Warum mussten Maria und Josef beide wegen der Volkszählung nach Bethlehem pilgern?

11 Antworten

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Und haltet ihr es für realistisch, dass ein 13jähriges Mädchen bereits ohne Vormund Landbesitz hatte und dass man von ihr verlangte, dort wegen der Volkszählung vorzusprechen?

Absolut nicht.

Dazu kommt, für eine solche Steuereinschreibung hatte man ein ganzes Jahr Zeit. Wozu sollte man dann ausgerechnet den Zeitpunkt kurz vor der Geburt für so eine Reise auswählen?

Ich halte die beiden Geburtslegenden für Literatur ohne nennenswerten historischen Inhalt (mit Ausnahme der Namen der Eltern).

Warum mussten Maria und Josef beide wegen der Volkszählung nach Bethlehem pilgern?

Der Grund ist genial! Und er zeigt, was für ein genialer Autor dort am Werk war. Ziel und Endpunkt seines Doppelwerks ist die ungehinderte Predigt des Paulus in Rom (Apg 28,31). Und ganz am Anfang seiner Heilsgeschichte steht ein Edikt des römischen Kaisers Augustus (Lk 2,1), wodurch Jesus die erste Messiasprophetie (Mi 5,1) erfüllt. Rom ist Start und Ziel seiner Version der christlichen Heilsgeschichte. Daher "mussten" Maria und Josef nach Bethlehem. (Zum Vergleich: im EvMt wohnten sie dort einfach bereits)

chrisbyrd  29.12.2021, 12:51

Mit Verlaub, aber was ist daran genial, wenn Autoren in einem Buch Lügengeschichten auftischen und dann an anderer Stelle fordern, dass man nicht lügen darf? Sorry, aber solch ein Buch würde ich in die blaue Tonne entsorgen!

Diese Frage habe ich mir auch gestellt und nicht zuletzt bei der Bibelschule, die durch die gesamte Bibel führte, dass die Bibel keine Lügen, keine Widersprüche usw. enthält.

Auch deshalb liebe ich Gottes Wort und habe es nicht in den Müll geworfen...

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BillyShears  30.12.2021, 03:09
@chrisbyrd

Joar, von jemandem wie Dir ist diese Reaktion freilig keine Überraschung, aber ein so schlichtes schwarz-weiss-denken hat halt nicht jeder.

Mal für Dich zum überlegen: Sind die Gleichnisse Jesu ebenfalls Lügengeschichten? Falls nicht, ist Jesus dann trotzdem ein genialer Geschichtenerzähler?

Es gibt halt eben auch (spätestens seit der Entwicklung christlicher Hermeneutik im 3.Jhdt) Christen für die auch andere Bibeltexte nicht historisch passiert sein müssen um trotzdem wahr zu sein. Und gerade in Texten in denen die Kreativität des Autors offensichtlich ist, wird dies ja ganz besonders deutlich. Dass Du einem christlichen Sonderglauben anhängst, der der Bibel soetwas nicht zugesteht, ist ja nicht mein Bier (geschweige denn, dass es biblisch wäre).

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chrisbyrd  30.12.2021, 11:18
@BillyShears

Bei den Gleichnissen ist von vornherein angekündigt, dass es sich dabei um ein Gleichnis handelt. Bei anderen Erzählungen der Bibel aber nicht.

Mir ist die historisch-kritische Bibelexegese durchaus bekannt. Mit Theologen aus Instituten der ev. Kirche habe ich darüber schon diskutiert. Ihnen habe ich auch gesagt, dass ich die Bibel aus dem Fenster bzw. in die Tonne werfen würde, wenn ich davon ausgehen würde, dass viele biblische Geschichten von der Schöpfung über die Sintflut, die Wunder, die Jungfrauengeburt usw. gar nicht stimmen würden.

Aber davon gehe ich eben nicht aus, weil ich denke, dass es für Gott kein Problem ist, in seine eigenen Schöpfung einzugreifen und alles zu tun, was Er mag und was seinen Zielen dient. Eben so, wie es in der Bibel steht.

Ganz problematisch wird es bei der historisch-kritischen Exegese dann, wenn gar keine übernatürlichen Dinge mehr zugelassen werden. Dann wird sogar von manchen Theologen die Auferstehung Jesu usw. geleugnet. Dass das mit dem Evangelium dann schnell nichts mehr zu tun hat, dürfest du auch so sehen.

Meinst du echt, dass ich einem christlichen Sonderglauben anhänge, nur weil die Bibel für mich Gottes Wort ist (2Tim 3,16-17) und die grammatisch-historische Bibelexegese bevorzuge? Ich kenne einige Gemeinden, Bibelausleger und Bibelschulen, die auch dieser Ansicht sind...

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BillyShears  01.01.2022, 13:11
@chrisbyrd
Bei den Gleichnissen ist von vornherein angekündigt, dass es sich dabei um ein Gleichnis handelt. Bei anderen Erzählungen der Bibel aber nicht.

Auch bei anderen Texten ist es offensichtlich. Teilweise explizit, teilweise bedarf es dafür etwas Kenntnis der Hintergründe. So kann man zB sehr gut davon ausgehen, dass „Theophilus“ genau wusste dass der Zensus erst im Jahr 6 nChr startete und das nicht zur Geburt Jesu passt und Lukas damit klar macht, dass sein Text zur Geburt kein historischer Tatsachenbericht sein will.

Ihnen habe ich auch gesagt, dass ich die Bibel aus dem Fenster bzw. in die Tonne werfen würde, wenn ich davon ausgehen würde, dass viele biblische Geschichten von der Schöpfung über die Sintflut, die Wunder, die Jungfrauengeburt usw. gar nicht stimmen würden.

Ja, wer seinen Glauben auf ein solch wackeliges Fundament stellt, der kann gleich seinen ganzen Glauben in die Tonne werfen. Dass Du das jedoch noch nicht getan hast, zeigt nur wie extrem schlicht deine Weltsicht ist und mit welch beeindruckender Ignoranz Du die Bibel liest.

Meinst du echt, dass ich einem christlichen Sonderglauben anhänge, nur weil die Bibel für mich Gottes Wort ist (2Tim 3,16-17) und die grammatisch-historische Bibelexegese bevorzuge?

Die Idee vom christlichem Glauben der Du anhängst, stammt gerade mal aus dem 19.Jhdt. Das diese Idee in ihrer Grundfeste auf einem Missverständnis von 2Tim 3,16f beruht, habe ich Dir ja bereits mehrfach aufgezeigt. Auch hier ist deine Ignoranz einmal mehr beeindruckend.

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chrisbyrd  01.01.2022, 16:37
@BillyShears

Du kannst mich gerne beleidigen, kein Problem!

Aber eine Sache ist ganz klar: Ich lese die Bibel weder mit Ignoranz noch mit schlichter Weltsicht. Ganz im Gegenteil...

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Der Evangelist Matthäus will Jesus im Alten Testament verwurzeln, denn bei Hosea 11,1 heißt es:

..aus Ägypten rief ich meinen Sohn..

Dazu erfindet er den Kindermord durch Herodes, den es aber nach einhelliger Meinung der Forschung nie gegeben hat. Herodes war schon 4 v. Chr. gestorben.

Zum anderen kann man eine gewisse Parallele zu Moses erkennen, da auch dessen Leben von Geburt an gefährdet war. Die Gefährdung eines zukünftigen Herrschers ist ein in der antiken Literatur oft benutzter Topos.

Ähnlich verhält es sich mit dem Geburtsort. Jesus wurde sehr wahrscheinlich im unbedeutenden Nazareth geboren. Das war natürlich eines Gottessohnes nicht würdig und zudem gab es eine Prophezeiung bei Micha 5,1:

Du aber Bethlehem Ephrata, bist zwar das Kleinste unter Judas Geschlechtern, doch aus dir wird mir der hervorgehen, der über Israel herrschen soll

Also erfand Matthäus den Zensus, den es aber in der in Frage kommenden Zeit in Galiläa gar nicht gegeben hat. Zudem wäre es unsinnig, an seinen Geburtsort zu ziehen. Maßgebend für eine Steuerschätzung ist damals wie heute der Wohn- und Arbeitsort.

Die Geburtslegenden gelten in der Forschung als weitgehend unhistorisch. Im Klartext: es sind freie Erfindungen der Evangelisten.

Eine weitere Antwort:

Ergänzung zur Antwort von Kwon56: Die Kindheitsgeschichten von Matthäus wollen mit der Geburt Jesu in Bethlehem darstellen, dass der Messias aus dem Stamm Davids kommt und nach alttestamentlicher Vorstellung in Bethlehem geboren wird. Als muss Matthäus Maria und Josef erst mal nach Bethlehem gehen lassen. Anlass ist dann die Volkszählung, die übrigens nicht historisch belegt ist.

Das sagt aber noch nichts aus über die Geschichtlichkeit der Geburt Jesu in Bethlehem.

Lukas, der später schreibt, übernimmt das dann.

anonymos987654 
Fragesteller
 28.12.2021, 19:03

"Volkszählung, die übrigens nicht historisch belegt ist."

Es gibt eine Volkszählung im Jahr 6 v.Chr. Und da man sich ja mit den Jahren verrechnet hatte, geht man eh davon aus, dass Jesus im Jahr 7 v. Chr. geboren wurde.

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Nadelwald75  28.12.2021, 19:13
@anonymos987654

Ich muss korrigieren. Volkszählungen gab es örtlich mehrere, aber keine umfassende, wie es bei Lukas steht:..... dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen.[1] 2 Diese Aufzeichnung war die erste......

Die Volkszählung wird übrigens nur bei Lukas genannt, sonst bei keinem anderen Evangelisten. Und Lukas selbst hat das erst aus dritter Hand:......"1 Schon viele haben es unternommen, eine Erzählung über die Ereignisse abzufassen, die sich unter uns erfüllt haben. 2 Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. 3 Nun habe auch ich mich entschlossen, .......

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BillyShears  28.12.2021, 19:25
@Nadelwald75
Volkszählungen gab es örtlich mehrere, aber keine umfassende, wie es bei Lukas steht

Es gab eine Steuererhebung in Judäa nach der Absetzung des Herodes Archelos', im Jahr 6 nChr unter dem Statthalter Quirinius. Viele Theologen unterstellen Lk hier ein Versehen, ich halte es aber für plausbiler, dass er absichtlich versucht zu verschleiern, damit es in seine Geburtsgeschichte passt.

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"Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.

Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger."

Du solltest erstmal in der Bibel lesen, dann würdest du hier nicht so eine Frage stellen!

"Eine Theorie ist, dass Bethlehem die eigentliche Heimatstadt von Josef war."

Das stimmt fast, es war sein Geburtsort. Es war die Heimat der Familie König Davids, aus der sowohl Joseph als auch Maria stammten.

Theoretisch hätte Joseph alleine nach Bethlehem reisen können und als Oberhaupt der Familie alle Familienmitglieder einschreiben lassen können.

Aber weil es im Alten Testament heißt, dass der Messias aus dem Stamm Davids ist und aus Bethlehem kommt, hat er Maria mitgenommen.

Mayahuel  28.12.2021, 20:55
Bethlehem kommt

Micha 5,1

https://www.bibleserver.com/LUT/Micha5%2C1

Micha 5,4: der Typ aus Mi 5,1 soll dabei helfen, einen Angriff von Assur, das Assyrische Reich, abzuwehren:

 4 Und er wird der Friede sein. Wenn Assur in unser Land fällt und in unsere festen Häuser einbricht, so werden wir sieben Hirten und acht Fürsten dagegen aufstellen.
5 Sie werden das Land Assur mit dem Schwert weiden und das Land Nimrods mit ihren bloßen Waffen.
So wird er uns von Assur erretten, wenn es in unser Land fallen und in unsere Grenzen einbrechen wird.

https://www.bibleserver.com/LUT/Micha5%2C4-6

Jesus hat nicht geholfen, einen Angriff abzuwehren.

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In der MacArthur-Studienbibel steht dazu:

  • "Nazareth ... Bethlehem. Sowohl Joseph als auch Maria waren Nachkommen Davids und gingen deshalb in die Heimatstadt ihres Stammes in Judäa, um sich registrieren zu lassen. Das war eine anstrengende Reise von etwa 120 km durch bergiges Gebiet. Diese Reise war vor allem für die hochschwangere Maria äußerst beschwerlich. Vielleicht waren sie und Joseph sich bewusst, dass eine Geburt in Bethlehem die Prophezeiung aus Micha 5,1erfüllen würde."

Diese Volkszählung könnte aus steuerlichen Gründen im römischen Reich stattgefunden haben. Eine andere Möglichkeit wäre, dass es sich dabei um einen Treueeid auf den Kaiser Augustus handelte: Alle sollten sich in ihrer Heimatstadt registrieren lassen, um den Kaiser Treue zu leisten.