War der Versailler Vertrag ein Grund für das Scheitern der Weimarer Republik?

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Das Ergebnis basiert auf 12 Abstimmungen

Ja, der Versailler Vertrag war ein Grund für das Scheitern! 67%
Nein, der Versailler Vertrag hatte keinen Einfluss auf das Scheitern. 17%
Der Versailler Vertrag hatte nur sehr bedingt Einfluss auf das Scheitern. 17%

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ja, der Versailler Vertrag war ein Grund für das Scheitern!

Der Versailler Vertrag ist ein Grund unter anderen gewesen und dies auch in einer gewissen Bedingheit. Eine noch größere Auswahlmöglichkeit mit feineren Unterscheidungen wäre daher noch günstiger gewesen, um Urteile genau abzubilden. Die Demokratie in Deutschland hatte damals ungünstige Rahmenbedingungen und die Weimarer Republik war verschiedenen Belastungen ausgesetzt.

Der Versailler Vertrag war eine von außen kommende Belastung für die Weimarer Republik. Allerdings führte auch gerade die Reaktion vieler Deutscher darauf zu politischen Schwierigkeiten. Der Versailler Vertrag nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg hatte ungünstige psychologische Folgen und führte zum langandauernden Problem der Reparationszahlungen, was radikalen Kräften Agitationsmöglichkeiten mit Angriffen gegen auf Kompromisse, internationale Verständigung und Einsicht in reale Bedingungen ausgerichtete Demokraten bot. Dolchstoßlegende (eine unzutreffende Darstellung, das deutsche Heer sei im Weltkrieg „im Felde unbesiegt“ geblieben und habe erst durch oppositionelle „vaterlandslose“ Zivilisten aus der Heimat einen „Dolchstoß von hinten“ erhalten) und Kriegsunschuldlegende (als Reaktion gegen den überzogenen Vorwurf der Alleinschuld) waren schädlich. Revolutionäre im November 1918 („als Novemberverbrecher“ verleumdet) und Demokraten wurden in einer Geschichtsfälschung als Schuldige abgestempelt und die Führungsschichten des Deutschen Kaiserreiches, vor allem die militärische Führung, von ihrer Verantwortung entlastet und gerechtfertigt. Rechtsextreme Propaganda griff oft auf diese Legende zurück. Die Demokratie wurde mit der Niederlage verbunden.

Überlegt werden kann auch, ob die Bestimmung des Versailler Vertrag, eine Berufsarmee (mit einer vorgeschriebenen Höchstzahl) einzurichten, Schattenseiten hatte (Staat im Staate mit wenig demokratischer Einstellung).

Argumente können sich eher auf die Gewichtung der Versailler Vertrages im Vergelich mitr anderen Ursachen beziehen. Fast alle Parteien in Deutschland traten dafür ein, den Versailler Vertrag zu revidieren (durchsehen, überprüfen und verändern/korrigieren). Ein Wunsch nach Veränderung der Bedingungen des Friedensvertrages war alleingenommen kein Grund für eine Abschaffung der Demokratie. Erst in Verbindung mit einem starken (teilweise extremen) Nationalismus und einer antidemokratischen Einstellung ergab sich bei einer erheblichen Anzahl der Bevölkerung diese Tendenz. Dies ist ein Argument gegen den Versailler Vertrag als einzige Ursache und für ein starkes Gewicht weiterer Ursachen.

Ursachen für das Scheitern der Weimarer Republik werden in wissenschaftliche Darstellungen über die Weimarer Republik erörtert (z. B. in einer neuen Gesamtdarstellung bei: Ursula Büttner, Weimar : die überforderte Republik 1918 - 1933 ; Leistung und Versagen in Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur. Stuttgart : Klett-Cotta, 2008. S. 498 – 509). Für eine Urteilsbildung ist es günstig, sich mit der Zeit näher zu befassen und dabei auch mehrere Erklärungen und Deutungen zu vergleichen (aufgeführte Gründe und ihre Gewichtung).

Zum Scheitern der Weimarer hat nicht allein ein einzelner Grund geführt, sondern eine Anzahl verschiedener Ursachen (teils aus der Vergangeheit stammend, teils neu entstanden) und ihr Zusammenwirken.

Eberhard Kolb, Die Weimarer Republik. 7., durchgesehene und erweiterte Auflage. Oldenbourg : München, 2009 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte ; Band 16), S. 250 – 251 skizziert ein komplexes Ursachengeflecht:

  • institutionelle Rahmenbedingungen

  • ökonomische Entwicklungen mit ihren Auswirkungen auf politische und gesellschaftliche Machtverhältnisse

  • Besonderheiten der politischen Kultur in Deutschland (mitverantwortlich für weitgehende Republikferne der Eliten)

  • Veränderungen im sozialen Gefüge (Umschichtungen)

  • ideologische Faktoren (autoritäre Tradition, extremer Nationalismus, Führererwartung und Hoffnung auf einen charismatischen „starken Mann“)

  • massenpsychologische Momente (Erfolgschancen einer massensuggestiven Propaganda infolge kollektiver Entwurzelung und politischer Labilität breiter Bevölkerungskreise)

  • Rolle einzelner Personen (vor allem Hindenburg, Schleicher, Papen)

Die Demokratie in Deutschland hatte damals ungünstige Rahmenbedingungen und die Weimarer Republik war Belastungen ausgesetzt. Es gab Erblasten, die das Deutsche Kaiserreich hinterlassen hatte (z. B. verlorener Krieg und dessen weitgehende Finanzierung über Krediten, die ein wichtiger Grund für eine starke Inflation waren).

Eine weitere von außen kommende Belastung (neben dem Versailler Vertrag) war die Weltwirtschaftskrise: Der Börseneinbruch 1929 führte zu einer schweren Weltwirtschaftskrise, die in Deutschland eine hohe Arbeitslosigkeit verursachte. Die bestehenden sozialen Sicherungssysteme hatten Mängel und waren mit einem ausreichenden Abfangen überfordert. Die schlimme Lage und die Angst vor sozialem Abstieg (auch die Inflation 1923 war noch stark in Erinnerung) untergruben das Vertrauen in das politische System.

Die Explosivwirkung entstand allerdings erst durch Verbindung mit anderen Belastungen:

  • starke Stellung von Führungskräften des Kaiserreiches in Verwaltung, Justiz, Militär (Reichswehr) und Wirtschaft

  • antidemokratische Denken: beträchtliche Teile der Bevölkerung, auch gerade der Eliten, hatten eine antidemokratische Einstellung. Sie lag sowohl an nachwirkenden Traditionen, Strukturen und Mentalitäten aus dem monarchistischen Obrigkeitsstaat als auch in neuen Weltanschauungen. Im Spektrum rechts außen gab es keine Bejahung der Demokratie. Antidemokratisches Denken und autoritäre Neigungen bestimmten erheblich die politische Kultur. Dazu gehörte eine sehr nationalistische Ideologie mit Massenmobilisierung im Zeichen einer „Volksgemeinschaft“, die stark von Erlebnissen des Ersten Weltkrieges geprägt war, als auch eine kommunistische Bewegung, die mit einer Spaltung der Arbeiterbewegung und einer Bekämpfung deren gemäßigter Teile (über lange Zeit als Hauptfeind) durch die Kommunisten verbunden war. Die Kommunisten und der Bolschewismus in der Sowjetunion waren für rechte Gruppierung geeignete Schreckgespenster, um eine Kommunistenfurcht zu ihren Gunsten auszunutzen.

  • Strukturschwächen der politischen Ordnung/Verfassung: Die Verfassung war wertneutral und manche Prinzipien (parlamentarisch, präsidial und direkt) durchmischt. Die Demokratie war nicht als in ihrer Grundordnung nicht abzuschaffen gesichert und Grundrechte konnten außer Kraft gesetzt werden. Ein destruktives Misstrauensvotum gegen Regierung war möglich. Ein direkt gewählter Reichspräsident hatte eine große Machtfülle (vor allem Artikel 25 Auflösung des Reichstags, Artikel 48 Notverordnungen und Artikel 52 Ernennung und Entlassung des Reichskanzlers). Wenn es im Parlament (Reichstag) keine handlungsfähige politische Mehrheit gab, konnte der Reichspräsident eine entscheidende Rolle spielen. Mit Paul vom Hindenburg kam 1925 eine Person im Amt, die eher ein Ersatzmonarch war und kein Anhänger der Demokratie, außerdem hatten Gegner der Demokratie (Franz von Papen ist nur ein Beispiel) großen Einfluß auf ihn. Das Verhältniswahlrecht und das Fehlen einer 5%-Sperrklausel werden dagegen überschätzt. Die vielen kleinen Parteien waren Zeichen der Zersplitterung und Spaltung in Interessengruppen und politische Anschauungen sowie eines Mangels an klarer politischer Orientierung, hatten aber zusammengenommen kein allzu großes Gewicht. Bei einem Mehrheitswahlrecht hätten vermutlich zwar zunächst grundsätzliche Gegner der Demokratie weniger Abgeordnete durch Wahlen bekommen, aber später auch ihren Anstieg beschleunigen können.

  • Unterschätzung der NSDAP und ihrer Gefährlichkeit

  • Abbröckeln der Zusammenarbeit von Kräften der Mitte, in der Arbeiterbewegung verwurzelten Sozialdemokraten und im Bürgertum verankerten Parteien (vor allem Zentrum [politischer Katholizismus] und Deutsche Demokratische Partei [DDP, liberal], zeitweise auch andere wie die Deutsche Volkspartei [DVP; rechtsliberal-konservativ). Durch zunehmenden Druck verengten sich die Handlungsspielräume, aber nur ein Zusammenwirken mit Bereitschaft zu Kompromissen konnte eine regierungsfähige Mehrheit, die für die Beibehaltung der Demokratie eintrat gewährleisten. Der Rückhalt nahm ab. Es gab in Parteien, die vor allem auf die bürgerliche Mitte ausgerichtet waren, eine Bewegung nach rechts, die auch mit Tendenzen in der Wählerschaft in Verbindung stand. Dies begünstigte angesichts einer zunehmende Schwierigkeit, eine regierungsfähige Mehrheit im Parlament zusammenzubringen, die Neigung zu eher autoritär regierenden Präsidialkabinetten.

Egale  26.09.2010, 17:16

lolololol na schön aus Google rauskopiert...*lach

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maramaus1989  26.09.2010, 19:41
@Egale

Sorry nichts google das ist algemeinbildung also hat mein lehrer immer gesagt und tja ich hatte im geschichtsabbi glatt volle punkte ;-)

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Albrecht  26.09.2010, 20:57
@Egale

Nein, dies ist ein selbst geschriebener Text, wobei die Lektüre von Büchern ein Hintergrund steht. Ich habe schon ähnliche Antworten zu verwandten Fragen gegeben, die bei Suchmaschinen als Ergebnistreffer von Suchen auftauchen können.

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earnest  29.07.2020, 12:17
@Egale

Dieser Kommentar ist eine unverschämte Unterstellung, Egale. Auch noch nach 10 Jahren.

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Ja, der Versailler Vertrag war ein Grund für das Scheitern!

Das hat das Bewußtsein sicher nicht gehoben und die wirtschaftliche Situation verschlechtert. Kern war aber, so klassische expertenmeinungen, dass Deutschland die Demoktratie nicht wollte/ nicht gewohnt bzw. geübt war - Eigenverantwortung, vernünftige Partizipation und friedliches Zurechtkommen müssen ja überall akzeptiert und genutzt werden, das war bei einem Untertanengeist mit totalem Chaos auf den Straßen und Massenarmut nun mal einfach unwahrscheinlich, dass Demokratie in so einer Situation Erfolg hat, dazu noch ein ordentlicher Verfassungsfehler und bumms - starker Mann der alles richten soll wird gewählt, so wie es früher unter Wilhelm II auch funktioniert hat, da musste man wenigstens nicht selber denken ;)

Lange Rede, kurzer Sinn: Ja, genau wie dus formuliert hast, ein Grund.

Der Versailler Vertrag hatte nur sehr bedingt Einfluss auf das Scheitern.

Die Psyche der Einheimischen sollte nie außer Acht gelassen werden. In den vergangenen 2.000 Jahren gab es durchschnittlich alle 50 Jahre einen Krieg - oft aus an den Haaren herbei gezogenen Gründen von unseren Vorfahren vom Zaun gebrochen.

Wir dürfen also erst mal lernen, Frieden auszuhalten. Das sitzt tief in der Gesellschaft drin.

Der Versailler Vertrag hat mit seinen unrealistisch hohen Reparationsforderungen, sowie den Verlusten von Industriegebieten Deutschland in eine Krise gestürzt. Deutschland war Zahlungsunfähig und vefiel einer Hyperinflation, die nach den goldenen 20ern zu einer Depression führte. Außerdem wurde die Demokratie von den Deutschen als vom Feind aufgezwungen empfunden. Eine konstitutionelle Monarchie wäre dem entgegengekommen. Des weiteren führten die Umstände zur Verstärkung der Dolchstoßlegende, die den rechtsextremen Parteien Propagandamaterial lieferte und somit Hitlers Aufstieg an die Macht förderte. Damit ist der Versailler Vertrag sicherlich einer der Hauptgründe für das Scheitern der Weimarer Republik.

Der Versailler Vertrag hatte nur sehr bedingt Einfluss auf das Scheitern.

Hi, Deutschland war nicht demokratiereif, war einen Kaiser gewohnt (so wie einen König in GB). Totale Armut, Finanzkrise, Bürgerkriegsunruhen wegen Kommunisten, Spaltung der Gesellschaft, Versuch der Franzosen, das Rheinland abzuspalten, Besetzung des Ruhrgebiete wegen Nichtigkeiten, Handfeste Finanzskandale usw. Das Land wollte eine feste Regierung. Gruß Osmond

PatriceKongo  23.11.2010, 09:30

Das ist das Resultat des idealtypischen Brainwashings ! Krass wahrheitswidrig, aber in den Köpfen der gläubigen Massen.

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