was bringt es wenn man mit einer holzpuppe bei wing tsun trainiert?
was übt man beim trainieren mit einer holzpuppe ??
8 Antworten
Die Holzpuppen-Form ist im WT eine Reihe von Bewegungsabläufen. Bevor damit begonnen wird, müssen erst mal die Grundbewegungen stimmen. Zumal wird die Holzpuppe auch erst ab einem bestimmten Technikergrad trainiert. Vorher gibt es darin keine Einweisung.
Sie zu üben hat aber auch ihren ganz besonderen Reiz. Es gibt ein Buch mit dieser Form. Ich würde aber jedem davon abraten, nur nach diesem Buch zu trainieren.. Das ist ein sehr hartes Brot.
was dennis antwortet ist richtig. nur ist es mit solchen trainingsmethoden so eine sache. die sind nicht flexible. ein partner mit pratzen ist die bessere lösung. flexibles training unter vernünftiger anleitung ist das a und o. für sich alleine rumfuchteln? da schleift sich ne menge unfug ein. gruss r.
Man trainiert die richtigen Winkel.
Außerdem hat sie mehr Geduld, wie andere Trainingspartner und jault nicht, wenn Du sie hart trittst...
Zudem gibt sie Dir eine Möglichkeit mehr, allein zu trainieren, wenn kein anderer Trainingspartner Zeit hat.
Das Training an der Holzpuppe im WingTsun ist die vierte Form und sollte erst nach erlernen einiger Biu Tze Gedanken mit eingesetzt werden. Die Holzpuppe simuliert einen Gegner, der sich deiner Attacke widersetzt, in dem er sich versteift. Du trainierst dadurch schnell zu reagieren, die Blockade mit deinem ganzen Körper zu umgehen und erneut zu attackieren. Es hat nichts mit Abhärtung zu tun.
Das Training an der Holzpuppe bringt einen Leistungsschub und beschleunigt die Fortschritte des Wing Tsun-Lernenden.
Grundsätzlich ist es so, daß man mit Zunahme von Wissen und Können, umso mehr aus seinem Holzpuppen-Training herausholt. Diese ist logisch, da man auf immer mehr Punkte achten wird und kann. Beispielweise gelten Prinzipien des Wing Tsun wie "Kleben", "Elastizität", "Aufladen/Entladen", "Relativ-Kraft" usw. ebenso beim Training an der Holzpuppe.
Auf der anderen Seite ist die Aussage "das Training an der Holzpuppe ist nur etwas für Fortgeschrittene" Unsinn. Die Puppe unterscheidet nicht, sie ist einfach ein Werkzeug und dient Ihnen als Trainingspartner. Nicht zuletzt ist die häufigste aller Fragen eines Wing Tsun-Schüler jene nach "wie kann ich zu Hause trainieren" nicht unberechtigt. Arbeit und Familie bringen mit sich, dass man nicht ständig auf Trainingspartner zugreifen kann. Daher befreit das Training an der Puppe uns ein wenig von diesem Umstand.
Mit 35 Jahren Wing Tsun-Praxis kann ich jedem WT-Fan versichern, daß das Training an der Holzpuppe mir nie geschadet hat; ich trainiere seit meinem 12. Lebensjahr dran. Meine erste "Wooden Dummy" habe ich damals selbst erstellt! Überhaupt ist der Hype und die Unsitte der Geheimniskrämerei vieler Lehrer und Verbände in Sachen Holzpuppentraining vorwiegend darin begründet, eine künstliche Aura von "Exklusivität" und "Geheimwissen" zu schaffen, die im Verlauf der Ausbildung horrende Preise rechtfertigt. Das ist in Wirklichkeit nur Geldmacherei. Entspannen Sie sich, benutzen Sie Ihren Verstand. In Asien wird man als Anfänger zum Teil bereits in der ersten Trainingsstunde daran arbeiten. Möglicherweise, weil der Lehrer zu bequem ist. Möglicherweise, weil es selbst dem Anfänger etwas bringt. In Europa hingegen wird die Sache als "heilige Kuh" betrachtet.
Nun zu den Vorzügen des Holzpuppen-Trainings:
- Die Holzpuppe als verfügbarer Ersatz für einen Trainingspartner; es ist alles Kopfkino, dh. Sie können Szenarien durchspielen, Abläufe und Bewegungen drillen und den Fokus des jeweiligen Trainings selbst setzen (Präzision, Schnelligkeit, Kraft, Härte usw.)
- Das Holzpuppentraining hilft Ihnen bei der Entwicklung körperlicher Aspekte: Kondition, Seitenstabilität, Kraft usw.
- Vermeidung des Verletzungsrisikos für den Partner: während ein realer Partner keinen "Fak-Sao" oder Tritt zur Kniescheibe hinnehmen wird und wir uns immer zurückhalten müssen, ist dies an der Puppe anders. Sie können hier all das mit vollem Krafteinsatz üben, was normerweise "verboten" oder aus "Respekt zum Partner" nicht möglich ist
- Aneigenen von Automatismen: genau wie beim Autofahren kommt es im Wing Tsun (und jeder anderen Kampfkunst) auf die Wiederholung von Mustern an. Dieses "Drillen" lässt Abläufe und Kombinationen im Gehirn abspeichern. Sie werden zum Automatismus. Haben Sie heute beim Autofahren auch nur ein einziges mal an Gas, Kupplung oder Bremse gedacht ? Als erfahrener Autofahrer eher nicht. Es ist im "Hinterkopf" abgespeichert und verfübar - selbst bei Stress. Zugleich wird der Kopf frei für das Geschehen auf der Straße. Genauso ist es im Wing Tsun und dem Holzuppentraining. Das Einschleifen durch Wiederholung ist ein unterschätztes Instrument zur Meisterschaft. Ganz ehrlich, Hand aufs Herz - im Prinzip sind derart hohe Wiederholungszahlen für Menschen mit normalem Berufsbild eben nur im Alleingang an der Holzpuppe möglich.
- Korrektur von Bewegungen: hier ist zumindest teilweise etwas dran. Sie werden noch "genug" Fehler machen, keine Sorge. Dennoch, durch die Simulation der menschlichen Gliedmaßen und Abstände der Konstruktion stellen sich korrigierende Aspekte ein. Auch werden Sie feststellen, dass der falsche Einsatz von Bewegungen Ihnen Schmerzen bereiten wird. Durch Ändern der Kontaktoberfläche oder des Winkels, kommen Sie zur Einsicht, daß Sie auf diese oder jene Weise Schmerz vermeiden können. Ein Muskelabschnitt wird im Vergleich zum blanken Knochen immer einen isolativen Effekt gewährleisten.
Der wichtigste Aspekt ist und bleibt jedoch das theretische Wissen des Übenden. Er hat es im Idealfall von seinem Lehrer oder durch eigene Einsicht nach praktischer Erfahrung. Nicht Abläufe, sondern die Funktion und Idee hinter einer Bewegung sind wichtig. Nur und einzig, wenn die Idee klar ist, können Sie sich selbst beim Training (und an der Holzpuppe) korrigieren, bzw. auf Kurs bringen. Dies ist auch der Grund, weshalb ich meinen Schülern und Kunden nicht nur Holzpuppen zum Kauf anbiete, sondern zugleich ein kostenloses Seminar und Video für das Training an der Holzpuppe mit auf den Weg gebe. Ansonsten haben Sie ein Gewehr ohne Kugeln.
- Entwicklung von Wing Tsun spezifischen-Fähigkeiten: hierzu zählt z.B. das Erlernen der "inneren Kraft" (Vermeiden des Hineinlehnens/Zurücklehnens), "Relativ-Kraft" (Erzeugen eines Vorteils in Kraft und Winkel zum Gegner, durch "Anzapfen" seiner Bewegungen oder dessen Widerstandskraft zum Zwecke der eigenen Beschleunigung oder Isolation des Gegners), Elastizitätsprinzip, periphäres Sehen uvam. Anmerkung: eine Übersicht zu diesem Thema findet der geneigte Leser auf der Seite http://dragoswingtsun.com .
Diese Liste kann fortgesetzt werden, doch leider ruft die Holzpuppe..
Übrigens, gute Holzpuppen gibt es auf http://wt-onlineshop.de
Man möge mir die werblichen Einwerfer verzeihen, immerhin habe ich durch diesen Beitrag meinen Tribut an (hoffentlich) nützlichen Informationen geleistet.
In diesem Sinne - viel Spass an der Holzuppe wünscht Ihnen
Sifu Martin Dragos
PS. irgendwie sehe ich hier überall nur noch Holzpuppen ;-)
