Warum soll jeder auf Teufel komm raus Abitur machen?

Das Ergebnis basiert auf 7 Abstimmungen

Das deutsche Schulsystem sollte völlig überarbeitet werden 71%
Das deutsche Schulsystem ist gut so wie es ist 14%
Das dreigliedrige Schulsystem ist verbesserungsfähig, Vorschläge? 14%

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Meine Geschwister haben noch die "Orientierungsstufe" in Klasse 5 und 6 erlebt. Man kam von der Grundschule dort hin und erst zur 7. Klasse auf die weiterführenden Schulen. Ich hingegen war der erste Jahrgang, der direkt zur 5. Klasse auf die weiterführenden kam.

Das Problem sehe ich persönlich eher darin, dass Wechsel nach oben so sehr erschwert werden und mit zunehmender Klasse auch immer schwerer werden, einfach da Stoff fehlt. Wirklich gut lösen kann man das aber auch nur schwer. In meinem Bundesland passierte das dadurch, dass ich die 10. Klasse wiederholen musste. Also nach dem Realschulabschluss entweder 11-13 auf einem Fachgym oder 10-12 an einem allgemeinem Gym machen konnte.

Das Problem bei Systemen mit Kursen ist eher, dass man auch da zwischen den verschiedenen Leistungsstufen oft nicht mehr nach oben wechseln kann.

Wir hatten in Mathe auf der Realschule damals einen "A-Kurs" , wo die besten aus allen Klassen einer Stude drin waren. Nach und nach haben ihn einige verlassen die nicht mithalten konnten. Neu rein wechseln war aber faktisch unmöglich, da wir andere zusätzliche Themen und auch tiere Bearbeitung hatten und das keiner mehr aufholen konnte. Hätte man kein 2 oder 3 geteiltes System, wäre es für Schüler noch schwerer einen Abschluss zu erreichen.

Denn sagen wir die Person ist in allen Fächern außer Deutsch und Mathe im höchsten Kurs, dort aber im niedrigsten und bekommt deswegen dann womöglich nur den Hauptschulabschluss, da es nie wieder in Mathe und Deutsch abufholen kann und daher weder Real- noch Abi machen darf. Beim jetzigen System besteht ja immerhin die Chance nach dem Abschluss halbwegs gut zu wechseln.

Ich war selber wegen Legasthenie und Hör-Behinderung auf der Realschule, da meine Eltern das für sinnvoller hielten und habe nach dem Abschluss zum Gym gewechselt.

2. Warum denken alle jeder mit einem Hauptschul-/Mittelschulabschluss wird automatisch Handwerker?

Weil das durch die Vielzahl an Handwerksberufen einfach die mit Abstand häufigste Richtung danach ist. Ja, nicht die einzige, aber eben eine sehr häufige. Und da viele Menschen gerne pauschalisieren, denken sie da dann als erstes dran.

Begründung: Ein richtiges Abitur ist doch mehr Wert. Das hat mich total aufgeregt! So lange ich mit der Fos (Fachabitur) auch studieren kann was ich will ist es ja eigentlich egal, ob ich jetzt ein Fachabi oder ein "richtiges" Abitur habe, oder?

Was regt dich denn daran auf? Die Aussage ist zu richtig.

Mit dem Fachabitur kannst du nur in der Fachrichtung studieren, merkst du im Abi dass du doch gerne was anderes möchtst, ist das ggf. nicht möglich. Mit allgemeinem Abitur hingegen hast du alle Wege offen. Du kannst mit dem Fachabi eben nicht alles machen, auch nicht überall, da damit die passenden Fachhochschulen aber nicht alle Unis möglich sind.

Lola8891 
Fragesteller
 16.10.2023, 16:17

Bei den meisten Punkten verstehe ich deine Meinung. Beim letzten Punkt frage ich mich wofür es dann die fos gibt, die ist doch genau dafür gemacht... außerdem ist es doch auf dem gymi viel schwerer oder?

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testwiegehtdas  16.10.2023, 16:25
@Lola8891

Ja, sie ist genau dafür gedacht, damit Leute die eben nicht allgemein fit genug sind, sondern nur in einem Fachebreich in genau diesem eine Chance bekommen, aber eben auch nur dort.

Ja, das allgemeine Gym ist schwerer.

Daher kann ich es schon verstehen, wenn jemand dem du wichtig bist und der dich kennt und meint du könntest das schaffen, dir zum allgemeinen rät. Einfach weil du dir damit mehr Möglichkeiten für die Zukunft offen hälst. Willst du das nicht, ok, aber du solltest immerhin überdenken warum man dir das vorschlägt, das war ja sicherlich nicht böse gemeint.

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Trenne mal sauber deine Wünsche (du möchtest etwas mit Hochschulabschluss, dort kann man auch von der FOS aus hin gelangen) von der Frage, ob das System, so wie es ist, für alle gut ist.

Kein System passt auf alle. Niemand behauptet aber, dass man in der 4. Klasse vorhersagen kann, wie sich das Kind später entwickelt. Das Potential nach derzeitigem Stand ist aber sehr wohl erkennbar, und wenn sich später zeigt, dass ein Schulartwechsel gut ist, dann kann man das tun. Das Schulsystem ist viel durchlässiger als immer behauptet.

Wenn bis in hohe Klassen alle gemeinsam unterrichtet werden, hast du viele Schüler/innen, die unter- oder überfordert sind, auf die das Gemeinsame einfach nicht passt. Natürlich gehören nicht so viele Schüler auf das Gymnasium, wie es besuchen. Aber das Problem sind deren uneinsichtige Eltern. Wegen denen sollte man nicht anderen diesen Weg verweigern.

Lola8891 
Fragesteller
 16.10.2023, 15:56

Ich stimme dir da zwar vollkommen zu, allerdings gibt es ja auch das Gesamtschulprinzip, bei dem alle Schüler gemeinsam in kleinen Klassen unterrichtet werden und je nach Stärken und Schwächen in verschiedenen Fächern verschiedene Arbeiten schreiben. Zum Beispiel könnte man in Deutsch Gymnasialprüfungen schreiben und in Mathe Realschul-prüfungen.

Wäre das nicht viel sinnvoller?

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botanicus  16.10.2023, 15:58
@Lola8891

Und alle müssen die gleichen Fächer haben? Chemie, Rechnungswesen, ... egal, wo die Stärken und Schwächen liegen? Warum? Nur, um sagen zu können, wir machen alles gemeinsam? Chancengleichheit heißt, dass alle die gleichen Chancen bekommen. Nicht, dass alle dasselbe tun müssen.

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Ich habe den Eindruck, du wirfst alles durcheinander.

Maßgebend ist doch, welchen Weg man in seinem Beruf einschlagen möchte und danach sollte man entscheiden, ob Abitur überhaupt sinnvoll ist.

Welcher Handwerker, Gas-Wasser-Installateur, Schreiner, Metzger usw. benötigt denn Abitur? Und gerade Handwerker werden in unserem Land immer gesucht.

Nach deinem Text zu urteilen, möchtest du gerade diese Handwerker die vielleicht mehr im Kopf haben, wie Studierte in eine niedrigere Klasse einstufen.

Und wenn du z.B. Arzt, oder Jurist werden möchtest, dann benötigst du ein Abi mit anschließendem Studium. Bedeutet aber auch nicht, dass diese Leute mehr Grips haben als ein späterer Handwerker.

Gemäß unserem heutigen Schulsystem, kann jeder das werden, was er möchte. Und manche erreichen dies erst später mit einer weiteren Ausbildung.

Bedeutet - dass Abiturenten, wie auch Realschüler, oder Hauptschüler zu der schlauen intelligenten Gruppe gehören können.

Dies wird man aber erst mit zunehmendem Alter erkennen können, wenn man ihren beruflichen Werdegang verfolgt und heraus finden kann, wer das höchste Einkommen hat.

Mit anderen Worten, ein Hauptschüler kann später ein höheres Einkommen erzielen, als ein Student.

Lola8891 
Fragesteller
 16.10.2023, 16:26

Ich glaube auch das Handwerker schlauer sein können als studierte keine Frage, aber es können auch Gymnasiasten Handwerker werde und mittelschüler Abi nachmachen und studieren. Ich will ja nur sagen das ein 200 Jahre altes System überarbeitet werden sollte. Nicht wegen des Alters sondern wegen der Sinnhaftigkeit

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Pensioner61  16.10.2023, 16:52
@Lola8891

Dann erzähle uns doch einfach mal, was geändert werden sollte!

Nur eins, es ist kein 200 Jahre altes System, denn die Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung sind gerade in den letzten Jahren fast völlig geändert worden.

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Lola8891 
Fragesteller
 20.10.2023, 13:19
@Pensioner61

Zum Beispiel könnte man Gesamtschulen einführen oder die Grundschule um 2 Jahre verlängern.

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Pensioner61  20.10.2023, 14:40
@Lola8891

Und für was soll dies gut sein?

Wenn Schüler nicht mitkommen, können sie sich jederzeit Nachhilfe geben lassen. Aber dafür alle Schüler zu bestrafen, halte ich für keine sinnvolle Entscheidung.

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Lola8891 
Fragesteller
 20.10.2023, 16:42
@Pensioner61

Gesamtschulen sind eher dazu da um nicht schon nach 4 Jahren Unterricht zu beschließen wie schlau oder dumm ein Kind ist. Es ist q zehn oder elf Jährige Kinder nicht gut anhand ihrer Intelligenz bewertet zu werden, ich kenne einige Teenager bei denen genau das damals zu Depressionen, Aggressionen und anderen psychischen Erkrankungen geführt hat. Der Schulwechsel nach der vierten Klasse ist für viele Kinder sehr belastend. Eine damalige Mitschülerin sagte mal: "Die Freundschaft zu meiner besten Freundin ist kaputt gegangen weil sie schlauer war als ich" Sowas kann doch für die psyche nicht gesund sein! Sehr viele kommen auch später in die Entwicklung und sind in der vierten Klasse schlichtweg zu klein um zu verstehen wie wichtig die Noten jetzt werden und es würde nicht schaden zwei Jahre später gemeinsam unterrichtet zu werden. Finnland hat Studien zufolge das beste Schulsystem der Welt. Grundschuldauer beträgt dort 8 Jahre.

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Pensioner61  20.10.2023, 17:23
@Lola8891

Selbst wenn das Kind nach 4 Jahren nicht aufs Gymnasium gehen kann, hat es immer noch die Möglichkeit später auch seinen Weg zu gehen und unter Umständen sogar einen besseren. Ich kenne Kinder die haben nach dem Abschluss der Volksschule eine Handelsschule aufgesucht und somit die mittlere Reife erlangt, danach mit einem weiteren Fernstudium ihren Lebenstraum wahr gemacht und heute ein höheres Einkommen haben als viele ehemalige Studenten. Und dabei haben sie sogar mehr gelernt und sind sehr erfolgreich. Einkünfte im Jahr von über 150.000 €.

Aber wenn dir das Schulsystem in Finnland besser gefällt, dann kannst du ja nach Finnland umziehen.

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