Warum führte das babylonische Exil zur Krise im Glauben?

5 Antworten

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Du redest von den Juden?

Sie gerieten in eine Krise, weil sie bis dahin sich als Gottes (Jahwes) auserwähltes Volk wähnten. In ihrer Vorstellung hätte Gott sie nie mit so einem Unglück bestraft. Sie waren nicht mehr sicher, ob Gott noch auf ihrer Seite war.

Dass sie sich aber selbst in das Unglück hineingeritten hatten, langfristig, und dass es immer wieder Propheten gab, die sie davor gewarnt hatten, das musste wohl erst mal in ihr Bewusstsein dringen.

Jelena196 
Fragesteller
 30.03.2020, 16:32

Vielen Dank :) !

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Teile des Adels und der Priesterschaft wurden zwangsweise umgesiedelt.

Viele arrangierten sich mit den gegebenen Verhältnissen. Der Tempel in Jerusalem war weit. Vieles ist in Vergessenheit geraten.

So ist es den Priestern, wie Esra, zu verdanken, dass eine neue Grundlage für den jüdischen Glauben geschaffen wurde.

Es wurde mehr auf die rituelle Reinheit Wert gelegt. Man übernahm von den Persern die Vorstellung, dass man sich nur rituell rein einer Gottheit nähern kann.

Mir ist nicht bekannt, dass die 70jährige Gefangenschaft des Volkes Israel in Babylon zu einer Glaubenskrise führte.

Kannst Du das bitte näher erläutern?

Oder ist gemeint, dass der Ungehorsam der Israeliten gegenüber Gott zur Gefangenschaft führte?

Gottes Propheten hatten die Juden jahrelang gewarnt, sie würden in die Hände der Babylonier fallen, wenn sie Gottes Gesetz weiterhin missachteten.

Jelena196 
Fragesteller
 30.03.2020, 16:39

Ich habe einen Text gelesen wo drin stand, dass Das babylonischen Exil zu einer Glaubenskrise bei den Juden geführt hat. Doch mir fehlten einige Argumente warum, weswegen ich diese Frage gestellt hatte.

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OhNobody  30.03.2020, 16:55

Viele der Israeliten (Gottes Volk) sind VOR dem Exil dem Götzenkult verfallen. Deshalb wurden sie von Propheten Gottes auf die neue zu erwartende Situation vorbereitet. Ihnen sollten die falschen Götter Babylons keine Ehrfurcht einflößen. Und sie sollten ihnen nicht dienen.

Jesaja erwähnte in seiner Prophezeiung zwei Hauptgottheiten Babylons und sagt: „Bel hat sich niedergebeugt, Nebo krümmt sich; ihre Götzen sind den wild lebenden Tieren und den Haustieren zuteil geworden, ihre Lasten, Gepäckstücke, eine Bürde für die müden Tiere“ (Jes. 46:1).

Bei Bel handelt es sich um den obersten der babylonischen Götzen. Und Nebo wurde als Gott der Weisheit und Gelehrsamkeit verehrt.

Welche Achtung viele diesen beiden Gottheiten entgegenbringen, ist daran zu erkennen, dass ihre Namen Bestandteil mehrerer babylonischer Eigennamen sind: Belsazar, Nabupolassar, Nebukadnezar und Nebusaradan, um nur einige zu nennen.

Das Leben in Babylon konnte für die Israeliten also zu einer Gefahr im Glauben werden. Aber dazu kam es nicht, denn sie haben aus ihren Fehlern gelernt.

Gott bediente sich des Propheten Hesekiel, um ein prophetisches Bild von der Wiederbelebung der jüdischen Nation und der Wiederherstellung der Anbetung in ihrem Heimatland zu schildern.

Noch während der siebzig Jahre im Exil wurden die Israeliten / Juden darauf hingewiesen, wann die bestimmte Zeit für das Kommen des Messias sein würde.

Das hielt sie im Glauben stark.

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ManfredFS  30.03.2020, 22:30

Nun die Israeliten waren von 587 bis 537 im Exil. Also gerade mal 50 Jahre und nicht 70 Jahre. Das scheinst du ignoriert zu haben.

Von 537 bis 517 haben sie den Tempel wieder aufgebaut.

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Der Hauptgrund lag darin, dass der entführten israelitischen Elite das Leben in Babylon ziemlich gut gefiel, da es auf einem wesentlich höheren zivilisatorischen Niveau stattfand als in Judäa. Dazu kam, dass sich die Israeliten integrieren durften, voll am gesellschaftlichen Leben teilnahmen und sogar bis in höchste Regierungsämter gelangen konnten. Das ist durchaus vergleichbar mit ursprünglich strenggläubigen Moslems heutzutage, die ja auch zu eibnem nicht unerheblichen Teil das hiesige Leben gar nicht so schlecht finden, sich integrieren, die Bildung genießen und damit meistens verbunden den Fundamentalismus hinter sich lassen.

Viele strenggläubige Moslems sehen das hier auch als einen Abfall vom strengen Glauben an und erkennen darin eine Glaubenskrise. Nicht selten werden angepasste Moslems, die feiern, Bier trinken und Currywurst essen, aber nur noch selten in der Moschee zu sehen sind, von den übriggebliebenen Fundamentalisten angefeindet.

Nicht anders war es in Babylon. Der kleine fundamentalistische Rest der Israeliten verweigerte jegliche Integration und sah eine Krise des Glaubens. Um dem entgegenzusteuern schrieben sie das Alte Testament, wobei sich der Fundamentalismus darin durch entsprechende redaktionelle Bearbeitungen entsprechend verfestigte.

Ich denke, weil sie sich von Gott verlassen gefühlt hatten und nicht mehr glaubten, dass er sie aus dem Exil herausführen könnte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung