Was ist die perfekte Größe für eine Pferdeherde?

6 Antworten

Das hängt ziemlich vom Platz ab und von den Pferden. Der unkomplizierteste Fall ist eine mehrere Hektar große Weide mit einer großen,gemischten Gruppe von Pferden, die sich gut verstehen und niemanden abdrängen.  Ab gewisser Größe spalten sich Herden ganz von alleine in zwei Teile auf, aus meiner Erfahrung geht das ab ca. 20 Tieren los und es bilden sich kleinere Grüppchen. 

Etwas komplizierter wird es wenn man kleine Flächen hat, dann ist die Anzahl der Pferde einfach durch die Größe eingeschränkt. Dazu gibt es keine direkte Norm, einige Pferden kommen mit weniger Platz aus ohne sich anzukeifen, andere können noch so viel Platz haben und gängeln sich trotzdem.

Ich persönlich habe die besten Erfahrungen mit Herden zwischen 10 und 20 Pferden gemacht, das Verhältnis von Stuten zu Wallachen ist dabei unauffällig. Zumindest meiner Erfahrung nach. Ich halte jetzt seit mehreren Jahren zwischen 3-6 Stuten, 2-8 Wallache und einen Hengst (ja,das geht!) zusammen, inzwischen im Aktivstall und bin mit dieser Konstellation sehr zufrieden. Die Herde ist leicht im Griff zu behalten, es gibt wenig Beißerei, kein Futterneid. 

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – auf einer Farm aufgewachsen, heute eigenen Hof

Es gibt keine Pferdeherden - es gibt nur Familienverbände - die sich wiederrum ab und an treffen und miteinander wandern. (sieht dann aus wie eine Herde).

Ein normaler Familienverband besteht normalerweise aus einem Hengst und ein bis 3 Stuten und deren Nachwuchs bis zum geschlechtsreifen Alter.

Bei nordischen Rassen bleiben selbst die geschlechtsreifen noch in der Gruppe, solange der Haupthengst damit klar kommt.

Ein Herdenzusammenschluß wird nur an Wasserstellen oder bei längeren Wanderungen beobachtet - aber auch dieser Zusammenschluß ist lose - wobei sich ein, zwei oder 3 Familien treffen und jeweils eine Familie dazustöst oder eine wegfällt.

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Eine "Herdenhaltung" wie wir sie machen ist alles andere als artgerecht. Gruppen über 6 Tieren sollte es eigendlich nicht geben und dann sollten diese 6 Tiere auch immer in der gleichen Zusammenstellung sein dürfen - geht aber bei uns nicht.

Wenn wir eine große Gruppe aufbauen dann sollte ab ca. 18 Tieren nach Geschlecht getrennt werden. Eine Stutenherde mit 8 und eine Wallachherde mit 10 (da es seltenst auch Hengste mit in den Gruppen gibt).

Also 6 - 8 Tiere ist optimal (wobei ebene Zahlen immer gut sind) evtl. auch je zwei Pferde von gleicher Farbe. 

Dementsprechend kann man jede beliebige Zahl auf je 6 bis 8 Tiere aufteilen und eine Gruppe bauen.

Ich würde meine Pferde immer nur noch in gemischtaltrige gemischtgeschlechtliche Herden ab 20 Pferden aufwärts stellen. Alle Gruppengrößen darunter schreiben den Pferden zu sehr vor, welcher Pferdegruppe sie sich anschließen müssen - weil ja kaum Auswahl ist. Es passt aber nicht jedes Pferd in jede Gruppe und oft gibt es daraus resultierend Einzelgänger oder auch ständige Umgruppierungen, weil ein unpassender das ganze Gefüge durcheinander bringt. Eine Herde bildet auch in freier Natur immer Gruppen, die in sich stabil sind, auch bei sehr großen Herdenverbänden beobachtet man in sich geschlossene Gruppen, die über Jahre innerhalb dieses Verbands so bestehen. Ich verweise da gerne auf Videos und Fotos sowie Beobachtungsberichte von Mark Lubetzki.

Unsere beiden Pferde stehen mit 33 anderen zusammen und es läuft absolut reibungslos. Innerhalb kurzer Zeit finden neue "ihre" Gruppe und sehr oft bleiben diese Gruppen über Jahre so bestehen, bis die Besitzer dran was ändern, indem sie mit den Pferden umziehen o.ä.

Gemischtaltrige Herden sind insofern günstig, als die jungen Pferde erzogen werden, von den älteren nicht nur Herdenverhalten, sondern auch Verhalten gegenüber Menschen etc. lernen und als die alten Pferde, die ja doch manchmal nicht so fit sind, nicht so gut laufen können, ihre "Beschützer" finden, die auf sie aufpassen, sich um sie kümmern. Stellt man nur alte gebrechliche zusammen, so müssen sie für sich selbst sorgen, die jeweils anderen Pferde können dies ja auch nicht mehr leisten. Stellt man nur junge zusammen, so lernen die nichts. In der Natur kommt es auch vor, dass es innerhalb eines Verbandes nur ein Fohlen zur Welt kommt oder die ersten Wochen überlebt, das hat dann auch nicht lauter andere Fohlen, mit denen es spielen kann. Auch junge Pferde > 3 Jahren spielen noch ganz gerne mal mit dem kleinen.

Eine Geschlechtertrennung konnte mich bislang auch noch nicht überzeugen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981
friesennarr  23.07.2015, 09:42

Eine Herde bildet auch in freier Natur immer Gruppen, die in sich stabil sind, auch bei sehr großen Herdenverbänden

Eine Herde ansich gibt es in der Natur nicht, da gibt es nur Familienverbände und noch ein paar Jungesellengruppen (Kurzzeitig). Die sich wiederrum ab und an in eine Herde zusammenfinden um zusammen zu wandern. Gruppen wie in unserer Haltungsform wirst du in der Natur nicht finden.

Unsere Pferde können das ja nicht mehr wirklich nachvollziehen also schließen sie sich in etwas ähnliches (das du Gruppe nennst) zusammen.

Bei uns hat sich die Trennung der Geschlechter bewärt (weit weniger Verletzungen) aber leider für mein Stutfohlen kein echtes lernen was ein "männliches" Tier ist.


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Baroque  23.07.2015, 13:45
@friesennarr

Nenn es Herde oder Familienverband ... wir meinen dasselbe und die Experten, die da draußen zur Beobachtung monatelang campieren sind sich nicht eindeutig einig. Es ist einfach das große Ding über der Familien. Wenn es nun partout keine Herden geben darf, dann meiden wir eben das Wort und nennen es Verband. Allerdings kenne ich keinen Beobachter, der die Worte nicht beide verwendet. Weil's wurscht ist, weil die Worte eh von uns Menschen erfunden wurden. Die Pferde urteilen nicht über die Buchstaben, die wir verwenden, sie zu beschreiben.
In inzwischen drei solchen, die ich in Beobachtervideos gesehen habe, habe ich exakt die Strukturen abgebildet gesehen, die in unserer Aktivstallherde (ätsch) bestehen: Gruppen von einem männlichen und 1 bis x weiblichen Tieren. Aber auch Gruppen von mehr männlichen und 1 bis x weiblichen Tieren. So lange die überflüssigen männlichen Tiere keinen Anspruch erheben, lässt das männliche Familienoberhaupt die nämlich durchaus mal rein und auch Gruppen von soundsovielen männlichen Tieren. Und genau das gibt's bei uns auch. Die finden sich aber erst zusammen, wenn genügend Tiere da sind. Sieht man eine zwangläufig gebildete Familie sich einem großen Verband anschließen, ist es durchaus immer mal wieder so, dass diese zerfällt und sich neu in den Verband in verschiedene Gruppen einordnen (halt, die muss ich jetzt Familien nennen, um nicht kritisiert zu werden ... aber wie ist das mit der Junggesellenfamilie? Die nennen wir dann wieder Gruppe ... man sieht, das sind alles nur Worte, die versuchen, abzubilden, was wir wahrnehmen). Auch wenn ein einzelner hinzustößt, wird der seine Position finden und nicht immer bleibt das komplette bisherige Gefüge, wie es war.

Dass es einen Unterschied macht bzgl. Verletzungshäufigkeiten, wenn ich die Geschlechter trenne, kann ich definitiv nicht so bestätigen. Und nur Stuten zusammen ohne auch nur ein einziges männliches Tier weit und breit sind in der Natur wirklich eine absolute Seltenheit, die ich für mich bei der Pferdehaltung genau deshalb ablehne, weil ich ihnen mit dem Zaun drumrum ja auch die Möglichkeit verwehre, wieder einen Mann zu finden, der sich eben in der Natur bei der nächstmöglichen Begegnung mit einem männlichen Tier ergibt.

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Ich finde +/-15 Pferde perfekt. Bis 20 empfinde ich es noch als angenehm, alles weitere ist für mich zu groß. Wenn ich mein Pferd in einen Offenstall stelle (Was ich auch vorhabe) dann werde ich einen mit ca. 15 Pferden wählen. Neue Pferde müssen sich ja oftmals durch alle reihen "durchprügeln" und da finde ich ü20 absolut zu viel. Je größer die Herde, desto länger dauert die Eingliederung, und desto länger ist Unruhe in der Herde. Bei ü20 Pferden kommt es auch öfter vor dass jemand aus- oder einzieht, und eine Herde sollte immer so stabil wie möglich sein. Eine Herde beginnt für mich aber auch erst bei 5 Pferden. Darunter ist es eher eine "WG" oder so :D Bei uns im stall stehen 3 Pferde und das kann ich nicht wirklich als Herde bezeichnen.

In meinem alten Stall gab es zusätzlich eine Rentnerherde. Da kamen Pferde rein, die einfach nicht mehr soo fit waren. In der normalen großen Herde standen die Pferde aber auch bis 20 und älter, in der Rentnerherde Pferde ü25. Wurde aber individuell entschieden.

Ich hätte gesagt: 50% Stuten und 50% Wallache ist voll ok, generell aber mehr Stuten als Wallache. Da gibt's mehr Ruhe. Meine Erfahrung.

friesennarr  22.07.2015, 09:25

Eine Herde beginnt für mich aber auch erst bei 5 Pferden. Darunter ist es eher eine "WG" oder so.

Herden gibt es gar nicht und eine Familie beginnt bei 2 Pferden (H und S) und endet ca. bei 6 Pferden (H und S, S und deren Nachwuchs). Das was du beschreibst wäre ein Familienverband.

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MissDeathMetal  22.07.2015, 14:15
@friesennarr

herden gibt es gar nicht? Wie meinste das?

Oke, Familienverband triffts. Auch wenn nicht der Nachwuchs dabei ist, eine Herde sind u5 Pferde nicht (für mich)

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Hi!

Also, das kommt ganz drauf an, wie die Pferde ticken, eine feste Regelung gibt es da nicht.Es kommt darauf an, ob deine Stuten zickig sind gegenüber anderen Stuten, wie sehr die Wallache dominieren etc.