Findet ihr Karate oder Wing Tsun besser?

7 Antworten

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Ich selbst kann da tatsächlich keine Entscheidung treffen. Wenn man mein altes klassisches Taekwon-Do als koreanisches Karate betrachten mag bin ich sehr wohl ein Vertreter des Karate. Gleichzeitig war ich auch immer Vertreter des Wing Tsun. Eine nicht alltägliche Kombination, Taekwon-Do/Karate und Wing Tsun sind in der Welt des Kampfsports nicht unbedingt Freunde. Es gibt Anhänger der einen und der anderen Stilrichtung und beide Parteien haben mit Sicherheit eine Menge Argumente gegen den anderen Stil. Beide Stile machen zusammen mit Ken-Jutsu aber meinen persönlichen Stil aus, auf den ich auch recht stolz bin. Ich neige insgesamt vielleicht eher zum alten klassischen Taekwon-Do, aber wenn ich eine Entscheidung fällen sollte .........

Tut mir leid kann ich nicht. Ich will keinen von beiden Stilen missen. Genauso wenig wie Ken-Jutsu. Ich würde immer wieder versuchen alle drei Stile zu machen. Nur so kam ich zu meinem Jungdokwan. Egal was andere sagen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Jahrzehnte langes Training verschiedener Stile,

Also meiner Meinung nach definitv Wing Chun/Wing Tsun von der Auswahl. Karate finde ich mehr Kampfkunst, als wirklich Fighting-Tauglich. Bei Wing Chun beeindrucken mich die wellenartigen Techniken, wo Schläge umgeleitet werden und die Kraft des Gegners somit ins Leere läuft. 🎀🥊🥋🩳🎉

Woher ich das weiß:Hobby

Alle Kampfkünste sind gut und effektiv. Es kommt auf den an, der sie ausführt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Besser für was? Selbstverteidigung? Kämpfen? Kraftsteigerung? Ausdauersteigerung? Straßenkampf? Melonen zerstampfen?

Wenns dir um den sportlichen Aspekt geht würde ich dir ganz klar Karate empfehlen, wobei es hier auch ganz klar Unterschiede zwischen traditionellen Karate und Sport/Olympisches Karate gibt.

Am Ende entscheidet immer das Training das du besuchst in welche Richtung es geht. Es wird Schulen geben (sowohl Karate als auch andere uralte traditionelle Kampfkünste) wo du kaum etwas zur Thematik Selbstverteidigung lernen wirst und dich fast nur auf traditionelle Kata's fokussierst. Und dann gibts wieder Schulen bei denen es wieder komplett umgekehrt. Wing Chun genau das selbe, Wing Chun (oder "Tsun") wurde teilweise von bestimmten Verbänden und Organisationen bereits modernisiert und für die Selbstverteidigung ausgelegt. Manche fokussieren sich dann aber doch wieder mehr auf die traditionelle Art des Wing Chun wie es früher gelehrt wurde.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich spreche mich hier mal für Karate aus.

Leider muss man sagen, wenn du von dem redest, was du typischerweise bekommst wenn du dich in Deutschland in einem Karate- oder Wing Tsun Verein anmeldest, ist beides leider nicht so wahnsinnig effektiv. Beide Kampfkünste werden fast ausschließlich ohne wirklichen Kontakt trainiert, falls überhaupt Sparring betrieben wird.

Aber: Karate hat 1. viele sehr effektive Kampfformen beeinflusst wie zum Beispiel Combat Sambo oder das Kickboxen und

2.Gibt es unzählige verschiedene Dinge die unter "Karate" zusammengefasst werden. Es gibt verschiedene Stile die von leichtem Anticken bis zu extrem starken Stilen wie Kudo reichen. Außerdem zeigt sich bei verschiedenen Wettkampfformen (Karate Combat, K1) das Karateka durchaus extrem stark sein können, wenn sie ihren Stil im Vollkontakt trainieren. Hiroki Akimoto hat dies jüngst sehr deutlich bewiesen.

Am Wing Tsun hingegen fällt es mir deutlich schwerer positive Eigenschaften zu benennen. Der Grundgedanke, vom Kürzen der Distanz ist nicht verkehrt, auch das Greifen der Gegnerischen Hände ist ein guter Ansatz. Leider scheitert beides an zwei Punkten.

  1. Im Wing Tsun gibt es praktisch keine Beinarbeit, weswegen der Kämpfer extrem unagil ist und keine Möglichkeit hat in verschiedenen Distanzen zu arbeiten. Dies reduziert die Wucht von Faustschlägen um ein vielfaches. Der exotische Stand macht dich auch quasi wehrlos gegen Lowkicks.
  2. Im Wing Tsun gibt es keine Würfe oder Ringtechniken, was die Nahdistanz eher zu deinem Nachteil macht. Der Typische Wing Tsun praktizierende hat keine Verteidigung gegen Teakedowns, Würfe und könnte sehr einfach gegriffen und zu Boden gebracht werden.

Alles in allem muss ich leider sagen das meine Erfahrungen und Beobachtungen gezeigt haben das Wing Chun die Schwächen des Boxens komplett übernimmt, aber keinen seiner Vorteile. Auch Erfolge in Kämpfen von Wing Tsun Kämpfern, die gegenteiliges beweisen könnten, sind bis Dato leider ausgeblieben.

Ich könnte mir allerdings vorstellen, das Wing Tsun in Kombination mit einem Vollkontaktstil sogar ergänzend nützlich sein kann, da einige Teilaspekte bei besserer Umsetzung durchaus sinnvoll sein können.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wettkampfsportler seit 6. Lebensjahr
verreisterNutzer  07.07.2022, 17:21
1.Im Wing Tsun gibt es praktisch keine Beinarbeit, weswegen der Kämpfer extrem unagil ist und keine Möglichkeit hat in verschiedenen Distanzen zu arbeiten. Dies reduziert die Wucht von Faustschlägen um ein vielfaches. Der exotische Stand macht dich auch quasi wehrlos gegen Lowkicks.

Da möchte ich mal kurz widersprechen: Es gibt sehr wohl Beinarbeit im Wing Tsun. Sie ist sogar extrem wichtig. Dass es Beinarbeit gibt, kannst Du z.B. an der Schrittform sehen oder an der Holzpuppenform.

Richtig ist, dass die Schrittform nicht überall gelehrt wird und die Holzpuppenform oft erst sehr spät komplett gelehrt wird - in der EWTO komplett erst auf den 5.Meistergrad.

Für die seltsam verzögerte Lehrart kann die Kampfkunst selbst nichts. Wir müssen bei Betrachtung der Stile ja jeweils den kompletten Inhalt betrachten.

Falls Du mit "exotischem Stand" den IRAS meist, also jener, in dem auch die erste Form Siu Nim Tao ausgeführt wird: Das ist ein reiner Trainingsstand. So sollte kein Wing Tsun - Kämpfer im Kampf oder in Trittdistanz jemals dastehen.

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verreisterNutzer  08.07.2022, 19:11
@RagingDemon

Das ist sie! Sehr, sehr fragwürdig!

Aber nicht überall wird Schülern soviel vorenthalten. In einer kleinen verbandsfreien Selbstverteidigungs- und Kampfkunstschule habe ich die Erfahrung gemacht, dass Wing Tsun auch tatsächlich anwendbar unterrichtet werden kann.

Es gab dort keine Grade und teuren Prüfungen. Trotzdem wurde strukturiert unterrichtet, aufeinander aufbauend. So gehörte auch die Schrittform, die Holzpuppenform und angewendetes Situationstraining zu dem ganz normalen Training. Man brauchte keinen Privatunterricht kaufen, nur um die Holzpuppenform zu erlernen. Und es wurden Anwendungen gezeigt und trainiert - ganz normaler Unterricht.

Ich war ja schon fortgeschritten, aber auch die Anderen waren so nach ca 4 Jahren soweit, wozu man in der EWTO, falls es gut läuft und man allerlei Privattrainings bezahlt, erst in ca 20 Jahren soweit ist.

Wer hält schon so lange in diesem teuren Verein durch?

Deshalb kusiert soviel Müll auf YouTube über Wing Tsun!

Und wer dort, in der EWTO, durchhält, der hat sich der Geschäftspolitik der EWTO so angepaßt, dass er auch in seinem normalen Unterricht, den er dann gibt (als 5. Meistergrad) auch kaum angewandte Schrittarbeit trainieren läßt.

ER WILL NICHT, DASS SEINE SCHÜLER INNERHALB KÜRZESTER ZEIT BESSER WERDEN ALS ER SELBST, DER JAHRZEHNTELANG MÜHEN UND VIEL GELD FÜR SEIN KÖNNEN AUSGEGEBEN HAT!

Und er selbst, hat dann ja kaum noch Gelegenheit, selbst die Schrittarbeit zu trainieren - denn sein Lehrer ist weit weg nur nur durch Privattraining überhaupt erreichbar!

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