Warum gehen heutzutage so viele Ehen kaputt?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Oh, 3 Hochzeiten in 20 Jahren sind natürlich eine gute Anzahl um zu solch einem Schluss zu kommen.

Ehen werden dann geschieden wenn das Paar zu dem Schluss kommt das es für sie unzumutbar ist diese Ehe aufrecht zu erhalten. Wenn sie merken "wir waren zu vorschnell", oder wenn sie sich total auseinandergelebt haben, ... etc.

Du schreibst "Früher gab es deutlich weniger Scheidungen". Wann "früher"?

"Früher", vor 10 Jahren, vor 20 Jahren, vor 50 Jahren, vor 100 Jahren, vor 200 Jahren?

Je nachdem ändern sich die jeweiligen Hintergründe aufgrund der allgemeinen Gesellschaft, der verschiedenen Rollen der verschiedenen Geschlechter und ihrem jeweiligen entsprechenden Ansehen innerhalb der Gesellschaft.

"Gleichberechtigung"? Was hat Gleichberechtigung damit zu tun? Etwa im Sinne von "beide dürfen arbeiten, beide haben das Recht eine Scheidung einzureichen?"

Darüber könnte man jetzt Stundenlang diskutieren.

Bezüglich "Geld verdienen" als Frau/ als Ehefrau/ als Mutter:

Meine Oma war durch den Krieg zur Alleinerziehenden geworden. Sie schuftete sich in der Kriegszeit und Nachkriegszeit den Hintern ab um ihrem Nachwuchs ein Dach überm Kopf bieten zu können/ um Essen auf den Tisch bringen zu können. Als Frau, egal ob verheiratet oder nicht, zu arbeiten war damals ein absolutes MUSS wenn man selbst überleben wollte/ das Überleben der Familie sichern wollte.

Softboy90 
Fragesteller
 13.05.2020, 11:35

Ich meine mit früher 30 bis 100 Jahre. Ich kenne viele Ältere die schon sehr viele Jahrzehnte verheiratet sind. Ich denke das es in 20 Jahren so gut wie keine silberne oder Goldene Hochzeit geben würd.

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Rockige  14.05.2020, 02:09
@Softboy90

In Ordnung, danke für die ungefähre Einschränkung der Zeitspanne. Dies hilft schon mal bei der Beantwortung (dann können wir "die Rolle der Frau innerhalb der Gesellschaft/ Ihre Rechte im Mittelalter" schon mal weglassen bei der Überlegung.

Also.... Je ich geh jetzt mal rein von Deutschland aus. Denn in den verschiedenen Ländern gibts ja eben auch verschiedene Traditionen und somit auch Unterschiede im allgemeinen Sozialgefüge, der Erwartungshaltung, dem Verhalten der einzelnen Person.

Als meine Großeltern eine Familie gründeten (während des zweiten Weltkrieges/ gegen Ende) gings in erster Linie ums Überleben. Durch eine Gemeinschaft wurde die Wahrscheinlichkeit dafür natürlich erhöht. Sie arbeiten hart daran nicht unterzugehen. Sie zogen ihre Kinder auf, bewirtschafteten wohl auch einige Zeit einen Hof wenn ich mich recht erinnere. Das Leben meiner Großeltern bestand damals also aus der Beschaffung von Lebensmitteln, dem Bearbeiten und Erhalt von ihrem Besitz, Der Aufzucht ihrer Kinder. Da blieb keine Zeit um sich Gedanken darüber zu machen "Mögen wir uns noch genug?", "Was, wenn es irgendwo in dieser Stadt oder in diesem Land jemanden gibt der noch besser zu mir passt?". Sie waren eine Verpflichtung eingegangen durch ihre Ehe, hatten große Aufgaben. Da war keinn Raum für eine persönliche Gefühlsachterbahn.

Ein ehemaliger Nachbar von mir (der vor einigen Jahren leider im hohen Alter starb) erzählte mir mal von den Kriegsjahren/ Nachkriegsjahren. Wie er mit Frau und Kind in einem einzigen Zimmer zusammenlebte. Er sprach damals unter anderem davon das man als junges Ehepaar erst mal nach und nach das Zusammenleben austesten muss, sich zusammenraufen muss. Das das aber völlig okay ist und der Zusammenhalt zählt.

Ich denke, auch damals gab es sicherlich manche Scheidungen. Wenn denn überhaupt beide Ehepartner den Krieg überlebt hatten. So manche Ehefrau ging als Witwe aus dem Krieg heraus.

Allerdings war damals zusätzlich der Soziale Druck sehr hoch gegenüber Männern und vor allem Frauen. "Was soll denn die Familie denken, die Nachbarschaft, der Pfarrer? Als geschiedene Frau findet man doch kaum eine Anstellung". Anstand, ein "da muss man durch als Frau", die Moralkeule.

Ich mag nicht wissen wieviele Frauen irgendwann einfach resignierten.

Meine Eltern wurden gegen Ende des zweiten Weltkrieges geboren. Sie waren als junge Erwachsene erst "nur so" locker befreundet, irgendwann intensivierte sich die Freundschaft . Meine Mom heiratete als sehr junge Erwachsene jemanden, bekam Kinder, die Ehe war... ich sag mal so: Sie hat mir so manche schlimmen Dinge erzählt. Auch damals galt man als Geschiedene in der Gesellschaft als "nicht so ideal". Noch dazu mit Kindern. Mein Vater war für sie da, irgendwann entschieden meine älteren Geschwister "Wenn du unsere Mama heiratest, kaufen wir dir jeden Tag einen Snickers von unserem Taschengeld". Süß, was? Na wie auch immer, meinen Eltern zeigte dies "die Kinder sind bereit ihn als Vaterersatz zu akzeptieren", sie heirateten irgendwann, bekamen mich.

Warum ich das schreib? Nur um ein ungefähres Bild zu vermitteln. Zurück zu meinen Eltern: Die Ehe hielt vielleicht so 36 oder 37 Jahre, bis sie im Rentenalter entschieden "Okay, jetzt gehts einfach nicht mehr miteinander".

Jetzt zum endgültigen Fazit:

Manchmal merkt man schon nach einigen Monaten oder einem Jahr "die Heirat war ein Fehler, das haut mit uns einfach nicht hin".... Manchmal realisiert man dies erst nach vielen Jahrzehnten der Ehe, oder traut sich eben erst nach vielen Jahrzehnten der Ehe zu diesem Schritt.

Denn irgendwann mal hat der eine oder andere Mensch durchaus den Mut und die Entschlossenheit zu wissen "Egal was andere Leute darüber denken könnten - ich bin mir am Nächsten! Ich bin auch wichtig, nicht einfach nur das Bild das meine Ehe nach außen vermittelt".

Es liegt nicht direkt an der Gleichberechtigung. Eher an dem Fakt das man heutzutage als Frau nicht alleine davon abhängig ist was ein Mann für einen entscheidet. Man wird nicht mehr sozial gebrandmarkt durch eine Scheidung.

Mancher mag auch als Ursache "die Angebotsvielfalt" sehen (alleine schon durch die sozialen Medien). Doch das ist nicht überall der ausschlaggebende Grund.

Nein, Ehe wird noch immer gerne gewählt von liebenden Paaren. Nur, ob sie als Paar alles gemeinsam bestehen oder irgendwann scheitern - das liegt allein an ihnen. Wenn, dann ists halt so wie es ist.

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Softboy90 
Fragesteller
 14.05.2020, 11:00
@Rockige

Vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort und die Erfahrungen deiner Eltern und Großeltern.

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Halbammi  13.05.2020, 12:21

ich verstehe hier deine agrressive Schreibweise nicht, insbesondere da du dich "Community Experte" nennst. Die Frage ist doch eindeutig und berechtigt. Du kannst "Früher" nehmen von wann du willst, auch vor 20 Jahren gab es weniger Scheidungen, vor 50 noch weniger usw davor. Es ist doch völlig egal von welchem Zeitpunkt er spricht.

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Rockige  14.05.2020, 01:39
@Halbammi

@Halbammi,

"aggressiv" ist wohl einfach eine persönliche Interpretation.

Allerdings ist ja hinlänglich bekannt das der Mensch kein gefühlloser Roboter ist und daher gelenkt wird durch sein persönliches aktuelles Empfinden, die aktuelle Laune, etc. Somit kommt es hin und wieder vor das man hier und da etwas harscher rüberkommt als es ursprünglich beabsichtigt war.

Wie du ja weißt verleiht man sich diese Betitelungen a la "Experte für...blabla" nicht selbst. Lass das also mal einfach stecken.

Ja sicher ist die Frage berechtigt... wieso auch nicht. Aber, meine Gegenfrage "Wann denn früher" ist ebenso berechtigt. Immerhin spielt auch die jewilige Rolle der Frau und die allgemeinen Rechte von Frauen innerhalb der Gesellschaft eine wichtige Rolle bei der Beantwortung. Selbst wenn man nur 200 Jahre zurück gehen würde - da sah es noch ganz anders aus mit der allgemeinen Rollenverteilung, den Erwartungen an die jeweiligen Geschlechter, "was darf man als Mann/ Frau, was darf man nicht".

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Ja zum Teil liegt es daran. Die ach so romantische Hochzeit aus Liebe war lange Zeit meist nur ein kitischiger Wunschgedanke. Selbst in Disneyfilmen wird es angedeutet. Zb in Dornröschen. Aurora(Dornröschen) war von Geburt an dazu bestimmt den Prinz zu heiraten um die zwei Königreiche zu vereinen. Merida und Pocohontas sollten heiraten um Stämme bzw Clans zu vererinen. Mulan um der Famiele Ehre zu machen und sie sollte einen Mann vermittelt bekommen. Auch wenn sie sich in den Filmen später verlieben waren das lange Gründe zu heiraten nicht wirklich die Liebe- Im Mittelalter galt eine Frau als heiratssfähig sobald sie Kinder zeugen konnte(Periode hatte? das war nicht selten schon mit 11 oder 12 Jahren. Da wurde selten gefragt ob sie wollte und noch bis weit in die fünfziger Jahre hatten Frauen hier keine Recht. Sie durften weder ohne Erlaubnis des Mannes arbeiten noch ein Konto haben und selbs wenn verwaltet der Mann ihren Lohn. Erst ende der siebziger Jahre hatten Frauen hier alle Rechte. Auch Sissi wurde regerecht verkauft- Sie selbst sagt zur Ehe" Die Ehe ist eine widersinnige Einrichtung. Als 15 jähriges Kind tut man einen Schwur den man nicht versteht und dann dreißig Jahre und länger bereut und auch nicht mehr lösen kann"

Die Ehe im Mittelalter – Leben im Mittelalter Elisabeth und Franz Joseph: Hochzeit und Ehe | Die Welt ... Pocahontas: Zwischen Mythos und Realität | WEB.DE Die erste Frau, die ohne Erlaubnis ihres Ehemannes ...
Warum ist die Scheidungsrate heutzutage so extrem hoch.

Was heißt für dich "heuzutage" und was heißt bei dir extrem hoch? Die Scheidungsrate hat sich in den letzten 20 Jahren kaum verändert bzw. ist es tendentiell rückläufig.

Ich persönlich kann auch dieses Gerede nicht mehr hören von "früher war alles besser", "früher hat man Beziehungen mehr geschätzt", "...damals bei Oma & Opa".

Menschen hatten schon immer Probleme mit ihren Beziehungen. Das hat nichts mit der Generation zu tun, auch wenn das jeder nachplappert.

"Früher" hatte man ein viel engeres gesellschaftliches Korsett. Man hat die Konflikte weniger gesehen und nie darüber gesprochen. Früher gab es kein Internet und es war nicht üblich jedes Kinkerlitzchen in die Welt hinaus zu tragen. Es war nicht üblich sich auf Datingseiten herumzutreiben und als Minderjähriger Affären zu führen. Nur weil man zusammenblieb, in mitunter schlimmen Ehen, war man nicht fähiger oder glücklicher. Heute können die Menschen ihre Neurosen nur viel freier ausleben.

Was hat das mit der Gleichberechtigung zu tun?

Warum ist die Scheidungsrate heutzutage so extrem hoch

Weil man früher die Dinge mehr geschätzt hat. Heute leben wir in einer schnelllebigen Zeit und einer Wegwerfgesellschaft. Das gilt auch für die Liebe.

Ansonsten ist es heute dank Internet, Social Media und Co. deutlich einfacher geworden, eine andere Person kennenzulernen, sei es für einen Seitensprung oder man verliebt sich einfach neu.

Das gab es früher nicht. Da bist Du mit deiner Frau ins Kino/Theater/Restaurant gegangen und hast dich mal mit Freunden getroffen. Damals gab es aber noch keine Chats und Du hattest keine 2.000 Facebook-Freunde.

Softboy90 
Fragesteller
 13.05.2020, 11:30

Also meinst du das dass Internet großen Anteil daran hatt?

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ChristianLE  13.05.2020, 11:53
@Softboy90

Ich denke, dass es zumindest einen größeren Anteil hat. Kontaktaufnahmen zu "fremden" Personen sind doch heute deutlich einfacher, als früher.

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Das ist deswegen so, weil heute viele Jahre lang ausprobiert wird, ob die beiden zusasmmen passen. ;-)