Wann ist Erziehung überflüssig?

15 Antworten

Ich glaube dieser Punkt ist erreicht, wenn man als Elternteil das Gefühl hat, dass der "Zögling" alleine auf eigenen Beinen stehen kann und in dieser Welt klar kommt. Wann genau das ist, hängt jedoch von vielen Faktoren ab. Das kann bei einem frühreifen Jugendlichen schon mit 15 Jahren sein, wenn er seine Schule beendet und beschließt in einer fremden Stadt eine Lehre zu machen... oder eben je nach Ausbildung auch entsprechend später.

Imago8 
Fragesteller
 10.08.2020, 15:22

Also wäre ein Kind demnach schon mit ungefähr einem Jahr alt genug, um nicht mehr erzogen zu werden. Da stehen die meisten bereits auf eigenen Beinen und kommen mit der Welt super klar.

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SherlockSchaf  10.08.2020, 15:27
@Imago8

Nimmst du allen Ernstes meine Antwort wortwörtlich? Dann erkläre ich es dir gerne: "Auf eigenen Beinen stehen" bedeutet sinnbildlich, dass man arbeiten, Geld verdienen und eine eigene Wohnung mit sämtlichen Kosten finanzieren kann. Wenn du dann auch noch weißt, wie man seinen Strom anmeldet, eine Beziehung führt oder sich selbst versorgt, dann kommst du ganz gut in der Welt klar und stehst auf eigenen Beinen.

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Imago8 
Fragesteller
 10.08.2020, 15:35
@SherlockSchaf

Ja ich nehme dich wörtlich. Ich halte das für sinnvoll, denn sonst müsste ich ja ewig herumspekulieren, was du denn jetzt genau meinst.

Also wenn ich nicht arbeite, keine Wohnung habe, keinen Strom habe, Single bin und mir mein Essen geschenkt wird, dann bin ich erziehungsbedürftig?
Vielleicht bin ich dann auch einfach ein Mönch oder ein von allen geachteter Heiler in einem ursprünglich lebenden Dorf? :-D

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SherlockSchaf  10.08.2020, 15:44
@Imago8

Sorry, aber auch an deinen anderen Antworten hier zu dieser Frage merke ich, dass es dir an der nötigen Ernsthaftigkeit fehlt. Es sollte klar sein, dass zur eigenen Selbständigkeit deutlich mehr gehört, als meine genannten Beispiele. Wenn du jedoch nicht in der Lage bist die genannten Beispiele zu generalisieren, dann habe ich leider keine Geduld dir hier einen Roman zu schreiben, was alles zur erziehungslosen Selbständigkeit gehört. Um es auf einen Satz zu bringen: Ich glaube du trollst uns alle hier ganz gewaltig.

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Imago8 
Fragesteller
 10.08.2020, 15:54
@SherlockSchaf

Ich nehme deine Antworten ernst und schaue sie mir ganz genau an. Wenn an deinen Kriterien was dran ist und sie Gültigkeit besitzen, dann müssen sie ja für alle Menschen und Situationen gültig sein. So zumindest denke ich.

Wie sollte ich was generalisieren? Sprechen deine Worte nicht für sich? Zu welcher Auffassung sollte ich deiner Meinung nach stoßen?

Wodurch definiert sich Selbstständigkeit, wenn garnicht alle Menschen Geld, Strom, einen Partner usw. brauchen?

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Wenn einem die Kinder auf Augenhöhe begegnen, sich Ziele setzen können und eigenverantwortlich handeln, dürfen sich die Eltern in die Beraterrolle zurückziehen, wenn das gewünscht wird. - Wenn in einer Beziehung ein Partner den andern verändern resp. erziehen will, ist das Aus schon vorprogrammiert. Anders sieht es aus, wenn ein Mann oder eine Frau das Bedürfnis haben, an sich zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln. Das ist nie die Aufgabe des Partners. Das kann durch Literatur, Selbsterfahrungsgruppen oder psychologische Begleitung geschehen.

Imago8 
Fragesteller
 10.08.2020, 15:31

Also...wenn ich einem 1-jährigen Kind auf Augenhöhe begegne, das heißt, es voll respektiere als Person mit eigenem Willen und eigenen Bedürfnissen und es z.B. sich selbst das Ziel setzt, Laufen zu lernen und auch bereit ist, mit den Konsequenzen zu leben, zum Beispiel hinzufallen und zu lernen, damit klarzukommen, dann wäre Erziehung überflüssig und ich müsste nur noch beratend begleiten?

"Wenn in einer Beziehung ein Partner den andern verändern resp. erziehen will, ist das Aus schon vorprogrammiert"

Worin liegt für dich DER Unterschied zwischen der Beziehung zum Partner und der Beziehung zu Kindern?

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fidelia535  10.08.2020, 16:32
@Imago8

Ein Kind muss vor vielen Gefahren geschützt werden, die es noch nicht voraussehen kann, z.B. wenn es über die Strasse springen will, ohne auf den Verkehr zu achten. Da bin ich als Erwachsener in der Verantwortung.

Diese Aufgaben fallen bei meinem Partner weg. Manchmal falle ich auch zurück in mein Rollenverhalten als Mutter. Zum Glück merke ich es meistens ;-)

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Imago8 
Fragesteller
 10.08.2020, 16:39
@fidelia535

Einen Menschen, der sich unwissend in akute Gefahr begibt, vor der Gefahr zu schützen find ich jetzt eher normal menschlich und hat für mich wenig mit Erziehung zu tun.

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Wenn das Machen eigener Erfahrungen in das Bewusstsein und den Vordergrund des zu Erziehenden rückt. Grob gesagt kann man eigentlich schon ab dem frühen Jugendalter nur noch versuchen, dass man das, was das Kind sowieso tut, in möglichst gute Bahnen lenkt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Imago8 
Fragesteller
 10.08.2020, 16:43

Woran erkennst du, dass das Machen eigener Erfahrungen in das Bewusstsein drängt? Menschen machen von Anfang an eigene Erfahrungen.

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aalbtraum, UserMod Light   10.08.2020, 17:16
@Imago8

Natürlich macht jeder Mensch von Anfang an eigene Erfahrungen. Und zwar zu 100% der Zeit.

Entwicklungspsychologisch betrachtet durchläuft man währen dem Heranwachsen aber verschiedene Stadien, was die Wahrnehmung und die Selbstwahrnehmung angeht. Das Denken nimmt bei einem Baby mutmaßlich andere Formen an, als bei einem Kleinkind, als bei einem Erstklässler, Fünftklässler und so weiter. Wobei das Denken bei einem Kleinkind eher emotional bestimmt ist, Begriffe gibt es immerhin noch nicht.

In den ersten Jahren wird man hauptsächlich durch die Eltern geprägt und weiß nicht viel über darüber, dass das man durch das eigene Handeln seine Umwelt manipulieren kann. Das ändert sich mit der Zeit, wobei das sicher von Kind zu Kind leicht unterschiedlich ist, also individuell abläuft.

Junge Kinder allein mit Kraf des Wortes oder eines Blickes zu etwas zu bewegen, kann vergleichsweise einfach sein, wobei das nicht immer und in jeder Situation so sein muss.

Stück für Stück wird sich das Kind seiner eigenen Wirksamkeit immer bewusster und ein Drang, den eigenen Vorstellungen zu folgen, immer stärker. Irgendwann kann es auch dazu kommen, dass man beginnt, die eigene Meinung gegenüber der der Eltern zu überschätzen bzw. dass einen das, wozu die Eltern raten, nicht mehr überzeugt. Man kann das doch schon selbst entscheiden, warum sollten die Eltern das bestimmen, woher wollen die das wissen?

Wohingegen man im frühen Kindesalter die Erfahrungen eher unbewusst hingenommen hat, ohne begrifflich darüber überhaupt nachdenken zu können, hat man als älteres Kind oder Jugendlicher durchaus die Möglichkeit, über das, was man erlebt und das eigene Handeln begrifflich nachzudenken. Mal mehr und mal weniger.

Was passiert, wenn man etwas bestimmtes tut, also die Konsequenz aus dem eigenen Handeln zu ziehen, ist bei mangelnder Erfahrung aber nur bedingt möglich. Nachdem man eine Erfahrung gemacht hat, gelingt das normalerweise deutlich besser.

Man kann dem Kind noch so oft sagen, dass die Herdplatte heiß ist. Das Kind weiß es erst wirklich, wenn es sich selbst die Finger brennt. "Ah! Das ist es, was sie mit heiß meinten!"

Bei Jugendlichen kommen dann noch die Hormone hinzu, die das ganze noch einmal wesentlich komplexer gestalten. Man will plötzlich noch ganz andere Dinge und hat Gefühle, in der eigenen Wahrnehmung vorher so nicht existierten.

Deshalb meine ich, dass man als Eltern ab einer bestimmten Zeit nur noch leiten kann. Und das ist nichts Schlechtes, ganz im Gegenteil. Das Ziel ist es ja, dass ein jeder irgendwann das eigene Handeln gut genug abschätzen kann, um selbst in der Welt zurückzukommen.

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Erziehung im Sinne von "was"?

Erziehung im Sinne von "die Eltern mischen sich in das Alltagsleben und in die Entscheidungen des Nachwuchses ein"? Da würd ich sagen, der Punkt ist da erreicht wenn es um Vorstellungsgespräche geht, oder wenn der erwachsene Nachwuchs eine Kaufentscheidung trifft, eine Partnerwahl tätigt, andere große Entscheidungen trifft.

Wenn sich ein Elternteil in den Bewerbungsprozess aktiv einmischt (Unterlagen abgeben in der Firma, beim Vorstellungsgespräch dabei sitzen, telefonisch Auskunft einfordern), dann verbaut man dadurch dem Nachwuchs eher die Chancen als das man hilft.

Beim erwachsenen Nachwuchs hat man keinen Erziehungsauftrag mehr. Alles Weitere muss derjenige dann durch eigene Erfahrungen lernen. Allenfalls kann man noch mit Rat und Tat zur Seite stehen solange es vom Nachwuchs gewünscht wird.

Imago8 
Fragesteller
 10.08.2020, 15:41

Kann ich das irgendwo nachlesen, bis wann es einen Erziehungsauftrag gibt?

"Beim erwachsenen Nachwuchs hat man keinen Erziehungsauftrag mehr. Alles Weitere muss derjenige dann durch eigene Erfahrungen lernen"

Mir war garnicht bewusst, dass Kinder keine eigenen Erfahrungen machen.

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Imago8 
Fragesteller
 10.08.2020, 16:34

Achso, vergessen: Erziehung im Sinne von: die eigenen Vorstellungen, wie das Kind zu sein hat, am Kind verwirklichen wollen. Die eigene Machtposition missbrauchen für die egoistische Lust am Erziehen, kontrollieren und manipulieren. Das Kind formen wollen und es dadurch zum Objekt zu machen ("schaut mal wie toll mein Kind erzogen ist") und ihm (und sich selbst) die Möglichkeit nehmen, es selbst, authentisch, zu sein.

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Sobald das Kind eigene Entscheidungen treffen kann und auch die Verantwortung dafür übernehmen kann.
Normalerweise dürfte das so zwischen 12 und 15 Jahren (höchstens 20) der Fall sein.

Imago8 
Fragesteller
 18.08.2020, 00:33

Hast du ein Beispiel, woran man erkennt, dass das Kind eigene Entscheidungen treffen und die Verantwortung dafür übernehmen kann?

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RSTGUT  18.08.2020, 14:53
@Imago8

Ein Beispiel: Sohn/Tochter möchte umziehen und eine eigene Wohnung und ist sich auch den Konsequenzen bewusst, wenn er/sie etwas beschädigt.

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