Inwiefern war die Weimarer Republik von Anfang an zum scheitern verurteilt (Geschichte)?

5 Antworten

Ich würde nicht sagen, daß die Weimarer Republik zum Scheitern verurteilt war, schließlich war sie nach den anfänglichen Schwierigkeiten auf einem sehr guten Weg, bevor die Weltwirtschaftskrise Deutschland besonders schwer getroffen hat.

Der Grund für das Scheitern waren weniger die Konstruktionsfehler in der Verfassung, sondern in erster Linie die Hypothek an wirtschaftlichen und politischen Problemen, die das Land durch den verlorenen Krieg zu tragen hatte.

earnest  14.02.2023, 21:24

Du hast da zum Beispiel die politische Rechte und die Nazis vergessen.

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Gar nicht. Das zu behaupten, ist eine ziemlich arrogante Weisheit des Nachgeborenen, der die Geschichte natürlich kennt.

Wenn man zu Beginn der Weimarer Republik bereits festgestellt hätte, dass das derzeit mangelnde Demokratiebewusstsein, die fehlende Kompromissbereitschaft, auch unter den linken Parteien, und später dann schließlich einmal die Weltwirtschaftskrise (welche der der NSDAP ungeheuren Auftrieb gab) derart stark präsent sein werden, dann hätte man durchaus schon erkennen können, das die Republik zum scheitern verurteilt ist.

Aber da niemand in der Lage ist die Zukunft in einer Kristallkugel auszuspähen, ist einem das Anfangs natürlich nicht bewusst gewesen. Die Frage muss daher mit "Nein, sie war nicht von Anfang an zum scheitern verurteilt!" beantwortet werden.

Die Weimarer Verfassung hatte ein paar "Webfehler" und zwar die Artikel 25, 48 und 53, mit denen man die Demokratie aushebeln konnte. Das waren Relikte aus der Kaiserzeit, mit dem unter Anderem der Reichspräsident zu viel Macht bekam und quasi zu eine Art Ersatzkaiser wurde.

Der größte Fehler war meiner Ansicht nach aber, dass es keine Sperrklausel gab, wodurch viel zu viele Parteien im Reichstag waren und man daher keine besonders stabilen Koalitionen bilden konnte. In der kurzen Zeit der Weimarer Republik musste neun Mal gewählt werden.

Einen hinreichenden Verfassungsschutz gab es leider auch nicht.

Die Gewaltenteilung war auch unzureichend.

Wenn es nicht zur Weltwirtschaftskrise gekommen wäre, hätte die NSDAP wahrscheinlich keinen so großen Einfluss bekommen.

Die Anfangsschwierigkeiten waren zum größten Teil überwunden. Nicht umsonst sprach man doch auch von den "goldenen 20er-Jahren"

Die Weimarer Republik wäre ohne die Weltwirtschaftskrise nicht unbedingt von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.

Nelson100  20.12.2022, 15:27

Alles richtig bis auf:

"....Einen Verfassungsschutz gab es leider auch nicht...."

1922 wurde der Staatsgerichtshof ins Leben gerufen, der selbst mit dem Zusatz "Zum Schutze der Republik" firmierte.

War leider gegen Nazis und Kommunisten machtlos.

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tanztrainer1  20.12.2022, 15:47
@Nelson100

Jedenfalls war der aber nicht mit unserem heutigen Verfassungsschutz vergleichbar. Danke für den Hinweis, habe es angepasst.

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tanztrainer1  27.12.2022, 20:24
@Nelson100

Nicht umsonst nennt man die Weimarer Republik auch "eine Demokratie ohne Demokraten".

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Die Weimarer Republik hatte ein destruktives Misstrauensvotum. Hätte man stattdessen ein konstruktives Misstrauensvotum gehabt, hätten sich Linke und Rechte niemals zusammenschließen und die Demokratie ruinieren können. Das destruktive Misstrauensvotum hat hingegen den Weg für Präsidentialkabinette eröffnet und somit Hitlers Machtergreifung erst ermöglicht.

Wäre es nicht Hitler gewesen, wäre vermutlich früher oder später ein anderer auf die Idee gekommen, so diktatorische Macht zu erlangen.

earnest  14.02.2023, 21:26

Der Schluss ist reine Behauptung.

PS: Die Republik wurde von RECHTS kaputtgemacht.

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JanyoOoO  15.02.2023, 03:27
@earnest

Ist es nicht. Die rechten Parteien wären alleine nicht stark genug gewesen, um die Gesetzgebung zu blockieren.

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earnest  15.02.2023, 06:58
@JanyoOoO

Ist es wohl.

Die politische Rechte, einschließlich des Reichspräsidenten, ermöglichte Hitlers "Machtergreifung".

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