Während des Galopps Äußeres Bein nach hinten?

7 Antworten

Das Bein liegt deshalb etwas zurück, weil der Galopp unsymmetrisch ist. Dazu brauchst Du die Fußfolgen, ich hoffe, die wurden Dir erklärt, bevor Du reiten angefangen hast, denn das alles von oben erst begreifen zu müssen, wenn man es schon umsetzen soll, ist in der Tat ziemlich überfordernd und dann muss man sich nicht wundern, warum Dir das alles ein bisschen viel ist. Galopp hat immer eine Handseite, das heißt, ohne ganz leichte Biegung im Rumpf kein Galopp. Und immer, wo eine Biegung ist, gibt es innen und außen. In Biegungen liegt immer das äußere Bein eine Hand beit hinter dem Gurt, es hat eine verwahrende Wirkung, das heißt, es schafft einen Rahmen, damit das Pferd den Rumpf nicht nach außen weg drückt.

Eine Hand breit ist nicht viel, die meisten Anfänger knicken direkt ihr Knie, das wäre falsch. Aus dem Hüftgelenk heraus wird ganz locker (wenn es anstrengend für Dich ist, blockiert Deine Hüfte und dann war das deutlich zu viel, denn damit würdest Du die Hüfte des Pferdes auch blockieren) etwas weiter hinten herab hängen lassen als das innere Bein. Bevor man angaloppieren soll, ist es sehr wichtig, dass einem das im Schritt absolut leicht fällt. Lehrer, die vorher den Galopp verlangen, müssen sich nicht wundern, wenn die Hilfengebung nicht exakt funktionieren kann.

Mit dem angaloppieren hat das verwahrende Bein nur insofern zu tun, als man die Rumpfbiegung für das Angaloppieren einleiten muss und dass es leichter ist, die Galopphilfe mit dem äußeren Bein (das zufällig verwahrend liegt statt am Gurt) zu setzen, denn beim Angaloppieren wird das äußere Bein zuerst benutzt und es ist unsinnig, auf ein Bein einzuwirken, dessen Aufgabe es grade ist, am Boden zu stützen. Allerdings macht diese Schenkelhilfe in aller Regel nur 10% der Hilfengebung aus. Weitere 10% der Hilfengebung macht die Hand, die vorher verwahrend stand und nun Raum gibt, dass die Beine vor springen können und die restlichen 80% macht, dass Dein Rumpf "Galopp sitzt". Und dafür musst Du bereit sein und das wirst Du nur durch viel exakt Schritt reiten, um wirklich die Feinheiten der Einwirkung in einer Gangart zu lernen, wo Du nicht den Schwung des Pferdes mitsitzen muss und die langsam genug geht, dass Du korrigieren kannst, was noch nicht so passt. Dann lernt man die symmetrische und damit für den Menschen leichtere Gangart Trab hinzuzunehmen, während man im Schritt die Lektionen noch etwas feiner macht und schwierigere Lektionen hinzu nimmt - und wenn man dann (vorausgesetzt, die Theorie wurde inzwischen vermittelt) angaloppiert, geht das ganz von selbst und absolut korrekt ohne dass man nachdenkt, warum welches Bein wohin muss. Paarmal an der Longe Galopp spüren, sodass man weiß, wie es sich anfühlt und dann beim freien reiten einfach dieses Gefühl einleiten und schon galoppiert's unter einem.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981
Baroque  06.10.2017, 12:46

Was ich grade ganz, ganz erstaunt lese und mich einfach nur wundere: NIEMAND mehr galoppiert mit einer Schenkelhilfe seines äußeren Beins an? ALLE wirken auf ein stehendes Bein ein? Faszinierend, dass trotzdem alle Pferde galoppieren - aber dann erstaunt mich auch nicht mehr, warum der erste Galoppsprung bei den allermeisten Reitern kein Galoppsprung ist, sondern ein "Traloppsprung", wenn man so will. Das Pferd nimmt deshalb das innere Bein zu früh und rettet sich ab Sprung 2 in den Galopp. Einen korrekten Galoppsprung schon bei Sprung 1 bekomme ich nur, wenn ich den Galopp mit dem äußeren Bein einleite.

Danach sollte ich gar nicht mehr treiben müssen, denn das Pferd sollte alles so lange machen, so lange es von mir keine neue Information bekommt. Möchte ich im Laufe des Galopps etwas ändern, den Galopp mit einer treibenden Hilfe verbessern, ein anderes Gangmaß fordern, so nutze ich das innere Bein, denn dann kann ich das so eintakten, dass ich vermehrt das Bein treibe, das unter den Schwerpunkt stützen und somit nach vorne innen treten soll.

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Urlewas  06.10.2017, 16:54
@Baroque

Das macht mich jetzt nachdenklich 🤔

Ein feines Pferd, welches ich im Trab kaum aussitze, weil dies Leichttraben ihm besser zu tun scheint, galoppiere ich aus dem Schultervor oder direkt aus dem Leichttraben an. andernfalls scheint dieses Pferd seine Füße oft nicht sortiert zu bekommen. Und in der Tat - da habe ich dieses Gezappel dann nicht! Ich galoppiere ja beim Einsitzen an, wenn der innere Hinterfuß unten ist, und in dem Moment, wo ich im Trab aufstehen würde, nimmt mich das Pferd dann schon mit in den ersten Galoppsprung. Dabei denke ich aber dann gar nicht uner meine Beine nach - ich denke an Galopp und das Pferd machts...

Sehe ich das so richtig oder habe ich jetzt nen „Knoten im Kopf“?

( sorry Amydam, das führt nun ein wenig weit ...)

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Baroque  06.10.2017, 22:14
@Urlewas

Macht nix, wenn es weit führt, erklärt auch, warum wir grübeln und dass das alles so komplex ist, dass es "die einfache Antwort" beim reiten eh nie gibt ... und wenn man sowas mitdenkt, ist man auf den Reitunterricht viel besser vorbereitet.

Urlewas, jetzt müsst ich Dich sehen, damit ich keinen Knoten im Kopf hab ... ich glaub, ich hol mal einen Zettel und male Fußfolgen, bis Du zufrieden galoppierst, kann durchaus helfen, dass man als Zweibeiner den Vierbeiner besser versteht.

Bis ich gemalt habe ... und möglicherweise was sinnhaftes schreiben kann, bring ich Dich mal auf eine  andere Idee: Das Pferd scheint nicht so richtig 100% loslassen zu können, wenn das Gangbild im Aussitzen gleich schlechter wird und Dich nicht mehr sitzen lässt. Warum können weiß ich jetzt nicht, ob nun anatomische Schwachstelle, z.B. hohe, flache oder stark abgeschlagene Kruppe (beide Extreme sind nicht besonders leicht, losgelassen zu reiten), eingeschränkte Schulter (aber da werden die Gänge gerne auch einfach flach und können dann auch wieder gesessen werden), extrem tiefe große Gelenke (die ziehen dann gerne mal den Unterarm bzw. Unterschenkel mit Kraft von oben hoch statt den aus dem Antritt hoch schwingen zu lassen), ..., pathologisches Problem (irgendwo mal ein Handicap eingefangen, das es nicht mehr los wird), Probleme mit der psychischen Losgelassenheit, oder, oder, oder, aber ich glaube, das spielt wenig Rolle dabei. Kannst Du seine Schiefe gut beurteilen und / oder hast Du sie im Kopf? Auf welcher Hand ist es natürlich schief? Hat es möglicherweise zudem eine pathologische Schiefe, also ein beispielsweise aufgrund einer Verletzung oder Verschleißerkrankung für immer leicht kürzer tretendes oder weiter neben den Schwerpunkt nach außen tretendes Hinterbein? Falls ja, auf derselben Seite oder auf der anderen?

Weil Du erinnerst mich mit der Beschreibung an mein eigenes Pferd, das eine natürliche Linksschiefe hat, die aber von einer pathologischen Rechtsschiefe überlagert wird. An guten Tagen, wo ihm die alte Verletzung null zu schaffen macht, ist klar, er ist linksschief. An schlechten Tagen, wo er mit der alten Verletzung kämpft, ist er rechtsschief - und an den Tagen dazwischen hebt das eine das andere auf, da läuft er halt etwas steifer als ein völlig gesundes Pferd, aber sehr schön gerade. Ihn kann ich wegen seiner Verletzungsgeschichte (fast) nicht (mehr) aussitzen, denn er kann aufgrund dessen, dass er die dadurch auf das rechte Hinterbein kommende Last nicht verarbeitet bekäme, nicht so untertreten, dass er den Rücken ganz aufmachen kann und wäre immer so unbequem, dass ich direkt meine Steife aufgrund seiner Unbequemlichkeit auf ihn übertragen würde und ihn noch fester machen würde im Rücken. Den galoppiere ich am besten rechts aus einem versammelnd gerittenen (4 Hufschläge) Schulterherein an, da springt er immer ab dem ersten Sprung sauber durch, anders kann es sein, dass er nur zu kurz rechts hinten stützen möchte. Da er mit dem rechten Hinterbein auch erhebliche Probleme hat, es als Schubbein zu nutzen, kann ich ihm im Linksgalopp helfen, wenn ich ihn vor dem Angaloppieren links Kruppeherein im Schritt reite und daraus den Galopp einleite. Auch dann springt er sauber aus dem Schritt durch. Frage nicht, wie er pariert - außer an den guten Tagen muss man da echt aufpassen, dass man nicht ausgehoben wird, aber bisher haben wir es immer irgendwie geschafft, den Galopp wieder zu verlassen ;-)

Und jetzt nehm ich einen Zettel, will das jetzt wissen, ob ich heut abend noch in der Lage dazu bin, Deinen Fall rauszuknobeln.

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Baroque  06.10.2017, 22:33
@Urlewas

Ja, hab gerechnet, geschrieben, gemalt ... Fußfolge bildlich anschauen:

https://www.tipps-zum-pferd.de/wp-content/uploads/2013/02/tzpgalopp-328-5.jpg

Denken wir mal rechts. Du sitzt ein und löst den Galopp aus, d.h. Du löst ihn aus, wenn Du genau in der hier gezeichneten Phase grün-rot bist. Dies ist die einzige Phase, die der Galopp mit dem Trab gemeinsam hat: ein diagonales Beinpaar ist am Boden. Damit schaffst Du den weichsten Übergang, weil nur noch einmal das rechte Vorderbein in die Einbeinstütze muss und dann schon die Schwebephase anschließt. Wahrscheinlich treibst Du dann sogar unwissentlich ein bisschen außen, weil der Rumpf kam ja grade, wenn Du Dein Bein auf die verwahrend-Position schiebst, nach außen, der schwingt ja hin und her, um dem jeweiligen Hinterbein Platz zu machen. Also hat sich der Rumpf die Hilfe von Dir abgeholt ohne dass Du sie bewusst geben musstest. Du treibst also innen, wenn die diagonale Stütze schon wirklich am Boden ist und gleich wieder abfußt und nimmst damit dieses Bein auch noch mit.

Ach, was ich im anderen Kommentar beschrieben habe mit aus dem SH angaloppieren: Auf der Linie, auf die das Pferd für's SH abgestellt ist, also nicht noch auf der eigentlich Bewegungsrichtung grade richten. Z.B. bei SH an der langen Seite, dann auf dieser Biegung auf einen Zirkel weg galoppieren und damit das SH direkt nach vorne in den Galopp auflösen. Besser trainierte Pferde vielleicht aus dem SH am Zirkel auf eine Volte angaloppieren und diese dann vergrößern unter Rahmenerweiterung - wird aber für das von Dir beschriebene Pferd zu viel sein.

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Was du beschreibst ist ganz normal und damit hat wohl jeder Anfänger zu kämpfen ;-) Bitte frag aber gezielt deinen RL nach deinem Problem und was du genau falsch machst. Nur er kann dir die richtigen Tipps vor Ort geben und mit dir gemeinsam am Problem arbeiten.  

Grundsätzlich gibt aber nicht das äußere Bein das Signal zum angaloppieren sondern der innere Schenkel. Das äußere Bein liegt im Galopp immer eine handbreit weiter hinten, bleibt dabei aber passiv, es treibt also nicht. Die treibende Hilfe kommt vom inneren Schenkel, der jeden Galoppsprung einzeln einfordert.

Willst du auf dem Zirkel galoppieren ist die Hilfe zum abwenden keine andere als die im Schritt oder Trab. Viele Reitschüler machen den Fehler und versuchen das Pferd mit dem inneren Zügel um die Kurve zu ziehen und vergessen dabei aber vollkommen die Gewichtshilfen - das ist aber nun mal eigentlich komplett falsch. Willst du also abwenden drehst du deinen Oberkörper (und damit meine ich Kopf, Schulter und Hüfte!) in die Richtung in die du abwenden möchtest. Dadurch kommt ganz automatisch das äußere Bein mehr ans Pferd. Verstärkend kannst du dazu dein Gewicht mehr in den inneren Bügel bringen. Der äußere Zügel begrenzt die Schulter des Pferdes, der innere zieht auf keinen Fall um die Kurve.

Das Ganze ist aber nun mal leider nicht ganz so einfach wie es sich anhört und bedarf einfach langer Übung. Also gib nicht auf und hol dir auf jeden Fall Unterstützung vom Boden. Übe die Wendungen erstmal im Schritt und Trab und nimm den Galopp erst dazu wenn es in den anderen Gangarten klappt.

Das Bein bleibt hinten.  Reiten ist schwer, du lernst das alles mit der Zeit! Das äußere Bein ist angelegt, das Innere treibt am Gurt. 

Eigentlich galoppiert das Pferd nicht dadurch an, dass du das äussere Bein zurücklegst. Schulpferde sind aber  oft so darauf dressiert, damit der Anfänger überhaupt zum Galoppieren kommt, weil die richtigen, komlpetten Hilfen zum Angaloppieren dich vorerst koordinativ überfordern würden.

Aber ja, unter anderem liegt das äussere Bein sowohl im Galopp als auch auf dem Zirkel eine Hand breit hinter dem Gurt, um das Pferd „in der Spur zu halten“. Zum Treiben benutzt man im Galopp dagegen das innere Bein, indem du es immer dann, wenn das Pferd dich“ hochwirft“, leicht andrückst und wieder locker läßt. Der Schenkel “atmet“ mit den Rippen des Pferdes, an denen er anliegt.

Den Zirkel reitest du, egal in welcher Gangart, indem du dich mit den Schultern ein wenig hereindrehst. Blicke immer eine Viertelrunde voraus, so drehst du mit dem Kopf automatishc auch die Schultern, und diese Bewegung spürt das Pferd.

Wenn diese Drehung nicht reicht, führe die innere Hand ein wenig in Richtung Zirkelmitte, also vom Hals des Pferdes weg. Aufpassen, dass du dabei zur Seite  einwirkst und nicht zurückziehst, sonst kann das Pferd kaum weiter galoppieren.

Kompliziert? Deshalb hat dein Reitlehrer sich erst mal auf das mit dem äusseren Schenkel beschränkt. Das andere kommt noch alles - nur Mut, richtig reiten lernen braucht Geduld und Übung 🤗

(Ach so, und dass das Pferd in den Trab fällt , kann auch am anfangs unruhigen Sitz liegen)

Bein bleibt hinten sonst setzt dein Pferd aus! Aber bloß nicht anfangen mit dem äußeren Bein zu treiben, das übernimmt das andere! Der innere Schenkel spielt bei der ganzen Sache eine riesige Rolle. Bei jedem Sprung gibst du einen Impuls und versuchst gleichzeitig eine Biegung in das Pferd zu bekommen, damit es gut auf dem Zirkel bleibt. Der innere Schenkel arbeitet zusammen mit dem äußeren Zügel. Leichte Paraden geben aber es unbedingt vermeiden den Kopf nach außen zu stellen. Dagegen gehst du mit der inneren Hand an, aber nicht stur den Kopf nach innen ziehen. Das Pferd wird sich von alleine um deinen inneren Schenkel Biegen wenn du alle Hilfen richtig gibst! Liebe Grüße 😊

Baroque  06.10.2017, 22:38

Wenn man jeden Sprung mit dem Schenkel treiben muss, läuft was nicht ganz richtig. Auch im Dressursport ist das Ziel, keine weiteren Hilfen geben zu müssen, wenn man nichts ändern möchte. Und Paraden = Zügelhilfe (so liest sich das, denn eine Parade besteht ja eigentlich aus allen Hilfen, aber ich nehme jetzt mal an, es ist die Ringfingerparade am Zügel gemeint) nie am äußeren Zügel, der rahmt ein und steht damit fix da, gibt nur nach, um den Rahmen zu erweitern, die Nase vor zu lassen, wenn das Pferd weiter durchspringt oder nimmt das auf, was durchhängen würde, wenn das Pferd die Hanken besser beugt und somit auch im Genick etwas weiter nachgibt. Sonst macht der äußere Zügel im Idealfall nichts. Wenn man mehr als dieses nichts machen muss, ist das eine deutliche Korrektur und die ist immer situationsbedingt und nicht eine pauschal zu beschreibende Sache.

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LaurelFabienne  07.10.2017, 08:28
@Baroque

Ich hab es an 2 verschiedenen Ställen von 2 verschiedenen Reitlehrern so gelernt und die Pferde laufen damit bei mir korrekt. Es wird wohl immer Unterschiede geben zwischen den Reitern. 

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