Was ist der Unterschied von Damenfahrrad und Herrenfahrrad?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich will man annehmen, dass du männlich bist und auch Rad fährst. Nun mach dir mal klar, wie du genau auf dein Rad (Herrenrad mit Dreiecksrahmen) aufsteigst. Vermutlich stellst du dich (als Rechtshänder) links neben dein stehendes Rad, fasst dieses mit beiden Händen an den Lenkergriffen und schwingst dann dein rechtes Bein von hinten über das Hinterrad und den Sattel, bis du auf dem Sattel sitzt. Gleichzeitig hast du natürlich mit dem linken Fuß auf dem Boden etwas Schwung gegeben, damit das Rad in Fahrt kommt. In der nächsten Sekunde bringst du dann das Rad mit deinen Händen am Lenker und durch die erste Tretbewegung mit deinen Füßen auf den Pedalen richtig in Fahrt.

So, zweite Gedankenübung: Jetzt bist du eine 30-Jährige Angestellte im Jahr 1922, welche mit ihrem Rad zum Büro fahren will. Du trägst einen fast knöchellangen Rock (mit etwas kürzerem Unterrock) und schiebst dein Rad aus dem Hinterhof auf die Straße. Nun stell dir mal vor, du möchtest mit denselben Bewegungen wie als Mann auf das Rad steigen und losfahren. Die sich ergebenden Probleme kannst du dir in deinem Kopfkino selber ausmalen .....

Die meisten heute Rad fahrenden Frauen tragen dabei Hosen. Vor Jahrzehnten war das aber für Frauen (sorry, "Damen") eher unschicklich und ungewöhnlich. Als Fahrräder aufkamen und weite Verbreitung erreichten, war es darum notwendig, für Damen ein Rad zu konstruieren, auf welchem man auch mit einem (eher langen) Rock fahren konnte, ohne dass sich der Rock vor dem Sattel aufbauschte und sich ständig in den Speichen des Hinterrades verhedderte. So wurden also Räder konstruiert, die anstelle der waagrechten Rahmen-Stange (vom Sattelpfosten nach vorn zum Lenker) eine tief nach unten gebuchtete Stange hatten. Außerdem wurden über den oberen Teil des Hinterrades Netze gespannt.

http://www.ddrmoped.de/forum/index.php?showtopic=8671&st=210

Oft wurden dann Damenräder auch etwas leichter als Herrenräder gebaut und z.B. die Farben den modischen Trends angepasst.

Hm, die anderen Antwortenden reiten schon deutlich auf "der Stange", namentlich dem Oberrohr, klassischer Herrenräder herum, und im Vergleich dazu dem tiefen Einstieg der klassischen Damenräder.

Natürlich ist das bei historischen Fahrrädern und auch bei Stadträdern und dergleichen für weniger sportliche Fahrer*innen so richtig.

Nun sind Fahrräder ja nicht nu Verkehrsmittel*, es gibt aber auch die sportliche Fraktion: Wie viele Rennräder mit tiefem Einstieg kennst du? Wie viele Mountainbikes (richtige, nicht die vom Baumarkt die nur so aussehen) mit tiefem Einsteig kennst du? Richtig: Gibt es nicht. Weil sportliche Radfahrerinnen genauso in der Lage sind, ihr Bein übers Hinterrad zu schwingen, und die höhere Steifigkeit des klassischen Dreiecks wichtig ist. Aber warum gibt es auch hier noch ausgemachte Damenmodelle?

Ganz einfach: Frauen haben in der Regel einen anderen Körperbau als Männer. Frauen haben, relativ zur Körpergröße, längere Beine und kürzere Oberkörper. Dazu schmalere Schultern, kleinere Hände, weniger Gewicht. Dafür sind die Hüften breiter.

Ein Fahrrad, das extra für Damen konstruiert ist, hat dementsprechend einen kürzeren Rahmen, um dem kürzeren Oberkörper gerecht zu werden; dazu werden weniger breite Lenker verbaut, nach Möglichkeit Griffe, Bremshebel, Federelemente für kleine Hände und geringes Fahrergewicht ausgewählt. Und die Sitzknochen liegen aufgrund des breiteren Beckens bei Frauen weiter auseinander, wodurch eben doch ein breiterer Sattel nötig ist, um auf den Sitzknochen zu sitzen.

Das alles hindert Männer natürlich nicht daran, sich auf ein Damenmodell zu setzen; bzw. gibt es auch unter den "Nicht-Damenmodellen" meist genug Auswahl für Frauen, dort gibts ja auch längere und kürzere Rahmen, weichere und straffere Federelemente usw.

*dort wo ich wohne, macht das Fahrrad als Verkehrsmittel für Untrainierte schlicht keinen Sinn; man kommt nichtmal ins Nachbardorf, ohne über nen Berg zu müssen. Und niemand fährt weniger als 10-15km zu seinem Arbeitsplatz, die Regel sind eher >30km.

rumar  21.06.2019, 20:14

Toll !

Damit haben wir das Thema wahrscheinlich schon so ziemlich erschöpfend behandelt !

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Die Rahmengeometrie ist anders und grundsätzlich bei Frauen der Tiefen einstieg oder Trapez rahmen

Ein herrenrahrrad hat da noch einen zusätzlichen Balken, was für Damen mit Röcken ein bisschen ungut werden kann beim Aufsteigen ;)

Joshua68 
Fragesteller
 20.06.2019, 19:52

Und wieso hat ein herrenrad so einen?

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cas65  20.06.2019, 19:57
@Joshua68

Höhere Stabilität wohl. Außerdem kann man jemanden "auf die Stange nehmen". :D

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Joshua68 
Fragesteller
 20.06.2019, 20:12
@cas65

Das könnt ich als gutefrage.net Nutzer selbstverständlich auch hätte ich ein Damenrad 😂

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