War der 30 jährige Krieg ein religiöser Konflikt?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

https://www.youtube.com/watch?v=TJ7FX0A3yTU

Sehr schnell war die Glaubensrichtung nur ein Vorwand.

Der Dreißigjährige Krieg war kein bloßer Religionskrieg; in ihm verbanden sich vielmehr konfessionelle mit geostrategischen und machtpolitischen Fragen. Es spricht manches dafür, dass Kriege vom Typus "Dreißigjähriger Krieg" auch das 21. Jahrhundert kennzeichnen werden.

Seit jeher hat es die Historiker erstaunt, dass ein zwar spektakuläres, indes unblutiges Ereignis wie der Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 einen Krieg ausgelöst haben soll, der 30 Jahre dauerte, in den nahezu alle europäischen Staaten involviert waren und in dessen Verlauf etwa ein Drittel der Bevölkerung auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands den Tod fand. Bezieht man die Todesrate des Dreißigjährigen Krieges auf die Bevölkerung der Territorien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, so hat dieser Krieg stärker in die Demografie dieses Gebiets eingegriffen als die beiden Weltkriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zusammen.

Kann der Prager Fenstersturz tatsächlich für einen solchen Krieg ursächlich gewesen sein? Immerhin ist niemand dabei zu Tode gekommen: Die beiden habsburgischen Staathalter überlebten den Sturz aus den Fenstern der Prager Burg ebenso wie ihr Sekretär, den die rebellierenden Adeligen hinterhergeworfen hatten. Nur einer der Dreien trug größere Blessuren davon. Im Prinzip war dieser demonstrative Akt der Auflehnung gegen die habsburgische Herrschaft in Böhmen so etwas wie ein Happening, in dem ein früherer Fenstersturz in Prag, bei dem die "Defenestrierten" freilich zu Tode gekommen waren, reinszeniert wurde. Der böhmische König Ferdinand hätte nach diesem Akt des Widerstands mit den Ständevertretern verhandeln können; vermutlich wäre es ihm dabei gelungen, deren zeitweilige Einheit aufzusprengen, um anschließend einen für beide Seiten tragfähigen Kompromiss zu finden. Seine Vorgänger Rudolf und Matthias hatten das wiederholt getan. Warum ist Ferdinand ihrem Vorbild nicht gefolgt?

Streit um die Machtverteilung in Böhmen

In der Beschäftigung mit den Ursachen des Dreißigjährigen Krieges gibt es verschiedene Wege der historischen Deutung – darunter einen, bei dem die Ereignisse in Prag zum bloßen Anlass zurückgestuft werden, während die Ursachen des Krieges umfassender gewesen seien und obendrein außerhalb Böhmens gelegen hätten. Danach waren die Selbstblockade der Reichsinstitutionen, vom Reichstag bis zum Reichskammergericht, zusammen mit der konfessionellen Spaltung Deutschlands die eigentliche Ursache des Krieges, und der Prager Fenstersturz war nur der Funke, der die in großer Zahl aufgestellten politischen Pulverfässer zur Explosion brachte. Als einer der ersten ist Friedrich Schiller dieser Spur gefolgt, als er in seiner "Geschichte des Dreißigjährigen Krieges" (1792) die Vorgeschichte dieses Krieges mit Luthers Thesenanschlag in Wittenberg beginnen ließ. Die konfessionelle Spaltung und die Paralyse der Reichsinstitutionen haben dieser Sichtweise zufolge den Krieg unvermeidlich gemacht; anstelle des Prager Fenstersturzes hätte auch ein beliebig anderer Anlass zum Kriegsausbruch führen können.Zur Auflösung der Fußnote

[1]

Wir sind inzwischen im Umgang mit solchen Determinationstheorien von Kriegen zurückhaltender geworden – erstens, weil sie auf starken Annahmen beruhen, die sich wissenschaftlich kaum überprüfen lassen, und zweitens, weil sie die politischen Akteure letztlich von der Verantwortung für die Folgen ihrer Entscheidungen freisprechen: Wenn die Katastrophe ohnehin unvermeidlich war, muss man sich nicht länger mit einzelnen Entscheidungen im Vorfeld des Krieges auseinandersetzen; sie haben den Weg in den Krieg allenfalls beschleunigt, waren aber nicht ursächlich dafür.

Will man diesem Weg einer Generalexkulpation der Politiker im Fall des Dreißigjährigen Krieges nicht folgen, so muss man sich etwas eingehender mit der Frage beschäftigen, warum sich Ferdinand nicht auf Verhandlungen mit den böhmischen Ständen eingelassen, sondern auf deren gewaltsame Niederwerfung gesetzt hat. Wer diesen Weg beschreitet, muss sich nicht so sehr in die Geschichte der konfessionellen Spaltung und der Paralyse der Reichsinstitutionen einarbeiten, sondern kann sich auf politische Akte und Entscheidungen sowie auf Wahrnehmungsmuster und Reaktionsmodelle der Politik konzentrieren. Statt allgemeiner Rahmenbedingungen untersucht er das Handeln der relevanten Akteure im mehr oder weniger direkten Vorfeld des Krieges.Zur Auflösung der Fußnote

[2]

Die Rebellion der böhmischen Stände gegen ihren König war nicht die einzige ihrer Art im frühneuzeitlichen Europa. Ihr war einige Jahrzehnte zuvor der Aufstand der niederländischen Stände gegen die spanische Herrschaft vorangegangen, und auch in den Hugenottenkriegen in Frankreich hatte die Frage der Machtverteilung zwischen König und Adel eine zentrale Rolle gespielt. Später kamen dann bei Beginn der Englischen Revolution ähnliche Motive zum Tragen, denn auch hier stand König Karl I. im Verdacht, die herkömmliche Machtbalance zwischen Herrscher und Ständen verändern und ein absolutistisches Regime installieren zu wollen. Bei allen drei Machtkonflikten, dem in den Niederlanden, dem in Frankreich und dem in England, ging es neben der Verfassungsfrage jedoch zudem um konfessionelle Konflikte, die dafür sorgten, dass die zunächst diffusen Trennlinien zwischen den Parteien schärfere Konturen bekamen und eindeutig wurden. In diesen Kontext einer ebenso verfassungs- wie konfessionspolitischen Auseinandersetzung gehört auch der mit dem Prager Fenstersturz beginnende böhmische Aufstand, und die meisten der an ihm Beteiligten dürften ihre Entscheidungen nicht zuletzt unter dem Einfluss dieses Konfliktmusters getroffen haben. Sie haben sich als Akteure in einer von Werten und Wahrheiten geprägten Auseinandersetzung gesehen, und deshalb haben sie ihren Entschlüssen eine prinzipielle Bedeutung beigemessen. Die Folge war, dass pragmatische Lösungen für die Begrenzung und Einhegung des Konfliktes von Anfang an ins Hintertreffen gerieten.

https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/272824/der-dreissigjaehrige-krieg-ein-buergerkrieg-der-zugleich-ein-hegemonialkrieg-war/#:~:text=Der%20Drei%C3%9Figj%C3%A4hrige%20Krieg%20war%20kein,Jahrhundert%20kennzeichnen%20werden.

Woher ich das weiß:Recherche
Udavu  22.05.2023, 01:42

⭐Danke

0
Von Experte Udavu bestätigt

Religion wird gerne als Begründung für einen Krieg verwendet, wenn es zu Konflikten kommt.

Der 30jährige Krieg kam nicht plötzlich. Die Ständeordnung hatte zu einer Extremlage geführt. Die obersten Stände Adel und Geistlichkeit hatten fast alle Macht und finanziellen Mittel, während Bauern immer mehr verarmten und in Abhängigkeit gerieten. Das war eine exposive Mischung.

Die Religion wurde als Druckmittel verwendet, die Bauern demütig und ängstlich zu machen. Das Fegefeuer wurde erfunden, um Angst zu verbreiten http://www.gymnasiumlohne-wiki.de/home/kwe_inhalte/projekte/hihoe/mittelalter.htm

Adel und Klerus regierten gemeinsam immer abgehobener und ihre ursprüngliche Schutzfunktion, welche sie im frühen Mittelalter hatten, hatten sie schon längst eingebüst.

"Wo Adam pflügte und Eva spann, wo blieb denn da der Edelmann" war ein Kampfzitat des 30jährigen Krieges. Daran erkennt man, dass die Bibel, nun ins Deutsche übersetzt, als propagandistisches Mittel eingesetzt wurde.

Der Konflikt brach als Bürgerkrieg aus, arm gegen reich und von Beginn an wurden die Aussagen in der Bibel als Begründung verwendet. Dadurch, dass es zur Kirchenspaltung von römisch-katholisch und protestantisch kam, wurde meist vom oberen Stand der Katholizismus verteidigt und vom unteren Stand der neue protestantische Glaube.

Sehr schnell war jedoch die Glaubensrichtung nur ein Vorwand. Das wurde gerade von den Nachbarstaaten ausgenutzt, welche dadurch an Macht und Einfluss sowie Landgewinn in den geschwächten Deutschen Ländern aus waren. Es ging um Machtgewinn und es wurden die Seiten auch gewechselt. So wurde einer der bekanntesten katholischen Generäle Wallenstein https://de.wikipedia.org/wiki/Wallenstein von den Katholiken ermordet.

Woher ich das weiß:Hobby

Nur zu Teilen, da die Hauptgegner ja die katholische Liga und die protestantische Union waren. Letztlich aber war es eine Art Weltkrieg fast sämtlicher europäischer Mächte, der auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs stattfand. Manche Konfliktparteien haben mehrfach die Seiten gewechselt und auf beiden Seiten waren sowohl katholische als auch evangelische Söldner unter Vertrag.

Das HRR war nach dem Krieg als europäische Großmacht verschwunden und wurde erst etwa 100 Jahre später langsam von Preußen abgelöst. Nicht einmal 200 Jahre später war es zerfallen.

Beides. Nationalistisch und religiös. Leider haben die angeblichen Christen sich nicht an das gehalten, was für echte Christen gilt. Denn wahre Christen greifen nicht nach Waffen. Die ersten Christen waren in jeder Hinsicht neutral und waren nicht Gewalttätig.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
juliesweet492  20.05.2023, 14:41

Das heißt all die Päpste, die zu all den Kreuzzügen gegen Heiden und Häretiker, gegen Juden, Christen und Muslime aufgerufen haben, waren gar keine Christen und all die, die ihnen gefolgt sind, auch nicht?

2
Friedliebender  20.05.2023, 15:44
@juliesweet492

Stimmt. Denn Christianisieren mit Mord und Totschlag lehrte Jesus nicht. Denn Jesus lehrte, NICHT nach dem Schwert zu greifen. Warum liest du nicht Johannes 17?

0
juliesweet492  20.05.2023, 15:45
@Friedliebender

Ich les lieber 2000 Jahre christliche Geschichte, in denen die Christen von Völkermord zu Völkermord gehetzt sind.

1
Friedliebender  20.05.2023, 15:56
@juliesweet492

Du liest nicht das, was wichtig ist. Denn selbst wenn die Namenschristen, die keine wahren Christenwaren, so viel Greul verübten, so hat das NICHT DAS GERINGSTE MIT DEM WAHREN CHRISTENTUM ZU TUN!

0
juliesweet492  20.05.2023, 15:59
@Friedliebender

Genau! Lies nicht das, was wirklich passiert ist, lies das, was vor 2000 Jahren mal sich irgendwer ausgedacht hat.

Ich bin sicher, in der Weltgeschichte gab es nur 2 Christen. Jesus und dich.

Ich bin übrigens Milliardärin und amtierende Päpstin über alle Christen weltweit, ganz egal welche Konfession. Ich bin die wiedergeborene Jesus und kann übers Wasser gehen. Schau nicht in meinen Perso oder auf meine verkackte Schwimmprüfung. Schau, was ich hier geschrieben habe. Nur das zählt!

1
Friedliebender  20.05.2023, 16:03
@juliesweet492

Ich weiß, was wirklich passiert ist und was diese ,,Scheinchristen" angerichtet haben. Doch das geschah nach dem Tod des letzten Apostels.

Du bist weder Milliardärin noch Päpstin, du bist eine Hochstaplerin.

0
juliesweet492  20.05.2023, 16:09
@Friedliebender

Ist dein Argument, das kannst du dochnicht einfach als Blödsinn bezeichnen. Es sei denn, dein Argument ist totaler Blödsinn und 2000 Jahre Geschichte zeichnen ein klareres Bild vom Christentum als ein beliebig ausgewählter Satz aus der Bibel

0
juliesweet492  20.05.2023, 16:11
@Friedliebender

Ja, und du hast dir grad selbst bewiesen, dass deine Antwort "Blödsinn" ist - dein Wort, nicht meines.

0
juliesweet492  20.05.2023, 16:13
@Friedliebender

Um Tatsachen verdrehen zu können, müsstest du erstmal welche liefern. Ich hab dir Tatsachen gegeben und du hast mit einer Passage aus einem Märchenbuch geantwortet.

0
Friedliebender  20.05.2023, 16:16
@juliesweet492

Wir sind hier bei Gute Frage, nicht bei schlechtem Streit. Da du wieder nur verdrehst um zu streiten, ist jetzt Ende Gelände.

0
Friedliebender  20.05.2023, 16:19
@juliesweet492

Ich habe dein hochtrabendes Profil gelesen. Du bist Rechthaberisch. Deshalb werde ich dir nicht mehr antworten.

0
Hamburger02  20.05.2023, 16:46
Leider haben die angeblichen Christen sich nicht an das gehalten, was für echte Christen gilt.

Und genau da machst du denselben Denkfehler wie viele andere, die sich für "echte" Christen halten. Christ ist nicht, wer der Lehre Jesu folgt, sondern wer an die christliche Heilslehre des geistesgestörten Mörders Paulus glaubt. Die hat aber so gut wie gar nichts mit der Lehre Jesu zu tun.

Wer der Lehre Jesu folgen möchte, muss sich vom Christentum lossagen. Beides zusammen geht nicht. Dafür sind die beiden Lehren viel zu konträr.

0
Friedliebender  20.05.2023, 17:55
@Hamburger02

Ersens war Paulus nicht geistesgestört und zweitens widerspricht er nicht dem, was Jesus lehrte. Und Lukas hat über Paulus positiv geschrieben. Du willst nur gegen diesen Eiferer für Jesus hetzen. Aber du kannst deine böswilligen Ansichten nicht beweisen!

0
Hamburger02  20.05.2023, 19:54
@Friedliebender

Das war ein Eiferer, aber nicht für die Lehre Jesu, sondern für seine selbst erfundene Heilsgeschichte. Damit wurde er zum Verräter an Jesus. Das hatte Jesus aber schon vorhergesehen: "Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt, und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben, und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan?und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt; weichet von mir, ihr Übeltäter!"

Auch in den 2000 Jahren Christentum kann ich nirgends die Lehre Jesu aber eine breite Blutspur durch die ganze Welt und alle Jahrhunderte erkennen, aber den Kernsatz von Paulus: "Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich."

Und zuletzt: Die Nachfolger Paulus', also die Katholiken und deren diverse protestantischen und evangelikalen Abspaltungen haben jede Menge Feiertage, die sich auf die Heilslehre Paulus' beziehen. Sie haben aber keinen einzigen Feiertag zur Verkündung der Bergpredigt, also dem Kern der Lehre Jesu.

Mehr und ausführlicher habe ich das hier dargelegt:

https://www.gutefrage.net/frage/hat-paulus-die-lehre-jesu-verfaelscht-2#answer-485715118

0
Friedliebender  20.05.2023, 21:03
@Hamburger02

Du willst einen Diener Gottes und ein wertvolles Gefäß Jesu als Verräter und Mörder hinstellen?? Du machst dich vor Gott und Christus schuldig! Der Linkverweis auf eine andere GF Frage ist kein Beweis für deine bösartige Anklage. Du musst schon die Bibel anführen, wenn du deinen Hohn gegen Paulus beweisen willst.

0
Hamburger02  21.05.2023, 07:26
@Friedliebender
Du willst einen Diener Gottes..

Der hat vor allem sich selber gedient um seine posttraumatische Belastungsstörung zu kompensieren.

als Verräter und Mörder hinstellen??

Dass er Verräter an der Lehre Jesu ist, kann jeder in der Bibel nachlesen. Das führe ich dem Link im Einzelnen aus. Und dass er ein Mörder ist, gibt es ja selber zu. Er hat sogar selber an Hinrichtungen von Christen, die er zuvor verfolgen ließ, selber teilgenommen.

0
Hamburger02  22.05.2023, 07:43
@Friedliebender

Es mag durchaus Christen wie auch Nichtchristen geben, denen die Bergpredigt eine Richtschnur ist. Gegen die habe ich absolut nichts. Mir gehen aber die Christen voll gegen den Strich, die sich für erleuchtet und was besseres halten, womöglich sich noch im Besitz der absoluten Wahrheit wähnen (und sich letztlich auf Paulus berufen), denen aber die Lehren der Bergpredigt im täglichen Leben voll am A... vorbeigehen.

0
Friedliebender  22.05.2023, 20:27
@Hamburger02

Das ist mir egal. Denn ich behaupte nur, dass die Bibel absolut wahr ist. Zudem, ich lese die Bibel, auch die Paulusbriefe. Und von dem, was Du über Paulus behauptest, kann ich nichts bestätigen.

0
Hamburger02  22.05.2023, 20:57
@Friedliebender
Und von dem, was Du über Paulus behauptest, kann ich nichts bestätigen.

Das nennt man dann wohl selektive Wahrnehmung.

0

Es war ein unter dem Mantel der Religion geführter Konflikt um die Vorherrschaft in Europa. Und weil die deutschen Lande zu der Zeit keine starke Zentralmacht hatten, wurden sie als "Spielfeld" ausgewählt, auf dem man diesen Konflikt austragen konnte.