Warum ist "Geringverdiener" keine abwertende, beleidigende Bezeichnung, auf das es abgeschafft gehört, und alle viel verdienen?

7 Antworten

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Geringverdiener KANN beleidigend genutzt werden, so wie im 'richtigen' Kontext gefühlt alles beleidigend genutzt werden kann.

Als Wort an sich drückt es einfach nur einen Fakt aus, nämlich dass jemand sehr wenig Geld verdient. Das Wort zu streichen ist im Endeffekt so, wie es mit diesen dämlichen Arbeitszeugnissen ist. Man darf nicht mehr sagen, dass etwas mies ist, aber jeder weiß es trotzdem und an den Tatsachen ändert es nichts, es ist nur unnötig beschönigt.

Un1kQ 
Fragesteller
 04.08.2022, 10:00

Der Begriff hat nichts aufwertendes, sondern nur abwertendes.

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BeviBaby  04.08.2022, 10:02
@Un1kQ

Der Begriff ist auch nicht dazu gedacht 'aufzuwerten', er ist dazu gedacht eine Tatsache zu beschreiben.

So wie 'Anwalt' einen Job beschreibt und 'Homosexueller' eine Sexuelle Orientierung, beschreibt 'Geringverdiener' den Umstand, dass jemand wenig verdient

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Weil es einfach ein Fakt ist, den man nicht einfach als Wort wegstreichen kann, da dies ja nichts an der Tatsache ändert, dass gewisse Berufe unterbezahlt sind.

Das Wort würde sofort aus dem Sprachgebrauch verschwinden, wenn man bereit wäre, jede Arbeit anständig zu honorieren und schätzen.

Denn was wäre der Chirurg ohne die akribische Putzfrau, die den OP steril hält?

Wer das Wort Geringverdiener von oben herab benutzt, der ist ziemlich blasiert und ganz sicher nicht die hellste Kerze auf der Torte. Also sagt er sehr viel über sich selbst aus und wäre bei mir disqualifiziert.

Jedenfalls schätze ich jedes Rädchen im Grossen ganzen Zusammenspiel, denn nur so haben wir all die Annehmlichkeiten. Fällt eines raus, bricht das Kartenhaus zusammen und es wird mühsam.

Sieht man ja jeweils bei Streiks oder Lieferengpässen.

Also wäre der Ansatz nicht beim Wort, sondern, dass sich das Wort selbst wegrationalisiert, einfach weil jeder Job so gut bezahlt ist, dass man gut davon Leben kann und keine zusätzliche Unterstützung vom Staat braucht. Denn das ist erniedrigend für jemanden der 8 Stunden am Tag arbeitet und es doch nicht reicht, einfach am Ende des Monats auch noch etwas übrig zu haben, um sich Freizeitwünsche, wie Kino, einen Skitag oder sonst ein Vergnügen leisten zu können.

Ob du es nun als Finanzielle Randgruppe oder Geringverdiener bezeichnest, es bleibt in der Sache gleich, der Arbeitnehmer gehört zu den unteren Lohngruppen.

Wenn man das sachlich anwendet, ist es korrekt, anders, wenn diese Menschen damit abgewertet werden. Geld macht keinen Menschen besser...

Geringverdiener ist ein beleidigende Bezeichnung bei Verwendung im entsprechenden Kontext.

Die Sprache dient der Weltbewältigung und Tatsache ist, dass es arme und reiche Menschen gibt. Geringverdiener ist ein Wort, ein Begriff, das in den Sprachgebrauch der Armen gehört, die in jedem Volk durch gesellschaftliche Entwicklung in der Überzahl sind. Streicht man dieses Wort aus dem Sprachgebrauch, dann würde man die Axt an die Kulturwurzel der globalen Unterschicht legen. Niemand wäre dadurch geholfen, arm bliebe arm und dumm würde dümmer!

Prinzessle  04.08.2022, 10:10

Kluge Worte, schön formuliert mit dem Bild der Axt.

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