Warum haben viele Menschen heute Schwierigkeiten mit dem Gottesdienst?

23 Antworten

Och, das hat sehr viele Gründe.
  1.  Sind laut Eurobarometer 52% aller Deutschen Atheisten - schon allein das sorgt für sinkende Mitgliederzahlen, weniger Kirchenbesuche und daher auch "Schwierigkeiten mit dem Gottesdienst". Besonders bei Jüngeren und im Osten ist die Quote noch höher, vermutlich >75%.
  2. Ist die Kirche einfach anachronistisch und veraltet - es wird ein 2000-4000 Jahre altes Buch rezitiert, dessen Gebote, Verbote und Geschichten für das heutige Leben einfach nicht mehr zielführend, nützlich und zeitgemäß sind.
  3. Ist nicht nur die Kirche an sich, sondern besonders die Liturgie veraltet - Daran hat sich vermutlich in den letzten 500 Jahren so gut wie gar nichts verändert...

Du siehst in ganz Deutschland (und in so gut wie jedem westlich entwickelten Land) ein klares Wegkommen von Religion - das ist nur ein Teil davon.

Lg


martin7812  08.03.2015, 21:04

> Daran hat sich vermutlich in den letzten 500 Jahren so gut wie gar nichts verändert...

Die aktuelle Form der römisch-katholischen Liturgie stammt aus dem Jahre 1969 und hat mit der vorherigen Form kaum etwas gemeinsam.

Im Jahr als diese Liturgieform eingeführt wurde, stand Neil Armstrong auf dem Mond und das Internet ging in Betrieb.

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Ichthys1009  08.03.2015, 21:14

"in ganz Deutschland (und in so gut wie jedem westlich entwickelten Land)"  ...-  und in den anderen Ländern wächst dagegen das Interesse an Liturgie und Gottesdienst, ist ebenso ein Phänomen

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CalicoSkies  08.03.2015, 22:51
@Ichthys1009

Oder ums zusammenzufassen: Je fortschrittlicher ein Land ist, desto niedriger ist die Religiosität. Da gibts Studien drüber ;)

Das ist daher kein Argument für Religionen, sondern eins dagegen :D

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martin7812  09.03.2015, 07:14
@CalicoSkies

Das kommt darauf an, wie man das Wort "fortschrittlich" definiert. Oder anders gesagt: An welchem Kriterium machst du fest, ob ein Land "fortschrittlich" ist?

Wenn man damit "wissenschafts- und technologieorientiert" meint, gebe ich dir recht: Gerade in diesen Gesellschaften haben viele Menschen (fast immer welche ohne wissenschaftlichen Hintergrund) völlig utopische Vorstellungen von den Möglichkeiten von Wissenschaft und Technik. Ein Beispiel hierfür war die Vorstellung, dass man die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen bereits in mittelfristiger Zukunft auf über 200 Jahre steigern könnte.

Tatsächlich ist es also nicht so, dass in diesen Ländern die Religiosität abnimmt, sondern so, dass an die Stelle einer echten Religion eine Ersatzreligion tritt - und zwar eine völlig utopische Gläubigkeit in Technologie und Wissenschaft, die mit der wissenschaftlichen Realität nichts mehr zu tun hat.

Vor diesem Hintergrund frage ich mich, ob die von dir angesprochenen Studien ein Argument gegen Religionen sind, oder doch eher eines gegen die Behauptung, technologieorientierte Gesellschaften seien "fortschrittlicher" als andere Kulturen.

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Wenn du fragst, wie ein Mensch Gott dienen kann (Gottesdienst), dann haben begreiflicherweise viele Menschen ein Problem damit. Jemandem zu dienen, den man nicht sehen, nicht anfassen kann und dessen Existenz nicht "bewiesen" ist, ist schon sehr schwer. Jedenfalls verstehe ich das recht gut.

Aber wenn du fragst, wie Gott mir (als Mensch) dienen kann und will (Gottesdienst), dann eröffnet das eine ganz andere Perspektive. Da ist dann jemand für mich da, zwar mit den gleichen Schwiergkeiten, die aber durch diese andere Perspektive viel leichter ins eigenen Leben zu integrieren und damit auch durch Erfahrungen zu beantworten sind.

Weil vielen Menschen letztere Pespektive i.d.R. nicht kennen, haben viele eben Probleme mit einem Gottesdienst / Liturgie. Viele fragen sich, "Was bringt mir die Liturgie?" und kennen es nicht, dass sie durch diese Liturgie im Glauben getragen und gehalten werden. In der Kommunion bekomme ich etwas (besser: jemanden), das bekomme ich nirgendwo anders. Die Kommunion kann ich nur empfangen und niemals produzieren oder "machen". Wer das verinnerlicht, feiert die Liturgie anders als bisher.

Also zur Lösung der Frage: Perspektivenwechsel ist angesagt. Und dann schau'n mer mal...

Das Elternhaus gibt den Glauben nicht weiter. Taufe der Kinder und das war es dann. Dann verlieren die Kinder den Glauben! Und treten irgendwann aus. Die Eltern sollten ihre Kinder in die Kirche mitnehmen, von klein auf. Dann wachsen die Kinder im Glauben auf und wissen die Eucharistie oder Liturgie zu schätzen.


JTKirk2000  06.03.2015, 20:24

Ich habe meinen Glauben dadurch gefunden, dass ich mich aus eigenem Interesse und tatsächlich persönlichem Glauben einer Religion anschloss und als ich später merkte, dass ich in dieser nicht alle mir wichtigen Fragen beantwortet finden konnte, wechselte ich zu einer, welche diese Antworten hatte. In mir Bekannter hatte das genaue Gegenteil erfahren. Er wurde praktisch durch ein Internat zum Glauben genötigt und hat fürs Leben die Schnauze voll davon - was ich gut verstehen kann.

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martin7812  07.03.2015, 07:18
@JTKirk2000

Es ist schon richtig, dass viele Leute erst im Erwachsenenalter zum Glauben finden - ich kenne selbst einige wenige Fälle.

Die meisten Menschen bekommen den Glauben jedoch von den Eltern weitergegeben. Wenn Kinder lediglich getauft werden, sie aber keine religiöse Erziehung genießen, dann sind diese Leute nur laut Taufbucheintrag Christen. Da hat "Weena3" schon recht.

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JTKirk2000  07.03.2015, 07:31
@martin7812

Ich habe nicht zum Glauben gefunden, sondern meine eigene Quelle gehabt, aufgrund derer ich mich als Kind für den christlichen Glauben entschieden hatte. Ebenso wie meine Schwester wurde auch ich nicht von meinen Eltern dahingehend beeinflusst. Wir wurden lediglich getauft, aber das war es dann auch. Konfirmiert wurden wir nur, weil es jeder von uns wollte. Meinen persönlichen Glauben hatte ich also praktisch schon immer gehabt, nur die passende Religion fand ich erst später.

Vielleicht ist es bei den meisten so, dass sie ihren Glauben anerzogen bekommen. Vielleicht auch nicht. Ich halte mich nicht für qualifiziert, eine derartige Statistik spontan aufzustellen. Ich weiß für mich aber, dass ich froh bin, dass mir niemand einen Glauben anerzogen hat, sondern ich aus eigener freier Entscheidung eine Religion angenommen habe, die meinem persönlichen Glauben möglichst gut entspricht. Sollte ich irgendwann einmal Kinder haben, werde ich es wohl ähnlich halten, wie meine Eltern, und meine Kinder nicht zu einer Religion hin bedrängen, sondern ihnen die eigene Entscheidung lassen, ganz gleich, ob sie einen religiösen oder spirituellen Glauben haben, oder nicht. Einziger Unterschied wird sein, dass ich meine Kirchenaktivität nur so weit reduzieren werde, wie es für die angemessene Kinderaufsicht notwendig ist, um sie nicht zur Kirchenaktivität zu drängen, nur weil mir selbst die Aktivität in der Kirche, der ich seit ich seit etwa 9 Jahren angehöre, weil deren Lehre meinem persönlichen Glauben unter allen mir bekannten Kirchen am ehesten entspricht.

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Michy72  07.03.2015, 21:54

Es kommt aber auch darauf an, wie sie mit dem Glauben zu Hause umgehen. Alleine der Godi allein macht aus 1 Kind kein Christ.

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Die einen glauben nicht, die anderen langweilt es und wieder andere haben eben keine Zeit. Persönlich kann ich mir auch schöneres vorstellen als zur Kirche zu dackeln und dort zu hocken. Glauben besteht ja nicht daraus, dass man zur Kirche rennen müsste, man kann ihn so ausüben oder nicht ausüben wie man möchte.

Persönlich sehe ich daran dort hinzugehen auch nichts besseres oder schlechteres. Ich kenne viele die ein Mal die Woche zur Kirche gehen, dort brav ihre "Pflicht" erfüllen und den Fuß noch nicht richtig aus der Kirche haben und schon wieder beginnen über andere herzuziehen.

Die Zeiten ändern sich nun einmal und da sich gerade die Kirchen nur schleppend mit modernisieren, treffen sie oft in vielen Punkten nicht mehr die Belange der jüngeren Generation und so bleibt der Glaube, die Kirche verliert aber an Bedeutung. Hinzu kommt natürlich das so einige Skandale, gerade im katholischen Bereich, nicht gerade den Ruf der Kirche verbessert haben. Hier wurde gleich noch mal pbendrauf Negativwerbung betrieben.

Es währe sehr sehr nötig, die Liturgie in das heutige Deutsch zu setzten.

Die meisten verstehen nicht, um was es dabei geht. Gerade die Jugend ist da sehr hilflos.

Es gibt auch sehr wenig Pastoren, die sich, der Jugend richtig annehmen und ihnen richtig zuhören. Die Erklärungen der meisten Pastoren, sind mangelhaft und nicht verständlich genug, um die Jugend in die Kirchen zu bringen.