Warum wird mein Hund mir und meinem Mann gegenüber aggressiv an der Leine?

8 Antworten

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Als ich würde mich an Eurer Stelle jetzt nicht auf die Schwiegermutter konzentrieren, sondern auf Eure Beziehung zum Hund.

Mir scheint es so als würde der Hund Euch keine "Führungsqualitäten" zutrauen und Euch "massregeln". Der Hund denkt er müsse draussen alle Situationen selber meistern und ist damit überfordert Euch "unter Kontrolle" zu halten.

Um so ein Verhalten zu verstehen muss man erstmal genau beobachten in welchen Situationen er das genau macht - was diesem Verhalten vorausgegangen ist - und zwar genau auf die Körpersprache achten. Nicht böse gemeint - aber viele Menschen sehen beim Hund gar nichts. Es kann ein Blick in Eure Richtung sein den ihr ignoriert - eine falsche Reaktion von Euch in irgendwelchen Situationen, einfach mangelnde Führung von Eurer Seite - das ist schwer zu beschreiben wenn man Euch und den Hund nicht kennt. Am besten wäre ein guter Verhaltenstrainer der auf einem Spaziergang mitgeht und sich das anschaut.

Bitte nicht falsch verstehen - das soll nicht heissen dass ihr unfähig seid oder sowas. Aber Hunde sehen die Welt halt anders als wir. Vieles was wir als selbstverständlich voraussetzen ist es für den Hund aber nicht.

Wenn der Hund schon beim Verlassen der Wohnung hektisch wird liegt der Verdacht halt nahe dass hier etwas an Eurer Beziehung nicht stimmt. Das kann man ändern aber der erste Schritt ist erstmal das "Erkennen".

Achtet bitte auch mal im ganz normalen Umgang und Alltag zuhause darauf. Läuft der Hund ständig hinter Euch her ? Wenn er irgendwo im Weg liegt - was macht er wenn ihr da vorbei wollt ? Steht er auf und geht weg ? Oder starrt er Euch nur an ? Steigt ihr dann über ihn drüber ? Bringt er Euch sein Spielzeug ? Und ihr spielt dann mit ihm ? Wenn er etwas möchte - wie teilt er es Euch mit ? Reagiert ihr da immer drauf ? Wer ist als erstes an der Tür wenn es klingelt ? Wer agiert und wer reagiert in Eurem Zusammenspiel ?

Ridgebacks sind sehr sensibel aber auch willenstarke Hunde. Und in dem Alter wird er jetzt langsam erwachsen und sucht seinen Platz in der Gruppe. Ich sage jetzt mal absichtlich nicht "Rudel" weil Hunde und Menschen keine Rudel bilden. Trotzdem braucht der Hund Regeln an die er sich halten kann und die ihm eben seinen Platz zeigen und ihm Sicherheit geben. Meist ist nicht nur das Verhalten auf dem Spaziergang das Problem sondern das fängt schon zuhause an.

Das ist ein komplexes Thema und so "aus der Ferne" schlecht zu beurteilen.

Sucht Euch bitte einen wirklich guten Trainer der nicht nur "Sitz Platz Fuss" kann sondern Ahnung hat von Körpersprache und dem Verhalten von Hunden. Wenn ihr da jetzt investiert habt ihr es später leichter. Wenn ihr jetzt nichts tut kann das ziemlich unangenehm werden...


HANNIBALWALL 
Fragesteller
 11.07.2021, 22:54

Vielen Dank für deinen Rat.

Vielleicht hast du recht und wir übersehen seine Zeichen und machen dann etwas falsches.

Zu deinen Fragen zu seinem Verhalten bei uns zu Hause:

Er läuft mir ab und zu hinter her. Als er noch klein war hing er wie eine Klette an mir. Bei meinem Mann macht er das garnicht.

Wenn er im Weg liegt und wir vorbei oder an unserem Platz auf der Couch wollen und er gerade dort liegt, ist es mit meinem Mann immer ein Machtspielchen und starrt ihn dann immer an. Ich gebe ihm das Zeichen das ich da jetzt hin möchte und stupse ihn dann an und dann macht er mir Platz.

Wenn er spielen möchte kmt er mit seinem Spielzeug immer zu mir und stupst mich damit an und dann spiele ich auch mit ihm. Wenn ich nicht mehr möchte setzte ich mich auf die Couch oder gehe in die Küche.

Wenn er etwas möchte, z.b das er Hunger hat dann geht er in die Küche und Lutscht durch seinen Napf und kauft einmal auf. Er bekommt jeden Tag zu den gleichen Zeiten sein Futter.

Wenn er raus muss dann stellt er sich vor die Türe oder zwickt uns und läuft dann zur Türe. Da reagieren wir immer drauf.

Ab und zu jammert er auch so mal, da reagieren wir dann nicht immer sofort. Wenn es klingelt ist er immer direkt an der Türe und quetschen sich schon förmlich durch die Wohnzimmertüre zum Flur. Er kann allerdings durch das wohnzimmerfenster immer sehen wer gerade an der Türe steht. Die leute die er kennt, da interessiert es ihn nicht und da bleibt er liegen bei fremden bellt er 1 oder 2 mal und dann guckt er zum Fenster raus.

In unserem Zusammenspiel glaube ich dass ich mehr reagiere als agiere.

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William1307  12.07.2021, 00:11
@HANNIBALWALL

Na siehst Du - da hast Du eigentlich schon das Problem erkannt - der Hund hat DICH gut erzogen :-) Das musst Du umdrehen, in vielen kleinen Bereichen. Das Verhalten draussen ist nur eine Folge von dem was er im Haus macht.

Also fang klein an. z.B. mit dem Training dass er nicht zur Tür läuft wenn es klingelt sondern auf seinen Platz geht und es Euch überlässt den Besucher zu begrüssen.

Wenn er mal wieder im Weg liegt und Du willst vorbei - dann schick ihn nicht aktiv weg sondern stell Dich dort hin und mach gar nichts - ausser dass Du intensiv dran denkst "ich will jetzt hier durch und DU machst mir jetzt Platz". Zeig einfach Präsenz - steh dort und warte solange bis der Hund den Weg von selbst frei macht. Keine "Kommandos", kein Wegzerren - der Hund soll freiwillig nachgeben. Alles in Ruhe versteht sich. Das kann einige Minuten dauern.

Nimm Du mal ein Spielzeug und spiel selber damit. Wenn er kommt und das haben will dann bekommt er es nicht. Beanspruche Du das Spielzeug. Wirf es in die Luft, fang es auf, tu so als wäre das Ding das Tollste auf der Welt - aber der Hund kriegt es nicht. Leg es irgendwann auf den Boden und beug Dich darüber oder stelle einen Fuss drauf - achte auf den Hund - er wird Dich fassungslos beobachten. Wenn er versucht an das Spielzeug dranzukommen - warne ihn deutlich. Erst wenn Du den Fuss wegnimmst oder weggehst darf er es haben.

Aber Vorsicht - ich kenne jetzt den Hund nicht - wenn er schon in einem Stadium ist wo er sich das von Dir nicht bieten lässt könnte er "ungehalten" werden.

Es gibt jetzt tausend Dinge auf die man achten müsste und die man anders machen muss damit der Hund lernt dass nicht er den Ton angibt sondern Du. Die allermeisten Hunde haben ja gar kein Interesse an der "Führungsrolle" und sind froh wenn jemand anders das übernimmt. Aber wenn halt ihrer Meinung nach das niemand tut - dann müssen sie es selber machen. Und dann wird es gefährlich.

Auch wenn es um Futter geht - wenn er in der Küche steht und es einfordert - dann ruf ihn ins Wohnzimmer etc. und schick ihn auf seine Decke. Dann stehst Du auf, gehst in die Küche und rufst ihn. Dann bekommt er etwas. Achte immer darauf das DU agierst und der Hund reagiert - nicht anders herum. Dazu muss der natürlich zuverlässig ein "Bleib" Kommando kennen.

Bei Hunden läuft alles über die Körpersprache (Blick, Körperhaltung usw). Bei Menschen läuft alles mit verbaler Kommunikation. So kommt es immer zu Missverständnissen. Darüber muss man sich klar sein. Eine gute Übung ist mal einen Tag lang nicht mit dem Hund zu sprechen sondern nur zu versuchen mit Körpersprache, mit Gestik und Mimik zu versuchen sich dem Hund verständlich zu machen. Da merkt man dann sehr schnell auf was der Hund reagiert. Hunde beobachten uns den ganzen Tag. Wenn Du mal nicht mit ihm sprichst wirst Du merken dass der Hund Dich immer im Blick hat.

Dein Problem draussen mit in die Leine beissen bzw. Euch anknurren usw - das ist nur die Konsequenz daraus was im Haus passiert. Ihr müsst dringend an der Beziehung zum Hund arbeiten. Wenn ihr das alleine nicht hinkriegt ist das nicht schlimm - dann sucht Euch kompetente Hilfe. Aber die Betonung liegt auf "kompetent". Achtet immer darauf welche Ausbildung ein Trainer hat und dass er nicht mit Zwangsmassnahmen und Strafe arbeitet. Das wäre gerade bei einem so sensiblen und ursprünglichen Hund wie dem Ridgeback echt fatal und könnte nach hinten losgehen. Der Hund kann ja nichts dafür. Er ist weder "böse" noch unerzogen. Er ist nur ein Hund und reagiert wie ein Hund.

Manchmal muss man wirklich "umdenken" und diese gängigen Regeln der Hundeerziehung über Bord werfen. Es ist viel spannender sich wirklich auf einen Hund einzulassen, ihn verstehen zu wollen und irgendwann geht eine Tür auf und man ist dann über das Stadium "Sitz Platz Fuss" hinaus. Dann erst ist eine wirkliche Beziehung möglich. Und dann erst macht es wirklich Freude mit einem Hund zusammen zu leben. Weil man ihn versteht. Seine Motivation, seine Sprache und seine Bedürfnisse. Der Rest kommt dann von allein. Es ist nicht wichtig ob ein Hund ein perfektes "Sitz" kann. Wichtig ist dass man seine Seele erkennt :-)

Viel Erfolg !

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Er macht das einfach so? Ohne jeglichen Grund? Das wage ich massiv zu bezweifeln...

So oder so, holt euch einen Hundetrainer. Einen der auch was kann, nicht einen der sich nur so nennt.

Ich finde es übrigens ziemlich witzig, wie man gleichzeitig von grundloser Aggression gegen die Halter schreiben kann, aber versichern muss, dass er sonst eigentlich total lieb ist. Da fragt man sich schon, wo genau der Sprung in der Optik ist und wie ihr euch einen "bösen" Hund so vorstellt...


HANNIBALWALL 
Fragesteller
 11.07.2021, 14:34

Ja wenn ich den Grund wüsste, warum er das tut, dann würde ich euch doch nicht fragen :-)

Er fängt meinst schon damit an, wenn wir gerade aus der Türe raus sind.

Unser Hundetrainer hat uns geraten ihn zu ignorieren, wenn er das tut. Das kam nicht von uns selber.

Ich selber empfinde das auch für falsch aber habe gedacht, dass er es ja wissen muss.

Das spielchen hat bei ihm auch erst angefangen, seit dem meine Schwiegermutter mit ihm auf die Trasse spazieren geht.

Und es ist auch nicht jedesmal so.

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ewigsuzu  11.07.2021, 14:44
@HANNIBALWALL

Aha die Schweigermutter hat ihm also irgendwas gezeigt was er sich gemerkt hat also abtrainieren.

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Sucht euch einen Trainer der positiv arbeitet. Das Ignorieren des Verhaltens kann nicht die Lösung sein.

Es kann sein, dass der Hund über- oder unterfordert istund sich daher so verhält.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich lebe seit mehreren Jahren mit Hunden zusammen.

Aggression erzeugt Aggression.

Es ist davon auszugehen, das Ihr an der Leine rumreisst wie die bekloppten... weil der Hund nicht das tut was Ihr gerne möchtet. Und wenn das dem Hund wehtut, wird er sich wehren.

Was sagt denn ein Trainer dazu?? Bei so einem extremen Verhalten würde ich immer direkt einen Profi dazu ziehen, der sich die Situation vor Ort anschaut und mit euch arbeiten kann.