So funktionieren Kryptowährungen:
1) Ich gründe den Napolonicoin (NPC) und sage, davon gibt es 20.000.000 Stück. Dir schenke ich 10 Millionen davon; dann haben wir beide die Hälfte.
2) Weil ich gerade drei Euro in der Hosentasche habe, biete ich dir an, von dir einen NPC zurückzukaufen. Du willigst ein, weil du gewinnst drei Euro.
3) Durch diesen Handel ist ein Kurs entstanden: 1 NPC = 3 Euro. Dadurch sind die 20 Millionen NPCs nun 60 Millionen Euro wert (Marktkapitalisierung). Dieser Wert ist durch ein Transaktionsvolumen von 3 Euro entstanden.
4) Weil du das System verstanden hast, bietest du mir jetzt an, für einen Euro 0,1 NPC von mir zu kaufen. Der neue Kurs ist dann 1 : 0,1 = 10 Euro. Wir beide haben jetzt zusammen auf dem Papier 200 Millionen Euro. Und das Transaktionsvolumen ist 4 – oder sogar nur 2 Euro, weil wir uns die Dinger hin und her verkauft haben. Also haben wir mit 2 Euro 200 Millionen geschaffen.
5) Du gibst spaßeshalber im Internet „Napolonicoin“ ein und findest eine Website, in der steht, Sensation; Napolonicoin steigt von 3 auf 10; jetzt aufspringen und zugreifen, bevor es zu spät ist. Verlinkt ist eine Handelsplattform. Möglich, dass Website und Plattform von mir sind; das Geschäft will ja ans Laufen gebracht werden.
6) Ein paar Azubis, Studenten und Kryptofans springen an, dir gelingt es, 3000 NPC am Markt zu verkaufen und etwas über 30.000 Euro einzunehmen. Ich hab ebenfalls etwa 3000 NPC verkauft. Wir treffen uns, beschließen gemeinsam auf See zu feiern und chartern uns dafür eine ordentliche kleine Yacht. Dabei werden wir unglücklicherweise von einem russischen Spionage-Uboot gerammt, erleiden Schiffbruch und geraten auf eine zivilisationsferne einsame Insel irgendwo bei Mecklenburg-Vorpommern. Wir sind dann erst einmal ein paar Jahre verschollen.
7) Derweil handeln die NPC-Fans weiter. Auf dem Markt sind aber nur unsere verkauften 6000 NPCs vorhanden, so dass das Angebot sehr knapp ist und der Kurs ins Unermessliche steigt. Dieser stetige Kursanstieg wiederum lockt weitere Anleger an.
8) Ein Ausflugsdampfer aus Peenemünde entdeckt zwei verwahrloste Gestalten auf einer Sandbank – das sind wir. Als wir an Land gebracht werden, liegt der Napolonicoin bei 64.000 Euro; die Marktkapitalisierung beträgt 1280 Milliarden Euro (1.280.000.000.000). Es sind aber letztlich nur 6000 NPC hin und her gehandelt worden, womit effektiv maximal 384 Millionen ins System geflossen sein können (in Wirklichkeit nur ein Bruchteil davon) und einen 3333fachen Wert erzeugt haben.
9) Einer von uns beiden, wer auch immer der Schnellere ist, gelangt als erstes auf die Handelsplattform und versucht, seine noch immer fast 10 Millionen NPCs zu verkaufen. Alle Kaufgesuche werden auf der Plattform sofort befriedigt; der Kurs fällt sofort ins Bodenlose. Der erste von uns hat noch etwas Geld rausgeschlagen; der zweite geht schon leer aus. Und alle anderen Anleger, die bis zu 384 Millionen in den Markt getragen haben, haben plötzlich nichts mehr.
Dasselbe Schicksal könnte und sollte auch dem Bitcoin blühen. Auch bei dem ist nur ein Bruchteil der Marktkapitalisierung ins System geflossen und nur ein kleiner Teil der Coins (verknappter Markt) wird mehr oder weniger von denselben Akteuren hin- und her gehandelt. Niemand weiß, wem die 20.000.000 Coins mit dem theoretischen Wert von 1.280.000.000.000 Euro wirklich gehören.
Der Bitcoin wird weiter steigen, solange kein großer Verkäufer (wie in Fall 9) auf den Markt tritt und die Leute das Ding weiter lustig hin- und her handeln und stetig einzahlen. Aber das mögliche Endszenario ist immer der Totalverlust. Also solltest du wenn besser nur einen kleinen Teil deines Geldes dafür aufwenden.
Aktien (Aktien-ETFs) wären eine seriösere Anlage, weil da echte Werte hinter stecken und sie auch echte Erträge generieren (Dividenden und Wachstum durch nicht ausgezahlte Gewinnanteile).