Was tun, wenn Pferd wird im Galopp hektisch wird?

8 Antworten

Mit 10 schon stumpf? Wie wird das arme Tier denn geritten, dass er mit 10 schon stumpf ist?

Shagyas sind ganz feine Pferde, zart und sensibel. Hast du ihn schon mal frei im Gelände über die Hand wechseln lassen? Einfach beim Ausritt immer wieder mal im Kreis auf einer Wiese reiten, linke Hand, rechte Hand, etc. oder du stellst dir ein Rechteck vor und probierst es wieder (nimm aber bitte jemand zum aufpassen mit, der kann auch gleich den Gang des Pferdes kontrollieren).

Ist er vielleicht "schief" bemuskelt, also nicht gleichmäßig trainiert? Mein einer Einsteller auf meinem Hof war komplett verbogen, da er bevorzugt über die rechte Hand geritten wurde und daher einseitig trainiert war.

Sitzt du perfekt austariert oder verschiebst du vielleicht dein Gewicht minimal? Verkrampfst du? Pferde spüren jedes minimale hin und her.

Nimm ihn mal an die Longe in die Halle und probiere die Ecke, links und rechts, wenn das geht, nimm ihn ohne alles (kein Zaumzeug) und lass ihn in der Halle rennen, lenke ihn über deine Körpersprache (natural Horsemanship) und hol dir immer eine zweite Person dazu, die aus einem anderen Blickwinkel (zb von der anderen Hallenseite) zuguckt.

Joolioo 
Fragesteller
 06.09.2019, 01:33

Abstumpfen geht ganz schnell.
Er ist mit ganz jungen Jahren an unseren Stall gekommen.
Aus einem anderen Land und niemand wusste genau wie alt er ist.
Sein Ausbildungsstand war auch nicht klar. Ich war da ungefähr 14 und noch nicht so weit ausgebildet. Ich habe eine lange Pause gehabt und bin da erst ein paar Monate wieder geritten und das immer auf anderen Pferden.
Die Käufer dachten er wäre schon 5/6, aber er war noch jünger und auch dementsprechend unausgebildet.
Ich wurde auf ihn drauf gesetzt und mir wurde nur gesagt: ''Pass auf. Lass die Zügel locker und nehme sie nicht zu doll an, da er sehr sensibel ist.''
Sie haben recht Shagya sind sehr sensibel und edel. Wenn er seinem Temperament freien Lauf lässt ist er einfach nur atemberaubend :D.

Er war dann ein paar Jahre lang ein Schulpferd. Es saßen immer wieder neue Leute auf ihm und er hatte gar keine Chance sich an eine Person zu gewöhnen. Ich bin damals einmal die Woche gekommen, weil ich auch noch Schule hatte. Auf jeden Fall kenne ich ihn seit dem ich ungefähr 14 bin und heute bin ich 20. Er ist mit mir älter und weiser geworden :D

Wir waren diesen Sommer sehr viel ausreiten und auch oft auf dem Stoppelfeld. Nur leider gibt es bei uns keine große, freie Fläche, auf der man so ohne weiteres reiten kann. Es sind überall Löcher im Boden und damit ist die Verletzungsgefahr einfach viel zu groß. Aber Galopp im Gelände funktioniert super 👍

Ich bin mir sicher, dass ich nicht perfekt sitze und dass ich noch viel an meinem Sitz arbeiten kann (man lernt nie aus). Ich bin mir auch sicher, dass seine Ausrüstung mal überholt werden kann.... Ich glaube nicht, dass er verbogen ist, weil er von noch 3 weiteren Personen geritten wird und die sicher nicht die gleichen Probleme haben wie ich mit meinem Sitz.

Es fühlt sich für mich immer so an, als würde ich ihn ausbremsen, wenn ich auf der rechten Hand sitzen bleibe, weil er super vorwärts läuft, wenn ich in den leichten Sitz gehe... Ich verkrampfe sicher und lasse ihn nicht sein Ding machen. Ich arbeite an allen meinen Problemen.

Ich longiere ihn nie. Ich weiß gar nicht, ob das die anderen machen... So viel ich weiß hat er keine Longe, aber frei laufen lassen machen wir ab und zu, nur ist das an unserem Stall etwas schwierig, weil dann alle anderen Pferde in der Nähe ausrasten haha

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Der erste und wichtigste Rat, den ich Dir nach dem Lesen des ganzen Textes geben möchte: Hör auf, die Kompetenz Deiner Reitlehrerin anzuzweifeln! Sie braucht nicht erst auf dem Pferd geritten zu sein, um zu sehen, was ich sogar blind auf deinen Text hin erkenne: es fehlt an positiver Spannung.

Deshalb fällt das Pferd aus, ist nicht auf den Reiter fixiert, und die Händigkeit verbessert sich nicht.

Um das zu verstehen, empfehle ich dir das Buch „Das Pferd in positiver Spannung“. Dann verstehst du dein Pferd und deine Reitlehrerin besser. Denn nein, es will dich nicht „testen“. Du reitest es ja schon länger, und es hat längst die Erfahrung gemacht, das du nicht so ganz Herr der Lage bist. Und ich bin 98 Prozent sicher, es wäre dankbar, wenn du es positiv überraschen würdest, indem du „die Zügel in die Hand“ nimmst und es sicherer leitest.

Wegen dem Hochheben der Kruppe bei Eisatz der Gertenhilfe: das ist typisch, wenn die Gerte im falschen Moment oder am falschen Körperteil zum Einsatz gebracht wird. Ein Schlag an die Kruppe wird richtig mit Hochwerfen derselben beantwortet. (In der Hohen Schule macht man sich diesen Umstand sogar zu Nutze, um eine Kapriole zu springen). Setze sie entweder an der Schulter ein, oder eine ausreichend lange Dressurgerte, die immer im Augenblick, wenn das innere Hinterbein abfußt, direkt hinter dem Schenkel zu dessen Unterstützung eingesetzt wird. Am besten, während du die Zügel in eine Hand nimmst, damit du das Pferd dabei nicht im Maul störst. Denn es ist ja recht schwierig, die Hand ruhig stehen zu lassen, mit der man die Gerte benutzt.

Was Deine Trainerin meint, ist sicherlich, dass du das Pferd „in die Hand“ treiben sollst, damit du es dann aufnehmen und weich werden kannst, so dass du es formst. Es soll fleißig untertreten und den Brustkorb anheben. Dafür braucht das Pferd aber Kraft - und wird Dir diese nur zur Verfügung stellen, wenn du selbst genügend Ausdauer, Konzentration und Koordination aufbringst. Aber du wirst sehen, es lohnt sich! Denn dann wird das Reiten zur Leichtigkeit.

Aber wenn du begriffen hast, worum es geht, stehst du am Fuße eines Berges, der nicht in ein paar Reiteinheiten zu erklimmen ist. Sei geduldig mit Dir und dem Pferd. Frust ist nicht förderlich. Nimm auch gelegentliche Rückschläge mit Humor 😊

Joolioo 
Fragesteller
 06.09.2019, 01:09

Ich wollte mit dem ''sie reitet ihn nicht'' nur sagen, dass sie ja nicht das gleiche fühlt wie ich. Wenn man auf einem Pferd sitzt spürt man ja jede Kleinigkeit, ob es angespannt ist oder gelassen oder ähnliches... Ich zweifel nicht an meiner Trainerin, aber sie gibt sich jetzt nicht wirklich viel Mühe mir Tipps zu geben.

Ich spüre in der Ecke, wie er hektischer wird, auch wenn man es durch hinschauen nicht sieht :D Das wollte ich damit sagen haha

Ich bin in den letzten Wochen vermehrt im Gelände und auf dem Platz geritten (nicht in der Halle, wo die berühmte Ecke ist).
Der Platz ist größer, dort liegen meistens ein paar Stangen für jede Gangart auf dem Boden und dort ist er definitiv konzentrierter. Draußen ist er sowieso entspannter, als in der Halle.

Der Platz hat keine eckige Form ... naja rund ist er jetzt auch nicht, aber auf jeden Fall wird er mir da nicht mehr so hektisch, weil es ja keine Ecke gibt.

Ich lasse ihn auf dem Platz gerne schnell bzw fleißig und auch gerne viel galoppieren, weil ich festgestellt habe, dass er den Galopp definitiv zur Lösung braucht und er ist super gerne im Galopp. Ich habe auch festgestellt, dass er wenn ich in den leichten Sitz gehe, dann viel besser vorwärts läuft (also auf der rechten Hand) ... ich glaube ich bremse ihn auf der rechten Hand unbewusst mit meinem Sitz aus.... daran muss ich definitiv arbeiten. Auf der linken Hand ist alles tiptop 👍

Im Galopp kommt er mehr aus sich heraus und schnaubt ganz viel (egal welche Seite). Die Gerte versuche ich bewusster einzusetzen. Ich ''haue'' ihn auch nicht damit, sondern tippe ihn an und das mal an der Schulter, mal an dem Muskel an seinem Bauch, damit er mehr untertritt. Das mit der einen Hand werde ich morgen direkt mal einsetzen.

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Urlewas  06.09.2019, 09:53
@Joolioo

Also dann ist es nur in der Halle, wo das Problem auftritt? Es gibt Pferde, die sich generell in Hallen unsicher fühlen. Gleiches passiert dann oft auch im Gelände, wenn man an Maisfeldern vorbeireitet. Ihnen fehlt einfach an solchen Plätzen die Übersicht, die sie für ihr Sicherheitsgefühl brauchen.

Für die Ecken fehlt es dem Pferd vermutlich an Graderichtung. Da kann ich dir nur wieder das oben genannte Buch empfehlen, da sind einige Skizzen drin, die verdeutlichen, wie unwohl sich ein Pferd fühlen muß, das noch nicht gelernt hat, sich selbst (mit Reiter!) auf gebogenen Linien zu tragen.

Vielleicht machst aber auch du es dem Pferd nicht einfach mit dem Sitz? Ich selbst ertappe mich auch immer wieder mal dabei, dass ich das Pferd mit hochgezogenem inneren Bein „in die Ecke drücken“ will, obwohl ich doch genau weiß, dass dies völlig kontraproduktiv ist. Versuch doch mal, dich bei jeder Ecke darauf zu konzentrieren, den inneren Bügel durchzutreten. (Was du im leichten Sitz vermutlich eher automatisch machst, wodurch es dann besser klappt?)

Um die Hankenbiegung und das Untertreten zu fördern, kannst du auch mal versuchen, eine sehr lange Gerte zu nehmen und das Pferd beim Abfußen hinter seinem Knie zu touchieren.

Wenn du den Eindruck hast, das Pferd im Galopp mit dem Sitz zu blockieren, befasse dich mal genauer mit dem Drehsitz und mach dazu vorbereitende Gymnastik am Boden zur Verbesserung der Crosskoordination. Auch kann es hilfreich sein, sich beim Galoppieren vorzustellen, man hüpfe selbst ein klein wenig im „Pferdchengalopp“ mit, oder kreist unmerklich mit der äußeren Schulter rückwärts, als wolle man damit das äussere Hinterbein imitieren.

Und ja, es ist oft so, dass Pferde gern richtig laufen, wenn wir Reiter sie nicht unbewusst durch unsere Sitzfehler stören würden.

“Ich habe noch nie ein Packpferd untaktmäßig laufen sehen“, hat mal ein alter Meister zu dem Thema gesagt. Den Satz habe ich mir dick hinter die Ohren geschrieben...😉

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Das Pferd muss schlichtweg besser ausgebildet und besser geritten werden.

Na, die Reitlehrerin ist doch mal klasse... mit mehr Druck erreicht man rein gar nichts. Vernünftige Grundausbildung wäre eher der plan - dürft ihr jemand anderen holen?

Auf der Rechten Hand fehlt ihm die Kraft - d.h. das linke Hinterbein ist schwächer als das rechte.

Das Pferd ist nicht richtig gymnastiziert, ihm fehlt Kraft, um sich auf die Hinterhand setzen zu können, was zwingend nötig ist, wenn man auf einem Reitplatz galoppiert.

Korrektes Longieren am Kappzaum (www.wege-zum-pferd.de) könnte hier schonmal weiterhelfen - aber nur, wenn da alle an einem Strang ziehen. Klassische Handarbeit ebenso.

Und besserer Unterricht - wenn ein Pferd trotz Reitunterricht stumpf wird, läuft etwas schief. Und zwar gewaltig. Wenn die RL nicht sieht, dass das Pferd wohl kein Stück in Balance ist, sollte sie gar nicht erst unterrichten dürfen!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hallo,

für mich hört es sich nach einem unausbalancierten Pferd an. Mit 10 ist er ja erst seit wenigen Jahren unter dem Sattel und schon abgestumpft? Wie kommt das denn? Da ist mehr Druck das allerwenigste Mittel der Wahl. Du kannst noch so viel Druck machen, die Gerte einsetzen oder frustriert sein, wenn das Pferd nicht richtig auf der Seite galoppieren kann, dann kann es das nicht.

Wie wird mit dem Pferd noch gearbeitet?

Wie gut klappt das an der Longe?

Wie wird er longiert?

Ich möchte eigentlich keinen direkt in Frage stellen, ohne ihn/sie näher zu kennen. Aber leider kenne ich es von guten Freunden und mir, dass es nur noch wenig wirklich kompetente Trainer gibt. Es heißt dann häufig "mehr Druck/Durchsetzen/Pferd veräppelt dich" und genau so stumpft man eben auch ein Pferd ab. Also ich würde durchaus schauen und überlegen, wie die Trainerin arbeitet und ob sie wirklich passt.

Arbeite mit dem Pferd am Boden aus - klassische Handarbeit, Longieren am Kappzaum, nach Bebette Teschen. Was beim Reiten nicht klappt, korrigiert man idR vom Boden.

Mit freundlichen Grüßen

Hufpfote

Punkgirl512  03.07.2019, 09:01

Oh, Abstumpfen geht ganz schnell. Das bekommt man auch schon nach ein paar Wochen hin.

Genauso wie Gänge "wegreiten" - ich kannte man ein richtig tolles junges Pferd, super Gänge drunter. Dann wurde sie eingeritten - leider hat der Bereiter das aus meiner Sicht falsch gemacht. Immer recht eng geritten. Grundsätzlich. Keine 3 Wochen später war der Trab nur noch 0815 statt echt schönem Raumgriff. Mega schade drum. So schnell kann das auch mit dem Abstumpfen gehen, an meinem Quarter schon erlebt..

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Wenn du ihn schon so lange reitest, dann war das früher anders? Oder wurde es jetzt schlimmer? Hat sich was verändert - Haltung, Futter, Ausrüstung? Passt der Sattel u. die Trense? Falsche Hufbearbeitung/Beschlag? Verspanntes Pferd? Schiefer Reiter? Mangelnde Durchlässigkeit? Pferd nicht gerade gerichtet?

Druck machen ist in meinen Augen immer nur dann ein probates Mittel, wenn klar ist, dass es auch wirklich daran liegt. Was es aber sehr oft nicht tut.

Man kann eigentlich keinen Tipp geben, ohne euch zu sehen. Pauschal: checken ob gesundheitlich alles ok ist, Ausrüstung passt, Ausbildungs- bzw. reiterliche Mängel bearbeiten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin