Warum lügen Menschen so viel? Und welche Arten von Lüge gibt es?

8 Antworten

Ich bin seitdem ich ein Kind bin, ein chronischer Lügner. Ich bin wirklich sehr gut darin Probleme zu lösen und von Natur aus ein Einzelgänger, ich bin zwar umgänglich und kann auch beispielsweise im Sport gut mit anderen auskommen, sogar um sie herum spielen, wähle aber falls möglich immer meinen eigenen Plan.

Ich hab irgendwann bemerkt, dass es leichter ist den Menschen in meinem Umfeld einfach irgendeinen Blödsinn zu erzählen und im Hintergrund meinen eigenen Plan umzusetzen der auch oft funktioniert.

Ich bin kein perfekter Lügner, im Gegenteil, mir fällt das auch mal auf die Füße aber meist gelingt es mir alles so zu deichseln, dass es funktioniert.

Sobald sich die Gelegenheit gibt mir einen Vorteil zu verschaffen oder mir Kopfschmerzen zu ersparen lüge ich. Manchmal auch nur so aus Spaß wenn ich meinen Gegenüber nicht mag und er mir einen Grund gegeben hat ihm oder ihr mal in die Suppe zu spucken.

Ich bin kein schlechter Mensch, aber ich hab so meine Schwächen.

CocoMarell 
Fragesteller
 07.12.2023, 05:22

Das ist wirklich interessant formuliert. Hast du dabei Empathie mit der belogenen Person?

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blitzwurf  07.12.2023, 05:25
@CocoMarell

Kommt auf die Lüge und die Person an. Ich bin nicht stolz darauf und empfinde dabei auch keinen Kick oder sowas. Ich hab selten das Gefühl etwas falsch zu machen ich habe ja ein gewisses Ziel vor Augen dabei.

Würde ich meine Freundin betrügen und sie deswegen ständig anlügen würde ich mich schon dabei schlecht fühlen, geht es aber um ein Problem bei dem ich einfach möchte das sie sich raus hält nicht nein, da bin ich eiskalt.

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CocoMarell 
Fragesteller
 07.12.2023, 05:31
@blitzwurf

Also Empathielosigkeit aus Taktik, um den eigenen Plan nicht zu gefährden. Möchtest du das Andere das mit dir auch machen? Oder ist es dir egal, weil du sowieso nur so lange bleibst, bist du hast was du willst?

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blitzwurf  07.12.2023, 05:41
@CocoMarell

Ich finde es respektlos angelogen zu werden, die Luge stellt für mich kein Problem da, wenn man sich aber nicht mal ein bisschen Mühe gibt bekomme ich das Gefühl für dumm gehalten zu werden.

Ich sehe das so, wenn jemand nicht herausfindet das er angelogen wurde existiert in seiner Wahrnehmung keine Lüge. Der einzige der die Wahrheit kennt bin ich und solange ich mich nicht selbst verpetze entsteht da auch kein Schaden.

Ich hab keine Probleme mit menschlichen Bindungen, ein Großteil der Leute wissen garnicht was ich alles so erzähle wenn der Tag lang ist, während die Leute in meiner Nähe meine Charakterschwäche kennen.

Davon abgesehen muss man mir schon nahe stehen um überhaupt angelogen zu werden. Für den Busfahrer mach ich mir die Mühe nicht. Wenn ich Lüge dann mit System und Planung, auf die Gefahr wie ein Geisteskranker zu wirken;

Wenn ich vorhabe dich anzulügen denke ich mir erstmal ne Geschichte aus, die Lüge klar ohne die geht es nicht. Dann spiel ich die Konversation im Kopf durch danach wiederhole ich das ganze Laut mehrere male, überlege mir Mimik und Gestik, soll das ganze subtil dahergesagt sein oder ist das ein "besonderer Moment" der viel Aufmerksamkeit benötigt.

Abgesehen von meinen Lügen bin ich schon empathisch ich verstehe auch warum das andere verletzt und fühle mich manchmal deswegen auch schlecht. Nur nicht schlecht genug im mich zu ändern.

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CocoMarell 
Fragesteller
 07.12.2023, 15:20
@blitzwurf

Das hört sich schon etwas seltsam an, aber immerhin kennst du dich selbst. Ich hatte mal eine Schulfreundin die hieß Ivonne, sie musste mehrfach im Jahr wegen Lügen zur Lehrerin. Sie hat Kinder aus der Klasse dazu gebracht sich zu schlagen.
Lügner sind extrem manipulativ und wechseln sehr oft die Freunde, weil es ja oft immer rauskommt. Das hat schon etwas psychopatisches. Meist haben diese Menschen eine Kindheit in Missbrauch und Lüge. Sie sind selbst also Opfer.
Es lag wahrscheinlich an ihrem Elternhaus und das kann man sich ja nicht aussuchen. Meine Mutter hat mir dann den Umgang mit ihr verboten.
Wir wurden zur schmerzhaften Ehrlichkeit erzogen und haben einen stabilen moralischen Kompass von Hause aus mitbekommen.

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Niemand möchte belogen werden, obwohl wir alle mehr oder weniger täglich zwischen 25 und 200 Mal lügen, wie psychologische Studien zeigen. Dies geschieht ganz automatisch, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Der Mensch ist eben kein vollkommen moralisches Wesen; er hat Fehler und Schwächen, die zur conditio humana gehören.

Immanuel Kant, der große Moralist, verabscheute die Lüge und stempelte sie rigoros als zutiefst unmoralisch, ohne jegliche Ausnahmen, ab. Er war der Ansicht, dass die Wahrheit unter allen Umständen gesagt werden müsse, ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen. Denn die Lüge könne niemals nach dem Prinzip des kategorischen Imperativs zu einer allgemeinen Maxime unseres Handelns erhoben werden, da niemand belogen werden wolle. Daher sei der Mensch zur Wahrhaftigkeit verpflichtet. Kant lebte jedoch in einem Elfenbeinturm in Königsberg und führte als Single ein recht einsames und monotones Leben in seiner abstrakten Bücherwelt, die nur sehr wenig Raum für die wirklichen Herausforderungen der realen Lebenswelt der Menschen ließ.

Hier ist noch ein interessanter Link zum Thema Lügen:

https://www.ardalpha.de/wissen/psychologie/luegen-erkennen-gruende-koerpersprache-arten-notluege-100.html

Ich finde, da muss man wirklich stark differenzieren. Es gibt Lügen um einem selbst Vorteile zu verschaffen, um vertrauliche Informationen zu schützen, um andere in Schutz zu nehmen, um Ärger oder unangenehme Situationen zu vermeiden, usw. Nicht alle Lügen sind unbedingt schlecht.

Manchmal ist es sogar sehr wichtig zu lügen, um beispielsweise andere Personen vor Schaden zu bewahren.

Genauso gibt es aber auch Lügen, die einer Person einen unfairen Vorteil verschaffen sollen oder einer anderen Person Schaden zufügen sollen.

Es gibt also Situationen wo es besser ist nicht die Waahrheit zu sagen, aber auch Situationen wo es einfach bequemer ist. Oder eben Lügen aus böswilliger Absicht.

CocoMarell 
Fragesteller
 07.12.2023, 05:57

Das ist eine ganz wunderschöne Antwort die ich auch genau so richtig und wichtig finde. Aber was ich noch lieber mag ist es, der neugiriegen Person direkt zu sagen : ICH tratsche nicht und das geht sie nichts an.**** Dann bin ich allerdings unten durch ;-) Ich bin nicht unbedingt beliebt bei Tratschtanten.
Wobei man ernste Sachverhalte und Tratsch unterscheiden muss.
Wenn eine Nachbarin mir andeutet, dass ein Nachbar versucht hat sie anzufassen im Keller, dann ist das kein Tratsch- das ist dann Vertrauen.
Es gibt sehr viele Nuancen. Danke für deine schöne Antwort.

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Schau dir die Welt an, was meinst du wohl durch welche Hauptursache die so toll, oder so schrecklich geworden ist (je nach Ansicht) durch den Verdienst von Lügen, oder Ehrlichkeit!?

Unsere ganze Gesellschaft basiert auf dem Verdienst der Herstellung und Verkauf von Waren und Diesntleistungen und schaut man sich diese mal genau an, gibt es fast in keinem Bereich dieser Waren und Dienstleistungen wo hunderte Fallen lauern bei denen man betrogen und hintergangen werden kann, sei es bei gesundheitsgefährdenden Zutaten in Lebensmitteln, beim Tourismus, wo man kaum noch ohne Reisezusatzversicherung reisen kann, damit man bei falsches Hotel, verspätete Anreise, verlorenes Gepäck sich nicht jahrelang vor Gericht herumärgern muss. Die Justiz, die sich nur noch Wohlhabende, oder Rechtsschutzversicherte leisten können. In der Medizin, wo man aufpassen muss nicht operiert zu werden, sobald man nur jemanden im Krankenhaus besuchen geht, vom Staat, der einem ca 40-50 % des Verdiensts wegnimmt, man aber bei Behörden trotzdem weiteres Geld zahlen muss, wenn man sich zb einen Pflicht Personalausweis ausstellen lassen muss. Bei den Medien, die haupsächlich nur noch diese NAchrichten senden, mit denen sie am meisten Menschen auf ihre Webseiten und Kanäle lotsen können, damit diese sich die Werbung anschauen, was deren Hauptinteresse ist, weil sie damit ihr Geld verdienen. MAn ist also im Wirtschaftsleben umgeben vun Lug und Betrug und das zieht sich eben auch in das Privatleben hienein, dass sich bei der Fülle an Lügen im Geschäftsleben nicht mehr vom Privatleben trennen lässt.

CocoMarell 
Fragesteller
 07.12.2023, 05:39

Ja aber ein paar echte Freunde mit DIESEM Bewußsein wären schon schön.
Ehrlichkeit ist eben unbequem. Ich bin sehr unbequem und habe NICHT immer Recht und auch nicht immer die WAHRHEIT gepachtet. Ich finde lügen für mich selbst sehr unangenehm.

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CocoMarell 
Fragesteller
 07.12.2023, 06:03

Ich habe mir deinen Text nochmal durchgelesen und ich sehe, du hast auch verstanden was ich verstanden habe. Ich habe zumindest der Politik aus den letzten 50 Jahren nichts mehr zu sagen. Wenn da nichts Neues kommt, dann seh ich blau.

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Ich glaube, dass Menschen aus Unsicherheit lügen, je unsicherer dieser Mensch, umso mehr lügt er. Ich versuche Lügen zu vermeiden, Lügen sind anstrengend, Lügen können aufgedeckt werden und dann verliert man seine Glaubwürdigkeit, Lügen sind in der Regel völlig unnötig und bringen im Endeffekt keinen Vorteil.

Ich verwende ab und an auch die von dir genannten Höflichkeitslügen. Statt zu lügen werde ich eher still und ziehe mich im Konfliktfall zurück, das tut mir leid.

Typische Situation in meiner Beziehung:

Meine Partnerin möchte, dass ich ein Kleid an ihr beurteile - wenn ich ihr sage, dass darin ihre Hüfte unvorteilhaft zu Geltung kommt, ist sie beleidigt 😬🤷‍♂️