Ich möchte mich intensiv mit Philosophie beschäftigen. Wo soll ich anfangen?

16 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich denke, Nietzsche ist ein guter Tipp zum Einsteigen und eine extrem faszinierende Persönlichkeit mit tollen Schriften, wobei ich dabei namentlich Die fröhliche Wissenschaft oder Morgenröte empfehlen würde. Die meisten Aphorismen darin können auch ohne Vorkenntnisse hervorragend gelesen werden und sind vielfältig und eingängig. Weniger geeignet zum Nietzsche-Kennenlernen sind seine späten Schriften (contra Wagner, Ecce Homo, z.T. auch Jenseits von Gut und Böse). Er bezieht sich wohl auf viele andere Philosophen, die in seine Kritik eingehen, es ist aber nicht zwingend notwendig, diese Philosophen dafür genau zu kennen. Ferner hat Nietzsche kein komplexes philosophisches Konzept errichtet, sondern ein aus Aphorismen und verschiedenen Meinungen zusammengenähtes Ganzes, was den »Konsum« erleichtert.

Dazu würde ich in jedem Fall ein philosophisches Wörterbuch (z.B. v. Kröner Verlag) empfehlen, auch darin zu schmökern kann weiterhelfen.

Ferner würde ich empfehlen, dir zu überlegen, welche Richtung, welche Art Philosophie und welche Zeit dich am meisten interessiert. Ich würde dir z.B. auch die Dialoge Platons (v.a. das Symposion nahe legen).

Mateusz90 
Fragesteller
 01.05.2010, 04:42

Vielen Dank für diese hilfreiche Antwort.

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Novalis1  01.05.2010, 15:47
@Riverplatense

Nietzsche "konsumieren"? Das ist schon ein performativer Widerspruch "an sich"... Und ein wie immer auch geartetes "Ganzes" gibt es bei ihm eben nicht...

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Riverplatense  01.05.2010, 17:30
@Novalis1

Das »Ganze« muss nicht zwingend widerspruchsfrei sein. Im Übrigen ist auch ein Halbes ein Ganzes — sonst wäre es ja ein Viertel... Deshalb habe ich ja geschrieben, dass er kein umfassendes philosophisches Konzept entwickelt hat, doch aber gibt es ein Gesamtwerk, das man Nietzsche aus dem einfachen Grunde zuschreibt, dass er es geschrieben hat... Und auch wenn Nietzsche keine Schokolade und auch nicht Novalis ist, so kann man ihn doch konsumieren, mag es auch weder seine Absicht, noch die normative Beschäftigung mit ihm sein.

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Mit Nietzsche habe ich damals auch angefangen. (Also sprach Zarathustra) Ist in so fern geeignet, dass er sehr gut lesbar und einfach verständlich ist; viele Bezüge zu anderen Philosophen wirst Du nicht verstehen, aber das ist bei jeder Philosophie ununmgänglich, wenn Du nicht grade mit Parmenides oder Descartes anfängst. Kurioserweise kann man auch einen guten Zugang zu einem Werk finden, dass etwas kritisiert, dass man noch nicht richtig kennt. Dies wird Dir in der Philosophie immer wieder passieren; so bekommst Du auch quasi Empfehlungen für andere Philosophen.

So oder so wirst Du egal was Du jetzt liest in ein paar Jahren noch mal lesen und komplett neu verstehen. Das gehört zur Philosophie dazu und ist grade das Großartige daran.

Wenn Du Dich ernsthaft beschäftigen willst, würde ich Dir raten: Kants Kritik der reinen Vernunft Kants Kritik der praktischen Vernunft (Bei beiden unbedingt mit der Vorrede anfangen, und die auch mehrfach lesen; wer die verstanden hat, ist schon mal sehr weit) Hegels Phänomenologie des Geistes

Mit den drei Werken findest Du eine richtige Herausforderung. Wenn Du die verstanden hast, hast Du unglaublich viel Philosophie verstanden. Allerdings ist das schon ein recht hohes Niveau, und Kant hat einen anfangs sehr sperrigen Schreibstil. Man liest sich aber rein. Wenn Du die Texte verstehst, bringt Dir das was für die gesamte Philosophie. Ist die beste Grundlage.

Wenn Du damit nicht klar kommst, würde ich Dir zu Platons Dialogen raten, z.B. Menon. Sehr verständlich geschrieben.

Von populärphilosophischen Einführungen würde ich Dir abraten. Philosophie ist kein Faktenlernen, sondern eher ein Fragen lernen, ein Hinterfragen von Vorurteilen. Somit bringt Dir eine Einleitung, die schon mal alles erklärt, nichts; wirklich bringen tun einem in meinen Augen nur die Primärtexte was. Du musst lernen mit denen zu arbeiten, also am besten gleich mit denen anfangen.

Ansonsten wäre es gut, würdest Du uns sagen, was für ein Thema Dich so interessiert (Ethik, Religionsphilosophie, analytische Sprachphilosophie, Metaphysik, Ästhetik usw.), dann könnten wir die spezifische Empfehlungen geben für Themen die Dich interessieren. Aber wenn Du grade einsteigst, weißt Du das wahrscheinlich noch nicht. :)

Sofies Welt ist gewiss ein guter Einstieg für Anfänger. Desweiteren kann ich "Kleine Geschichte der Philosophie" von Volker Spierling empfehlen. Zwar anspruchsvoll geschrieben doch mit Konzentration gut zu verstehen. Viel Spass!

Du könntest auch in eine Bücherei gehen und dir einige Bücher ausleihen. "Sofies welt" finde ich auch einen guten Anfang... wünsche viel Lesespaß

Sofies Welt habe ich schon gelesen und fand es ganz gut, aber nicht geeignet für eine intensive Auseinandersetzung mit der Philosophie, weil dieses Buch sehr oberflächlich und eher was für weniger interessierte ist.

@printblogger: Warum Sartre? Ist dieser besonders gut geeigent für den Einstieg? Wenn ja, warum?