Warum wurde der Stern kritisiert für die gefälschten Hitlertagebücher und nicht die weltweit renommiertesten Experten wie Hugh Trevor-Roper?

5 Antworten

Journalisten müssen unter Einhaltung der Sorgfaltspflicht und Prüfung der Quellen arbeiten, wenn sie seriös sein wollen. Bei den Hitler Tagebüchern hat man alle Prinzipien über Bord geworfen. Sensationsgeilheit und Gier auf hohe Auflagen haben das Hirn ausgeschaltet.

Von Experte zetra bestätigt

Weil der Stern nicht sein Job erfüllt hatte obwohl das die Aufgabe von Journalisten ist aber dazu komme ich gleich.

Der Fälscher der Hitler Tagebücher Konrad Kujau hatte seit jeher kontakte in das rechtextreme Lager.

Kujau, der sich nach seiner Verurteilung als schrulliger, aber harmloser Kunstfälscher darstellte, der halb durch Zufall, halb auf Druck des Stern-Reporters in die Geschichte hineinrutschte, soll nach späteren Recherchen des NDR Kontakt zur Neonazi-Szene gehabt haben. Aufgrund der Tagebücher, hatte der damalige Stern-Chefredaktor bei der Ankündigung der Publikation gesagt, müsse die Geschichte des «Dritten Reiches teilweise umgeschrieben werden. Das sei, sagt Hajo Funke, tatsächlich das Ziel von Kujau und seinen Hintermännern gewesen. Der Text der Tagebücher zeige das in aller Deutlichkeit.

Was steht also in diesen Büchern? Durch Kujaus Text zieht sich die Tendenz, Hitler von allem zu entlasten, was mit der Holocaust zu tun hatte. Begriffe wie «Endlösung» oder «Gaskammer» werden nie genannt, Hinweise auf Vernichtungslager wie Auschwitz gibt es keine. Dafür wäre nach Kujaus Darstellung Heinrich Himmler zuständig gewesen, der Chef der Waffen-SS. So, wie Kujau ihn darstellt, war Hitler zwar Antisemit. Allerdings soll er geplant haben, den Juden im Osten ein Gebiet zur Verfügung zu stellen, «wo sich diese Juden selbst ernähren können».

 

Nur einen Tag später nach dem der Stern eine riesiger welle gemacht hat wurde der Fälscher enttarnt: Konrad Kujau, ein erfolgloser Kunstmaler und NS-Devotionalien-Händler, gab zu, die über sechzig Bände des vermeintlichen Tagebuchs verfasst zu haben. Über den Stern Reporter Gerd Heidemann war es ihm gelungen, sie der medialen Verwertungskette zuzuführen. 9,3 Millionen Mark hatte der Stern hingelegt. Vom Geld fehlt bis heute jede Spur. Kujau, der vor über zwanzig Jahren gestorben ist, behauptete stets, nur einen Bruchteil davon bekommen zu haben. Heidemann, der noch lebt, schweigt sich aus. Beide waren zu Haftstrafen verurteilt worden. Man kann also davon ausgehen das der Stern mit 9,3 Millionen Mark die Neonazi Szene finanziert hat.

 

Der Stern alleine aus eigenen Interesse das alles Recherchieren können, sie hätten das feststellen können bevor sie Geld zahlen. Von diesem Glaubwürdigkeitsverlust haben die sich bis heute nicht erholt, die Story wird immer wieder als Beispiel dafür zitiert, dass Medien Sorgfalt und ethische Grundsätze bereitwillig opfern, wenn sie einen Sensationscoup landen können.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Dr. oec. publ. (Volkswirtschaft)

Saturnknight  18.08.2023, 18:15

Gut geschrieben.

die Story wird immer wieder als Beispiel dafür zitiert, dass Medien Sorgfalt und ethische Grundsätze bereitwillig opfern, wenn sie einen Sensationscoup landen können.

Aber leider haben die Medien nichts daraus gelernt. Ich erinnere nur an die Geiselnahme in Gladbeck, 5 Jahre später ...

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Weil der Stern sie schliesslich veröffentlicht hat. Zudem sind diese Experten eher im Hintergrund tätig. Deshalb sind sie weniger bekannt und werden auch durch solche Ereignisse selten in die Öffentlichkeit gezerrt. Es sei denn, es ergibt sich strafrechtliches mit einem Prozess. Den hat es meines Wissens nicht gegeben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

MissFlight 
Fragesteller
 18.08.2023, 17:32

Das waren damals weltbekannte Historiker. Die waren sogar im Fernsehen und haben sich dazu geäußert. Natürlich völlig arrogant und ablenkend von der eigenen Blamage.

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Velbert2  18.08.2023, 17:33
@MissFlight

Ja, gut. In Fachkreisen ja, aber nicht in der breiten Öffentlichkeit.

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MissFlight 
Fragesteller
 18.08.2023, 17:38
@Velbert2

Wenn sie im TV bei den damaligen Runden auftreten wie heute bei Markus Lanz und Co. dann waren sie sehr wohl öffentlich bekannt. Und selbst wenn nicht, den Stern trifft keine Schuld.

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Velbert2  18.08.2023, 17:42
@MissFlight

Natürlich hatte der Stern Schuld. Die Historiker beraten nur. Die Redaktion und der Verlag tragen die Verantwortung. Im übrigen flog der Schwindel ja schnell auf. Deshalb muss es ja auch kritische Stimmen gegeben haben, die der Stern geflissentlich überhört hatte. Sonst fliegt so etwas nicht so schnell auf.

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Ich empfehle dir mal nach "faking Hitler" bei Youtube zu suchen, da findest du die original Telefonmitschnitte zwischen Heidemann und Kujau.

Journalisten sind keine Historiker, Klimaforscher oder Militärexperten. Ihre Qualität als Profi erweist sich darin, dass sie die wichtigsten und glaubwürdigsten Experten und Wissenschaftler finden.

Nur scheint die Aussicht auf internationalen Ruhm und das große Geld die Redaktion von allzu kritischer Betrachtung ihrer Ergebnisse abgehalten hat.