Warum ist eine Leihmutterschaft in DE verboten?

11 Antworten

Ich hatte mal das Privileg, einen echten Leihmutterschaftsvertrag zu lesen.

In diesem Vertrag fand ich problematisch:

  1. Es ist ein "Geschäft" mit entstehendem Leben. Ein Leihmutterschaftskind können sich nur reiche Menschen "leisten". Diese Denkweise bereitet mir Unbehagen.
  2. Es besteht ein Ungleichgewicht der "Geschäftspartner". So verpflichtet sich die Leihmutter z.B. eine bestimmte Anzahl an Befruchtungsversuchen durchzuführen, die biologischen Eltern hingegen können - solange die Befruchtung noch nicht erfolgreich war - der Leihmutter jederzeit kündigen.
  3. Die Leihmutter ist verpflichtet, jederzeit einen Schwangerschaftsabbruch durchzuführen, wenn die biologischen Eltern dies wünschen. Das dies problematisch ist, würden wohl sowohl "my body - my choice"-Aktivisten als auch Abtreibungsgegner unterschreiben.
  4. Selektion von behinderten Leben: Es werden alle pränatalen Diagnostiken angewandt, die die biologischen Eltern wünschen. Die biologischen Eltern verpflichten sich, nach der Geburt jedes Kind egal welchen Behinderungsgrads zu sich zu nehmen "bei dem sie nicht die Abtreibung angeordnet haben". Dieser Wortlaut ist nicht erfunden und aus meiner Sicht höchst behindertenfeindlich.
  5. Alle "bindungsfördernden Aktivitäten insbesondere das Stillen" müssen nach der Geburt durch die Leihmutter unterlassen werden. Das heißt also im Umkehrschluss, dass die Frau, die gerade das Kind zur Welt gebracht hat, dieses nicht einmal auf den Arm nehmen darf, sondern direkt von diesem getrennt wird.

Ich sehe, dass sich aber auch viele Menschen ein leibliches Kind wünschen, aber keins bekommen können.

Ich wünsche mir eine offene Diskussion und eine beispielhafte Offenlegung von bestehenden Leihmutterschaftsverträgen. Denn diese kann man vergleichen und schauen, welche Vereinbarungen darin man in Deutschland akzeptieren, gesetzlich vorschreiben und verbieten will.

Aufgrund der vielen ethisch ungeklärten Fragen bin ich derzeit gegen Leihmutterschaften.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sozialer Dienst (Jugendamt)
verreisterNutzer  26.06.2022, 17:55

ein Vertrag kann keinen Menschen dazuzwingen abzutreiben.

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Goodnight  26.08.2022, 08:18

Fakt ist, dass Behinderte Kinder schlicht nicht abgeholt werden..

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Ich finde gut, das so etwas hier verboten ist, weil sonst eine finanzielle Notlage der Leihmutter ausgenutzt wird, um von ihr zu verlangen, neun Monate lang ihren Körper zu verkaufen und anschließend, nach dem Verlust (der Abgabe) des Kindes, das mit ihr per gemeinsamen Blutkreislauf verbunden war, mit möglicherweise schwersten seelischen Verletzungen zu leben.

Das hat der Gesetzgeber so entschieden.

Möglicherweise wollen sie verhindern, dass eine Frau ein Geschäft daraus macht, indem sie ein Kind für eine andere Frau austrägt. Es ergeben sich auch rechtlich Komplikationen, weil normalerweise jene Frau, die Mutter ist, die das Kind geboren hat - mit allen rechtlichen Konsequenzen. Die Frau hat einen Unterhaltsanspruch an den Genetischen Vater des Kindes - für das Kind.

Die Gefahr bei Leihmutterschaften ist die, dass es letztendlich zu einer ausbeuterischen Situation armer Frauen durch reiche Menschen kommen kann bzw. immer wieder kommt. Dass sich arme Frauen wegen des Geldes darauf einlassen, ohne sich wirklich über die körperlichen und psychischen Risiken im Klaren zu sein.

Und dass es irgendwo moralisch auch echt schwierig ist, ob nun im Ernstfall die Leihmutter, die das Kind ausgetragen und geboren hat, mehr oder weniger Anspruch auf das Kind hat, als die, die sie dafür bezahlt haben. Wo zudem noch mitschwingt, dass diese Menschen ja streng genommen ein Kind kaufen, was noch mal viele weitere moralisch-ethische Fragen aufwirft.

Es ist halt keine nüchterne, emotionsfreie Geschäftsbeziehung mit Käufern und Verkäufern bzw. Dienstleistern und einer Ware bzw. Dienstleistung. Es geht um Menschen, auf allen Seiten und Ebenen.