Warum heißt es Du hältst, aber nicht du setzst, sondern du setzt dich?

sonderdings  29.01.2022, 10:24

Kommt es dir auf das "dich" an, das beim "setzen" nicht dabei ist, oder auf das "s", das in "setzst" zu viel ist?

6 Antworten

Hängen Schrift und Sprache eng zusammen? Was bestimmt was?

Zwar glauben viele absurderweise, dass die Schrift die Sprache regle und dass man daher "nach der Schrift" sprechen solle, daher der erfreulicherweise allmählich aussterbende Begriff der "Schriftsprache".

Aber war es nicht so, dass die Schrift zum Zweck der Wiedergabe der Sprache - der gesprochenen Sprache! - entwickelt wurde?

Da niemand [settsst] spricht, wurde zwar das im Grunde ohnehin überflüssige t des tz bewahrt, man verzichtete jedoch auf eine nur in der Schrift erscheinende zusätzliche Korrektheit der 2. P. Sg-Endung -st - oder aber, man dachte man gar nicht an sie, da das zu erwartende [st] ja hörbar war.


rei2017  29.01.2022, 13:30
überflüssige t des tz

Ist <tz> nicht so gemeint wie bei anderen Konsonanten die Verdoppelung, also zur Markierung eines kurz gesprochenen Vokals?

0
Koschutnig  29.01.2022, 14:32
@rei2017

So lernt man's als vernünftige Regel in der Schule und das war auch der Grund für die Änderung der früheren ß/ss-Regelung z.B. bei ich muß>muss und du musst>musst. In früheren Tagen war es jedoch offenbar Praxis, den auf kurze Vokale folgenden Konsonanten tatsächlich länger zu sprechen. Das existiert übrigens noch: Du solltest einen Innsbrucker hören, wenn er sagt, er wolle "di Nrdkettn auelaffn"! Hört man das, ist man beinah versucht, dieses 'Hinauflaufen' gleich mit 3 F zu schreiben.

1
rei2017  29.01.2022, 14:38
@Koschutnig

Schon, Bairisch hat aber seine eigene Phonetik und kennt auch lange bzw. geminierte Konsonanten. Meine Variante - làffa - spricht sich auch, wie ein Italiener es lesen würde.

Na ja, Mecklenburger Dehnungs-c ...

2
Koschutnig  29.01.2022, 14:55
Konjugation - s

Man schreibt ja nicht nur bei setzen die 2.P.Sg ohne das Endungs-"s", sondern immer dann, wenn der Stamm des Verbs mit s; ß; x oder z und tz endet:

setzen;  sitzen; schwitzen, blitzen, platzen, kratzen; heizen;  reizen; beweisen; reisen; reißen; heißen; grüßen, wissen, lassen, hassen, müssen, küssen u.a.  

Bei all diesen Verben fällt in der 2. P. Sg. das "s" weg.

0

weil das eine ein reflexives Verb ist und das andre nicht.


AstridDerPu  29.01.2022, 10:32

Das ist nicht richtig. Du setzt dich. Du hältst dich gut/tapfer usw. Darum geht es dem Fragesteller auch gar nicht. Es geht um das s

Du hältst den Kessel in der Hand. aber Du setzt den Kessel auf den Tisch.

0
horribiledictu  29.01.2022, 10:34
@AstridDerPu

wenns um das geht: wie sprichst du denn ein /s/ nach einem /z/?

früher sprach und schrieb man da "du setzest", dann gehts...

0

Wie horribiledictu auch, dachte ich, dass es dir um Reflexivität geht. Geht es dir aber tatsächlich um das <s> in hältst, dass du bei setzt in der Orthographie nicht findest, dann liegt das schlichtweg daran, dass setzst doppelt gemoppelt wäre: <tz> wird als /ts/ ausgesprochen - ein zusätzliches <s> in der Schriftsprache würde daran nichts ändern.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Doktor der Englischen Sprachwissenschaft

Sprachoekonomie.

Wer sich bei der Deutschen Grammatik was bei gedacht hat, weiß ich nicht. Sprache entsteht und entwickelt sich immer weiter. Vieles ist nicht erklärbar. Neue Wortschöpfungen entstehen, die Rechtschreibung wird angepasst - zu "meiner" Zeit gab es das Wort "muss", aber ich schrieb es "muß". Warum? Weil das mal jemand so bestimmt hatte. Frag einen Deutschlehrer oder nimm es einfach so an. Noch so 'ne Frage: Warum nimmt man manchmal "haben" und manchmal "sein"? Beispiele:

Ich habe gegessen. Ich bin gelaufen. Erklär mir das mal.


Adomox  29.01.2022, 10:21

Dinge, die man vielleicht selbst nicht erklären kann, sind deshalb noch lange nicht unerklärbar. Ich habe auch keine große Ahnung von Physik, würde aber nie auf die Idee kommen, dass wir diese deswegen generell nicht erklären können. Ebenso können Menschen, die sich wissenschaftlich mit Sprache beschäftigen, die Dinge erklären, die du hier als "nicht erklärbar" deklarierst. In der Frage geht es um Reflexivität, in deiner Frage geht es darum, ob das jeweilige Verb semantisch eine Bewegung oder Zustandsänderung beinhaltet.

1
AriZona04  29.01.2022, 10:23
@Adomox

Ah - O.K. Jemand, der sich damit auskennt. Löblich. Und vielen Dank.

1