Wann gilt in der Wissenschaft etwas als Fakt?

11 Antworten

Das sagt man als seriöser Wissenschaftler eigentlich nicht, alles kann jederzeit widerlegt werden. Ein Fakt ist etwas, das dem Beweis zugänglich ist, dafür genügt ein so hoher Grad an Wahrscheinlichkeit, dass bei einem vernünftig denkenden und hinreichend lebenserfahrenen Menschen keinerlei Zweifel bestehen. Eine absolute Gewissheit ist nicht erforderlich. Das ist allerdings natürlich in gewisser Weise eine Fiktion, denn diesen Menschen gibt es natürlich nicht. In Naturwissenschaften beweist man eine These in der Regel durch ein Experiment, welches diese These bestätigt.

Curiousdog11 
Fragesteller
 04.09.2021, 02:57

ich möchte dich jetzt auch mal genauer fragen. Also streng genommen, könnte man dann nicht behaupten das die Evolutionstheorie zu 100% wahr ist. Denn man kann es nicht nochmal produzieren und zurzeit nicht in der Natur beobachten und auch nicht perfekt erklären, da es halt nicht jede zwischenform als fossil gibt, oder?

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Schestko  04.09.2021, 03:07
@Curiousdog11

Ja, die Evolutionstheorie ist auch noch nicht vollständig erforscht. Es gab da ja lange Zeit den Theorienstreit zwischen Darwin (survival of the fittest) und Lamark, welcher davon ausging, dass erlernte Fähigkeiten vererbt werden. Irgendwann dachte man dann, dass die Theorie von Lamark komplett falsch sei, aber mittlerweile geht man wieder davon aus, dass es wohl tatsächlich in gewisser Weise möglich ist, erlernte Fähigkeiten zu vererben, wobei die Theorie von Darwin nach wie vor plausibel ist, aber die von Lamark ist eben nicht komplett falsch.

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Curiousdog11 
Fragesteller
 04.09.2021, 03:12
@Schestko

und was kann ich zu denen sagen, die mich als verrückt erklären, wenn ich sage, das ich meine, dass die Evolutionstheorie nicht stimmt? Sie sagen mir dann immer, das es zu 100% fakt ist und das ich verrückt bin,wenn ich es nicht akzeptiere. Meiner meinung nach gibt es da einfach zu viele offene fragen.

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GorlitzSchnitte  05.09.2021, 10:23
@Curiousdog11

Dann musst du ihnen aber auch Argumente bringen, warum sie deiner Meinung nach falsch ist. Nur weil es viele offene Fragen gibt, heißt es ja nicht, dass es nicht möglich sei.

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Rolf42  05.09.2021, 12:51
@Curiousdog11

Offene Fragen mögen ein Grund für weitere Forschungen sein, zur Widerlegung einer Theorie reichen sie nicht aus.

Um eine Theorie zu widerlegen, muss man sie falsifizieren, also Beobachtungen oder Ergebnisse vorlegen, die mit der bestehenden Theorie nicht in Einklang zu bringen sind. Auf dieser Grundlage, kann man dann prüfen, in welchen Punkten die bestehende Theorie angepasst oder ergänzt werden muss, oder ob sie sogar komplett hinfällig wird (wie es z. B. Anfang des 20. Jahrhunderts bei der Äthertheorie der Fall war).

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Ich denke, dass es zwei verschiedene Arten wissenschaftlicher "Fakten" gibt. Einmal physikalische Konstanten, wie z. B. die Lichtgeschwindigkeit. Das sind Werte, die sich immer wieder messen lassen und definitiv als allgemeingültige Fakten gelten.

Die andere Art von "Fakt" ist vermutlich wissenschaftlicher Konsens. Wenn genug Wissenschaftler sagen, dass etwas so ist, dann ist es mit großer Wahrscheinlichkeit auch so. z. B. beim menschengemachten Klimawandel. Wissenschaftlicher Konsens ist allerdings nicht wirklich messbar. Beispielsweise im Falle von der Unbedenklichkeit von Gentechnik sagen beide Seiten, dass sie den wissenschaftlichen Konsens auf ihrer Seite hätten...

Wissenschaftlicher Konsens muss natürlich nicht korrekt sein. Früher glaubten auch alle, die Sonne drehe sich um die Erde.

rolfmengert  05.09.2021, 10:39

Bedenke bitte, dass es in unserer Zeit kaum eine wissenschaftliche Hypothese gibt, die so kontrovers diskutiert wird, wie der menschengemachte Klimawandel. Dass die politischen Entscheidungsträger uns diese Hypothese als absolutes Faktum verkaufen wollen, ist wiederum eine ungemein spannende Frage. Lediglich der Klimawandel selbst ist ein Faktum, aber Klimawandel ist ja schließlich eine konstante Gegebenheit, die in der Erdgeschichte den Normalfall darstellt.

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biotechnologe  05.09.2021, 20:24
@rolfmengert

Soweit ich weiß wird da nichts kontrovers diskutiert. Wie gesagt, wissenschaftlicher Konsens bedeutet, dass die meisten Wissenschaftler einer Meinung sind. Und das ist im Falle des Klimawandels nunmal so. Der Klimarat IPCC ist ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern weltweit, hat tausende von Studien ausgewertet und kommt einstimmig zu eben dem Ergebnis, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Darüber hinaus wird der Klimarat durch eine Reihe davon unabhängiger Institute und Organisationen kontrolliert.

Die politischen Entscheidungsträger CDU sowie die FDP sind wie die AFD der Meinung, dass da besser nicht so viel getan werden sollte. Ein absolutes Faktum kann ich bei diesen Parteien nur in die andere Richtung erkennen. Nämlich entgegen der wissenschaftlichen Meinung und für die interessen der Industrien von gestern.

Klimawandel in dem Ausmaß, wie er aktuell stattfindet, gab es eben nicht in der Erdgeschichte. Nicht in der Geschwindigkeit. Zudem sind die Zusammenhänge klar nachvollziehbar.

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rolfmengert  06.09.2021, 01:45
@biotechnologe

Wenn Du nur die gleichgeschalteten Mainstream-Medien dazu befragst, dann ist dein Beitrag durchaus angemessen und berechtigt. Solltest du jedoch die Fachliteratur des kontrovers geführten Diskurses zu diesem Thema befragen, wird dir meine Darstellung weit mehr einleuchten. Allein das Buch von Michael Grandt: "Kommt die Klimadiktatur?" zitiert hunderte von Quellen, die die extrem kontroverse Bewertung dieser Materie belegen. Und bitte: Erst lesen und dann empören. Verspreche dir, dass du nach der Lektüre viel besonnener mit der Problematik wirst umgehen können.

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biotechnologe  06.09.2021, 09:42
@rolfmengert

Das ist eben nur ein Buch von irgendeinem Autor und keine Studie(n). Aber auch sowas kann seine Berechtigung haben, wenn die Quellen vernünftig sind, deswegen habe ich mal grob reingeschaut und mir zufällig ein paar Seiten rausgegriffen.

Seine Angabe von Quellen ist super nervig. Bei fast allen Sachen, die ich nachschauen wollte, wurde ich auf nur auf Sekundärquellen (andere Bücher) verwiesen. Ich habe keine Lust, mich da wieder reinzulesen, um die Primärquellen zu finden, deswegen fallen solche Aussagen von Grandt für mich raus. Neben Büchern sind andere Quellen beispielsweise Focus oder Bild, keine wissenschaftlich anerkannten Journals.

Wenn Quellen zitiert werden sind es, neben anderen Büchern, Autoren, die wissenschaftlich fragwürdige Hintergründe haben und in Verschwörungsmilleus verwickelt sind wie zB. Fritz Vahrenholt.

Aussagen aus dem Buch:

S. 53: "So schätzten Klimaforscher angesehener Universitäten und Institute objektiv die Ursachen der Erderwärmung in den letzten 50 Jahren ein: Nur 15 % aller Wissenschaftler halten den Klimawandel zu > 80 % Menschengemacht"

-> Das ist ja mal ne nette Verzerrung. Ich hab mir die Quelle angeschaut. Da ist nicht die Rede von "klimaforscher angesehener Universitäten und Institute", sondern von "TV weathercasters". Also von TV-Wettermoderatoren. Erstens würde ich echten Klimaforschern mehr Expertise zusprechen und zweitens ist das hier ein eine absichtliche Irreführung.

S. 301: "Nur etwa 3 Prozent [vom CO2] werden vom Menschen verursacht [der Rest von Pflanzen]". Wo ist die Quelle? Trotzdem würde ich sogar unterstreichen, dass es eine sehr kleine Prozentzahl ist. Nur, dass das eben nichts aussagt. Sehr geringe Prozente können einen (für den Menschen) sehr großen Unterschied ausmachen.

Mir fällt zudem auf, dass ich kaum wirkliche faktische Punkte findne kann. Hauptsächlich ist es Grünen-Bashing, anstatt auf die Argumente einzugehen. Und viel Gejammer darum, dass die Grünen uns unsere SUVs und Fliegen verbieten wollen.

Rund um S. 264 wimmelt es von Whataboutism, auch keine Auseinandersetzung mit den Argumenten.

Grundsätzlich halte ich nicht viel von Argumenten ad hominem, aber trotzdem ist es in unserem Fall denke ich sinnvoll zu erwähnen, dass dieser Autor sich gerne auch mal in seltsame Gewässer in Richtung Verschwörungstheorien begibt, siehe w ww.psiram.co m/de/index.php/Michael_Grandt

Falls du bestimmte Argumente trotzdem gerne diskutieren möchtest, kannst du sie gerne nennen. Ich habe in dem Buch jedenfalls bei meiner groben Durchsicht nichts Haltbares gefunden.

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biotechnologe  06.09.2021, 10:34
@rolfmengert

Der menschengemachte Klimawandel ist in der wissenschaftlichen Community breit akzeptiert, wie der IPCC-Bericht zeigt. Das ist keine Diskussion wie in der Politik, wo es unterschiedliche Meinungen gibt und wo er durchaus kontrovers diskutiert wird. Aber eben nicht bei der Mehrzahl der Wissenschaftler. Man kann anderer Meinung sein, aber dann ignoriert man eben die Fakten (in diesem Fall wissenschaftlicher Konsens) und die daraus resultierenden Folgen. Die Aussagen vom IPCC sind nicht gleichwertig mit denen von einem Buchautor oder irgendeiner Zeitschrift.

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rolfmengert  06.09.2021, 11:05
@biotechnologe

Danke für deine sehr seriös formulierte Antwort. Werde mich um weitere Einsichten bemühen, weil ich als Philosoph grundsätzlich die Haltung gut heiße, dass man den Diskussionsgegner nicht nur unbedingt ernst nehmen sollte, sondern "stark machen!", was heißt, dass man gerade Argumente suchen soll, die gegen die eigene Meinung und für die gegnerische Sichtweise sprechen.

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Weder das Wort "Fakt" noch "Beweis" werden in den Naturwissenschaften angewandt. Und 100% Sicherheit gibt es schlicht nicht.

Unabhängig davon: Wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn beginnt mit der Formulierung einer Hypothese, basierend auf dem momentanen Kenntnisstand. Diese wird dann mittels Experimenten überprüft und belegt. Hält eine Hypothese allen experimentellen Tests Stand wird sie zu einer Theorie.

Solche Theorien sind das, was man in der Alltagssprache einen Fakt nennen könnte. Beispielsweise der Fakt, dass Materie aus Atomen besteht -> Atomtheorie, oder das Krankheiten von Krankheitserregern wie Viren und Bakterien verursacht werden - > Keimtheorie.

Oder Eben auch die Entstehung der Arten durch Evolution gelenkt durch natürliche Selektion.

Curiousdog11 
Fragesteller
 04.09.2021, 14:56

Nur das man Evolution nicht mit Exoerimenten überpüfen und somit nicht belegen kann, oder muss ich es als theoriw akzeptieren, da es momentan keine andere Erklärung gibt?

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rolfmengert  05.09.2021, 10:33
@Curiousdog11

Da muss ich leider widersprechen, denn die zahlreichen Prozesse der Evolutionstheorie lassen sich alle mit heute durchführbaren Experimenten belegen, besonders das Wirken von Mutation und Selektion, aber auch die Entstehung von Unterarten und Arten ist vielfältigst mit aufwändigen experimentellen Arrangements belegt worden.

Lediglich die biochemischen Prozesse der Entstehung des ersten Lebens in archaischen Zeiten sind noch stark hypothetisch. Da kennt man zwar die Millerschen Versuche (heute vielfach modifiziert und verfeinert) zur Entstehung der DNA, der Ribozyme und der Polypeptide, aber alles, was zur Kompartimentierung führte und daran anschließend zur Zellteilung und schließlich zur Entstehung vielzelliger Lebewesen, geht noch mit vielen Uneindeutigkeiten einher.

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dadita  05.09.2021, 11:35
@Curiousdog11

Natürlich kann man die Evolution mit zahlreichen Experimenten belegen und anhand dieser überprüfen Prognosen treffen.

Die Entstehung aller heute existierenden Arten aus einem gemeinsamen Vorfahren ist über jeden seriösen Zweifel hinaus belegt. Belege dafür gibt es auf Ebene der ausführlichen Fossilienfunde, deren Datierung und Vergleich es uns erlaubt die Entwicklung von Spezies nachzuvollziehen:

https://www.nature.com/scitable/knowledge/library/dating-rocks-and-fossils-using-geologic-methods-107924044/

Es gibt sie auf Ebene der Genetik, wo Vergleiche zwischen den Genomen der heute lebender Tiere es uns erlauben nachzuvollziehen welche Mutationen zur Divergenz dieser Arten geführt haben und wann dies passiert ist:

https://www.nature.com/scitable/topicpage/the-molecular-clock-and-estimating-species-divergence-41971/

Hier sehen wir beispielsweise auch Belege für die Abstammung des Menschen von einem gemeinsamen Vorfahren mit den anderen heute lebenden Affen, beispielsweise unser Chromosom 2:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC187548/

Auch durch den Vergleich endogener Retroviren zwischen den Spezies lässt sich unsere Verwandtschaft über jeden rational begründeten Zweifel hinaus belegen:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29351742/

Und auch die Ausbreitung und Vermischung von Homo Sapiens mit anderen Vormenschenarten lässt sich auf Ebene der Genetik nachvollziehen:

https://www.nature.com/articles/s41559-021-01408-0

https://www.nature.com/articles/s41586-018-0455-x

Natürlich lässt sich dieses Prinzip auch auf andere Spezies und deren Evolution anwenden:

https://www.nature.com/articles/s41467-020-17157-w

Auf diesem Wege kann man sehr weit in die Vergangenheit blicken, beispielsweise finden sich in unserem Genom nach wie vor Spuren unseres Ursprungs als Einzeller:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21795752/

Zudem finden sich in unserem Genom auch noch die inaktiven Relikte unserer Vorfahren, beispielsweise der genetische Bauplan für Zähne in Vögeln welche diese verloren haben:

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960982206000649

Diese Atavismen finden sich auch beim Menschen und zahlreichen anderen Spezies:

https://www.nature.com/scitable/topicpage/atavism-embryology-development-and-evolution-843/

Diese Atavismen zeigen sich auch auf Ebene der Anatomie: Sie sind beispielsweise der Grund warum einige Wale immer noch rudimentäre Hintergliedmaßen haben und wir ein Steißbein 

Unter anderem aufgrund dieser Atavismen, aber auch aufgrund der konservierten Signalwege, beispielsweise Hox-Gene, belegt auch die Entwicklungsbiologie die Evolution: Sei es die Entstehung von Kiemenbögen bei Menschen, die Entstehung von Gliedmaßenknospen bei Schlangen, oder embryonalen Zähne bei Bartwalen: Alle Spezies tragen die Spuren ihrer evolutionären Entwicklung in sich:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK10049/

Und trotz der Diversität an Form und Funktion im Tierreich sind die Signalwege welche die Entstehung dieser unterschiedlichen Formen steuern hoch-konserviert:

https://www.pnas.org/content/110/6/2211

Und auch heute können wir Evolutionäre Prozesse überall um uns sehen. Sie führen zur Entstehung neuer Arten (einschließlich neuer Krankheitserreger, beispielsweise SARS-CoV-2) und verändern existierende Arten, unsere eigene mit eingeschlossen. 

https://blogs.scientificamerican.com/science-sushi/evolution-watching-speciation-occur-observations/

https://www.google.com/amp/s/phys.org/news/2018-11-human-evolution-possibly-faster.amp

https://science.sciencemag.org/content/372/6549/1395

Und auch wenn es eigentlich per se nichts mit Evolution zu tun hat einfach weil es gerne als Argument verwendet wird: Auch auf dem Gebiet der Entstehung des Lebens, der Abiogenese wächst unser Verständnis stetig. 

https://www.nature.com/articles/nrg3841

https://science.sciencemag.org/content/371/6535/1225

In Summe: Die Entstehung aller heute lebender Arten aus anderen Arten ist über jeden seriösen Zweifel hinaus belegt. Was hingegen über jeden Zweifel hinaus WIDERlegt ist, ist das biblische Schöpfungsmärchen.

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Blume8576  05.09.2021, 10:31

Eine Theorie ist in der Altagssprache kein Fakt.

Es ist vielmehr so das Wissenschaftler ihre Theorien als Fakten darstellen wollen. (Zb Relativitätstheorie )

Von einer Keimtheorie habe ich noch nie gehört. Man kann Keime / Bakterien unter dem Mikroskop sehen. Man kann ihre Stoffwechselprodukte extrahieren. Man kann testen ob die Keime oder ihre Stoffwechselprodukte Zellen Töten. Das sind Fakten.

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Ich meine es ist ein Fakt, wenn man immer wieder zu dem gleichen Ergebnis kommt.

Also das Ergebnis einer Versuchsreihe muss bei gleichem Versuchsaufbau immer das gleiche sein.

So funktioniert das.

https://de.wikipedia.org/wiki/Falsifikation

Man stellt fest, dass etwas wahrscheinlich nicht falsch ist und forscht nach Daten, die eine Erkenntnis eventuell widerlegen könnten.

Woher ich das weiß:Hobby – Lieber Fakten als Geschwurbel.