Warum darf man mit einem Oszilloskop keine Steckdosen messen?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das Gehäuse des Oszilloskop und auch die Masse der Messleitungen sind fest mit Erde verbunden. Außerdem sind die Eingänge nicht für Netzspannung ausgelegt. Misst Du jetzt an Netzspannung ihne zusätzliche galvanische Zrennung, machst Du mit der Masseleitung schnell einen Kurzschluss oder Leiterschluss (N mit PE), bzw die Eingänge gehen sogar kaputt. Mit Tastkopf 10:1 kannst Du zwar die hohe Spannung messen, aber hast immer noch keine sichere Trennung. Jetzt kann man das Messobjekt, oder ggf das Oszilloskop über einen Trenntrafo galvanisch trennen, bei letzterem besteht aber Gefahr, dass das Gehäuse und die Masseleitungen Netzspannung führen und es lebensgefährlich wird. Also eher Messobjekt galvanisch trennen. Daber hat aber die Masse der Messleitungen immernoch Verbindung zur Erde und man definiert beim Messobjekt einen neuen Bezugspunkt. Damit besteht beim Berühren anderer Anschlussstellen wieder Gefahr. Auch ein Kurzschluss über zewi Massepunkte ist möglich. Also nur einen Massepunkt definieren.

Sicherer aber auch teuer sind Trennverstärker, die den Messpunkt komplett galvanisch trennen. Oder man hat ein Oszilloskop mit galvanisch getrennten Eingängen, wie bei manchen Handoszilloskopen. Hier muss man aber sehr genau auf die zulässigen Spannungen achten, da auch die intern kaputt gehen können, weil keine ausreichende Potentialtrennung vorhanden ist.

Geforcer838 
Fragesteller
 14.08.2023, 12:47

Jetzt wird mir einiges klar. Hatte das sonst so verstanden dass man auch eine normale Messung nicht durchführen sollte. Das heißt nur wenn die Gefahr besteht dass man mit der Masse an Spannung kommt sollte man Maßnahmen treffen. Aber wie sieht es aus mit Niedervolt Schaltungen bis 12v oder so. Besteht dort auch die Gefahr?

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RareDevil  14.08.2023, 13:34
@Geforcer838

Bei galvanischer Trennung zwischen Netz und 12V-Seite ist das kein Problem. Im Regelfall sind die Schaltnetzteile auch alle galvanisch getrennt. Ausnahmen kann es vlt geben, je nachdem, welche Form der Kleinspannung angewendet wird. Ebenso gibt es Spartransformatoren, die keine galvanische Trennung haben. Es kann also im schlechtesten Fall auch Schief gehen... Aber das sollte eher sehr selten der Fall sein. Alles, wo man mit der Kleinspannungsseite in Berührung kommen kann, sollte zumindest galvanisch getrennt sein... Geerdete Kleinspannungen gibt es eig eher nur in der Industrie... Da ist eben zumindest eine Kurzschlussgefahr vorhanden. Bei nachgeschalteter Elektronik also auch eine Zerstörung durch Fehlerströme...

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Wechselfreund  14.08.2023, 12:54

Ich hab häufig Netzspannung mit Oszilloskop dargestellt. Man muss eben drauf achten, dass am "geerdeten" Eingang N und am anderen L liegt. Da ist nie was passiert. Warum sollte man das nicht tun?

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RareDevil  14.08.2023, 13:30
@Wechselfreund

Du machst damit einen Leiterschluss N-PE, was je nach Last zum auslösen des RCD führt, wenn vorhanden. Bei TT-Netzen kann es zusätzlich zu hohen Ausgleichsströmen kommen, da Trafosternpunkt nicht dem örtlichem Potentialausgleich entspricht.

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Wechselfreund  14.08.2023, 15:07
@RareDevil

Kann ich nicht nachvollziehen. Ich hatte so eine schöne Sinuslinie auf dem Schirm ( N an Schirmung vom BNC Kabel, L auf die Seele).

Haben N und PE nicht das gleiche Potential?

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RareDevil  14.08.2023, 15:17
@Wechselfreund

Beim TN-S-Netz ja, da diese im HAK zusammen geklemmt sind. Aber wenn Du jetzt die Messleitungsmasse an N klemmst, dann umgehst Du über den PE des Oszilloskop den N und es kommt zu Teilableitströmen über PE statt über N und Du hast einen Differenzstrom auf dem RCD, welcher ggf zur Auslösung führt.

Im TT-Netz sind N und PE nicht am HAK zusammen geklemmt. Auch diese Netzform gibt es. Da ist der PE nur vor Ort am PA angeschlossen. Der N ist nur am Trafo mit Erde verbunden. Über den Erdwiderstand kann so eine Potentialdifferenz zwischen N und PE vorliegen, was dann zu einem Ausgleichsstrom zwischen N des Netz und PE am örtlichen PA zur Folge hat. Da können trotz ungefährlicher Berührungsspannung durchaus betrachtliche Ausgleichsströme entstehen, die einige Amperer überschreiten. Das führt im besten Fall nur zu weggeschmolzenen Messleitungen oder gar zu Verbrennungen an dieser...

Gegen PE messen kann an natürlich auch, also die Masse gar nicht anschließen oder am Gehäuse. Aber im Regelfall hat man einen eigenen Bezugsmesspunkt, welcher nicht PE ist, um Potentials und Signalformen zu kontrollieren und nachzumessen. Will man z.B. im Schaltnetzteil hinter einem netzseitigen Brückengleichrichter die Welligkeit am Ladekondensator messen, welcher auf 325V aufgeladen ist, so führt eine Messung gegen PE nicht zu den gewünschten Ergebnissen. Da muss man direkt am Kondensator messen. Klemmt man jetzt den Massepunkt unbedacht an den Kondensator, überbrückt man einen Teil des Brückengleichrichter und schließt über die Dioden das Netz kurz. Das führt zum Knall, defekten Dioden/Brückengleichrichter und ggf defektem Oszilloskop oder zumindest defekten Messleitungen...

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Wechselfreund  14.08.2023, 15:32
@RareDevil

Dann hab ich wahrscheinlich nur Glück gehabt.

Danke, dass du dir die Zeit für eine ausführliche Antwort genommen hast!

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treppensteiger  14.08.2023, 19:06

Der Oszi darf nicht über Trenntrafo angeschlossen werden, nur das "Messobjekt".

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RareDevil  14.08.2023, 21:53
@treppensteiger

Wir haben auf Abeit immer das Oszi über Trenntrafo betreiben müssen, da wir z.B. Messungen an isoliert betriebenen Gleichspannungsanlagen durchführen mussten um schnelle Signalimpulse und Absteuerzeiten zu erfassen. Dabei durfte aber die isolierte Spannung nicht auf Erde gezogen werden da sonst die Erdschlussüberwachung angesprochen hätte...

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Wen du mit der Tastkopf Masse irgendwo hinkommst wo Spannung anliegt dann erzeugst du einen Kurzschluss. Wen du galvanisch getrennt bist passiert gar nichts.