Was hat sich Luther dabei gedacht?
Ich beschäftige mich gerade mit der Rechtfertigungsrede von Martin Luther, der seine Thesen vom Reichstag verteidigte. Dabei bin ich auf eine Aussage gestossen, bei dem ich den Sinn irgendwie nicht verstehe:
"Weil ich ein Mensch bin und nicht Gott, so kann ich meinen Büchern keinen andern Schutz angedeihen lassen, als mein Herr Jesus Christus selbst seiner Lehre tat, der vor Hannas um seine Lehre befragt und vom Diener ins Gesicht geschlagen erklärte: Habe ich übel geredet, so beweise mir, das es übel sei..."
Den teil mit Hannas und dem Diener verstehe ich nicht ganz. Bezieht er sich evtl auf eine Stelle in der Bibel? Und was wollte er damit sagen?
Danke für eure Hilfe
4 Antworten
Hannas (auch Annas) war jüdischer Hohepriester zwischen den Jahren 6 und etwa 15 n. Chr., als der römische Kaiser Augustus regierte. Der Name Hannas wird in dem Johannesevangelium in Verbindung mit den Umständen des Prozesses gegen Jesus genannt.
Johannes 18, Vers 23:
- Jesus antwortete: Habe ich übel geredet, so beweise es, daß es böse sei; habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich?
Habs schon verstanden. Danke für deine Hilfe :)
Der Teil bezieht sich auf das Johannesevangelium, Kapitel 18, Verse 12+13, 19-22.
Nach Joh 18,12-24 vernahm Hannas Jesus in der gleichen Nacht seiner Verhaftung und befragte ihn über seine Lehre und seine Jünger.
Ich glaube, der meint damit einfach, dass Jesus sich dafür hat schlagen lassen, dass er sich sogar von einem Diener hat schlagen lassen, in dem Vertrauen darauf, das Gott hinter ihm steht. Ich denke mal, dieses 'weil ich ein mensch bin und nicht gott' ist ziemlich eindeutig, es soll darauf hinweisen, dass Luther selbst keine Allmacht besitzt und sich auch nicht in irgendeiner Weise als höhergestellt ansieht als die anderen. Außerdem hat er nach gutem Wissen und Gewissen nichts Übles getan, weshalb er sie indirekt bittet, ihm das zu beweisen. Die Bibelstelle, sollte es eine dazu geben,kenne ich nicht, kann aber später meinen Vater fragen, der ist Pfarrer ;)
Das Zitat lautet vollständig:
Doch weil ich ein Mensch bin und nicht Gott, kann ich meinen Büchlein nicht anders helfen, noch sie verteidigen, denn mein Herr und Heiland seiner Lehre getat hat, welcher, da er vor dem Hohepriester Hannas um seine Lehre gefraget, von des Hohepriesters Knecht einen Backenstreich empfangen hatte sprach: Habe ich übel geredet, so beweise er, das es übel sei.
Und damit ist auch klar wer Hannas ist - ein Hohepriester im Tempel.
Quelle:
Martin Luther, Band 1von Christian Franz Gottlieb Stang,Martin Luther
zu finden unter Google EBooks
mit folgendem Suchstring:
"Weil ich ein Mensch bin und nicht Gott" luther
Ich denke Luther bezieht sich hier auf eine Stelle aus Johannes 18, Vers 23:
Jesus antwortete: Habe ich übel geredet, so beweise es, daß es böse sei; habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich?
Was genau verstehst du daran nicht? Es klingt doch nach einer nachvollziehbaren Idee, jemanden so prominenten wie Jesus in einer vergleichbaren inquisitionären Situation zu zitieren, also sich zugleich verteidigen, sich auf dem Boden der Bibel stehend ausweisen und mit Jesus selber zu vergleichen.