Warum ist Nietzsches Position nihilistisch?

2 Antworten

Nietzsches Position ist nicht nihilistisch.

Der Nihilismus ist für Nietzsche das Ergebnis der Überzeugung, dass es keine absoluten Wahrheiten und Werte gibt. Hieraus ergibt sich ein „Glauben an die absolute Wertlosigkeit, das heißt Sinnlosigkeit.“ (s. Wikipedia)

„Dass es keine Wahrheit giebt; dass es keine absolute Beschaffenheit der Dinge, kein »Ding an sich« giebt – dies ist selbst ein Nihilismus, und zwar der extremste“ (Nietzsche, zitiert bei Wikipedia). Entsprechend gibt es auch keinen Maßstab mehr für die Moral. Nietzsche wollte nicht nur destruktiv im Pessimismus verharren wie Schopenhauer, sondern suchte eine Perspektive zur Überwindung des Nihilismus.

„Wer das Große nicht mehr in Gott findet, findet es überhaupt nicht […] und muß es entweder leugnen oder selbst schaffen“ (Nietzsche, zitiert bei Wikipedia). Statt Gott als Idee des Weltgrundes setzt Nietzsche den Gedanken der ewigen Wiederkehr, die Vorstellung, dass alles Geschehende schon unendlich oft geschah und unendlich oft wiederkehren wird. Der, dem es gelingt, durch Umwertung aller Werte neue Werte zu schaffen, ist der Mensch der Zukunft, der Übermensch, zugleich Antichrist und Überwinder Gottes sowie Antinihilist und Besieger des Nichts. Das Handeln des neuen Menschen folgt der Triebkraft des Willens zur Macht und überwindet den Nihilismus durch ein Ja-Sagen zum unvermeidlichen Schicksal, ausgedrückt durch den Begriff des amor fati („Liebe zum Schicksal“; siehe zu allem Wikipedia: Nietzsche und der Nihilismus).

Das heißt also: der Wille zur Macht, der Übermensch-Gedanke und die willentliche Bejahung der Welt als das ewig sich wiederholende, unvermeidliche Schicksal des Menschen – das sind die neuen Werte, die der Mensch der Zukunft sich setzt, womit er den Nihilismus, der durch den Zusammenbruch der alten Werte sich ausgebreitet hat, überwindet.

Aus diesen Gedanken entspringt auch der Optimismus und das rückhaltlose Ja-sagen Nietzsches zur Welt und zum Leben, allerdings nicht zu der Welt der alten Ordnung, auch nicht zu einer Welt, die wegen des Zusammenbruchs der alten Ordnung im Nihilismus verharrt, sondern zu einer Welt, in der die eben gekennzeichneten neuen Werte gelten.

Bewertung: Nietzsche hat ja gefordert, dass man seine Thesen nicht kritiklos übernehmen soll, sondern man soll sie gewissermaßen als ein exotisches Gewächs zur Kenntnis nehmen und sich daran intellektuell reiben (Nietzsches Formulierung).

M.E hat sich Nietzsche fundamental geirrt, als er meinte, die alten, seit Jahrtausenden gültigen Werte würden zusammenbrechen. Das Christentum mag zu seiner Zeit an inneren Wert verloren haben, und es hat heute an innerer Kraft verloren. Doch von jeher hat sich das Christentum nach all seinen Krisen wieder erholt und irgendwann wieder an Kraft gewonnen. Z.B. in der Nachkriegszeit, nach dem beispiellosen Zusammenbruch des verbrecherischen Nationalsozialismus. Das Elend in Europa, insbesondere in Deutschland war gewaltig. Und wie haben damals die christlichen Kirchen (in Westdeutschland) wieder an Kraft und Macht gewonnen! 95% der Menschen waren in den Kirchen integriert, die christliche Moral wurde wieder respektiert, das Elend haben die Menschen mit den ungeheuerlichen Schandtaten der (deutschen) Regierenden in Zusammenhang gebracht. In dieser Not haben sie sich an Gott gewandt. Das werden sie immer tun, sobald wieder großes Elend über die Menschheit hereinbricht. Nietzsche hat die „schlechthinnige Abhängigkeit des Menschen“ (Schleiermacher) von einer übergeordneten metaphysischen Macht nicht einkalkuliert. Schon Schopenhauer hat darauf hingewiesen, dass das metaphysische Bedürfnis des Menschen immer bleiben wird, und also werden die Religionen auch immer bleiben!   

 

Woher ich das weiß:Recherche

Also ich würde umgekehrt sagen, dass Nietzsche den durch die Aufklärung (wenn man so will) erlangten Nihilismus versuchte zu überwinden - siehe Übermensch