Was dachten die sowjetische Staaten über die DDR deutschen und was dachten die DDR Menschen über Russland?

6 Antworten

Ich kann nur als ehemalige DDR-Bürgerin reden.

Ich habe nirgends eine wahre Freundschaft zur Sowjetunion erlebt. Man kannte auch keinen einzigen Sowjetbürger. Die Soldaten lebten abgeschirmt abseits von uns.

Meine Oma hat mir von 1945 erzählt. Die Amerikaner befreiten uns in Thüringen, aber die Sowjets wurden die Besatzer. Mit den Amerikanern kam man gut hin, vor den Sowjets hatten die Leute Angst.

In meinem Russischunterricht schrieben wir zur Übung fiktive Briefe an sowjetische Kinder. Ich fragte nach, ob es nicht Adressen gibt, wo man sich auch real schreiben kann. Das war an meiner Schule überhaupt nicht möglich.

Ich bin in einem Landkreis aufgewachsen, der direkt an den Westen grenzte. Wir liebten alle die westliche Art.

Als ich neun war, kamen die Russen aus Prag zurück. Ich fand es toll, dass durch meine Heimatstadt Panzer fuhren. Die Straßenränder waren voll von jubelnden Menschen (bei weitem nicht alles Kinder). Über die politischen Hintergründe von 1968 wusste ich natürlich nichts; das haben viele Erwachsene wohl etwas differenzierter gesehen. Von Reparationsleistungen an die Russen nach dem Krieg war mir natürlich auch nichts bekannt, darüber wurde in unseren Medien nichts berichtet.

Das muss man differenziert betrachten. Es ist was anderes ob du in Moskau oder z.B. in Baku unterwegs warst. Auch kannst du nicht alle Russen bzw. Bürger der Sowjetrepubliken über einen Kamm scheren.

In Baku z.B. hat man den Unterschied ob man aus der DDR oder BRD war überhaupt nicht gemacht bzw. nicht gekannt. Dort gilt einfach Gastfreundschaft. Wenn du jeden Abend mit 15 Leuten in eine Teestube gehst und die kein Geld von dir haben wollen dann weist du was Gastfreundschaft ist. Überhaupt hatte ich den Eindruck das die Gastfreundschaft um so herzlicher wird je weiter du von Deutschland weg kommst.

Das die Russen als Besatzer war genommen wurden habe ich so nie erlebt. Eventuelle muss man aber auch hier differenzieren ob man direkt mit der Armee (CA) zu tun hatte oder mit normalen Russen. Als Kind hatte man da naturgemäß wenig Berührungsängste. Die Erwachsenen haben das so hin genommen, einige sogar gute Geschäfte gemacht. Bei uns stand ab und an ein Soldat als Regulierer an der Kreuzung wenn die Russen mal wieder mit Tankwagen den Sprit für ihren Flugplatz geholt haben. Wir haben uns oft mit denen unterhalten, stand der doch oft mal für 2-3 Tage bei Wind und Wetter an der Kreuzung.

Da ich ein Russe aus der ehemaligen UdSSR bin und mich gut an diese Zeit erinnere, erlaube ich mir, die erste Frage zu beantworten:

Haben die sowjetische Bevölkerung die Menschen aus der DDR gehasst wegen der Verbrechen aus dem zweiten Weltkrieg?

Nein. Die überwiegende Mehrheit der sowjetischen Bevölkerung war freundlich zu den Menschen in der DDR. Trotz der Tatsache, dass es in Russland keine einzige Familie gibt, die nicht vom Krieg betroffen war, setzten die Russen die Nazis nicht mit den Deutschen gleich. Die DDR war ein freundliches Land, und die Haltung war angemessen. Vereinzelte Menschen konnten Hass auf Deutsche im Allgemeinen zeigen, aber ein solches Verhalten wurde in der UdSSR bestraft.

Ich kann mich noch erinnern, dass die Erwachsenen die Russen nicht unbedingt gemocht haben. Als Kind waren mal russische Soldaten bei uns im Ferienlager. Der eine hat sage und schreibe 70 Klimmzüge gemacht. Das fand ich schon toll.