Was ist der Sinn eines Pferd zur Verfügung?

9 Antworten

Alles eine Frage des Vertrages:

Von einem Beistellpferd, wo man den Daumen drauf halten möchte, damit es nicht unter die Räder kommt,

von dem geliebten Pony, wo ein Reiter seine ersten Erfahrungen gemacht hat im Turniersport, was zu schade für die Rente ist, jedoch was mach nicht verkaufen möchte,

die Wendy die sich nicht vom Pferd trennen mag, jedoch am Ende der Welt studieren muss oder ähnliche Begebenheiten das Pferd über die Zeit jemanden abtritt, es aber bei Bedarf zurück erhalten möchte.

Zahlungsschwierigkeiten die den Geber zwingen das Pferd kostengünstig zu unterhalten, das Pferd aufgrund seiner Werte genügend Interessenten gewinnt die sich das Pferd als Leihgabe vorstellen können.

Dem Nachwuchspferd, was man einem Nachwuchsreiter zur Seite stellt, man jedoch nicht sich von der Chance, des großen Wurfes trennen mag oder eben der Reiter nicht über die finanziellen Mittel verfügt, gute Pferde zu erwerben. (Viele Toppferde gehören Investoren und werden je nach Profitabilität dem geeigneten Reiter zur Verfügung gestellt, werden die Einnahmen nicht erzielt, sucht man sich einen besseren Reiter, das Pferd geht in die Zucht usw.)

Zuchttiere, die verpachtet werden, wo das Fohlen dem Nehmer gehört, in der Regel auch ein Großteil der Risiken vom Nehmer getragen werden, jedoch die Stute dem Geber gehört. Hier werden die Kosten der Unterbringung über alles bis das Fohlen abgesetzt ist, vom Nehmer getragen. Man spart sich einen Teil der Anschaffungskosten der Stute.

  • Gefahr ist der schlechte Vertrag, ungenaue Ausgestaltung.
  • Wertsteigerung, bzw. vermeidliche Wertsteigerung oder Minderung des Pferdes.
  • Niedergang des Tieres.
  • Längere Einschränkungen des Tieres.
  • Kündigungsgründe.

Das Modell wird in der Regel dann angewandt, wenn jemand sein Pferd nicht nutzt, jedoch Eigentümer bleiben möchte. Das Pferd wird quasi verliehen, oft auch beim Verfügungsnehmer aufgestallt. Damit entfallen beim Verfügungsgeber die Kosten und sonstigen Verpflichtungen und der Verfügungsnehmer hat das Pferd wie ein eigenes, nur eben mit der Einschränkung, dass der Vertrag jederzeit gekündigt werden kann gemäß der vereinbarten Kündigungsregelungen.

Das birgt allerdings eine erhebliche Gefahr: verkauft der Verfügungsnehmer das Pferd, ist er zwar im Unrecht, als bisheriger Eigentümer kann man aber nur den Kaufpreis und Schadensersatz bekommen, eben von dem Verkäufer, der es nicht hätte verkaufen dürfen, hat aber kein Recht auf Herausgabe seines Pferdes. WENN man es zurück bekommt, dann nur, wenn der Käufer es freiwillig zurück verkauft. Bringt einem also diesbezüglich nicht mehr als ein Verkauf mit Vorkaufsrecht, außer dass sich bei Verkauf mit Vorkaufsrecht der Wert des Pferdes in der Zwischenzeit ändern kann und bei der Verfügung nie Geld fließt zwischen Geber und Nehmer. Da kann man genauso Pech haben.

Oft Zuchtstuten, wo dann das Fohlen der bekommt, der die Stute das Jahr durch betreut hat.

Oder wenn junge Leute ein Auslandsjahr machen, ist das Pferd so lange versorgt, und der andere hat keine lebenslange Verpflichtung, sondern „wie ein eigens Pferd“ auf Zeit.

Meistens wird sowas gemacht, wenn jemand im Turniersport gefördert werden soll, aber keine eigenen oder nicht ausreichend eigene Pferde zur Verfügung hat.

Der Gebende hat dafür das Pferd eine Weile "nicht an der Backe", z.B. wenn ein Kind ansteht oder ähnliches, wird sowas gerne mal gemacht.

Der Sinn selbst kommt ganz auf die Personen an.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin

Portugesewd 
Fragesteller
 28.07.2023, 11:55

Aha das bedeutet eigentlich das Leute die sich ein Pferd zur Verfügung nehmen eigentlich nicht so eine starke Bindung damit eingehen sollten, weil sie es nach ein paar Monaten wieder verlassen werden? Oder wie?

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Punkgirl512  28.07.2023, 11:55
@Portugesewd

Kommt halt drauf an, was die Parteien miteinander ausmachen.

Sämtliche Spitzenpferde sind den Reitern an der Weltspitze auch nur zur Verfügung gestellt - das sind fast nie die eigenen Pferde.

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Urlewas  28.07.2023, 12:39
@Portugesewd

Das mit der Bindung beim Pferd wird ohnehin oft überbewertet. Ein Pferd ist kein Hund. Wie sehr man am einzelnen Tier hängt, ist ohnehin nicht unbedingt von den Besitzverhältnissen abhängig. Wegen eines Schulpferdes, dass ich nur einmal in der Woche sah, habe ich schon mehr Tränen vergossen als über meine eigenen Tiere alle zusammen.

Zu Klassenkameraden baut man ja auch „eine Verbindung“auf, wohlwissend , dass man bald getrennt wird. Leben ist Veränderung, damit muß man sich immer arrangieren.

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Portugesewd 
Fragesteller
 28.07.2023, 12:52
@Urlewas

Naja ich hatte mehrere Jahre eine Reitbeteiligung. Und ich finde schon das man eine Bindung aufbauen kann. Klar gehört man bei einem Pferd nicht zur Herde aber es ist für mich ein Unterschied ob ich ständig verschiedene Pferde reiten oder nur eines.

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Grauling0605  28.07.2023, 12:57
@Urlewas

Ich habe erst letztens mit meiner Trainerin über das Thema gesprochen. Sie hat gesagt, bisher kam ihr nur ein Pferd unter, das sie wirklich geliebt hat. Alle anderen rangierten irgendwo zwischen "hab ich sehr gerne" und "kann ich mit arbeiten".

Ich habe dann auch resümiert: ich habe mein Pferd sehr gerne und würde es auch nicht leichtfertig hergeben, aber die große Liebe ist es nicht. Und das ist auch okay. Vielleicht läuft mir mein "Once in a Lifetime Horse" ja noch über den Weg.

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Urlewas  28.07.2023, 13:14
@Grauling0605

Mein eigenes Pferd habe i h relativ leichten Herzens abgeben können, weil ich vor lauter Sorgen und Mühen garnicht viel Kapazitäten für Emotionen hatte. Mein Hund, ohne den ich fast nirgendwo hin ging, war dann schon eine andere Nummer. Aber „mein“ Schulpferd hat mir mehr Tränen abgerungen, als alle zusammen. Und auch wegen einer Reitbeteiligung, um die ich mich nur ein Jahr sporadisch gekümmert habe, hat mich eine verdrückte Träne gekostet, als i h merkte, dass i h nicht mehr gebraucht würde.
Obwohl ich, seit ich mein eigenes Pferd abgegeben hatte, entschlossen war, KEINE. Bindung mehr zu wollen. Aber die Biester schleichen sich doch immer wieder ins Herz, völlig egal, ob man das „sollte“, oder wollte…da kannste nix machen… 😉

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Aylamanolo  28.07.2023, 14:13
@Grauling0605

Trainer sind da auch anders als der/die übliche Hobbyreiterin. Meine eigene RL ist da nicht anders. Die Pferde sind dann eben auch Sport - oder Zuchttiere. Dafür aber liebt meine RL ihre Hündin abgöttisch. Mein Guru Rolf Becher hat mal gsagt, dass er viele Pferde hatte, die er sehr mochte, "aber vernarrt war ich nie in eins."

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Urlewas  28.07.2023, 14:30
@Aylamanolo

Glaubst du etwa, Profis seien keine Menschen? Denen geht manches Pferdeleben auch sehr nah.

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Aylamanolo  28.07.2023, 14:54
@Urlewas

ja, aber meist nicht so tief wie uns Hobbyreitern, die bestenfalls nur ein oder zwei Pferde im Leben haben.

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Grauling0605  28.07.2023, 15:02
@Aylamanolo

Am Ende des Tages sind die eigenen Pferde auch nichts anderes als für den durchschnittlichen Hobbyreiter. Meine Trainerin sagt auch ganz klar, dass sie ihren momentanen Hund ganz nett findet, aber niemals so liebt wie den davor. Und die meisten Hobbyreiter, die ich so kenne, die nur eine Handvoll Pferde im Leben haben, können auch genau eins sagen, dass sie am allermeisten geliebt haben. Ist halt der Lauf der Dinge.

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Urlewas  28.07.2023, 15:05
@Aylamanolo

Wenn der Profi unter seinen unzähligen Pferden 2 oder 3 hatte, die ihm besonders viel bedeuteten, ist es unterm Strich dann doch auch nicht anders…

Ich merke jedenfalls, selbst wenn ein langgedientes Schulpferd seinen letzten Gang geht, wird jedesmal der
halbe Stall umgestellt, gewiß, damit die Lücke nicht so schmerzhaft sichtbar bleibt. Und fragen nach dem Tier traut man sich in den ersten Wochen nicht: Es fühlt sich pietätlos an, weil der „Laden ja weiter laufen muss“, und dem Reitlehrer die Tränen kommen könnten, wenn er jetzt mal drüber reden müßte.

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man erspart sich den Kaufpreis.

Ich kannte einen Züchter von arabischen Pferden, der eine ganz tolle ägyptische Stute gepachtet hatte. Zum Verkauf stand sie nicht, sie wäre auch viel zu teuer für ihn gewesen. Also hat er sie gepachtet und zwei tolle Fohlen aus ihr gezogen. Danach ging sie an ihren Eigentümer zurück.

Viele Spitzenpferde von Spitzenturnierreitern gehören ihnen nicht. Franziskus von Frau Klimke gehört, so weit ich weiß, dazu, und auch Pferde von Frau Werth.


Baroque  28.07.2023, 21:54

Bei den Profis sind es oft auch Berittverträge, keine Verfügungsverträge.

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