Wählen Firmen für die steuerliche Abschreibung ihrer Produktionsmaschinen eher die degressive oder die lineare Abschreibung, oder teils sogar beide Formen?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Theoretisch sollte in der Mehrheit die degressive Abschreibung gewählt werden, wenn die möglich ist.

Nehmen wir an, du willst am nahen Baggersee einen Tretbootverleih aufmachen. Du kaufst dir 10 Tretboote für je 3000 Euro. Die Tretboote halten jeweils 10 Jahre, bis sie veraltet sind.

Nehmen wir weiter an, du darfst das Dreifache des linearen Satzes, also 30% abschreiben (war im letzten Jahrhundert so^^).

Bei der degressiven Abschreibung kannst du im ersten Jahr 30% = 9000 Euro abschreiben. Der Betrag wird vom Gewinn abgezogen, nicht versteuert und steht dir in der Kasse oder auf dem Bankkonto zur Verfügung. Du könntest dir nun drei weitere Tretboote kaufen und damit deine Einnahmen erhöhen.

Im nächsten Jahr hast du 21000 Buchwert der ersten 10 Boote und 9000 Buchwert der nachgekauften 3; zusammen wieder 30.000, wieder 9.000 Abschreibung und du kannst wieder 3 neue Boote holen.

Das läuft 10 Jahre lang; wenn die ersten 10 Boote ausgemustert werden, hast du einen kontinuierlichen Bestand von 30 Booten, obwohl du 10 davon finanziert hast.

Parralelwelt 
Fragesteller
 08.04.2024, 12:17

Der Haken ist aber doch, dass ich erst mal genug Gewinn machen muss damit sich das lohnt

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napoloni  08.04.2024, 13:00
@Parralelwelt

Im Fall der Tretboote wäre wichtig, dass auch die zusätzlichen Boote ausgelastet wären; klar. Wenn du wüsstest, dass du 30 Boote auslasten könntest, müsstest du hier nur 10 finanzieren. Oder wenn du auf Dauer 30 PKWs für deine Außendienstmitarbeiter halten musst, startest du auch mit 10 Fahrzeugen und lässt zunächst die meisten ADMs in Leihwagen fahren.

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Afaik wählt man (muss man?) die Form, die am besten passt - rein schon aus kaufmännischer Vorsicht.

Beispiel: eine Anlage verliert direkt zu Beginn schon viel an Wert. Wenn ich diese jetzt aber linear abschreibe, steht sie ja in den Büchern mit eigentlich zu hohem Wert drin. D.h. ich denke, ich hätte mehr Kapital, als es in Wirklichkeit ist.

Es kommt auf die steuerwirksame Gewinnsituation an.

Sie nehmen die Methode die für sie am steuerlich besten ist.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Seit einigen Jahren mache ich "irgendwas mit Steuern"

Je nachdem welche Abschreibungsmethode günstiger ist, wird entsprechend gewählt.

Die degressive AfA (max 25% jährlich) ist nur dann günstiger, wenn die Nutzungsdauer eines Wirtschaftsgut über 4 Jahre liegt (Andernfalls würdest du ja sonst über die gewöhnl. ND abschreiben, z.B. über 10 Jahre. 1/10 Abschreibung jährlich ist weniger als 25%)...

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Abgeschl. Studium zur Dipl. Finanzwirtin und berufl. tätig