Tschernobyl Reaktor 20%?

2 Antworten

Es bildete sich bei unzureichender Hitze eine hohe Menge an explosivem Xenongas, die sonst sofort verbrannt wurden. Somit wurde beim erneuten hochfahren das Gas zur Bombe, welches sich gesammelt hatte. Dazu gibt es eine 5teilge Filmserie, die auch technisch sehr detailliert ist und vieles über den Unfallhergang erzählt. Unteranderem auch genau das Thema der Gasbildung.

(Link zu Amazon-Video zur Serie)

Natürlich etwas langwierig, da auch viel drum herum abläuft, aber je weiter man zum Ende kommt, um so interessanter und technischer wird es.

ADFischer  04.07.2023, 18:21

Ist Xenon nicht ein Edelgas?

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RobertLiebling  04.07.2023, 18:32

Xenon 135 ist nicht "explosiv". Es fängt aber thermische Neutronen ein und bremst dadurch die Kettenreaktion im Reaktor - bis zum faktischen Stillstand.

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Franz1957  04.07.2023, 18:50

Xenon brennt nicht und explodiert nicht. Das Problem mit dem Xenon ist ein ganz anderes. Genau gesagt geht es um das Xenon-Isotop Xe-135, das im Reaktor als Teil der Zerfallskette eines der Spaltprodukte entsteht. Es hat die Eigenschaft, ziemlich wirksam Neutronen zu verschlucken. Das stört im normalen Reaktorbetrieb nicht weiter. Wenn aber die Leistung zu stark gedrosselt wurde, dann bremst das Fehlen der verschluckten Neutronen das Wiederhochfahren der Kettenreaktion so stark, daß man einige Zeit abwarten muss, bis das Xe-135 zerfallen ist und man den Reaktor wieder hochregeln kann.

Das Team in Tschernobyl verwendete stattdessen eine gefährliche Kombination zweier Maßnahmen, um die Leistung rasch wieder zu vergrößern: Die Steuerstäbe wurden ganz herausgezogen, und der Kühlkreislauf wurde so geändert, dass sich im Wasser Dampfblasen bildeten, was die Reaktivität dieses Reaktortyps ebenfalls erhöht. Darufhin stieg die Leistung des Reaktors aber so rasch an, dass keine Gegensteuerung mehr möglich war und er sich selbst zerstörte.

Der Fachbegriff zu diesem Problem steht in der Antwort von RobertLiebling.

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Doktorelektrik  05.09.2023, 14:21

Xenon kann nicht explodieren, da hast du etwas gründlich missverstanden - oder die Info ist Bockmist.

Aber durch die "Xenon-Vergiftung" kam die Reaktion auch bei erneutem Ausfahren der Bremsstäbe nicht merklich in Gang. (Stark verzögert!). Dadurch wurden wiederum viel zu viele Bremsstäbe gezogen, und die Kettenreaktion setzte sehr heftig wieder ein - mit geschätzt der hundertfachen erreichten Nennleistung dürfte verständlich werden, dass das nicht gut gehen konnte.

Merke: für dieses Experiment war der aktive Teil des Reaktors gar nicht erforderlich. Total fahrlässig und dumm wurde hier mit einem Reaktor live gespielt- und es ist schief gegangen, wie immer, wenn sich Dummheit mit Leichtsinn mischt.

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Bei Leistungen unter 30% ist dieser militärische Reaktortyp nicht mehr gut regelbar, deshalb greift da der halbautomatische Reaktorschutz und versucht den Reaktor abzufahren.

Leider hat der Schichtleiter verbotener Weise sämtliche Kühlmittelpumpen hart abgeschaltet, was zur ungebremsten Leistungssteigerung führte.

Bei zivilen Reaktoren würde bei Undichtigkeiten die Reaktion sofort abklingen.
Der militärische Reaktor zur Atombombenproduktion läuft durch den 3400 Tonnen schwerden Graphitmoderator noch jahrelang mit über 100% Leistung weiter, selbst wenn das System drucklos und ohne Kühlwasser ist. Das hat uns die Presse leider verschwiegen um allgemein die Reaktoren in Verruf zu bringen.

Durch die Strahlung eines zivilen Kernkraftwerkes ist noch nie ein Mensch gestorben.