Was für einen Unterschied macht es, ob eine Decke Fleece oder kein Fleece hat?

4 Antworten

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Unterschied fürs Pferd? Kaum...
Fleece nimmt halt Feuchtigkeit besser auf, fraglich ob das dann notwendig ist.

0g Decken kleben unisoliert am Pferd, wenn es nass wird und dann wirds eklig kalt. Unter 50g gehe ich nicht (habe aber auch nur 50g Decken)... Bisschen Isolation zur regennassen Oberseite muss schon sein.

Fleece lässt halt das Fell schön glänzen, bringt dir aber auch nichts, wenn es dem Pferd darunter nicht gut geht...

Ich finde Fleece etwas unpraktisch, weil es sich nicht wieder vor ziehen lässt, wenn das Pferd mit der Decke Schindluder getrieben hat. Außerdem kleben die Haare selbst nach x mal waschen noch dran...

Bei mir hat lediglich das ältere Tier auf Anraten meiner Physio in nasskalten Perioden im Winter eine Decke drauf.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe drei eigene Pferde, mehrere Zertifikate und Kurse

fleece oder kein fleece macht keinen unterschied. es hat beides den effekt eines wärmetauschers, auch kühlschrankeffekt genannt.

der wird durch die feuchtigkeit, die nirgendwo hin kann, verursacht.

kühlschrankeffekt verständlich erklärt:

https://www.youtube.com/watch?v=CvcLYIk4GfE

bei der fleeceeinlage dauert das auskühlen etwas länger. verbleibt die decke lange auf dem pferd, wird durch das fleece die feuchtigkeit regelrecht ins fell gedrückt.

du kannst mal raten, warum die thermatex winterabschwitzdecken SO teuer sind und warum atmungsaktive gefütterte regendecken so teuer sind.

früher hat man den pferden im winter draussen nix angezogen, egal wie kalt und wie mieses wetter. wenn man fand, da geht nichts mehr, hat man sie reingeholt in den laufstall (scheune) = windschutz, die möglichkteit, trocken zu stehen und das erforderliche minimum an bewegung.

ein stark schitzendes pferd wurde zunächst mit strohwischen massiert und vorgetrocknet und dann mit einem woilach mit einer schicht stroh darunter eingedeckt und der woilach mit einem seil oder einem leinengurt hinterm widerrist gegen runterrutschen gesichert und umgeschlagen. was als abschwitzdecke dem system einer thermatex decke entsprach.

eine abschwitzdecke lässt man 20 bis 40 minuten auf dem pferd. danach muss sie runter. damals wie heute.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

Das macht keinen Unterschied. Fleece ist sinnvoll für eine Abwschitzdecke, da es schnell u. gut Feuchtigkeit zieht, gleichzeitig hat es auf dem Fell aber auch einen Bremseffekt, was gerade bei geschorenen Pferden schnell Scheuerstellen verursacht.

Thermoregulation beim Pferd ist ja nicht nur das Fell bzw. Aufstellen des Fells, sondern dazu gehören auch noch zB die Durchblutung, Weiten/Zusammenziehen der Arterien, Funktion der Schweißdrüsen,... Und das wichtigste: als Nebeneffekt eines aktiven Stoffwechsels entsteht Wärme. Und das ist, was Pferde warm u. gesund hält. Und das ist auch, warum man zB ältere oder auch kranke Pferde durchaus eindecken sollte, wenn eben der Stoffwechsel nicht mehr 100% läuft.

Die Fütterung den Temperaturen u. dem Energiebedarf (zur Wärmeerzeugung...) anpassen ist gesünder u. bringt mehr, als mit einer Decke alle natürlichen Prozesse (zer)stören - mit Scheren sowieso. Auch wenn es für uns Menschen natürlich praktischer ist, dem Pferd einfach ein Loch in die Winterjacke zu säbeln, damit selbstverständlich auch im Winter volles Programm gefahren u. nicht lästigerweise ewig trocken geritten werden muss, etc.

Aus Erfahrung: 80% der Pferdebesi wissen im Detail gar nicht, wie Thermoregulation wirklich funktioniert, wie gesagt - steckt etwas mehr dahinter als einfach "nur" Fellaufstellen. Menschen gehen dann auch gerne von ihrem eigenen Kälteempfinden aus u. ignorieren, dass sich Mensch u. Pferd hier sehr deutlich unterscheiden.

Und während man so vor etwa 20, 30 J. ausser zum Abschwitzen oder wenn das Pferd wirklich mal bei Nasskalt etc. länger draussen stehen musste, Kutschpferd zB, so gut wie gar keine Decken benutzte, wurde dann angefangen Pferde (komplett) zu scheren so dass diese natürlich eingedeckt werden müssen, u. heute ist egal ob geschoren oder nicht, gefühlt hat sogar jeder 2. Tinker mit dickem Fell eine Decke an, wenn es mal regnet oder "nur" 10°C hat.

Die Industrie hat hier jedenfalls saubere Arbeit geleistet, denn es trifft ja bei uns Menschen genau ins Herz, dass wir nicht wollen dass unsere Tiere frieren. Und wenn es doch Decken gibt u. es doch "alle" machen, kann es doch nicht schlecht sein - oder...???

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin
Baroque  25.09.2022, 11:42

Zumindest vor 30 bis 40 Jahren wusste man noch, dass man die "Abschwitzdecke" (die hieß auch nicht Abschwitzdecke und hatte keine Beriemung, sondern war das gleiche Modell wie das, mit dem der Mensch beim Picknick und am Sofa saß, die beige-braune Baumwoll-Webdecke) genau nur dann braucht, wenn die nass geschwitzten Pferde in ein Stallgebäude mussten und man ihnen nicht anbieten konnte, sich in den Wind zu drehen, wie sie wollten.

Mir persönlich wäre es ja egal. Den Pferden kann ich eh nur helfen, wenn sie in meinem Besitz sind und es schafft auch Arbeit und damit Einkommen bei Hersteller, Logistik, Verkauf, Dienstleistern, die im Stall eindecken und Tierärzten, die die Folgen kurieren. Aber wenn die dann mit Schlingen aus reißfestem Band rum laufen und ein uneingedecktes Pferd im Spiel da rein gerät, finde ich das nicht mehr OK und in der Tat sind diese Unfälle häufig ein versicherungsrechtliches Streitthema. Da wird dann nämlich gerne die Hütehaftpflicht des Stallbetreibers belangt, nur weil ein Pferdebesitzer sein Pferd mit Decke in die Herde schickt und auch noch glaubt, die "muss doch bequem sein". Stallbetreiber haben auch so genug Arbeit und können nicht ständig hinterher rennen und Gurte straffen. Selbst wenn diese straff sitzen, passt im Spiel ein Huf durch.

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pony  25.09.2022, 12:49
@Baroque
die beige-braune Baumwoll-Webdecke

die WOLL-webdecke. genannt woilach.

so ein kaltes und schlecht trocknenedes material wie baumwolle kam nicht aufs pferd. baumwolle wird im winter ewig nicht trocken und wird sofort klamm und kalt.

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Baroque  25.09.2022, 13:17
@pony

Nein, es war Baumwolle. Die Decken, die auch die Bundeswehr noch jahrelang hatte. Es wurde ein bisschen Stroh drunter gestopft und das blieb auch maximal 10 min drauf. Zum Woilach hatten wir keinen Zugang, kannten wir nur vom erzählen unserer Reitlehrer, die in Warendorf o. ä. ausgebildet waren. Kein Mensch fuhr hunderte von km für eine Decke, die man ja doch nur brauchte, wenn man keine Möglichkeit hatte, die Pferde draußen zu lassen - also die meisten von uns niemals, denn irgendwas zum anbinden gibt's überall.

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pony  25.09.2022, 14:04
@Baroque

wir hatten woilachs - noch aus wehrmachtsbeständen.

als ich in "dem alter" war, war baumwolle gerade out.

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Nicht wirklich. Ich mag die mit Fleece noch weniger, denn die decke kann sich nicht mehr nach vorne ziehen, lädt sich noch mehr elektrisch auf und bringt mehr Scheuerstellen mit sich.

Die völlig ohne Wattierung machen auch wenig Sinn, da sie bei Dauerregen eiskalt auf dem Pferd aufliegen.

Generell ist diese Eindeckerei fast immer unnötig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin