischen Armee, deren fähiges Offizierskorps 1937 zum großen Teil eleminiert worden war der es (siehe Glantz) an Mechanikern fehlte, um das schwere Material warten zu können, weswegen es kaum zu Ausbildungszwecken benutzt werden konnte mit noch einer wesentlich höheren personellen Fluktuation als die Wehrmacht.

Damit vergleichen stand die Wehrmacht in ihrer Gesamtheit sicherlich so schlecht nicht dar, aber nicht, weil sie überragend funktioniert hätte, sondern weil die vergleichbaren Streitkräfte anderer Kriegsteilnehmer auch allesamt ihre Achillesferse hatten.

Das die Wehrmacht ein recht hohes Maß an Kampfmoral an den Tag legte, ist sicherlich richtig, inwiefernn ist das aber auf eine besonders spezialisierte Ausbildung zurück zu führen? Nichts.

Es ist in Teilen einfach Produkt eines Vertrauens in die Generalität gewesen deren Entscheidungen in der ersten Hälfte des Krieges zu spektakulären Erfolgen geführt hatten.

Die Frage des FS interessierte sich aber nicht für die Kampfmoral oder Disziplin der Wehrmacht im Vergleich zu den Franzosen oder Sowjets, sondern sie interessierte sich für die Hochwertigkeit der Ausbildung vergleichen mit Bundeswehr und NVA.

Da bleibt einfach festzuhalten:

  1. Die Ausbildung , die der Einsatz des Materials der Bundeswehr erforderlich machte, war schon wesentlich weitergehend, als das bei der Wehrmacht der Fall war, schon weil bis 1990 die Entwicklung dessen, was in Wehrmacht und NVA an Material eingesetzt worden ist 45 Jahre weiter war.
  2. Als die Wehrmacht die Sowjetunion überfiel, hatte sie (Glantz) ca. 3.600 Panzer, ein guter Teil davon Beutegerät, die auf ungefähr 3,8 Millionen Soldaten kommen. Die Bundeswehr verfügte 1990 über 450.000 Mann und ein paar Zerquetschte, während der Berstand an Panzern und Jagtpanzern auf ca. 3800 Stück anstieg. Will heißen: Als die Wehrmacht die Sowjetunion überfiel kam auf ca. 1028 Soldaten der Wehrmacht gerade mal ein Panzer. 1990 kam bei der Bundeswehr aber 1 Panzer auf ca. 118 aktive Mitglieder der Streitkräfte. Mit anderen Worten, gemessen an der Zahl der gesamten Truppe, waren bei der Bundeswehr um 1990 im Verhältnis zur Gesamtzahl 10 mal so viele Soldaten darin ausgebildet einen Panzer ins Gefecht zu führen, als bei der Wehrmacht, als diese die Sowjetunion überfiel. Bei Flugzeugen etc. zeigt sich ein ähnliches Bild, gleichsam bei dem damit zusammenhängenden technischen Personal etc.

Von dem her ist die spezialisierte Ausbildung im Umgang mit schwerem Kriegsgerät, wenn man die Bundeswehr 1990 mit der Wehrmacht 1941 vergleicht, bei der Bundeswehr im Schnitt deutlich ausgeprägter gewesen, als bei der Wehrmacht.

Das hat sicherlich auch was mit dem technischen Fortschritt und der Veränderung des Kriegswesens zu tun, ändert aber nichts daran, dass die Masse der Wehrmacht zu reinen Gewehrträgern ohne speziellere Fähigkeiten ausgebildet wurde und das dem Verlauf des Krieges folgend, auch immer schlampiger, während bei der Bundeswehr in wesentlich größerem Stil Wert auf erweiterte Ausbildung abseits einer infanteristischen Grundausbildung gelegt wurde

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Mehr Drill (ständiges wiederholen von Abläufen, z.B. Waffen zerlegen und zusammensetzen) als in der NVA gab es sicher weder in der Wehrmacht noch in der Bundeswehr. Drill im eigentlichen Wortsinn findet man bei der Bundeswehr hauptsächlich in der Grundausbildung. In der Wehrmacht war der Bedarf an Soldaten so groß, dass da nicht viel Zeit für Drill blieb wogegen (zumindest laut Erzählungen meiner Verwandten) weite Teile des NVA Grundwehrdiensts aus Drill bestanden.

Die qualitativ beste Ausbildung findet im Vergleich in der Bundeswehr statt.

NVA (DDR)

Wir hatten schon in der Schule Wehrkunde, wo auch wir Mädchen in Soldatenzeug rumlaufen mussten.

In der Berufsschule hatten wir dabei sogar Schießtraining.

Die NS-Zeit kann ich nicht beurteilen.