Warum zählt der ichthoystega als Brückentier?

3 Antworten

Als Brückentiere, die auch Mosaikformen oder "Missing Links" genannt werden, bezeichnet man Tiere, die sowohl Merkmale einer urtümlicheren als auch einer weiterentwickelteren Tiergruppe in sich vereinen. Sie stehen entwicklungsgeschichtlich an der Basis oder zumindest in der verwandtschaftlichen Nähe eines Zweigpunktes, an denen eine neue Tiergruppe das erste mal auf die Bühne des Lebens trat.

Ichthyostega ist ein sehr frühes Amphibium, das vor 370 Millionen Jahren lebte und zu den ersten Wirbeltieren zählt, die sich auch das Land als Lebensraum erschlossen. Ichthyostega besaß noch viele Merkmale eines Fisches und lebte wahrscheinlich auch noch wie ein solcher die meiste Zeit über im Wasser, war aber dank seiner kräftigen Hinterbeine auch in der Lage, über Land zu laufen. Wahrscheinlich war der Böschungsbereich von Fluss- und Seeufern des Devons Ichthyostegas bevorzugter Lebensraum, an den das Tier bestens angepasst war. Ob Ichthyostega schon mithilfe einer Lunge aktiv Luft ein- und ausatmen konnte, ist nicht bekannt. Trotzdem stellt Ichthyostega eine "Brücke" von den Fischen zu den Landtieren dar.

Im Grunde ist jedoch jedes einzelne Tier, auch jedes, das heute lebt, ein Brückentier - denn die Evolution und die Übergänge vom einer Art zur anderen erfolgen fließend und im Laufe tausender Generationen. Jedes Fossil, das wir als Brückentier deklarieren, ist dabei nichts anderes als eine Momentaufnahme des damals etablierten Lebens. Ichthyostega, aber auch andere berühmte Brückentier-Beispiele wie Archaeoptery (Dinosaurier-Vögel) oder Thrinaxodon (Therapsiden-Säugetiere) waren in ihrer Zeit perfekt an ihren Lebensraum angepasst und stellen keine "Schnappschüsse" dar, in denen die "Verwandlung" eines Tieres in ein anderes festgehalten wurde. Nein, diese Tiere haben sich über Jahrmillionen hinweg immer weiter verändert und sie tun es noch immer.

Auch heute gibt es deshalb noch Brückentiere, wie z.B. das Schnabeltier, das zwar seine Jungen mit einer Milchdrüse ernährt, aber immer noch Eier legt wie seine Therapsiden-Vorfahren. Wenn sich die Lebensbedingungen für ein Tier innerhalb seiner ökologischen Nische nämlich nicht ändern, gibt es für dieses Tier keine Notwendigkeit, sich zu verändern - und es bleibt seiner Lebensweise und auch dem äußeren Erscheinungsbild seiner frühen vorfahren treu.

Woher ich das weiß:Hobby – Die Beschäftigung mit der Urzeit ist seit Jahren mein Hobby.

Hallo uuuf333,

ich finde immer, dass das besser verständlich wird, wenn man statt "Brückentier" die eigentlich korrektere Bezeichnung "Mosaikform" benutzt.

Die ET beschreibt ja wie sich über viele, viele Generationen hinweg die Tiere allmählich unter dem Zusammenspiel von Variabilität und äußerem Selektionsdruck verändern. Entsprechend ist zu erwarten (und damit eine Vorhersage der ET), dass man auch zwischen den sich auseinanderentwickelten Zweigen im Stammbaum um die Zeit, an dem sich die Zweige aufgespalten haben (und davor), Tiere finden wird, deren Merkmale beiden Zweigen zuordnbar sind. Merkmale also, die dann die Tiere, die eindeutig einem der beiden Stammbaumäste zugeordnet werden, nicht mehr tragen, sondern die typisch sind für einen der beiden Äste.

Mitunter wird der Begriff des Brückentieres falsch vestanden: Was __nicht__ damit gemeint ist, ist eine eindeutig letzte gemeinsame Form, eine Art "Gelenk" im Stammbaum. Es geht nur darum, dass in einem Tier die Merkmale beider Äste gemischt vorliegen. Egal ist dagegen, ob mal diese Tierart nun eben doch eher dem einen oder dem anderen Ast zuordnet.

Beim Ichthyostega zeigen sich zum Beispiel Merkmale der Quastenflosser sowie der Amphibien.

https://www.heise.de/tp/features/Vom-Wasser-an-Land-3402470.html

"Ichthyostega besitzt immer noch viele Gemeinsamkeiten mit dem Quastenflosser, doch Extremitäten, Schulter- und Beckengürtel sowie Schädelform und Lungen weisen bereits auf die Amphibien hin."

Grüße